Neuling angie43 seit 1.6.

  • Hallo, an alle,
    bin seit 1.6. neu im Forum. Kurz zu meiner Person: Ich habe schon 10 Entgiftungen und Klinikaufenthalte hinter mir (Längste Zeit 4 Wo). Langzeittherapie habe ich noch nicht gemacht, will ich auch nicht, da ich sehr viel über Alkohol und die Konsequenzen gelernt habe. Mir fehlte seither lediglich der Punkt umzuschalten. Nach dem Tod meines Mannes (Krebs) im Nov. 99 fiel ich komplett in ein Loch. Danach hatte ich noch zwei längere Partnerschaften (ging auch nicht gut). Letztere hatte selbst Probleme mit Alkohol und gestand sich dies nicht ein. Am 28.Mai, 1 Tag vor meinem Geburtstag fand ich im Internet den Bericht von Karsten und kam somit auf Eure Seite. Ich finde sonst keine Unterstützung in der Familie, nur von meinem Vater, der mir wirklich hilft. Ich war ein Weintrinker, der oft am Abend und hauptsächlich am Wochenende Wein konsumierte (große Mengen). Nachdem es mir beim letzten Mal körperlich so schlecht ging, habe ich mich dazu entschlossen, aufzuhören. Dieses Mal hat es irgendwie "Klick" gemacht und ich bin entgegen der anderen Situationen ganz ruhig und gelassen. Wichtig ist es auch, nach aussen hin zu blocken, das heißt, Familienmitglieder, die "nur dein bestes wollen" nicht mehr über das weitere Vorgehen zu informieren. Somit bot ich seither nur Angriffsfläche für Diskussionen, wo ich mich wieder rechtfertigen musste. Somit gab es von mir immer wieder Trotzreaktionen, wo ich zur Flasche griff, um mich zu beruhigen. Anfangs war es eine Flasche am Abend, zum Schluss, meistens am Wochenende 2-4 Fl. (auch tagsüber). Jetzt trinke ich seit 1 Woche nichts mehr und ich verspüre auch nicht den Drang irgendetwas zu trinken. Seither war das anders. Da wollte ich am 2. Tag schon wieder zur Flasche greifen. Manchen wird es schlecht oder sie bekommen Kopfweh. Ich dagegen habe das Zeug reingeschüttet als wäre es Wasser, Hauptsache es war ein wohliges Gefühl da. Ich konnte einfach nicht aufhören. Wenn kein Wein mehr da war, bin ich eben mit dem Taxi zur nächsten Tankstelle usw.

    Ich freue mich also über jede Zuschrift und bin froh, dass ich hier gelandet bin. Ich wuensche Euch allen einen schönen nüchternen Tag.

    Viele Grüsse
    Angie43

  • Hallo Angie43,

    und auch Dir ein herzliches Willkommen im Forum.

    Sicher wäre es schöner, wenn Du Unterstützung seitens Deiner Familie hättest, aber entscheident ist, dass Du den festen Willen hast trocken zu werden und auch bereit bist alles dafür zu tun.
    Dein Leben also vollkommen neu zu gestalten, Dir einzugestehen, dass Du ein Alkoholproblem hast und auch Hilfe an zu nehmen.

    Unterstützung wirst Du hier im Forum sicherlich erfahren.
    Also scheue Dich bitte nicht, zu fragen, wenn Du etwas wissen möchtest.

    Wünsch Dir viel Kraft für Deinen Weg

    Gruss Joachim

  • Hallo Joachim,
    ... und ich alleine habe den festen Willen, trocken zu bleiben. Ich versuche, mich nicht durch äußere Einflüsse beinflussen zu lassen. Ich habe in einem Buch gelesen (Kurzform) 1. Ich ging einen Weg und viel in ein Loch.. ich kam heraus, 2. ich fiel wieder in das selbe Loch und kam wieder heraus 3. ich fiel wieder in ein Loch und kam schwerer heraus..4. ich fiel in ein Loch und hatte alle Mühe herauszukommen..5. ich gehe einen anderen Weg!!... und den werde ich jetzt beibehalten

    viele Grüsse Angie43

  • Moin Angie43,

    herzlich willkommen !!!

