Selbstzweifel und Einsamkeit

  • Hallo!

    Habe erstmal viel gelesen bei euch und mich in vielem wiedergefunden.

    Meine Eltern waren beide Alkoholiker, beide sind verstorben. Meine Mutter vor 22 Jahren, ich war damals 15. Mein Vater vor ein paar Jahren. Während ich mit meinem Vater einen versöhnlichen Abschluss finden konnte, da er die letzten Jahre nicht mehr getrunken hat, kann ich das mit meiner Mutter nicht. Ich kann ihr nicht verzeihen und habe immer noch soviel Wut in mir trotz der langen Zeit, die vergangen ist. Und je älter ich werde, desto schlimmer wird es.

    Ich habe schon lange depressive Phasen, angefangen hat das schon als Kind. In den letzten Jahren ist es aber mehr geworden, auch weil sich in meinen privaten Verhältnissen viel geändert hat.

    Über die Verhältnisse bei uns zu Hause wurde und wird nie in der Familie gesprochen. Ich habe mehrere ältere Geschwister, aber das Thema ist zwischen uns absolut tabu. Ich hatte nicht mal meinem damaligen Mann jemals davon erzählt. Immer nur gute Sachen über meine Kindheit.

    Was mich besonders belastet ist, dass ich es nie geschafft habe, mir einen guten Freundeskreis aufzubauen. Schon als Kind, als ich dann gewusst habe, was bei uns los ist, habe ich nie andere Kinder mit nach Hause gebracht und ich kann bis heute nicht unbefangen auf andere Leute zugehen. Ich leide sehr darunter, da ich eigentlich ein geselliger Mensch bin, aber zuviel Nähe kann ich auch nicht zulassen. Es ist zum schreien, aber über mehr als lockere Bekannte komme ich nicht hinaus. Dabei fühle ich mich oft einsam, auch wenn ich es vielleicht gar nicht bin. Ich fühle mich irgendwie vom Leben ausgeschlossen. Vielleicht hat einer von euch die gleiche Erfahrung gemacht.

    Meine Kinder kommen langsam in das Alter, in dem ich sie eigentlich über meine Familie, über ihre Großeltern, nicht mehr anlügen möchte. Aber ich weiß nicht, ob das richtig ist und ich Ihnen das zumuten kann. Das ist auch so ein Problem, dass ich ständig an mir und meinen Entscheidungen zweifle. Ich mache einen Plan und stoße ihn dann doch wieder um. Ich habe mir etwas überlegt, aber vor der Ausführung muss ich mich noch bei anderen vergewissern, dass das auch richtig ist, was ich machen will. Ich stecke voller Selbstzweifel.

    Liebe Grüße Sonnenblume1a

  • Hallo Sonnenblume,

    herzlich wilkommen hier im Forum schön das du uns gefunden hast.

    Ich kann mich Malija nur anschließen altersangepaßt die Wahrheit sagen ist glaube ich die richtige Entscheidung.

    LG
    Marina

  • Hallo Ihr!

    Es tut gut, mal über alles sprechen zu können und jemanden zu haben, der zuhört bzw. liest. Ich habe ja noch nie wirklich mit jemandem darüber geredet, ich glaube, man kann auch anderen Leuten, die sowas nicht erlebt haben, seine Geschichte gar nicht zumuten.

    Meine Mutter selbst ist in ihren letzten Lebensjahren richtig verwahrlost, keine Körperpflege mehr, die Sachen wurden nicht oft gewaschen, die Wohnung war dreckig. Ich habe mit 13 Jahren angefangen, meine Wäsche teilweise alleine zu waschen, weil ich nicht mehr mit dreckigen Klamotten rumlaufen wollte. Sie selber hat sich gar nicht gepflegt, ich habe mich in der letzten Zeit geekelt vor ihr. Wenn ich das so schreibe, empfinde ich das fast als Verrat an ihr und dass man sowas nicht sagen sollte, aber ich habe diese Empfindungen auch nach zwanzig Jahren noch.

