Verstand und Gefühl

  • Hach liebe Zoi,

    das klingt so gut. Ich hab ein bisschen Gänsehaut beim Lesen gehabt.
    Es ist so ein erhabener Moment, wenn ein Mensch seine Richtung/ seinen Weg findet :)

    Du bist zurecht stolz, du kannst sehr stolz auf dich sein.
    Und zu "verdanken" hast du das einzig und allein nur DIR!
    Hier steht zwar viel wertvolles geschrieben, aber wie viele Menschen haben es gelesen, konnten nichts damit anfangen, sind weitergezogen.

    Ich denke wie du auch, dass es für uns ein lebenslanger Prozess ist, für den wir auch auf jeden Fall professionelle Hilfe brauchen. Aber mit diesem Wissen, dieser Erkenntnis, kann es ein richtig schönes, gutes, lebenswertes Leben sein. Bei mir merke ich das auf jeden Fall :)

    Die Chef- Therapeutin eines großen Klinikums sagte ein mal zu mir: "lassen sie es sich gut gehen, das ist die beste Art von heimzahlen"

    LG girasole

  • Liebe Girasole,

    Ich denke ich habe eher ein Ziel vor Augen - wie der Weg aussieht wird sich zeigen! Wahrscheinlich hart und steinig, aber gleichzeitig befreiend :)
    Meine momentane Phase nenne ich "ausharren". Einfach weil ich (wenn ich super-ehrlich sein soll), tief in mir drin noch den Wunsch verspüre, etwas von meinem Vater zu hören. Oder dass meine Oma im Telefonat das Thema anspricht. Oder irgendwer irgendwas sagt und erzählt... Total verrückt, weil ich gleichzeitig das alles eben nicht mehr will! Deswegen: Ausharren, die "Stille" aushalten. Momentan bringt das eher Gefühlschaos, aber ich glaube wenn ich das lang genug aushalte, wird das vorrübergehen :) Allein die Hoffnung daran tut gut!
    Und ja, ich habe wirklich angefangen zu glauben! Dass ich das alles haben kann! Ein schönes Leben, dass ich so gestalten kann, wie ich das möchte. Ich glaube es wird noch einige "Rückschläge" geben (ich empfinde das schnell so), aber ich möchte aufstehen und nicht liegen bleiben. Das hab ich sowieso nie getan, ich habe mir das auch nie leisten können.
    Dein Zitat ist echt passend... das gibt diesem Rachegefühl eine ganz andere Bedeutung! Danke :)
    Was ich in letzter Zeit des öfteren hatte war so ein Gefühl, dass ich "abrechnen" möchte. Nicht mit meinen Eltern, sondern all den Menschen (Familie, Freunde) drumherum, die "zugesehen" haben. Die nie eingegriffen haben, sondern sich lieber distanziert haben. Das fühlt sich immer ziemlich blöd an, weil ich mir dann so verbittert vorkomme. Wie der böse Richter der nur "schuldig!" schreit! Vorallem weil ich garkeine Lust mehr habe, Schuld zu verteilen... und ich sehe da auch keinen Sinn drin. Trotzdem, so manchmal... wenn die Wut etwas hochkommt.. dann will ich alles und jeden vor mein imaginäres Gericht zerren und abverurteilen. Das tut mir dann leid für mich und die Menschen, denen ich dann "Schuld" zuspreche. Weil es nichts ändert sondern nur tiefe Gräben schaufelt!
    Aber ich merke, dass das Zitat "Einsicht ist der erste Weg zur Besserung!", sicher nicht unbedingt auf Alkoholiker zutrifft. Aber auf mich :) Ich arbeite an mir!
    Und ich bin etwas stolz auf mich! (Das schreibe ich auch, um mich an den Gedanken zu gewöhnen :P)

  • Hallo Zoi,

    du hast mir ja schon sehr in meinem Thread geholfen! :D

    Jetzt habe ich deine Geschichte nochmal ganz gelesen und ich finde es sehr schön zu lesen, welche Erfolge du schon machst, wie du deinen Weg findest und ihn gehst. Das freut mich für dich.

    Ich finde es toll und wichtig, dass du dir selbst sagen kannst, dass du stolz auf dich bist. Das ist etwas, was ich für mich auch noch mehr üben möchte.

    Den tiefen inneren Wunsch, mit einem Familienangehörigen über den Alkohol offen reden zu können und dann verstanden zu werden, kenne ich. Ich selbst wünsche mir das von meiner co-abhängigen Mutter. Sie beschwert sich oft und gerne darüber, dass mein Vater so viel trinkt und über alles mögliche andere in diesem Zusammenhang. Aber sie erkennt es nicht, dass er Alkoholiker ist oder sie will oder kann es nicht. Bis auf einmal vor einigen Jahren, habe ich es mir noch nicht getraut, so direkt mit ihr darüber zu reden. Auch mit meiner Schwester konnte ich noch nie so richtig darüber reden, nur meinem Bruder habe ich es schon direkt gesagt. Ich weiß leider selbst nicht, wie man damit richtig umgehen soll. Aber ich hoffe, dass die Therapie dann auch bei so was weiter hilft. Der Umgang mit Alkohol ist in diesem Familiensystem eh total verzerrt, so dass offene Gespräche darüber kaum möglich sind... Zumindest bei mir in der Familie ist es so.

    Auch die Gedanken, wieso nie jemand von Außen bemerkt hat, dass etwas nicht stimmen kann, beschäftigen mich immer mal wieder. Ich habe überlegt, ob es daran liegt, dass wir uns - zumindest ich mich - nach Außen hin so unauffällig verhalten habe. Ich war häufig das "unsichtbare Kind" und habe mich von daher oft zurück gezogen, um ja nicht aufzufallen. Somit wurde ich mit meinen Problemen auch nicht ernst genommen oder gar nicht bemerkt. So weit meine Theorie.