    Du hast ja nun Erfahrung auch dahin gehend, dass Entzug und Klinikaufenthalt, wie mancher Laie denken könnte, nicht zum Trocken bleiben reicht. Ich trinke übrigens seit 5 Jahren keinen Alkohol mehr.
    Das Gift ist auf jeden Fall jetzt schon einmal aus deinem Körper. Sehr gut!
    Therapien sind ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger in der Folge.
    Therapien bestehen ja gerade aus dem Lernprozess, sich mit dieser Teufelsdroge und mit neuen Verhaltens- und Denkmustern tagtäglich zu beschäftigen, dies in sein (Vorder+Unter)Bewußtsein zu zementieren.
    Ich kenne Therapiemitglieder (in meiner damaligen Gruppe), die nach dem Entzug so glücklich waren und immer nach dem Patentrezept fragten, wie es denn nun gehe, das alles so bleibt. Manche haben nicht richtig zugehört und nicht richtig selbst an sich gearbeitet. Ein Patentrezept gibt es nicht. So ein Lehrbuch, das man nur abarbeiten (durchlesen) müsste, toll wenn ich es verfassen könnte, würde sicher die Auflage von "Harry Potter" o.ä. weit übertreffen.
    Es heisst also für dich, dass du dein Leben, deinen Tagesablauf, Freizeit, persönl. Umfeld etc. neu nach deinem Ziel gerichtet ordnen und planen musst.
    Therapie heisst ja nicht nur stationäre Langzeittherapie, man kann das auch in SHG`s, ich habe es in einem Klinikum gemacht, machen.
    Auch dieses Forum bietet dir eine Art von Therapie.
    Es kommt aus meiner Erfahrung darauf an, dass man durch Gespräche und Gedankenaustausch wichtige Informationen, bei jedem anders und individuell, seinem Unterbewußtsein entlockt und auch zurückführt.
    Das ist ein Vorgang, den man selbst in seiner Gedankenwelt oder mit Selbstgesprächen nicht praktizieren kann.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Angie und herzlich willkommen

    Eine Woche ist ein guter Anfang, aber eben auch nur ein Anfang. Nur jetzt nicht meinen, dass du es geschafft hast, das dauert seine Zeit, bis du dich an das Nichttrinken gewöhnt hast. Ich habe den Eindruck bekommen, dass du früher wegen deiner Familie probiert hast und nicht für dich. Das scheint mir jetzt anders zu sein und um es mit deinen Worten zu sagen, du bist diesmal um das Loch herum gegangen.

    Wünsche dir viel Erfolg und mach weiter so, du schaffst es.

    Henri

  • Hallo Leute,

    14 Tage sind jetzt geschafft und es geht mir koerperlich sehr gut. Das soll natuerlich jetzt nicht euphorisch klingen, aber ich bin schon mal stolz darauf, und ich denke ueberhaupt nicht an den Teufel Alk. Die 14 Tage habe ich mich ganz bewusst mit mir beschaeftigt, habe Spaziergaenge unternommen, zu Hause mal wieder alles auf Vordermann gebracht und ich fuehle mich gaaanz einfach wohl in meiner Haut.

    Heute habe ich einen Kurztrip in das Klinikum unternommen, wo ich 10 mal Entzug und Therapie gemacht habe. Das Gefuehl, das Auto auf dem Besucherparkplatz stehen zu lassen, war schon ergreifend. Ich ging dann ganz bewusst durch die Anlage, habe natuerlich den/die einen oder anderen getroffen, die ich waehrend der Aufenthalte kennengelernt hatte. Zum Teil hatten sie auch mehrere Rueckfaelle und schaffen es einfach nicht.

    Ein Fall hat mich besonders beruehrt: vor 2 Jahren habe ich eine Frau dort kennengelernt, bildhuebsch, gebildet usw. Ich habe auch sie heute nach dieser Zeit wieder getroffen. Ich bin richtig erschrocken, wie sie sich in diesen 2 Jahren veraendert hat. Sie ist nur noch Haut und Knochen, hat vielleicht noch 40 kg. Wir haben uns eine Stunde unterhalten. Sie kommt einfach nicht vom Alk los, ist staendig nervoes, zittrig und kommt mir vor wie eine Flucht vor sich selbst. Mittlerweile hat sie sehr hohe Leberwerte, eine Bauchspeicheldruesenentzuendung und kann seit einer Woche fast keine Nahrung mehr aufnehmen. Sie teilte mir mit, dass sie sehr gerne weiterleben moechte aber der Alk sie immer wieder einholt (harte Sachen wie Whiskey, Cognac ect). Man sieht es ihr auch im Gesicht an.