    Einmal kamen drei Mädchen aus meiner Klasse zu mir, ich bin aus allen Wolken gefallen, weil ich ja sonst nie jemanden mit nach Hause gebracht habe, und habe mich dann maßlos geschämt, wie es bei uns aussieht. Außerdem war es abends und da war meine Mutter meistens so betrunken, dass sie nicht mehr richtig sprechen konnte.

    Was ich kaum aussprechen, besser nur denken kann, ist, dass ich erleichtert war, als sie gestorben ist, es war, als ob eine Riesenlast von mir abfiel. Als ich dann selbst Kinder hatte, habe ich eine Mutter sehr vermisst, aber nicht meine eigene, sondern eine richtige Mutter. Ihr versteht sicher, was ich damit meine.

    Hat jemand von euch Erfahrungen mit einer psychotherapeutischen Behandlung? Ich habe jetzt eine begonnen, hatte letzte Woche das Aufnahmegespräch und erhoffe mir viel davon.

    LG Sonnenblume

  • Hallo Sonnenblume,

    ich kann dich gut verstehen, ich hab früher auch nie jemanden mit heim gebracht.

    Ich selber hab jetzt seit einiger Zeit einen Psychologen und kann nur sagen es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens es bringt mir sehr viel.

    Wir hören dir hier gerne zu schreib einfach drauf los du wirst sehen es tut gut es einfach mal los zu werden.

    LG
    Marina

  • Hallo Sonnenblume,

    in unserer Familie wurde auch nicht über 'das Problem' Alkohol gesprochen. Es gab einfach keines... Bis ich 19 war, habe ich mich überhaupt nicht getraut, an das schönen Heile-Welt-Bild zu rühren. Und auch da zunächst nur sehr zaghaft. Wenn es mit den Jahren einfacher wurde, dann nur deshalb, weil ich direkt nach dem Abi auszog, um meinen eignen Weg zu nehmen und weil ich immer immer mit meiner Schwester gesprochen habe. Über alles. Und wir haben uns unseren Zusammenhalt aufgebaut, den wir heute haben. Das Aufarbeiten der Vergangenheit ist eine wichtige Sache, das Leben im Hier und Jetzt aber nicht minder. Und das Vertrauen auf die eigenen Gefühle ist erstmal nicht da bei einem EK - kann man aber nach und nach erlernen. Ist zum Glück einfach nur Übung - klar, für einen Erwachsenen etwas schwerer zu lernen als für ein Kind, aber machbar.
    Bei psychologischer Beratung finde ich es wichtig, auf seine eigene Meinung zu hören und sich bloß nichts einreden zu lassen, was sich seltsam anfühlt. Ansonsten kann es schon sehr helfen, sich nicht mehr selbst so 'seltsam' zu finden.

    LG,
    lavandula

  • ...was ich noch schreiben wollte:

    Die Einsamkeit kenn ich auch leider nur zu gut. Das ist die Zeit, die man damit verbringt, sich selbst seltsam zu finden und über sich und seine seltsame Familie nachzudenken... Und es ist die Zeit, die man sich nicht gönnt, sich o.k. zu finden und etwas für sich zu tun. Dann noch die Zeit, in der man sich versucht, abzulenken. Und natürlich die Zeit, während der man nicht funktionieren kann, sich nicht für seine Pflichten oder für andere einsetzen kann. Letztlich ist die einsame Zeit die Zeit, in der man völlig k.o. in der Ecke sitzt, weil man wieder keine Zeit hatte, an sich zu denken oder an schöne, die Seele pflegende Dinge... Ein Kreislauf, der sich aber durchbrechen lässt.
    Weniger einsam fühle ich mich immer beim Sport gemeinsam mit andern. Oder wenn ich mir gönne, mich zu pflegen oder meinen Hobbies nachzugehen. Oder natürlich bei einem netten Telefonat oder Treffen.
    Da ich aber nicht allzu viele nahestehende Leute habe, ist das Letztere für mich nicht so einfach. Meistens ist halt keiner da, wenn ich mich einsam fühle... Aber ich habe immer die Hoffnung, dass mein Konzept, mein Üben und mein Ändern meiner Gewohnheiten diese Situationen seltener machen. Ist ja auch schon geschehen.

