Noch'n Gerd

Hallo zusammen,

ich lese hier seit einiger Zeit unregelmäig mit und wollte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Gerd, ich bin 44, Alkoholiker und seit dem 13.10.1986 trocken.

Mein Weg in die Trockenheit führte (nach dem obligatorischen Sturz ins dunkle Nichts) über eine Therapie und nachfolgend regelmäßigen Besuch von AA Gruppen. Irgendwann habe ich dann wohl so ein bißchen den Bezug zum Thema "Alkohol" verloren, keine Gruppen mehr, Internet gabs noch nicht. Ich kann nicht sagen, daß es mir in der Zeit ohne Gruppen schlecht ergangen wäre oder daß ich Saufdruck hatte. Es hatte sich einfach so ergeben und in meinem Freundeskreis bin ich immer sehr offen mit dem Thema umgegangen, so daß ich mich nie wirklich von meiner Krankheit entfernt hatte.

Trotz alledem: vor etwa einem Jahr hat mich dann so ein bißchen die innere Unruhe erfasst* und mir wurde klar, daß mir der Austausch mit anderen Alkoholikern sehr fehlt. Die Stinos können eben nicht immer alles verstehen, was in so einem Alki-Schädel vorgeht, so sehr sie sich auch Mühe geben. Ich bin dann über tausend Umwege(die eine Geschichte für sich wären) irgendwann im Mai in einem AA Chat aufgeschlagen(den ich immer noch unregelmäßig besuche) und habe angefangen, mich wieder mehr mit mir und meiner Krankheit zu beschäftigen.

Seitdem tausche ich mich wieder regelmäßig mit anderen zum Thema Alkohol aus, gehe auch seit einem halben Jahr wieder in AA Meetings.

Dieses Forum fiel mir positiv auf, weil es relativ gut besucht und sehr offen ist. Außerdem kenne ich die Software[phpBB] bereits, das macht das Schreiben einfacher

Uns allen gute 24h

Gerd

[Gefußnotetes]
*Es war so ählich wie in Biermann's "Das kann doch nicht alles gewesen sein"

Hallo Karsten,

Zitat von Karsten

Hallo Gerd,

dann mal herzlich Willkommen in unserer Gemeinde.
Wir freuen uns natürlich, wieder jemanden mit dehr vielen Erfahrungen in unserer Gemeinschaft zu haben.
Sicher wirst Du uns den einen oder anderen Rat geben können, wie wir den nüchternen Weg gehen können.

Vielen Dank für diese nette (und spontane) Begrüßung zu dieser ungewöhnlichen Zeit.

Zitat von Karsten

Ich selbst bin am Anfang auch für ca. 1 Jahr in verschiedene SHG gegangen und habe mich dann dagegen entschieden.

Ich weiß selber nicht mehr genau, wie das alles kam damals. Ich glaube, ich fand nach einem Jahr oder so, daß ein 27-jähriger noch was anderes machen sollte, als in einem dunklen Kellerloch zu sitzen und sich von Leuten, die doppelt so alt waren, über das Leben belehren zu lassen. Das war sicherlich eine falsche Einschätzung, aber ich habe es damals so empfunden und kam damit einfach nicht mehr gut klar. Ich wollte leben, hatte ganz andere Probleme als die meisten anderen, die viel älter waren und kam mir total verloren vor. Ich bin eines Tages von einer erfahrenen Freundin ziemlich doof runtergemacht worden und hab das als (willkommenen?) Anlass genommen, mich für die nächsten 15(?) Jahre nicht mit SHG zu beschäftigen.

Ich bin vor einigen Monaten mal wieder in diese Räumlichkeiten gegangen und es war irgendwie gespenstisch und 'homecoming' zugleich. Die Gruppen dort gibt es immer noch, obwohl nur noch wenige aus meiner ersten Zeit leben bzw. trocken geblieben sind.

Meine Entscheidung, wieder in Gruppen zu gehen, habe ich nicht bereut, ganz im Gegenteil. Allerdings gehe ich heute mit einer anderen Einstellung (und in eine ganz andere Gruppe) als vor 19 Jahren. Lockerer ist glaube ich das richtige Wort, und offener.

Wenn ich damals die Möglichkeit gehabt hätte, was eigenes zu machen in der [technischen] Form wie es hier geschieht, dann hätte ich es wahrscheinlich auch versucht. Es gab noch ein paar gelegentliche Meetingsbesucher, die in meinem Alter waren, vielleicht hätte damals eine "Junge Leute" Gruppe entstehen können - aber entweder waren die Leute nur auf der Durchreise zum Mars(oder sonstwohin...) oder glaubten, sie seien gar nicht abhängig. Keine Chemie eben.

