Was tun bei Saufdruck

  • hallo,

    da dieses thema immer wieder auftaucht, versuch ich mal meine gedanken aufzuschreiben.
    ich persönlich kenne keinen saufdruck, als ich aufhörte zu trinken, habe ich vollkommen vor dem alkohol kapituliert. am anfang wußte ich mit dem ausdruck kapitulation nichts anzufangen, erst später als ich trocken war, wußte ich was damit gemeint war.
    in meinem bekanntenkreis war ich bekannt als harter, gerechter hund der sich nicht runter kriegen läßt, nach außen hat das sogar gestimmt, wie es in mir aussah hat ja keiner gesehen. ich hatte ganz schön zu tun die fassade nach außen aufrecht zu halten. wahrscheinlich auch deshalb habe ich mit meinem freund/feind alkohol so viele jahre gekämpft. ich habe immer verloren.
    erst als ich aufgab und merkte ich schaffe es nicht ohne hilfe von außen, fand ich meinen frieden.
    ich habe nie wieder saufdruck gehabt, ich habe nur zugehört was die außerirdischen erzählten und alles genau so umgesetzt.
    warum auch nicht, alles andere hatte ich ja selbst probiert und bin immer wieder gefallen und jedes mal etwas tiefer.
    außerirdische deshalb, weil ich konnte mir nicht vorstellen länger als ein halbes jahr ohne alk zu leben.
    diese trinkpausen habe ich ja öfter mal zwischen geschoben, ich war auch von 1987- 1990 trocken, auch da hatte ich keinen saufdruck. aber in meiner birne war der gedanke vom kontrollierten trinken, ich hatte noch nicht kapituliert, daß weiß ich aber erst heute. ein ganz kleiner funken, ein glas zum anstoßen. so habe ich bis 1999 meine runden gedreht, da gab es so etwas wie saufdruck, denke ich.
    aber als ich entgültig dem alkohol ade sagte, war es vorbei, mein kopf war nach der entgiftung klar. ich wußte nicht wie mache ich weiter, also bin ich täglich in selbsthilfegruppen gegangen, manchmal 2 mal. ich habe das für mich gebraucht, nie hatte ich saufdruck. nach 2 jahren hat mir das nichts mehr gegeben, ich geh heute noch ab und an, mehr aus neugier in gruppen. aber auch danach hatte ich kein saufdruck.
    in der zeit als ich in shg gegangen bin, habe ich gelernt, daß ich nicht der mittelpunkt der welt bin. aber auch das ich nicht schlecht bin. manchmal war ich fix und fertig, aber ich möchte keinen tag missen.
    ich dürfte alles behalten, meine frau, meine kinder, meine guten freunde, mein haus, meine firma und habe mein schönes leben wieder.
    vor allem habe ich meine selbstachtung wieder, habe neue freunde, auch hier im forum.
    und auch wenn das leben nicht immer leicht ist, saufdruck kenne ich nicht. ich weiß aber auch das ich viel für mich getan habe, ob es genug ist, nein für mein trockenes leben kann ich garnicht genug tun.

    passt gut auf euch auf, denn auch ihr seit mir wichtig.

    ich grüße euch

    schorni

  • Seit dem ich die Erkenntnis hatte ES GIBT KEINEN GRUND ZU TRINKEN, hatte ich auch keinen Saufdruck mehr. Ich glaube, diese Erkenntnis kam auch zusammen mit der Kapitulation vor dem Alkohol. Manchmal kann ich es selbst nicht glauben, doch Alkohol interessiert mich nicht mehr, ist mir inzwischen gleichgültig geworden.

    Mir ging es ja in der letzten Zeit ziemlich schlecht. Doch an Alkohol habe ich nicht gedacht.

    Das mit der Kapitulation funktioniert tatsächlich. Bis dahin gilt es einfach nur durchzuhalten. Saufdruck verschwindet wieder, man muß lernen Strategien zu entwickeln, um ihn auszuhalten. Mir half Ablenkung sehr dabei. Blitzblank war meine Wohnung dann immer geputzt. Habe mich da richtig hineingesteigert, doch ich blieb trocken. Das ist die Hauptsache.

  • Hallo Chrissyta,

    Zitat

    seit ich den alkohol nicht mehr brauche, kenne ich auch keinen saufdruck mehr. ich würde es auch eher - den starken wunsch alkohol zu trinken – nennen

    ich danke für die Formulierung.

    sophia

  • Hallo,

    also Saufdruck kenne ich seid meinem Entschluss, mein weiteres Leben ohne Alkohol zu gestalten, garnicht.
    Es gibt für mich keinen Grund mehr zu trinken, und ich habe auch nicht das Gefühl deswegen auf etwas verzichten zu müssen.
    Ich bin auch überhaupt nicht neidisch auf Menschen, die Alkohol trinken können.
    Ich weiss, dass ich mit Alkohol nicht umgehen kann und habe mich von ihm verabschiedet oder wie man sagt, ich habe kapitulliert.