    LG,
    lavandula

  • Hallo!

    Es stimmt, dass man selbst etwas für sich tun muss. Ich bin auch in einer Sportgruppe, das macht mir sehr viel Spaß. Manchmal muss man sich einfach mal aufraffen, andere anrufen, um sich zu verabreden, selbst aktiv werden. Das fällt mir oft schwer, da ich denke, die anderen würden nur mir zu Gefallen was mit mir unternehmen. Das das so ja nicht stimmt, weiß ich auch, nur irgendwie ist das so festgehakt in meinem Kopf. Das ist dann wohl seltsames Verhalten.

    Es tut wirklich verdammt gut, sich hier auszutauschen und über seine Probleme reden zu können.

    LG Sonnenblume

  • Hallo Sonnenblume,

    ja, das geht mir hier auch so. Es ist so wohltuend, zu wissen, dass man nicht allein ist mit seinen Empfindungen und auf seinem Weg :)
    Und das Aufraffen lohnt sich wirklich!! Nun ja, manchmal ist es auch schön, zu hause zu sein und was schönes zu machen, einfach nur Musik hören, lesen oder zeichnen. Das hilft beim Beruhigen, finde ich. Und beim Zu-sich-selbst-kommen. Dieser berühmte Flow-Zustand, in dem man z.B. selbstvergessen ein Bild malt oder irgendwas tut und ganz bei sich ist.

    LG,
    Lavandula

  • Hallo Lavandula!

    Leider ist es bei mir so, dass ich nur ganz schlecht alleine sein kann. Ich fühle mich dann oft ganz schrecklich einsam und ausgeschlossen. Das ist ein ganz diffuses Gefühl, gar nicht richtig greifbar, ich kann es auch an keinem Ereignis dann festmachen.

    Wer kennt das auch: Man redet mit jemand, den man gut leiden kann. Derjenige ist z. B. anderer Meinung oder kritisiert einen vielleicht, vielleicht gibt er auch eine Antwort, die man nicht erwartet hat, und schon denkt man, dass derjenige einen gar nicht mag. Mir geht das so und das hat mir auch schon Probleme eingebracht. Oder ich melde mich dann bei demjenigen nicht mehr, und bin dann erstaunt und erfreut, dass der andere sich wieder bei mir meldet. Kennt ihr das auch?

    LG Sonnenblume

  • Hallo Sonnenblume,

    ja, das kenn ich auch. Es ist ein tief sitzendes Gefühl, das ich auch aus meiner Familie mitgenommen habe. Arbeite schon lange Jahre daran und das hat auch was gebracht. Z.B. die Möglichkeit, meine oben genannten Hobbies stressfrei ausführen zu können und mich daran freuen zu können. Überhaupt die Ruhe dafür haben zu können und nicht immer zu denken 'Du hast kein Recht dazu, Du hat Pflichten zu erfüllen'.
    Das ist ein übergreifendes Thema, das Selbstwertgefühl macht sich im Sozialleben besonders bemerkbar. Beim Umgang mit andern ist es dynamischer - und ich habe angefangen, nicht mehr so viel in die Aussagen anderer hinein zu interpretieren. Das ist eine sehr hilfreiche Sache, ich übe... :) Meistens meinen es die andern nicht so übel wie man annimmt, das ist schonmal ein Anker, den man sich setzen kann beim Umgang mit andern. Und wenn doch, kann man sich ja noch wehren. Oft ist es aber die reine eigene Interpretation, die eine Situation mit andern zum Drama macht. Auch das kann man sich nach und nach abgewöhnen, davon bin ich fest überzeugt!!