Ich hoffe, ich kann dem ein oder anderen mal einen positiven Denkanstoß geben oder auch ein wenig Mut machen. Ein Vorzeigealkoholiker werde ich allerdings nie werden

Liebe Grüße und uns allen gute 24h

Gerd

Hallo Karsten,

Zitat von Karsten

Man kann eben nicht über die Tatsache hinwegsehen, dass es nur wenige schaffen, einn nüchtenes Leben über einen längeren Zeitraum zu schaffen.
Viele meiner damaligen Mitdtreiter sind rückfällig oder sogar Tod.

Wenn ich es nicht geschafft hätte, mich auch an länger Trockene zu halten, wäre ich jetzt fast alleine.

Irgendwo hab ich mal gehört "halt Dich an die Gewinner", damit sind dann wohl die gemeint, die lange trocken bleiben dürfen. Ich hatte das Glück jemanden in der Familie zu haben, der ein Jahr vor mir aufgehört hat und trocken geblieben ist. Insofern hatte ich immer ein vertrautes und motivierendes Bild direkt vor der Nase. Und auch einen brüderlichen Rat, wenn ich ihn brauchte.

Alkoholismus ist eine hinterhältige tödliche Krankheit, je eher das einer begreift, desto besser. Ich weiß nicht, ob von denen die damals mit mir Therapie machten überhaupt noch einer lebt. Ich schätze, die meisten sind mittlerweile tot oder so gut wie. Mein Therapeut hat damals kalt bis ans Herz gesagt, daß die Wahrscheinlichkeit, daß ich in fünf Jahren noch lebe, kleiner als weißnichtmehr Prozent sei. Das hat mich motiviert bis in die Haarspitzen. An der tödlichen Krankheit Alkoholismus kann ich ja nix ändern, aber ich kann aus der Not eine Tugend machen und wenn schon Alkoholiker, dann wenigstens einer, der schön am Leben bleibt und jede Statistik Lügen straft

Ich hab nochmal ein neues Leben bekommen, und ein schönes dazu. Mein Beitrag war das erste Glas stehenzulassen und mit mir selber gut umzugehen, alles andere macht einer, den ich "lieber Gott" nenne.

Zitat von Karsten

Jetzt habe ich auch einfach mal geschrieben, was mir gut tat.

Und ich hab das gerne gelesen, das tat genauso gut

Uns allen gute 24h

Gerd

Hallo Bettina,

Zitat von bettina

Hallo Gerd und guten Morgen!

Ich habe erst 26 Tage hinter mir und wollte Dich als alten Hasen :-)) mal fragen,ob der Gedanke an Alkohol mal irgendwann weggeht?

Gruß Bettina

26 Tage sind schon mehr als ich mir 27 Tage vorher in der "Stunde Null" hätte vorstellen können.
Der Gedanke an Alkohol (im Sinne von "boah, jetzt könnte ich mir mal wieder einen genehmigen") hat mich nicht mehr bedrängt. Für mich war der schwierige Teil die "Geschichte hinter der Geschichte", also mit dem Gerd so klarzukommen, wie er nunmal ist.

Ich habe irgendwann verstanden, daß meine Trunksucht dann am größten war, wenn ich einen Zustand herbeiführen oder halten wollte, in dem ich so war, wie ich mich selber gerne gesehen hätte. Aber "so" war ich nun eben nicht.

Uns allen gute 24h

Gerd

Hallo Gerd,
herzlich Willkommen, ich freue mich das Du hier bist da ich mir von "alten Hasen" Tipps und Hilfe erhoffe. Bin 47 tage trocken und hoffe es werden noch viele mehr.
Meine tägliche SHG ist dieses Forum, wobei ich natürlich noch eine SHG im Ort besuche.

Liebe Grüße und hoffentlich bis bald mal

Frank

Hallo Gerd,

auch von mir herzlich willkommen hier. Ich denke und hoffe, dass Du mit Deiner Erfahrung sicher einige gute Beiträge leisten kannst.
Man muss halt immer aufmerksam bleiben.
Schön, dass Du hier bist.

LG Joachim

Ihr Lieben,

vielen Dank für das nette Feedback, bin ja richtig verlegen und werd gleich noch ein klein bißchen rot.

Ich hatte mal eine liebe Freundin, die hat zu mir gesagt

Zitat von Meine Ex

You are not perfect but you are perfectly you

So ist es. Wer mich mag(und das schließt mich selber mit ein, denn ich mag mich ja auch ein bißchen), der mag mich eben so unvollkommen, wie ich nunmal bin.

Uns allen gute 24h

Gerd, Alkoholiker, trocken, zufrieden

Liebe Königin,

Zitat von Königin

Deshalb hole ich mir aus dieem Forum die Kraft und freue mich immer über jede antwort.

Hier bist Du richtig und ich hoffe, daß Du hier das findest, was Du suchst.

Ich teile gerne Erfahrung, Kraft und Hoffnung. Würde mich freuen, wenn ich ein bißchen Sonnenschein in Dein Herz bringen kann und das erste Glas ein paar Armlängen weiter wegrutscht.

Uns allen gute 24h

Gerd, Alk, trocken, Single, Kreativpäusjen einlegend