    Natürlich musste ich lernen, Strategien zu entwickeln, wie ich mit meinen Problemen heute umgehe. (Dazu habe ich mir professionelle Hilfe geholt). Ich laufe nicht mehr vor ihnen weg und stelle mich auch meinen Konflikten.
    Mir ist bewusst, dass es im Leben auch schwierige Situationen gibt, aber ich kann sie auch ohne Alkohol ertragen oder bewältigen.
    Damit das auch hoffentlich immer so bleibt, tue ich vieles dafür, dass es mir gut geht.
    Ständigen Erfahrungsaustausch, ob jetzt hier im Forum oder in meiner SHG halte ich für absolut wichtig !!

    Gruss Joachim

  • Hallo zusammen!
    Jetzt habe ich mir lange Gedanken über das Wort „Saufdruck“ gemacht.
    Auch mit meinem Mann darüber gesprochen.
    Was genau ist das, ja, die Frage habe ich mir vor einiger Zeit schon mal gestellt. :roll:
    Ich denke, bei Saufdruck käme bei mir jede Hilfe zu spät. Ich bringe dieses Wort mit einem „es ist kaum aufzuhalten“ Gefühl in Verbindung.
    In meinen ersten trockenen Tagen drehten sich meine Gedanken sehr um Alkohol. :(
    Es sind die eingefahrenen Muster. Nachher konnte ich gar kein „Muster“ mehr erkennen für den Gedanken an Alkohol... :?
    Und diese Muster galt es zu überwinden. Zuerst mit viel Ablenkung und nach und nach mit Veränderung. Schritt für Schritt...
    Ich habe mir viele Dinge überlegt, damit ich nicht trinke.
    Es war sehr anstrengend. Doch habe ich gemerkt, dass mir die Ablenkung sehr gut getan hat. Im Gegensatz zum Trinken von Alkohol.
    Von einem Heute zum nächsten habe ich mich gehangelt. Aber mit jedem trockenen Heute fühlte ich mich ein wenig besser. Und die Gedanken an Alkohol wurden weniger und wenn sie da waren, konnte ich sie annehmen und vorbei ziehen lassen.
    Dies ging immer schneller. Und es war nicht mehr so anstrengend in mir, mich von diesen Gedanken zu lösen. :wink:
    Wichtig war und ist bei mir, dass ich ausreichend und genügend esse, besonders „gesunde“ Dinge und viel trinke. Literweise.... :wink:
    Das schwierigste waren „Krisensituationen“.
    Diese Muster war bei mir das, was am schwersten zu knacken und zu verändern war. Ich habe mir in dem Moment, wo ich so eine Situation auch nur im Anflug bemerkte, sofort eine Flasche Wasser geschnappt und sie leer getrunken.
    Und ich muss sagen, dass mir das sehr geholfen hat. Danach war es meist besser.
    Wenn nicht, half schnelles Gehen, laute Musik hören, Musik machen, Putzen, ...
    Auch heute tauchen die Gedanken auf, aber dann befinde ich mich in einer extremen Situation. Aber meine Angst vor diesen Gedanken ist nicht da. Respekt vor den Gedanken, ja, ein großes „Vorsicht“ und „Achtung“ erscheint vor meinen Augen. Ein warnendes "Aufpassen"!
    Aber ich werde nicht trinken, ich werde das erste Glas stehen lassen, ich werde mein Heute schaffen. Und es geht vorbei und ich brauche keinen Alkohol, um durch die Situation zu kommen. Es geht ohne viel, viel besser!

    Ich habe mich bis heute fest an mein Heute gehalten und werde es so lange tun, wie ich es brauche...und wenn meine ganze Zukunft aus lauter „Heute“ besteht. :wink:
    Nur heute trocken bleiben, nur heute das erste Glas stehen lassen!

    Ich wünsche allen, die an einer Weggabelung stehen, dass sie sich für ein Leben mit einem täglich neuen trockenen Heute entscheiden und sich die nötige Hilfe suchen, die sie dafür benötigen!
    In dem Sinne
    Euch allen gute 24 Stunden
    Tabaluga
    Alkoholikerin
    67 trockene Heute
    :D

    Ich weiß nicht, wohin Gott mich führt,
    aber ich weiß, dass er mich führt.
    G.Fock

  • Hallo Elisa!
    Schön, dass Du hier her gefunden hast! :D
    Ja, nur heute, nur das erste Glas stehen lassen....und Morgen ein neues Heute! :wink:
    Ich wünsche Dir, dass die Kämpfe aufhören können.
    Schreib Dir den "Druck" von der Seele, dann brauchst Du ihn nicht "wegtrinken"!
    Liebe Grüße und Dir gute 24 Stunden
    Tabaluga

    Ich weiß nicht, wohin Gott mich führt,
    aber ich weiß, dass er mich führt.
    G.Fock

  • Hallo, Tabi, ich glaube Du bringst es auf den Punkt: Wenn der "Saufdruck" erst einmal da ist, ist es bereits zu spät. Und jeder von uns hat seinen eigenen Punkt, an dem er kippen kann von nassen Gedanken in den Saufdruck.
    Viele berichten: "Es ist mir passiert!" Bei genauerem Hinsehen finden sie haargenau die Stelle in Ihrem Kampf gegen den Durst, an der sie spätestens Hilfe suchen müssten. Kurz danach ist es zu spät.