    LG,
    Lavandula

  • Hallo Lavandula!

    Es ist auch meist nur die eigene Interpretation. Habe z.B. in den letzten Tagen viele gute Kontakte gehabt, bin zu zwei Feiern eingeladen und habe unerwarteten Besuch bekommen. Damit geht es mir auch gleich viel besser. Aber doch irgendwie erschreckend, wie man auf Bestätigung von außen "angewiesen" ist.

    Dabei hat man soviel eigene innere Stärke, nicht zuletzt aus dem, was man in der Familie erlebt hat. Schließlich hat man seine Kindheit überlebt und ist nicht daran zugrunde gegangen, so sehe ich das an guten Tagen. Und dann kann ich auch zuversichtlicher sein, auch wenn mein Leben im Moment ziemlich verfahren ist.

    Was ich manchmal so überlege: Kann man alles, was im eigenen Erwachsenenleben schief läuft, auf die schlimme und belastende Kindheit zurückführen? Ich denke machmal, dass das vielleicht ein bequemer Weg ist, so als eine Art Ausrede vor sich selbst. Oder liege ich damit falsch?

    Ich habe mich in den letzten Tagen mal gezwungen, mich auch mal an schöne Erlebnisse aus der Kindheit zu erinnern. Die sind ja hinter den schrecklichen Erlebnissen sehr verschüttet, aber das hat mir gutgetan. Es sind alles Erlebnisse aus der früheren Kindheit, als ich das Drama um meine Mutter noch nicht so mitbekommen habe. Aber trotzdem war es schön, auch mal wieder das glückliche Kind in mir zu finden.

    LG Sonnenblume

  • Hallo Sonnenblume,

    das mit der Bestätigung von außen kenn ich auch nur zu gut. Gerade wenn ich unsicher bin, schaue ich auf andere - das ist alles eine Frage der Übung und auch der Zeit. Ich denke immer, wenn man sich dessen schonmal bewusst ist und man was ändern oder verbessern möchte, damit es einem besser geht, ist man absolut auf dem richtigen Weg. Es sind eben tief in die Seele eingegrabene 'Rillen', solche Unsicherheiten, die aus den damaligen Verletzungen übrig geblieben sind. Sie lassen sich sicher immer weiter glätten und heilen. Alles, was mir gut tut, jetzt gerade z.B. schöne Musik, hilft mir dabei :)

    Die von Dir gestellte generelle Frage der Gründe für die Dinge, die im Erwachsenendasein schief laufen, habe ich mir auch schon gestellt.
    Vieles ist so geworden, weil ich eine solche Familie habe. Meiner Erfahrung nach hilft beim Suchen nach einer Antwort auf diese Frage genaues Hinschauen.
    Wenn ich mich frage, wie es denn genau FÜR MICH war, erhalte ich auch Antwort und die Verflechtungen von Ursprungsfamilie und eigenem Leben werden sichtbar. Es sind oft viele Einzelfakten und auch Erfahrungen, die man aus der Alk.Familie mitgenommen hat, die eine Heute-Situation ergeben. Und es ist ein Kunststück, alles anschauen zu können und bei sich selbst zu bleiben. Manchmal empfinde ich ein solches Hinschauen wie einen Seiltanz oder eine Gratwanderung. Dann löst sich die Verspannung aus der Heute-Situation durch das mutige Annehmen und ich werde belohnt. Dabei helfen mir immer die eigenen Empfindungen. Wenn ich sie ignoriere, entferne ich mich von mir und dem, was mir gut tut. Es erfordert eine große Portion Mut, diesen Weg zu gehen und ich fühle mich auch oft einsam, aber es lohnt sich. Mir geht es immer besser.
    Dabei haben nicht nur unzählige Gespräche mit meiner Schwester über alles in der Familie geholfen, sondern auch viele verschiedene Dinge wie z.B.: Literatur, auch Fachliteratur, Wechsel des Freundeskreises, Malen u. Zeichnen, Therapie, Hypnose, Heilpraktische Anwendungen, sich pflegen so oft es geht, Sport, Filme, mein schönes Zuhause und natürlich viele liebe Menschen, mit denen ich reden konnte.
    Bei den schönen Kindheitserlebnissen musste ich auch erst eine ganze Weile suchen, aber es gab sie.

