Der "Drei-Jahres-Faden"

  • Das hat Dich ja alles ziemlich mitgenommen, Petter. Das ist verständlich. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren würde, wenn um mich herum plötzlich Tod und Verderben herrscht. Hältst Du es für möglich, daß Du da ein Trauma verschleppst und versuchst, es auf eigene Faust zu bewältigen? Männer sind ja gerne so, daß sie alles alleine hinbekommen wollen und sich erst dann Hilfe suchen, wenn sie alles andere erfolglos ausprobiert haben. Den Menschen im Ahrtal wurde psychologische Hilfe angeboten -- ob sie immer so angenommen wurde, weiß ich nicht. Vielleicht brauchst Du auch mal jemanden, dem Du Dein Herz ausschütten kannst?

  • Lieber Peter,

    immer wieder reden, reden, reden oder schreiben….

    Auch wenn man meint, das man den Mitmenschen damit auf den Wecker geht.

    Ich denke nur so lassen sich solche schweren Erfahrungen aufarbeiten.

    Ich wünsche dir die Wörter….

    Liebe Grüße

    Rosanna

  • Hallo Peter,

    die letzten Tage haben einige Alpträume gehabt, wie ich so mitbekommen habe. Ich auch...

    Das Unterbewusstsein lässt sich nicht "abstellen". Und im Grunde ist es auch gut so, somit verarbeitet man

    einiges. Und anderes kommt wieder hoch.

    Es ist gut, dass wir uns hier austauschen. Schreib das, was Dir auf der Seele drückt, hier auf. Das ist auch eine

    Art der Verarbeitung.

    Deine Gedanken dahingehend, dass es hätte schlimmer kommen können, ist menschlich. Und zeigt einem

    selbst auf, dass man auch dankbar sein kann und sollte!

    Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo,

    das dachte ich mir auch... ich bin nicht der Einzige, den Regen triggert. Oder ein näher rückender Jahrestag. Natürlich bin ich dankbar. Ich habe großes Glück gehabt.

    Im Grunde ist es mein erster bewusster Traum über dieses Ereignis, denke ich. Ich hatte keine Alpträume und keine Flashbacks.

    Als mir ein Freund aus der Ferne schrieb, ich solle doch nicht so ein Drama aus "der Sache" machen, hab ich erstmal gar nichts mehr darüber geschrieben oder erzählt. Hatte ich den Leuten zu viel zugemutet? Nein, denke ich mittlerweile. Es war alles authentisch, was ich berichtet hatte. Das Wort "Drama" hab ich persönlich genommen und den Kontakt einschlafen lassen.

    Ich habe viel Kraft. Aber irgendwann ist es wohl auch gut. Hilfe habe ich trotzdem angenommen.

    Bald habe ich Geburtstag, kurz nach dem Flut-Jubiläum. Heute habe ich mir ein schönes Hotel in meiner Heimatstadt gebucht. Zwei Tage werde ich abtauchen. Spurensuche der Kindheit :) Luxus + Entspannung mit Frühstück.

    Das gehört zu meinem Resilienz-Programm! :lol:

    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Petter (30. Mai 2022 um 19:10)

  • Hallo Peter,

    ich klinke mich hier mal ein.. Als Drama empfinde ich die Tatsache, dass alles was mit, von oder über Alkohol zu finden ist, das normalste der Welt zu sein scheint. Wegen Cannabis wird man hierzulande verhaftet und weggeschlossen. Alk ist (mindestens genau so "gefährlich") völlig OK! Und diese absolute Selbstverständlichkeit im Umgang damit ebenso. Zudem merkt man schon, dass ein gewisser "schräger Blick" auf dich fällt, wenn du sagst: ich trinke keinen Alkohol. Die Sache mit dem Hotel finde ich sehr cool! Was haste denn da so gemacht? Spurensuche der Kindheit in Verbindung mit einem Resilienz-Programm!? Sehr spannend.. Es grüßt Musicus

  • Hallo zusammen,

    Peter hier. Heute war ich wieder in einem AA-Meeting im Nachbarort. Bei meinen vielen Wohnortwechseln der letzten 15 Jahre habe ich mich immer gefreut, dass ich - gleich wo ich lebe - in jedes Meeting gehen konnte und kann. Ohne Anmeldung, ohne Erklärung wird man mit Wärme und Herzlichkeit empfangen und begleitet. Das geht bei einem Meeting, wo man sich sieht, hört und wahrnimmt natürlich einfacher, als in einem Online-Meeting. Ich habe auch heute viel mitnehmen können von den Freunden, die dort Ihre Erfahrungen teilten. Zu wissen, dass eine Tür nie geschlossen wird, sondern grundsätzlich angelehnt bleibt, gefällt mir und ist eine Versicherung, die ich nicht missen möchte.

    In diesen Tagen werde ich sechzehn Jahre trocken sein. Obwohl ich in den letzten fünf Jahren durch etliche Tiefen des Lebens gegangen bin, habe ich nicht am Wert meines trockenen Lebens gezweifelt. Ich bin und bleibe staubtrocken - und: Ich bin sehr stolz darauf. Es war nicht wirklich schwer, trocken zu bleiben, denn ich hatte mir von Anfang an nie eine Alternative zur Abstinenz erlaubt. Es gibt auch keine - der kleinste Schluck ist ein Rückfall und führt mich in den Abgrund. Alle Schwierigkeiten der letzten sechzehn trockenen Jahre habe ich in diesem Forum und Faden ausgebreitet und verdaut. Ich konnte viel hier lassen und viel lernen. Meine stabile Trockenheit habe ich auch diesem Forum zu verdanken.

    Heute schließe ich meinen Faden. Ich habe hier und im Forum in sechzehn Jahren genug geschrieben, werde kein neues Thema erstellen und mich nicht mehr beteiligen. Dieser Faden sollte nie ein Tagebuch oder sowas werden, es sollte eher ein Bericht sein, wie ich aus der Hölle kam und verschiedene schwierige Lebenssituationen bewältigen konnte. Eigentlich sollte er nur drei Jahre umfassen, nun sind es viele Jahre mehr geworden! Ich freue mich, wenn der ein oder andere aus meinen Erfahrungen Kraft und Hoffnung ziehen konnte und kann. *edit* Die Arbeit für Menschen, die noch alkoholsüchtig sind und Hilfestellung wünschen, setze ich an anderer Stelle fort.

    Allen eine gute, trockene Zeit!

    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (10. Juni 2022 um 00:43)

  • Linde66 10. Juni 2022 um 00:52

    Hat das Thema geschlossen.

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