    Ach so, du hast geschrieben, dass du ganz starke Verspannungen im Nacken hast. Warst du schon mal bei einem Chiropraktiker/ Osteopaten? Mir hat das sehr geholfen, bzw. hilft es mir immer noch. Gleichzeitig tut man sich damit echt was Gutes, was wiederum positiv fürs Selbstwertgefühl ist. Es gibt auch Chiropraktiker/ Osteopaten, die zusätzlich massieren. Das hätte ich früher nie freiwillig zugelassen, jemand, der mich massiert! Seitdem ich das einmal eher zufällig ausprobiert habe, finde ich es sehr angenehm.

    Wie lange wartest du noch auf deine Therapie? Ich wünsche dir für die Zeit bis dahin auf jeden Fall viel Kraft. Es freut mich, dass dir das Forum auch dabei hilft.

    Die noch alles Liebe!
    Toru-Chan

    follow your smile

  • Nachtrag:
    Mir ist noch eingefallen, was ich versuche, um meinen inneren Kritiker kleiner werden zu lassen. Ich schreibe bewusst "kleiner werden", denn weg ist er wohl noch lange nicht, wenn das überhaupt jemals geht...

    Ich schreibe mir einmal in der Woche auf, worüber ich mich in dieser Woche gefreut habe und was mir gut gelungen ist. Das kann alles Mögliche sein, auch Kleinigkeiten.
    In einem nächsten Schritt schreibe ich mir meine verallgemeinerten negativen Gedanken auf, welche ich anschließend durch positive Gedanken ersetze. Z.B. "Niemand mag mich." wird dann zu "Nicht alle müssen mich mögen. Ich muss es niemandem Recht machen. Ich habe Freunde, die mich mögen und akzeptieren, wie ich bin. Ich darf Fehler machen und bin ein liebenswerter Mensch."

    Außerdem habe ich eine Zeit lang alle Komplimente, die ich bekommen habe und seien es auch noch so kleine oder seien es Sachen, die ich selbst an mir so gar nciht sehen konnte, auf kleine Zettel geschrieben und in eine extra schöne Dose getan. Wenn es mir schlecht ging, habe ich sie herausgeholt und mir durchgelesen. Manchmal auch einfach nur so, um mich an meine positiven Seiten selbst besser zu gewöhnen.
    Vielleicht gelingt es dir so auch, deine Kreativität und das Lob darüber besser anzunehmen und zu erkennen.

    Dann habe ich früher auch mal versucht, 10 positive Dinge über mich aufzuschreiben. Das war gar nicht so einfach. Aber dadurch habe ich gesehen, dass auch Dinge, die einem als selbstverständlich und nichtig erscheinen, positiv sein können. (wie z.B. tierlieb oder kann gut zuhören)

    Ich hoffe, die Tipps helfen dir ein wenig, deinen inneren Kritiker zu besiegen. Vielleicht ist ja zumindest eine Sache dabei, die dir behilflich ist und zu dir passt.

    Alles Gute!

    Liebe Grüße, Toru-Chan

    follow your smile

  • Liebe Toru-Chan,

    Ich freu mich sehr, dass du auch in meinem Thread schreibst :)
    Mir fällt es auch sehr schwer darüber mit meiner Familie zu sprechen, auch weil ich mir oft vorkomme als würde ich "missionieren" und das möchte ich nicht. Die beiden Personen mit denen ich offen darüber sprechen kann sind meine Mutter und meine Schwester, das tut gut! Ich glaube ich bin in der Sache oft so defizitorientiert, dh ich sehe öfters die Menschen, die mir nicht glauben als die, die es tun... (Kommt auf meine innere Checkliste!) Vielleicht auch, weil mir zB die Negativreaktion meiner Oma sehr nachhängt und weh tut. Hm!
    Nichts desto trotz bleibt natürlich der tiefe Wunsch, von allen verstanden und ernstgenommen zu werden.

    In meiner Kindheit und Jugend war ich schon sehr auffällig, wenn ich so zurückblicke. Ich bin immens in der Schule abgerutscht, hatte offensichtliche Selbstverletzungen, generell ein eher verstörtes Verhalten. Und habe auch viele "Aufmerksamkeits-Aktionen" gestartet, hatte dauernd wechselnde Beziehungen (schon im frühen Jugendalter) und ich könnte es immer so weiterführen... Außerdem waren da noch offensichtlichere Dinge wie zB einer der vielen Selbstmordversuche meines Stiefvaters in unserem Keller. Von RTW bis Polizei waren alle da, es war ein riesiges Spektakel für die gesamte Nachbarschaft. Ich war 11 Jahre alt, wurde nach oben in mein Zimmer geschickt und dann dort vergessen. Ich saß dort stundenlang allein, alle waren weg und ich hatte panische Angst. Solche Situationen gab es einige, es war mehr als offensichtlich, dass bei uns etwas gewaltig nicht stimmt... Aber wem hilft es, wenn ich jetzt Schuld verteile? Ich glaube, niemandem. Ich möchte das aufarbeiten und lernen, damit zu leben!

    Mit meinem Nackendings ist das so eine Sache... ich habe da solche Ablagerungen direkt im Muskel, die nicht mehr weggehen und den Muskel quasi daueranspannen. War im letzten Mal 25 Sitzungen bei der Physiotherapie inkl. Osteopathie, Wärmebehandlungen und anderem Schnickschnack. Das hats teilweise noch verschlimmert und vorallem die Massage tat unheimlich weh! Morgen geh ich zu meinem Arzt, der ist super und hat vielleicht noch eine Idee :) Aber danke!

