• Weil ich nicht an Zufälle glaube, so habe ich dieses Forum gefunden, weil ich es suchte. Noch vor 10 Tagen hätte ich alles darum gegeben, zusammen mit meinem Mann zu einer Beratung zu gehen. Heute sieht das anders aus, mir ist ganz schmerzhaft bewusst geworden, dass ich Hilfe brauche. Meine Co.-Abhängigkeit hat mich krank gemacht. Ich habe immer die Männer bekommen, die ich suchte und brauchte, um mir nicht mein Leben ansehen zu müssen. Dafür habe ich mich aufgeopfert und alles her gegeben. Es war die vergebliche Suche nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung, die ich nicht geben konnte und nicht zurückbekam, weil meine Partner durch ihr Trinken nicht anwesend sein konnten. Ich suchte die Leidenschaft und die unruhigen Beziehungen, in denen viel los war gleich einer Tragödie. Das kenne ich aus meinem Elternhaus, so bin ich groß geworden, es ist mir bekannt, dadurch fühlte ich mich heimisch. Ich bewachte und kontrollierte, regelte das andere Leben, analysierte die anderen Probleme und kam mir damit auch noch gut vor, voller Selbstaufgabe habe ich mich bescheiden zurückgestellt in der verzweifelten Hoffnung, doch noch die ersehnte Liebe und Anerkennung zu erhalten, dabei war ich auch noch eifersüchtig, dass man mir das Kaputte nehmen könnte. Dass ich mich selbst geopfert habe, ist mir die letzten Tage sehr schmerzvoll bewusst geworden. Dass nicht nur der Alkoholiker der Kranke ist, sondern ich zumindest genau so krank bin. Ich war eine Märtyrerin habe mit gelogen und verheimlicht, die Krankheit unterstützt, nach Außen abgeschwächt, und teilweise auch mitgetrunken, um das Leben überhaupt noch ertragen zu können. Was habe ich mir alles vorgemacht und immer wieder eingeredet, ich könnte eine Hilfe sein, und sein Leben in Ordnung bringen. Ein Ideal, das nie zu erreichen war. Zuletzt bin ich auch noch wegen finanzieller Vorteile geblieben, und kam mir damit so verlogen vor. Habe Briefe ohne Ende geschrieben und Lektüre über Suchtberatungsstellen in den Briefkasten geworfen. Meine angebotene Hilfe wurde verweigert. Mehr kann und will ich nicht mehr tun. Ich lasse das jetzt alles los und kümmere mich ausschließlich um mich und mein Leben. Die Erkenntnis, wie krank ich im Grunde bin, tut sehr weh, wo ich doch über Jahre immer die Rolle der Guten und Helfenden bzw. Ausgleichenden hatte. Ich war einfach feige, mein Leben selbst und unabhängig in die Hand zu nehmen mit allen Konsequenzen. Wenn ich so über Andere in meinem Alter lese, was die bereits alles erreicht haben, so empfinde ich es als beschämend, was ich dagegen zu setzen habe. Ein Leben mit Problemen und Abhängigkeiten, wenig Reisen und stets finanziellen Schwierigkeiten, das war das, was ich mir aussuchte. Nun bin ich in Frührente und lebe in einer kleinen Sozialwohnung, das ist der Preis, den ich für meine Co.-Abhängigkeit gezahlt habe. Nun gilt es nach Vorne zu sehen, und einen anderen Platz zu finden.
    Menschen, die sich nicht zu ihrer Vergangenheit bekennen mögen, mogeln sich durch die Gegenwart.
    Ich bin nicht verbittert, sondern voller Hoffnung, dass mir mit professioneller Hilfe der Weg in ein neues und gesundes Leben gelingen möge. Alles Liebe für Euch. LG Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Liebes Mondlicht,
    danke für Deine Worte, die das ausdrücken, was ich seit langem empfinde, nur der Mut fehlte, es zu leben. Es brauchte seine Zeit.
    Nun werde ich für Heute einen kleinen Stein setzen. Heute Abend, wenn der Mond in mein Zimmer scheint, so werde ich an Dich denken.
    LG Laurina :)

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Hallo Laurina
    vorher las ich Deine anderen Threads durch. Eine sehr gute Entscheidung die Du für Dich und Dein Leben getroffen hast. Vieles in Deinen Ausführungen kommt mir sehr bekannt vor, wobei ich allerdings zum Alkohol griff als ich nicht fand was ich suchte. Bzw. ich liess mich einfach treiben statt innezuhalten und über mich, mein Leben, meine Wünsche und Träume nachzudenken. Seit ich nicht mehr trinke muss ich auch täglich immer mehr erkennen, dass ich mir selber vieles verbaute. Nicht die Anderen, sondern ich mit meinem Festhalten an alten Werten, an verstaubtem, überholtem Denken stand mir selber im Weg. Auch für mich als Abhängige führt der Weg zu einem zufriedenen selbstbestimmten Leben nur über mein Selbstbewusstsein, mein Selbstwertgefühl. Es lässt sich erlernen Schritt für Schritt. Es beinhaltet auch Selbstverantwortung zu übernehmen, ich bin für mich verantwortlich.