    Zum Schluss nahm sie mich in den Arm und sie wirkte auf mich, wie wenn wir uns das letzte Mal gesehen haetten. Das machte mich wirklich traurig. Wir tauschten noch die Telefonnummern aus. Wie kann man so einem Menschen noch helfen? Langzeit ect. hat alles nichts gebracht. Sie will einerseits aufhoeren, schafft es ja auch, solange sie in der Klinik ist, aber zu Hause geht leider wieder alles von vorne los. Weiss jemand von Euch noch einen Rat? Ich moechte mich jetzt allerdings nicht so sehr da reinhaengen, da ich mich ja selbst noch in der Anfangsphase befinde, und ich alle Kraft fuer mich brauche.

    Ich wuensche Euch weiterhin schoene trockene Stunden

    Angie43

  • Moin Angie,
    zu deinem Weg zur absoluten Abstinenz gehört viel Arbeit, viel Kraft ... und auch eine gute Portion Egoismus. Egoismus ist hier nicht negativ gemeint, sondern er ist gefordert, um all deine Kraft nur für dich zu verwenden. Denn du brauchst sie.
    Man kann selbstverständlich andere Gleichbetroffene in Gesprächen und im Gedankenaustausch versuchen zu helfen und zu unterstützen. Kenne ich selbst und habe das auch oft praktiziert. Rein menschlich und liebenswert.
    Man sollte sich aber Sorgen, wenn überhaupt, nur um sich selbst machen, um immer am Ball zu bleiben.
    Mach weiter so ... !
    Gruß, Freund.

  • Hallo Angie

    Zwei Wochen ist ein guter Anfang und heute schreibe ich auch nicht, dass es nur ein Anfang ist, sondern du kannst mit Recht stolz auf die 14 Tage sein. Die 10 Klinikaufenthalte waren also doch nicht umsonst und sie haben dir vielleicht mehr gebracht, als dir bewusst ist.

    Diese Frau, die du getroffen hast, wird sich nur selbst helfen können. Wenn sie es in der Klinik schafft, müssen zuhause also Umstände vorhanden sein, die es ihr unmöglich machen, trocken zu bleiben. Dort sollte sie vielleicht ansetzen, um etwas zu ändern. Lässt sich aber von hier schwer abschätzen.

    Dir einen lieben Gruß und mach weiter so
    Henri

  • Liebe Angie,

    zu dem Trockensein kann ich noch nicht wirklich viel schreiben, da ich es immer wieder probiere, leider aber noch nicht wirklich schaffe. Ich wollte dir leglich etwas zu der Frau schreiben, die dich traurig macht.

    Ich lag vor Jahren 6 Monate in einer Klinik zwecks Angstzuständen. Dort lernte ich Menschen kennen, denen es viel schlechter ging als mir (Selbstmordversuche). Als es mir etwas besser ging fing auch ich an mir Sorgen um die Menschen zu machen und entwickelte ein Helfersyndrom, was definitv ein Fehler ist. Bis man wieder stabil ist, sollte man wirklich einen gesunden Egoismus aufbauen, alles andere zieht einen nur runter oder verlangsamt den Heilungsprozess.

    Alles Liebe
    Synthia

  • Hallo Synthia,

    Du bist jetzt seit Januar im Forum und schreibst, das Du es immer wieder probierst. Du hast also zwischenzeitlich immer wieder Rueckfaelle. Bei mir hielt zum Schluss immer die Phase des Trockenseins 4 Wochen an. Dann ging es wieder los.

    Bei mir sind es jetzt 14 Tage, aber ich habe dieses Mal kapiert um was es geht. Es geht um meine Gesundheit und es wird nachher niemand bei mir geben, der mir zur Seite steht wenn ich krank bin. Mir hilft auch das Forum sehr viel. Ich bin froh, dass ich mich angemeldet habe.