    Deine Vorschläge mit dem inneren Kritiker umzugehen finde ich super! Ich werde damit anfangen :) Momentan sprech ich meine "Erfolge" auch laut aus, das tut auch gut! Aber aufgeschrieben wirds sicher nochmal intensiviert, das find ich toll :) Dank dir!

    Ich denke auf die Therapie werd ich noch so 1 - 1 1/2 Monate warten müssen! Habe schon eine ängstlich-panische Vorfreude :D

    Gestern habe ich mit meiner kleinen Schwester geskyped, die hat zum 1. Mal ein Gespräch mit meinem Vater über das Thema Alkohol geführt. Zusammenfassung: Er stempelt mich als verrückte, manipulative Lügnerin ab... Im ersten Moment hats mich schon fast kalt gelassen, ein paar Stunden später hab ich mich zutiefst verletzt gefühlt. Er hat ihr vorgeschlagen, dass sie sich öfters sehen, damit er ihr beweisen kann, dass ich nur versuche ihm ein Problem anzudichten. Bei dem Gedanken wird mir ganz schlecht. Mittlerweile kann ich nicht mehr glauben, dass dieser Mensch mich lieb haben könnte! Ich versuche mir einzureden, dass das nur die Krankheit ist aber ich kann mir das kaum mehr glauben :(
    Und zack, zweifel ich selbst an meiner geistigen Gesundheit. Ich habe mich sogar gefragt, welche andere Erkrankung das sein könnte? Jemand, der alle Alkoholiker-Symptome hat und säuft... Was kann das nur sein?
    Da merke ich, dass mich so etwas schon noch sehr hart trifft und ich noch nicht so weit emotional abgegrenzt bin, wie ich es gerne hätte... naja. Es fühlt sich an wie Verrat. Wir stehen vorm Hinrichtungskommando und mein Vater schreit: "Nehmt sie, nehmt sie!!!"
    Jetzt versuche ich mich wieder aufzubauen und positiv zu stärken!

    Liebe Grüße!

  • Liebe Zoi,

    das klingt wirklich schlimm, was du in deiner Kindheit und Jugend durchmachen musstest. Es freut mich aber, dass dir meine Tipps gegen den inneren Kritiker gefallen. Vielleicht erleichtern sie dir etwas die Wartezeit auf die Therapie. Die ängstlich-panische Vorfreude kenne ich. Obwohl ich noch gar nicht weiß, wann und wohin ich zu einer Therapie gehen werde. Es ist so ein kleines Glücksgefühl, dass ich mir diese Therapie gönnen möchte und dass damit hoffentlich einiges besser oder zumindest verständlicher wird. Nur manchmal wird dieses Gefühl wieder durch Selbstzweifel erstickt. Habe ich ja schon bei mir im Thread geshrieben.

    Wie war dein Arztbesuch? Hat er gegen die Verspannungen geholfen?

    Die Situation, von meinem Vater abgewertet und irgendwie abgestempelt zu werden, kenne ich. Nach so einem Erlebnis habe ich mir immerhin geschworen, nicht mehr mit ihm über eines seiner Hirngespinnste zu reden und zu diskutieren, bringt ja eh nichts.
    Über andere Erkrankungen meines Vaters habe ich auch schon nachgedacht. Aber dann wäre nur die Ursache eine andere, das Ergebnis wäre das gleiche.
    Geh deinen Weg weiter so! So wie ich es bisher hier gelesen habe, klingt das wirklich gut. Wenn ich auf meinen Vater hören würde, würde ich mir nie irgendwelche Hilfe holen. Du machst alles richtig so, dein Vater kann es leider nur nicht sehen und versucht, dich von deinem Weg abzubringen. Aber du musst an dich denken. Genau, tu dir etwas Gutes! :D

    Liebe Grüße, Toru-Chan

    follow your smile

  • Liebe Toru-Chan,

    Ja, es war wirklich der Horror... und es sitzt noch sehr tief. Ein Grund mehr für die Therapie, denn ich möchte das so nicht mehr!
    Deine Selbstzweifel kenne ich... Ich habe ja schon in deinem Thread geschrieben: Du wirst immer jemanden finden, der Schlimmeres erlebt hat oder dem es schlechter geht. Ich finde auch, dass man Leid mit Leid nicht vergleicht. In Afrika verhungern Kinder, das finde ich zB sehr schlimm. Das macht aber andere Dinge nicht besser! Dir geht es verständlicherweise nicht gut mit der Situation und du wirst sicher niemanden finden, der das anders sehen würde.
    Wir müssen lernen, uns selbst ernst zu nehmen :)
    Ich musste in meiner Kindheit nicht hungern, mir wurden nicht die Hände abgeschlagen und trotzdem war es die Hölle. Daran kann ich auch nichts beschönigen, manchmal finde ich es sogar ein Wunder, dass ich trotz allem nicht daran zerbrochen bin! Darauf bin ich stolz, ich konnte überleben dank meiner Strategien, die ich schon als kleines Kind entwickelt habe. Und schon als Kind wusste ich auch, dass das nicht richtig und fair ist! Ich habe es zwar für normal gehalten aber richtig fand ich den Terror zu Hause nie.