  • Hallo!

    In einigen Beiträgen wurde darüber diskutiert, ob es einen weiterbringt, wenn man darüber nachdenkt, warum die Eltern trinken. Die einhellige Meinung war, dass es sinnlos ist.

    Ich habe auch viel darüber nachgedacht und muss für mich persönlich sagen, dass es mir hilft und mich ruhiger macht, wenn ich mir die Gründe meiner Mutter für ihr Trinken überlege. Sie ist aber auch schon 22 Jahre tot, sicher kann man das nicht so sehen, wenn die Eltern noch leben.

    Meine Mutter war eine zutiefst unglückliche Frau, immer fremdbestimmt, sie konnte aus ihrem Leben nicht das machen, was sie sich gewünscht hat. Sie wollte einen Beruf lernen, was ihr Vater nicht erlaubt hat. Dann wollte sie nicht so viele Kinder, das hat sie leider oft zu mir gesagt (bin die jüngste). Dann wollte sie auch nicht dort leben, wo sie eingeheiratet hatte usw. Sie war eine lebenslustige Frau und eine gute Mutter, die leider sehr früh gebrochen wurde. Ich weiß, dass sie uns Kinder sehr geliebt hat.

    Und wenn ich da so drüber nachdenke, dann hilft mir das Wissen, dass sie mich geliebt hat und ich ihr nicht egal war. Nur hatte sie nicht das Umfeld, das ihr geholfen hätte, es wurde von allen Seiten (Großeltern, Tanten, Onkel) nur vertuscht.

    Ich bin meiner Mutter im Wesen sehr ähnlich und ich bin froh, dass ich heute ganz andere Möglichkeiten habe, mein Leben selbst zu gestalten. Das hatte sie nicht, und das macht mich traurig. Traurig, dass ein Leben so vertan wurde.

    LG Sonnenblume

  • Hi Sonnenblume!

    In vielem von dir geschriebenen finde ich mich auch selbst wieder. wir sind eben EKAs. Aber das gute ist, dass man nicht alleine ist. Zu wissen, dass es andere auch so kennen und auch so fühlen, macht es leichter und weniger einsam finde ich.

    lg mirabelle

  • Hallo Mirabelle,

    seit ich hier schreibe, fühle ich mich irgendwie befreit, endlich kann ich darüber reden. Und das macht es wirklich leichter. Vor allem weil ich mit anderen reden kann, die das gleiche erlebt haben und die einen gut verstehen. Und das ich Gedanken, die sonst nur tief in mir drinnen waren, anderen mitteilen kann.

    LG Sonnenblume

  • Hallo Sonnenblume,

    so geht es mir auch. Endlich keine Isolation mehr. Es sickert so langsam aber sicher durch, dass es sehr vielen Leuten aus Alk.Familien so geht wie mir. Sich nicht mehr allein mit dem 'Geheimnis' zu fühlen und endlich darüber reden zu können, tut mir sehr gut.
    Endlich wird klar, dass es der Alk ist, der die ganze Familie beeinflusst und dass ich nicht selbst 'einfach so komisch' bin...

    LG,
    Lavanduls

  • Der Spruch "Wir fühlen in der Vergangenheit und leben im jetzt" trifft auf uns hier zu.