    Hast Du vielleicht Möglichkeiten irgendwie sport- oder hobbymaessig was zu machen? Schreib doch Deine Geschichte auch mal. Es hilft bestimmt auch Dir.

    Alles Liebe und Gute
    Angie43

  • Lieber Angie,

    deine Antwort bringt mich jetzt wirklich ins Grübeln. So wirklich hat mich noch keiner nach meiner Geschichte gefragt, oder es wurde mir nicht wirklich bewußt.

    Ich werde sie mal in Ruhe aufschreiben und wenn du wirklich Interesse hast, sie dir schicken.

    Mein Interesse an Aktivitäten ist momentan nicht allzugroß, trotzdem versuche ich die Tage etwas sinnvoll zu gestalten. Gestern klappte es ganz gut. Ich war bei meiner Freundin kniffeln und abends waren wir beim Griechen essen. Es war ein tolles Gefühl nüchtern nach Hause zu gehen, keine Angst zu haben ob jemand es sehen könnte dass ich mal wieder voll bin. Dann den Blick meines Sohnes nüchtern zu betrachten, ihm normal Gute Nacht sagen zu können, ohne den Atem anzuhalten. Noch einen Film zu gucken und dabei Wasser zu trinken. Ins Bett zu gehen nüchtern einzuschlafen und nüchtern aufzuwachen. Nur leider brummt mir trotzdem der Kopf, aber dieses Mal nicht vom Alk und das macht mich sehr stolz!
    Gleich werde ich in meinen Garten gehen und versuchen das Buch, was ich mir bei meinem letzten Trockenversuch gekauft hatte (und nicht zu Ende gelesen habe) zu verschlingen.

    Was machst du mit deinem heutigen Tag?

    Alles Liebe
    Synthia

  • Hi Synthia,

    es wuerde mich sehr freuen, wenn Du Deine Geschichte aufschreibst. Ich denke, Du hast eine Menge aufzuarbeiten. Du hast ja bereits einen guten Anfang gemacht, indem Du Dir Gedanken machst, Deinen Tagesablauf sinnvoll zu gestalten.

    Versuche auch den heutigen Tag nuechtern zu verbringen, Du wirst sehen, es geht Dir von Tag zu Tag besser. Uebrigens habe ich auch einen Sohn, der wurde vor kurzem 20 J. alt. Er bekam meine nasse Zeit seit seinem 10. Lebensjahr voll mit und das war manchmal wirklich nicht einfach fuer ihn. Bei ihm kamen dann sogenannte Trotzreaktionen, weil er einfach nicht damit fertig wurde. Heute haben wir ein sehr gutes Verhaeltnis und ich hoffe, es bleibt so. Er merkt aber sofort, wenn ich was getrunken habe und kennt auch meine Alk-Verstecke. Er geht dann ganz gezielt hin und wenn er was findet, macht er sich auf und davon ohne ein Wort zu sagen. Das tut mir immer sehr weh.

    Ich versuche jetzt nur an mich zu denken und vor allen Dingen nicht jede Kleinigkeit an mich ranzulassen. Vor allen Dingen auch mal nein zu sagen.
    Seither hatte ich immer dieses Helfersyndrom. Probleme, die mir aus dem Freundeskreis anvertraut wurden, gaben mir den Anlass zu gruebeln und natuerlich, damit es sich leichter gruebeln laesst, ein Glas oder mehrere Glaeser Wein zu trinken. Wenn ich dann am naechsten Tag bei den Leuten anrief, hiess es, es ist wieder alles in Ordnung. Was hat es mir also gebracht?

    Aber wie Du den gestrigen Tag verbracht hast und den heutigen verbringen willst, ist ein ganz grosse Leistung und Du kannst wirklich stolz auf Dich sein!!
    Mach' weiter so!!!

    Uebrigens werde ich mich jetzt auch mit einem guten Buch auf den Balkon setzen (habe gestern von Diana Beate Hellmann "Ich fang nochmal zu Leben an" angefangen zu lesen.) Bleibe aber online.

    Viele Gruesse
    Angie

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