    Von meinem Arzt habe ich Muskelrelaxan bekommen, dann sehen wir weiter! :)

    Ja, das mit meinem Vater ist jetzt so der Gipfel. Er war immer sehr Ich-orientiert, hat uns Kinder als Seelsorger und Putzfrauen benutzt. Seine "Probleme" standen immer an erster Stelle und wurden uns kleinen Kindern reingedrückt und wir haben zusehen können, ob und wie wir damit klarkommen. Die Spitze ist eigentlich die Situation jetzt... Er benutzt mich, verrät mich und spinnt Lügen. Er opfert seine Tochter für sich... Gott, klingt das theatralisch. Meine Gefühle dazu sind theatralisch! Es fühlt sich einfach so an und ich sehe dort keine Liebe mehr. Er tut es, um jeden Preis... auch wenn ich der Preis bin.
    Das absurdeste daran ist ja, dass er zu meiner Schwester sagte: Ich trinke nicht, ich würde doch nie meine Kinder aufs Spiel setzen!
    Dazu muss ich wohl nichts mehr sagen :D

    Ja, würde ich auf meinen Vater hören, hätte ich eine der extremsten psychischen Wahnerkrankungen, die sich erstaunlicherweise nur auf einen einzigen Lebensbereich bezieht: auf ihn. Ansonsten bin ich "normal". Seltsame Krankheit, die ich da habe. *ironie-off*

    Wenn das der Preis dafür ist, dass ich mein Leben habe und gesund bin, dann nehm ich ihn in Kauf. Dann bin ich für ihn irre und verrückt, dann werde ich nicht ernstgenommen. Davon hängt mein Leben NICHT ab! (Das schreibe ich auch als Appell an mich!)

    Liebe Grüße!

  • Hallo Zoi,

    Zitat

    Wir müssen lernen, uns selbst ernst zu nehmen Smilie

    Damit hast du Recht. Das möchte ich für mich selbst noch viel mehr lernen!

    Zitat

    Wenn das der Preis dafür ist, dass ich mein Leben habe und gesund bin, dann nehm ich ihn in Kauf. Dann bin ich für ihn irre und verrückt, dann werde ich nicht ernstgenommen. Davon hängt mein Leben NICHT ab! (Das schreibe ich auch als Appell an mich!)

    Und damit versuchst du genau das, dich selbst ernst zu nehmen. Du nimmst dich, deine Gefühle und Bedürfnisse wahr. Du nimmst dich wichtig und stellst dich damit über deinen Vater. Du machst dich damit unabhängig von ihm, seinen Gedanken und Manipulationen. Denn nichts anderes versucht er mit deiner Schwester, wenn er so etwas zu ihr sagt. Du machst es richtig so!
    Dein Vater projiziert seine Probleme in dich. Er verdreht die Sachen. Und du schreibst richtig, dann bist du eben für IHN irre usw. Aber NICHT für DICH. Du hilfst dir selbst, indem du Hilfe annimmst und deinen Weg gehst, die Vergangenheit aufarbeitest, den Abstand zu deinem Vater suchst. Nur er kann es nicht so sehen. Aber die Hauptsache ist, dass du es kannst und darauf kommt es an.

    Liebe Grüße, Toru-Chan

    follow your smile

  • Liebe Toru-Chan,

    die miesesten Gefühle sind vorbei, das hat ein paar Tage gedauert aber jetzt geht es mir besser :)
    Ich finde es halt immer wieder blöd, wieviel Macht ich meinem Vater über meine Gefühle gebe... Ich denke, da muss ich geduldiger werden. Abkapseln geht leider nicht von heut auf morgen! Und vorallem da ich mich noch so leicht von ihm treffen lasse, ist es doppelt gut, den Kontakt erstmal komplett abzubrechen. Deshalb bleibe ich bei meinem Vorsatz: Schreibt er mir noch einmal, wird er gesperrt. Dann respektiert er meine Grenzen nicht, dann muss ich sie härter verteidigen!
    Immerhin bin ich dadurch nicht machtlos :)

    Schon seit einiger Zeit hab ich so ein Szenario im Kopf:
    Im Mai gehe ich meine Familie in Deutschland besuchen... und natürlich auch meine Oma (die in jedem Telefonat inständig bettelt, dass ich mich doch bei Papa melden soll). Und ich habe Angst, dass ich sie besuchen gehe und sie einfach heimlich meinen Vater einlädt. Ich werde dann gehen aber ich weiß jetzt schon, dass mich das sehr mitnehmen wird... weil sie meine Grenzen einfach nicht respektiert! Ahhh... ich denke zu viel nach :(
    Das macht mir etwas Angst! Drückt mir die Daumen, dass es nicht passieren wird.

    Liebe Grüße!

  • Hallo Zoi,
    ich habe nicht geschafft alles zu lesen (es ist ja schon ziemlich spät) aber wollte trotzdem schonmal ein, zwei Sachen loswerden bevor ich die Zeit finde mir alles in Ruhe durchzulesen.

    Dein "hoffentlich kann ich mich irgendwann selbst mögen und sehen dass ich wertvoll bin" hat mich ganz schön erschrocken. Das denkst du noch, nachdem du einen anscheinend sehr tollen Freund hast und gleich zwei tolle Bewerbungsgespräche hinter dir hast und wer weiß nicht was noch alles?! Warum?? :o Nach allem was und wie du so schreibst bin ich mir sicher, dass du ein ganz toller Mensch bist. Warum müssen sich denn immer alle so klein machen..? :(

    Insgesamt muss ich einfach mal sagen: es ist so schrecklich-schön sich so genau wiederzufinden in dem was ihr schreibt! Soo vieles das auch einfach ich selbst hätte schreiben können. :o

    Ich kann nur sagen, dass es leider stimmt, dass alles bei dem Betroffenen liegt. Man kann noch so viel tun und versuchen (und ich habe wirklich viel versucht), es bringt nichts. Die Entscheidung etwas ändern zu wollen und sich in der Lage dazu zu sehen liegt ganz allein bei deinem Vater. Und alle Regeln der Logik und des gesunden Menschenverstands greifen da leider nicht.
    Bezüglich deiner Oma würde ich ganz vorsichtig raten nicht mehr (so oft) mit ihr zu telefonieren. Es tut dir ganz eindeutig gar nicht gut.. Und von einer wahrscheinlich schon älteren Dame würde ich auch nichts anderes erwarten als genau das, was du beschrieben hast. Aber jemanden in dem Alter bringt man nicht mehr zu neuen Erkenntnissen - erst recht nicht wenn es um den eigenen Sohn und den Schein der Familie und dem ganzen "was sich so gehört" geht.