    Ich wünsch Dir alles Gute für Deinen Weg aus der Coabhänigkeit
    LG rosmarie

  • Hallo Sonnenfrau,
    erst anwortet mir der Mond, nun erscheint auch noch die Sonne, welch glückliche Fügung. Auch Dir danke ich für Deine Wünsche. Ich habe mir ganz fest vorgenommen, an mir zu arbeiten, das verletzte innere Kind zu heilen, und Hoffnung zu haben, dass ich eines Tages ein gesundes Selbstwertgefühl erlangen werde. Mehr wünsche ich mir für Heute nicht. LG Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Wird schon werden für Dich Laurina !!!

    schön wär wenn wir im Austausch bleiben könnten.

    Ganz liebe Grüsse
    rosmarie

  • Ich danke Euch dreien für die lieben und begleitenden Wünsche, es gibt mir Kraft und Zuversicht, Wegbegleiter an meiner Seite zu haben. Zur Zeit fühle ich mich noch wie der Frosch, der in die Milch gefallen ist, anstatt zu ertrinken, fängt er an zu strampeln und sitzt letztlich oben auf der Sahne. Ich muss nun unter die Dusche, habe danach einen wichtigen Termin. Für Austausch bin ich immer zu haben, schreibe nämlich recht gerne. Einen schönen Tag für Euch. LG Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Liebe Sara,
    es ist gut, dass Du alles von Dir niederschreibst, das habe ich auch getan, und es ist ungemein befreiend und hilft. Schreibe alles, was Dir auf der Seele liegt, und Du loswerden möchtest. Dafür ist dieses Forum gedacht. Ich freue mich sehr darüber, Andere zu finden, die auch auf dem Weg sind, wir können uns austauschen und bestärken, auch bei unseren Rückfällen, wenn wir selbst merken, dass wir wieder Mal in ein altes Verhaltensmuster zurückfielen, das ist nur allzu menschlich. Dann hat man noch mal wieder diese Erfahrung gebraucht. Ich weiß nicht genau, ob ich diesen Spruch hier schon mal angebracht habe:"Menschen, die sich nicht zu ihrer Vergangenheit bekennen mögen, mogeln sich durch die Gegenwart". Ich habe mich lange durchgemogelt. Bei mir fing das Umdenken an, als ich das Buch CoAbhängigkeit, die Sucht hinter der Sucht von Anne Wilson Schaef gelesen habe. Heute lese ich fast täglich "Kraft zum Loslassen" und "Mut zur Unabhängigkeit" beide von Melody Beattie, diese Bücher geben mir Kraft und Mut zur Ehrlichkeit. Nachdem ich gestern ganz müde war, habe mich tatsächlich mal tagsüber ins Bett gelegt und bin dem Bedürfnis meines Körpers gefolgt. Heute hatte ich frische Energie und habe einen Termin in einer Suchtberatungsstelle wahrgenommen. Nun nehme ich ab Montag an einem Seminar teil mit dem Titel "Was ist Sucht". Parallel melde ich mich zu einem Anti-Raucher-Programm an. Zusätzlich ist geplant Entspannung, heilpädagogischer Tanz und ein Selbstbehauptungstraining. In dem Gespräch Heute hat man mir bestätigt, dass ich das Zeug dazu habe, eventuell später, nach meiner Genesung, selbst eine Gruppe zu leiten, um dann Angehörigen und betroffenen Kindern hilfreich beiseite stehen zu können. Das ist natürlich alles noch sehr weit weg, doch man kann ja schon mal hinschielen, womöglich entwickelt mein Weg sich auch anders, das alles ist noch offen - und ich lasse es einfach geschehen. Seit ich mit meiner Selbstfindung intensiv beschäftigt bin, mache ich mir keine Gedanken mehr darüber, wie es meinem Mann ergeht. Die Probleme von ihm und seiner Mutter waren mal Mittelpunkt meines Lebens - und ich opferte mich auf, um zu gefallen. Er erzählt mir zwar Heute noch auf meinem AB, dass er mich liebt und braucht, doch dem messe ich keine Bedeutung mehr bei. Denn ich brauche ihn nicht mehr, ganz langsam steigt in mir ein neues Gefühl auf, das mir sagt, ich bin was wert und kein Mensch hat das Recht, mich schlecht zu behandeln. Das war eine ganz schwere Geburt, doch so langsam fühle ich wieder Leben in meinem Körper - und die Angst vor finanziellen Engpässen schwindet, wie oft habe ich gerechnet und gemeint, es nicht zu schaffen. Heute bin ich auch bereit, mal durch ein tiefes Tal zu gehen, am Ende weiß ich, dass das alles hier mir alleine gehört, und das kann mir keiner mehr nehmen. Die innere Freiheit ist sehr wertvoll, diese neue Empfindung ist fast wie ein Fest, wenn man über Jahrzehnte eine funktionierende Marionette war. Nun bin ich jeden Tag sehr dankbar für das, was ich habe und schaue voller Neugier in mein neues Leben. Ich lasse es geschehen - und mir begegnen neue Menschen, das wird doch kein Zufall sein?
    Dir wünsche ich ganz viel Kraft und Mut für Deinen Weg.
    LG Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

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