    Wie schorni und Karsten habe ich keinen Saufdruck.
    Mein Körper braucht keinen Alkohol und ich möchte ihn nicht trinken. Niemand kann mich dazu zwingen und niemand wird das volle Glas an meine Lippen führen. Ich bin in Sicherheit.

    Aber ein einziges Mal habe ich ihn doch kennengelernt - kurz nach einer stationären Entgiftung eine Woche vor Weihnachten, das ich zuhause verbringen wollte. Mein Sohn war einverstanden, zum "Familientreff" ohne mich zu fahren, aber meine Mutter drängelte: "Wenn Du kommst, darfst du auch ein Bier trinken, oder zwei!" (!!!)

    Ich ging stattdessen zum ersten Mal im Leben - und auch zum letzten Mal - in eine Selbsthilfegruppe, wo mir alle die Hölle heiß machten. So frisch entgiftet und dann Weihnachten allein? Unmöglich! Mit meinen Taschen voll Telefonnummern ging ich damals nachhause. Saufdruck? Ich? Was ist das?

    Tja, ich muß sagen, es gibt nichts Ekelhafteres. Erst leise Gedanken an Alkohol, dann die Unmöglichkeit sich zu beschäftigen, konkrete Gedanken mit Ekel gepaart, auf-und ablaufen wie in einem Käfig, hinlegen, aufstehen, anziehen für die Tankstelle, wieder ausziehen und dann DER PUNKT: Ich rufe jemand aus der Gruppe an! Schon beim Wählen Scham und Wut, falsche Eitelkeit - "denen zeig ich's" - ja und dann regelrechte Entzugserscheinungen und der Kopf nur noch voll mit ALKOHOL. Man ist stocknüchtern und weiß genau, was man im Begriff ist zu tun, aber wie eine Marionette geht man los und holt sich das Gift...

    Wie gesagt, einmal habe ich das erlebt. Ich habe mit sehr vielen Leuten darüber gesprochen. Irgendwie scheint es ungeheuer schwer zu sein, in solch einem Augenblick die Hilfe Anderer in Anspruch zu nehmen. Dabei kann ein einziges Gespräch ausreichen und diesen Druck zum Verschwinden bringen.
    Ich kann eigentlich nur Jedem raten, beim geringsten Anzeichen von Saufdruck sofort das Gespräch zu suchen, also lieber etwas zu früh, als viel zu spät!

    Felix

  • Ja, ich kann nur der Felicitas zustimmen, anziehen, ausziehen man hat nur Alkohol im Kopf, so was hatte ich auch, man weiß nicht was zu tun ist, so bin ich immer wieder abgerutscht. Seltsam ist nur dass ich dieses Gefühl jetzt nicht habe, ich denke schon ab und zu an Alkohol aber nicht mit diesem Druck. :roll:

    Maria
    __________________
    Achte auf Deine Gedanken! Sie sind der Anfang Deiner Taten.
    Chinesische Weisheit

  • Hallo Annika,
    Ich habe nichts gegen SHGs, ich hatte nur damals keine Auswahl, es gab nur den "Freundeskreis" mit Leuten, die alle viel älter waren als ich. Außerdem traf sich die Truppe jede Woche in einem anderen Ort und ich hatte kein Auto. Die Wut auf diese Leute bekam ich durch die vielen erhobenen Zeigefinger. Ich hatte denen ja erzählt, daß meine Mutter mich mit Alkohol lockt und daß ich auf diese Art Weihnachten gern verzichten wollte. Möglich, daß die Gruppe gut arbeitet. Für mich war das alles einfach zu heftig, ich wollte eben nur meine Ruhe haben. Wäre da nur einer gewesen, der mir meine Art zu feiern zutraute, ich weiß nicht, vielleicht hätte ich keinen Rückfall gebaut, denn das war kurz nach einer Entgiftung bei mir noch nie passiert.
    Ich gebe zu, daß ich jetzt meine, keine Gruppe mehr zu brauchen. Andererseits merke ich aber schon, daß Eure Existenz sehr beruhigend auf mich wirkt.

    Liebe Grüße
    Felix

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