    Gute Nacht!

  • Hallo Zoi,

    und hallo Ina, ja das ist erschreckend, wenn man liest, wie wenig wert sich ein Mensch ist. Es gehört aber leider zu uns EKAs (meistens) und es gilt, sich dem zu stellen, es zu betrachten und Wege heraus zu finden. Über den Verstand funktioniert das nicht, das wäre ja schön, wenn es so einfach wäre. Erkenntnis- Änderung....
    Zoi -und auch ich- uns ist das vom Kopf her schon klar. Aber es gibt Teile, im Unterbewusstsein, die da nicht mitziehen.
    übrigens tappst du in eine klassische Co- Falle, wenn du schreibst, Zoi könnte doch anhand von Freund und erfolgreichen Bewerbungsgesprächen erkennen, dass sie was wert ist- wenn sie jetzt keinen Freund und keine erfolgreichen Bewerbungsgespräche hätte?

    Zoi, ich würde mir das Szenario mit dem Besuch nochmal genauer anschauen. Kannst du nicht etwas einbauen, zu deinem Schutz?
    Selbst wenn du dann sofort gehst- die Konfrontation war da, die Oma hat erreicht, was sie wollte- und du bist am Ende die, die leidet!?
    Zb der Oma vorher deutlich sagen: wage es nicht, meinen Vater einzuladen!?

    LG girasole

  • Hallo,

    die Idee von girasole finde ich gut, deine Oma einfach vorher direkt darauf anzusprechen, ihr deine Grenzen mitzuteilen. Du wirst dann ja schon sehen, wie sie darauf reagiert. Wenn du an ihrer Reaktion schon erkennst, sie lädt ihn ja doch ein, dann würde ich ihr den Besuch mit dieser Begründung absagen. So schade es auch erscheinen mag. So wie du schreibst, habe ich aber auch den Anschein, dass deine Oma dir nicht gut tut und du unter diesen Umständen (wenn sie deine Grenzen nicht respektiert), lieber auch zu ihr (vorerst) den Abstand suchen solltest. Halte dich an die Familienmitglieder bzw. Menschen, die hinter dir stehen. Deine Mutter und deine Schwester scheinen momentan ja besser für dich da sein zu können und dich besser verstehen zu können. Vielleicht könnte einer von ihnen oder dein Freund dich ja auch bei deinem Besuch begleiten, falls dir das hilft?
    Es schreibt sich hier so leicht. Wenn ich auf mich gucke, weiß aber wie schwer so etwas ist, wie wenig ich den Abstand selbst einhalten kann... :(

    Was die Gefühle einem selbst gegenüber angehen, dann kann ich mich bei euch, Zoi und girasole, einreihen. Auch mir fällt es oft soo unglaublich schwer, mich selbst zu mögen, mich anzunehmen, mich nicht ständig abzuwerten und fertig zu machen. Auch wenn ich theoretisch weiß, was ich alles erreicht habe, dass ich einen ganz tollen und liebevollen Partner an meiner Seite habe... Das allein hilft leider nicht... Zumindest auch mir nicht...

    Liebe Grüße, Toru-Chan

    follow your smile

  • Hallo Ina,

    Habe mir deine alten Threads jetzt auch mal durchgelesen - so rosig und selbstbewusst klang das jetzt auch nicht ;) Wie sieht denn deine Situation mittlerweile aus?

    Das verrückte an meinem nicht vorhandenen Selbstwertgefühl ist ja, dass ich mich immer für "selbstbewusst" gehalten habe, bis vor ein paar Monaten noch. Weil ich meine Meinung sage zB, nach außen hin sehr tough wirke. Und ich dachte, es wäre normal, sich selbst nicht leiden zu können... Es hat erst vor kurzem "klick" gemacht, ich habe begriffen, dass es eben nicht normal ist sich selbst zu hassen und nach außen so zu tun, als wäre es nicht so!
    Dazu kommt natürlich auch, dass ich schon mitbekomme, dass andere mich mögen/lieben. Aber was nutzt mir das, wenn ich mich selbst absolut ablehne? Leider wenig.
    Ich weiß ja, wo es herkommt. Ich wurde mein Leben lang abgelehnt, kleingemacht und mir wurde erzählt, ich sei verrückt, gehöre in die geschlossene Psychiatrie und geliebt werde ich sowieso nie. Von klein auf wurde mir all das eingetrichtert, außerdem auch dass ich immer an allem Schuld sein würde. Wie soll ich das von heute auf morgen wegzaubern können? Den meisten Menschen glaube ich kaum, wenn sie mir sagen, dass sie mich mögen. Ich vermute sogar eigennützige Ziele hinter solchen Aussagen.
    Und meine neuste Erkenntnis ist: Ich finde das schrecklich - für mich! Wer hat es verdient sich so zu fühlen? Ich habe das nicht verdient! Das sehe ich als Fortschritt :)

    Zum Glück habe ich die Hoffnung aufgegeben, meinem Vater helfen zu können. Das tut weh, aber es ist gut so und wirft eine Menge Last und (falsche) Verantwortung von mir ab!