    Es ist auch schwierig,weil in der Gesellschaft ist ja Alkohol nichts schlechtes. Es ist ein "Genussmittel". Es gehört einfach dazu. Egal wo man ist man wird doch immer gefragt magst ein Bier, ein Glas Wein usw. Das es Kinder gibt die durch solche Familien psychisch belastet sind, weil Alkohol täglich eine große Rolle spielt das sehen viele nicht, oder wollen es auch nicht sehen. Mit wem soll man sich dann die eigenen Gedanken teilen? Die Leute die in einer heilen Familie aufewachsen sind, diese werden es zwar versuchen zu verstehen aber diese können es nicht nachvollziehen wie es ist alls Kind hilflos zu sein.

    Seh es mal so du hast deine Kids. Hast was tolles erreicht:-) ich habe Angst Kinder zu bekommen obwohl ich Kinder über alles liebe (ich liebe mein Patenkind,wenn es mich anlächelt dann geht mir das Herz auf:-) ) irgendwie ist die Angst da ich könnte Ihnen nicht die Liebe geben die sie verdienen oder ich könnte es nicht schaffen usw.Ich hab in bestimmten Situationen so ein "Perfekt-sein-drang" ja so nenne ich das mal.

    Ich bin mir sicher das du es schaffst diese depressiven Phasen zu überwinden und dann freier dein Leben mit deiner Familie zu geniessen:-)

    ganz liebe grüsse
    Moxx

    Dumme Gedanken hat jeder, nur der Weise verschweigt sie

  • Hallo!

    Die Kinder helfen wirklich über vieles hinweg. Du brauchst keine Angst haben, Kinder zu bekommen. Ich habe auch diesen "Perfektsein-Drang", gerade als Mutter. Aber eine perfekte Mutter gibt es nicht. Ich will natürlich "besser " sein als meine eigene Mutter. Und das kriege ich auch ganz gut hin.

    Vor zwei Jahren habe ich mich von meinem Mann getrennt, da hatte ich das Gefühl, als Mutter versagt zu haben. Habe mich dann besonders intensiv um die Kinder gekümmert und mit der Zeit hat sich alles eingepegelt. Lieben tut man seine Kinder immer, auch wenn man sich gerade über sie ärgert.

    Ich denke oft, wie hast du dich als Kind in bestimmten Situationen gefühlt, und dann kann ich mich gut in meine Kinder hineinversetzen, und mache dann vieles anders als meine Eltern.

    Womit ich beim ersten Kind in den ersten Lebensjahren Probleme hatte, war der vielbeschworene Rat in den schlauen Ratgeberbüchern, auf sein Bauchgefühl als Mutter zu hören. Dieses Bauchgefühl fehlte mir völlig. Da war nichts. Wie ich mich als Kleinkind gefühlt habe, weiß ich ja nicht mehr, konnte also auf eigene Erfahrungen nicht zurückgreifen.

    Meine eigene Intuition in zwischenmenschlichen Beziehungen lässt mich sowieso oft im Stich, das macht vieles komplizierter als es sein müsste. Ich denke einfach, dass ich ja keine normalen Beziehungen untereinander gelernt habe, immer nur Schadensbegrenzung und vor allem Vertuschen und Überspielen der eigenen Empfindungen und Gefühle, weil das zum Überleben notwendig war. Für mich ging es vordergründig darum, dass kein anderer merken darf, dass meine Eltern trinken. Ich habe mir als Kind eingebildet, dass die anderen, also Geschwister, Großeltern usw., das nicht merken, wenn ich ein bestimmtes Verhalten an den Tag lege, z.B. pausenlos rede, damit ich im Mittelpunkt stehe, oder einfach so tun, als wenn alles toll ist.

    Jetzt fällt es mir schwer, ich selbst und authentisch zu sein. Auch Wünsche anderen gegenüber kann ich nur schwer ausdrücken, bin eher ein "Ja-Sager". Ich denke, es ist ein erster Schritt, dass mir das bewusst geworden ist, und ich arbeite auch daran, mich als Person wichtiger zu nehmen und mir Gutes zu tun.