    Mit meiner Oma ist das sehr schwierig, ja. Ich glaube auch kaum, dass sie in ihrem Alter noch in der Lage ist, die Dinge anders zu sehen... deshalb bin ich ihr auch nicht böse und habe aufgegeben, sie überzeugen zu wollen. Es tut mir nur weh, dass sie meine Bedürfnisse so ignoriert. Ich kann ihr 100mal sagen, dass ich nicht darüber reden will oder dass ich meinen Vater sicher nicht anrufen werde - sie fragt trotzdem fröhlich weiter. Sogar zuletzt mit der Aussage: "Tu es doch für mich!"
    Ich lasse mich nicht mehr erpressen, meine Meinung wird sich nicht ändern. Dass ich weniger mit ihr telefoniere... hm... an sich telefoniere ich so alle 1 1/2 - 2 Wochen mit ihr. Sie ist alt und nach dem letzten KH-Aufenthalt auch schwach. Ich möchte ihre letzten Jahre noch da sein! Deshalb möchte ich mich von ihr so ungern distanzieren.

    Hallo Girasole,

    Dass was du geschrieben hast stimmt absolut! Deshalb heißt mein Titel ja auch "Verstand und Gefühl"... die sind sich bei mir nämlich so uneinig. Und mit der Co-Falle hast du auch Recht... zusätzlich ist es so, dass wenn ich meinen "Wert" an äußeren Umständen festmache, dann fühl ich mich vllt 1 Tag ganz gut, trotzdem mag ich mich nicht. Und: Sollte ich dann nur die positiven äußeren Dinge berechnen? Zu meinem Selbstwert könnte ich auch die Ablehnung meines Vaters rechnen, dann sieht´s nochmal schlechter für mich aus.
    Das soll aus mir heraus kommen, ich möchte mit mir allein zufrieden sein können! Danke für deine Worte :)

    Mit meinem Oma-Konfrontations-Horrorszenario: Genau da triffst du den Punkt! Wenn es passieren würde, selbst wenn ich dann gehe, ich wäre fertig mit den Nerven. Das weggehen würde nur schlimmeres verhindern, schlimm wäre es trotzdem.
    Ja, ich habe auch überlegt es direkt bei ihr anzusprechen! Das werde ich tun... es wird ein kleiner Schutz sein, ob das dann respektiert wird? Das weiß ich einfach nicht :( Meine anderen Grenzen respektiert sie ja leider auch nicht.
    Ach, das ist so verzwickt und es macht mir Angst!

    Liebe Grüße!

  • Liebe Toru-Chan,

    Ja, eigentlich weiß ich auch, dass diese Gespräche mit meiner Oma mir nicht gut tun.. auch weil ich in jedem Gespräch ängstlich hier sitze, denn jeder Zeit kann sie das Thema wechseln oder mir ein schlechtes Gewissen einreden!
    Die andere Seite: Meine Oma ist über 80. Und krank. Und ein sehr lieber Mensch. Ich weiß nicht, wielange ich sie noch haben werde... der Gedanke allein versetzt mich in Panik! Vielleicht verlangsamt das meinen Prozess, aber ich möchte sie in meinem Leben haben, solange sie noch da ist :(
    Das bring ich einfach nicht übers Herz...
    Die ganze Familienseite meines Vaters ist einfach so: Über Probleme wird NIEMALS gesprochen. Egal, wie sich die Familienmitglieder verhalten: Es wird beschönigt, ignoriert.

    Kleines Bsp.:
    Meine Oma wurde letztes Jahr operiert und lag danach im Delir. Das war scheinbar nur mir klar, denn ihre beiden Söhne gingen sofort davon aus, dass sie (quasi über Nacht) extrem dement geworden ist. Ich habe mit meinem Onkel (dem Bruder meines Vaters) deswegen telefoniert. Seine Worte waren, sie sei völlig bekloppt und dement und sie wollen ihre Wohnung auflösen und dann kommt sie ins Heim. Er war grausam.
    Mit VIEL Aufwand meinerseits konnte ich das verhindern.
    Meine Oma spricht aber so von ihm: Er tut alles für mich, ist soooo lieb und die besten Söhne und überhaupt alles wunderbar super-duper. Perfekt.
    Ekelhaft! Was eine Lüge. Ihre tollen, liebevollen Söhne hätten sie nach 1 Woche Delir entmündigt, ihre Konten aufgelöst und sie ins Heim gesteckt. Das mit dem Konto haben sie sogar geschafft, indem die arme Frau ahnungslos ihren Wisch unterschrieben hat. Geld abgezwackt haben sie sich natürlich auch.
    Was für eine heile, wunderbare Familie oder?
    Und jetzt kommt Zoi, der verlogene Störenfried und erzählt falsche Dinge in der Familie rum! "Unterstellt, der Vater wäre ein Säufer, wo er doch SO lieb ist!" -> Wortlaut.

    Puh, Wut :(

  • Achja, ich hatte noch etwas vergessen zu diesem Familiensystem:
    Wenn es jemand gewagt hat, ein Problem anzusprechen oder sogar zu streiten, dann ist immer dasselbe passiert. Diese Person wurde ausgestoßen und mind. 2 Personen haben jahrelang nicht mehr mit ihm/ihr gesprochen. Das gabs über die Jahre schon in den verschiedensten Konstellationen: Sohn 1 + Frau sprechen nicht mehr mit Mutter. Oder Sohn 1 + Frau sprechen nicht mehr mit Sohn 2. Und so weiter und so fort.
    Die haben super Problemlösestrategien, ich weiß! :) Daumen hoch.

  • Hallo Zoi,

    Zitat

    Ich weiß nicht, wielange ich sie noch haben werde... der Gedanke allein versetzt mich in Panik! Vielleicht verlangsamt das meinen Prozess, aber ich möchte sie in meinem Leben haben, solange sie noch da ist Traurig
    Das bring ich einfach nicht übers Herz...

    Das verstehe ich. Deshalb hatte ich ja auch dazu geschrieben, dass sich so ein Tipp leichter schreiben lässt als ihn selbst umzusetzen. Ich kann mich noch nicht mal von meinen Eltern lösen und kann mir das momentan auch noch nicht vorstellen... Da bist du mit deinem Vater schon weiter als ich.

    Dass das Trinken von den Eltern meines Vaters ignoriert wird, kenne ich auch. Er ist in ihren Augen auch der Allerbeste. Nur, dass bei uns nicht ich die "Böse" in ihren Augen bin, sondern meine Mutter, sie muss in dieser Hinsicht auch viel aushalten.

    Ansonsten kenne ich auch die Streitigkeiten, das Ignorieren, die Beschimpfungen usw. in der kompletten Familie, echt schrecklich... Als ich noch ein Kind war, ist mein Vater nach so einem riesen Familienkrach einfach betrunken ins Auto gestiegen und nachts davon gefahren. Ich hatte so schrecklich Angst, dass er nie wieder kommt oder sich in den Tod fährt. Dabei hat meine Mutter totale Panik gehabt. Ich hab fast die ganze Nacht nur geweint, dabei war ich ganz allein und niemand wusste von meiner eigenen Angst.

    Wegen deiner Oma kannst du ja vielleicht einfach sehen, wann dir der Kontakt gut tut bzw. in Ordnung für dich ist und wann es dir zu viel wird, sie deine Grenzen wieder überschreitet. Ich würde es ihr dann immer wieder ganz deutlich sagen. Das wurde mir damals in meinem Coaching in Bezug auf meine Mutter empfohlen: "Das ist meine Grenze. Das belastet mich." Aber so wie ich das gelesen habe, versuchst du das auch schon ganz viel.

    Liebe Grüße, Toru-Chan

    follow your smile

  • Ach liebe Zoi,

    wie gut ich das mit dem System Familie kenne :roll:
    meine komplette Family ist ähnlich. Ein komplett krankes System, das auch nur kranke, unzufriedene, unglückliche oder süchtige Mitglieder hervorgebracht hat. ..
    ich bin die einzige, die sich konsequent und dauerhaft Hilfe geholt und diese dann auch umgesetzt hat. Und ja, wenn meine Schwester wütend auf mich ist, weil ich sie treffe mit einer Analyse über eine Situation in ihrem Leben- dann bin ich die "psycho- Tante". Mittlerweile macht mir das nicht mehr so viel aus, denn sie tut mir leid, ich weiß, dass sie einiges quält. Ich weiß, dass ich sehr viel aufgearbeitet habe und dass es mir mit den Jahren immer besser geht. Und bei ihr wird das ziemlich sicher das Gegenteil sein.

    Mir hat es sehr geholfen, über das ganze System mit allen Onkels, Omas etc ausführlich in diversen Therapie -Stunden zu sprechen, also vor allem erstmal alles erkennen, dann einordnen, wieso, weshalb, warum. Und daraus hat sich für mich im Laufe der Jahre immer mehr Abstand ergeben. Es ist quasi fast von selbst passiert.

    Mit Telefonaten geht es mir mit meiner Mutter wie dir mit deiner Oma. Es ist wahnsinnig anstrengend und ich sitze quasi auf habacht am Telefon, dass sie mir nicht wieder eine unterschwellige Botschaft unterjubelt und ich mich noch Tage später wundere, warum es mir schlecht geht.

    ich habe mich immer ganz bewusst gewappnet vor einem Telefonat, dass ich gut aufpasse, dass sie mich nicht unter Druck setzt, subtile Nachrichten unterbringt usw. Es hat sehr geholfen, eine Zeit in Stichpunkten mitzuschreiben und das dann mit meinem Therapeuten zu analysieren.
    Unfassbar, was scheinbar harmlose Kommunikation transportieren kann :shock:
    und nicht zu vergessen sind solche Gespräche natürlich extrem anstrengend!
    Alles in einem spannt sich an, Adrenalin wird ausgeschüttet, der Körper rechnet Urzeit- mäßig ja mit einem Angriff auf das Leben.
    Also nicht wundern, wenn es einem danach Kräfte- mäßig nicht gut geht. Und überlegen, wann man telefoniert, zb nicht vor einem Bewerbungsgespräch oder etwas, wo man seine ganze Kraft braucht.

    Ich denke, du wirst an der Reaktion deiner Oma doch schon relativ gut merken, wie der Hase läuft. Wenn du kein gutes Gefühl hast- folge deinem Gefühl! Dies ist auch unter anderem ein Weg, wie selbstliebe entsteht- wenn man für sich einsteht und für sich sorgt!
    Du könntest deiner Oma auch sagen, dass du große Angst davor hast und deshalb überlegst, nicht zu kommen. Ev versteht sie erst so deine Ernsthaftigkeit, die sie ja wahrscheinlich nicht unbedingt von dir kennt?

    LG girasole

  • Toru- Chan,


    deine Mutter muss nichts aushalten. Sie möchte. Sie hat ihr Leben in der Hand. Sie kann sich jeden Tag neu entscheiden, zu gehen.
    Das ist klassisch Co- ich muss ja so viel aushalten. ..

    Dass du als Kind alleine nachts im Bett weinen musstest, ist leider auch klassisch- deine Mutter hat sicher jederzeit- wie so viele Co- Mütter/ Vater hier- Stein und Bein geschworen, dass die Kinder "nichts mitkriegen".
    Kotz.

    gut, dass du dich nun auf deinen Weg gemacht hast. Du wirst sehen, es kann nur besser werden!

    Was die Telefonate betrifft, ging mein Therapeut noch weiter. "Lass das- ich möchte das nicht- hör auf-
    Das liegt übrigens heute noch neben meinem Telefon. So ein Spickzettel hilft enorm.