    LG Sonnenblume

  • Noch ein Gedanke:

    In meiner Therapie geht es ja um meine Depressionen und somit aktuell auch um meine letzte Beziehung. Meine Therapeutin sagte, dass in mir mein "inneres Kind" immer noch nach Liebe und Geborgenheit schreit. Und ich denke, das ist es. Und das fand ich so traurig, dass ein Kind (dabei bin ich es doch!) nicht die gefühlte Liebe bekommt, die es zum Heranwachsen braucht.

    Meine Sehnsucht nach dieser Liebe und dieser Geborgenheit ist so groß, dass es schon manchmal wehtut. Das ist das, was mir im Leben so fehlt. Bisher habe ich es nicht gefunden. Vielleicht sind auch meine Ansprüche daran zu groß. Aber nur ein bißchen Liebe geht für mich nicht.

    LG Sonnenblume

  • Hallo,

    also finde es bewundernswert wie du das alles hinbekommst und ich denke dich hier mit Gleichgesinnten auszutausschen wird dir auch viel helfen und gut tun.

    Dann bist du wirklich eine starke Mutti die für ihre Kinder da ist. Finde ich schön wenn ich so etwas höre oder auch sehe. In meinem Beruf komme ich mit vielen Menschen zusammen und es erschreckt mich immer wieder wie sich manche Mütter gegenüber ihren Kindern aufführen. aber umso schöner ist es wenn ich sehe wie liebevoll Mütter mit ihren Kindern umgehen und wenn das Kind eine Frage stellt, es dann von der Mama schön erklärt wird. Leider hab ich dann auch im Hinterkopf oje wie hat sich meine Mutter in solchen Situationen aufgefürt? Das ist dann so ein kleiner Nebeneffekt...soweit hab ich es meistens hinbekommen dann dieses Gefühl was mich überkommt zu verdrängen. hab gemerkt das es immer wieder dann doch hochkommt.

    Was deine Beziehungen angeht, weiss ich nicht wie diese denn verlaufen sind. Liebe zu bekommen ist was sehr schönes und wenn dir der Partner Geborgenheit und Sicherheit bietet (damit mein ich nicht das Finanzielle) sondern wenn du weisst er ist da wenn es drauf ankommt. In meiner ersten Beziehung war es ganz schlimm. Den Mann konnte ich nicht mehr riechen. Es hat sich richtiger Hass aufgebaut gegen Ihn. Wobei ich sagen muss er hat auch sehr viel dazu beigetragen mit seinen aktionen. ich war drei Jahre lang Single und seit 3,5Jahren habe ich meinen jetzigen Partner. Er gibt mir alles was ich vorher nie mitbekommen habe in meinem Leben. Eben diese Liebe,Geborgenheit und Sicherheit. Wenn jemand mir wehtun möchte egal ob psychisch oder physisch(z.B.meine Familie) er stellt sich vor mich und schüzt mich.

    Ich denke du sehnst dich nach LIEBE genau wie jeder andere auch, der eine will es früher der andere später. Jeder hat einen Reifeprozess zu durchlaufen und wenn du sagst du brauchst mehr an LIEBE dann nehme es auf. Manchmal muss man allerdings aufpassen,weil den anderen kann man damit auch erschrecken und quasi von einem entfernen/vergraulen,unabsichtlich natürlich. Man möchte etwas unbedingt und ich denke genau da muss man aufpassen, ich habe mir irgendwann gesagt boa das nimmt mir soviel Kraft das ich einfach nicht mehr an das ich will bekommen denke sondern die Zeit geniessen werde mit meinem Partner. So wie es kommt, dann soll es eben so sein. Erst dann hat es mit meinem jetzigen Partner geklappt.

    ganz liebe grüsse
    Mo

    Dumme Gedanken hat jeder, nur der Weise verschweigt sie

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