    LG girasole

  • Liebe Zoi,
    bei mir hat sich mittlerweile einiges getan.. aber irgendwie auch kaum etwas. Ich versuche es kurz zu umreißen:
    2012 war die Situation eigentlcih auf ihrem Höhepunkt. Es verging eine Zeit lang kein Tag an dem ich nicht mit Heulkrämpfen im Bad stand und mich fragte, wie das alles weitergehen soll. Im Juni 2012 habe ich Abitur gemacht. Meine Mutter war nicht auf meinem Abi-Ball. Das war natürlich hart für sie aber ich hatte es satt immer zu reden und keine Taten folgen zu lassen. Aber das machte meine ZUkunftsängste natürlich noch schlimmer.. soll ich irgendwann wirklich mal heiraten ohne meine Mutter einzuladen?
    Ich hatte schon lange den Entschluss auszuziehen und habe nach Wohnungen in der Stadt geschaut, wo ich ein FSJ gemacht habe. Dann, November/Dezember 2012 ist meine Mutter für ein paar Tage ins Krankenhaus. Hete weiß ich schon gar nicht mehr was der Vorwand war, aber nach ein paar Tagen gab sie zu, dass sie eine Entgiftung macht. Keine Ahnung wie, aber es funktioniert. Sie hat nur diese Entgitung gemacht, keine Therapie angeschlossen, sitzt seit zwei Jahren Zuhause, weil sie mehrere Baustellen (alkoholbedingt und einige andere Sachen) an ihrem Körper hat, die nach und nach "bearbeitet" werden und meinen Vater um sich, der mal mehr, mal weniger säuft. Also eigenltich die schlechtesten Voraussetzungen aber sie hatte keinen Rückfall. Ist eine große Ausnahme denke ich. Sie hat auch kein Problem mit kleinen Mengen Alkohol. Sie kocht weiterhin mit Weißwein, besteht darauf dass wir zu Feierlichkeiten trinken und einmal hat sie in eine Praline mit Alkohol gebissen und fand es nur ekelig.
    Klingt erstmal gut (und das war es die ersten Monate auch) aber sie war eigenltich schnell wieder so wie als Alkoholikerin - nur nicht betrunken. Ist in alte Verhaltensmuster zurückgefallen usw. Wir kommen einfach nicht gut miteinander aus, sind sehr verschieden. Hinzu kommt, dass man bei ihrem geistigen Verfall zusehen kann. Wenn man nur Zuhause sitzt ist das natürlich nicht gut für die kognitiven Fähigkeiten.

    Also nein, es war und ist nicht rosig ;) Aber falls du dir auch die Antworten durchgelsen hast.. mir wurde ganz eindrücklich dazu geraten mich um mich selbst zu kümmern. Und das habe ich getan. Einer schrieb: "..und das tragen sie lange mit sich rum. Aber die andere, die positive Seite hat es in sich: Die Kinder sind nicht selten hoch belastbar, selbstständig, entscheidungsfähig. Besser als viele andere. Immerhin haben sie das viele Jahre gelernt. So eine Art Überlebensstrategie". Ich würde sagen, daraus ziehe ich ein großes Stück meines Selbstwerts. Mir war es immer wichtig mich nicht mit runterziehen zu lassen, sondern alles was geht irgendwie zum Positiven zu wenden.
    Und ich meinte natürlich nicht, dass Zoi ihren Selbstwert nur aus Freund und Job ziehen soll. Nur nach ihrer Schilderung von den Bewerbungsgesprächen hatte ich direkt eine fröhliche, sympathische junge Frau vor Augen. Und es ist einfach so schade, dass so jemand das nicht selbst sehen kann. Und vielleicht hilft Zuspruch ja doch irgenndwann ein wenig..

  • Hallo,

    Zitat

    Mit Telefonaten geht es mir mit meiner Mutter wie dir mit deiner Oma. Es ist wahnsinnig anstrengend und ich sitze quasi auf habacht am Telefon, dass sie mir nicht wieder eine unterschwellige Botschaft unterjubelt und ich mich noch Tage später wundere, warum es mir schlecht geht.

    Das kenne ich auch. :shock: Vor allen Dingen, sieht meine Mutter immer ALLES so negativ. Es ist eigentlich egal, worüber sie redet, alles ist immer schlimm und furchtbar. Ob es die Familie, die Arbeit, das Wetter oder sonst was ist. Manchmal weise ich sie darauf hin oder erkläre ihr, dass man das ein oder andere ja auch anders, also positiv sehen kann, aber eigentlich raubt mir das auch nur meine Kraft. Ich finde es nämlich auch immer schon anstrengend genug, ihr einfach nur zuzuhören. Dabei geht es mir danach auch oft tagelang schlecht und ich weiß nicht wieso. Auch bei einem Besuch ist es so. Da fängt es meist schon Tage vor dem Besuch an, dass es mir so geht... :?

    Zitat

    Deine Mutter muss nichts aushalten. Sie möchte. Sie hat ihr Leben in der Hand. Sie kann sich jeden Tag neu entscheiden, zu gehen.
    Das ist klassisch Co- ich muss ja so viel aushalten. ..

    Danke girasole, das muss ich mir wohl immer wieder neu sagen. Das ist für mich noch sehr ungewohnt, so zu denken.

    Zitat

    Dass du als Kind alleine nachts im Bett weinen musstest, ist leider auch klassisch- deine Mutter hat sicher jederzeit- wie so viele Co- Mütter/ Vater hier- Stein und Bein geschworen, dass die Kinder "nichts mitkriegen".
    Kotz.

    Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir dabei auf, dass es eine Zeit gab, in der es für mich eigentlich normal war, dass ich mich in den Schlaf weinte. Es gab Zeiten, da war das normal für mich, so einzuschlafen, anders kannte ich es kaum noch, dabei weiß ich jetzt nicht mal mehr wieso es so war.

    Liebe Grüße, Toru-Chan

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