4 Wochen habe ich hier nicht geschrieben, wie schnell die Zeit vergeht.
Ich möchte hier fortsetzen, um auch Interessenten, die ausschließlich im allgemeinen Teil des Forums lesen, von meinem Weg in eine dauerhafte Abstinenz zu berichten, um ihnen auf diese Weise Mut zuzusprechen..
Ich bin nach wie vor clean, mittlerweile 4 Monate + 1 Woche. Zwischenzeitlich hatte ich einen einen heftigen Anfall von Suchtdruck, den ich mit Mühe und viel Ablenkung, Wasser trinken und Gesprächen bändigen konnte. In der Härte hatte ich ihn bislang noch nicht gespürt. War aber für mich im Nachhinein auch eine positive Erfahrung, dass es verschiedene Stufen von Druck geben kann, nachdem ich zuvor nur die "light"-Version kannte und ich bislang in der Lage bin, auch der härteren Variante zu widerstehen. Der Druck verschwindet irgendwann, manchmal rasch, manchmal etwas später.
Meine Therapie in ambulanter Form läuft und wie es mit Gruppen unterschiedlicher Typen nun mal so ist, treffen verschiedene Charaktere aufeinander, die einen mag man mehr, die anderen weniger, ist halt wie früher in der Schule oder auf der Arbeit. Man muss irgendwie miteinander klar kommen. Ich habe vor, so Stand heute, sie auf jeden Fall regulär zu beenden, vorausgesetzt ich erlebe keinen alkoholischen Absturz. Mein Respekt vor diesem todbringenden Stoff ist jedenfalls groß. Und was ich auch weiß ist, dass es noch eine verdammt lange, nämlich lebenslange Wegstrecke zurückzulegen ist.
Was ich bislang verinnerlichen konnte ist, dass unbedingte und vorbehaltlose Krankheitseinsicht sowie die rückhaltlose Aufgabe des Wunsches, irgendwann kontrolliert trinken zu können, ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg in eine dauerhafte Abstinenz sind. Kontrolliertes Trinken kann bei mir nicht funktionieren, ich habe zig gescheiterte Versuche hinter mir. Mein Therapeut mit langjähriger Berufserfahrung bestätigte, dass er in seiner Zeit noch nie einen Alkoholiker erlebt habe, dem dies erfolgreich gelungen sei.
Würde ich mir heute vornehmen, bei einem bestimmten Anlass eine kleine Menge Alkohol zu konsumieren, sagen wir 1 Flasche Bier, würde ich gar nicht erst bis zum Eintritt des Ereignisses abwarten, sondern früher zuschlagen. Und dann bliebe es auch nicht bei der einen Flasche. Nach meinen früheren mehrwöchigen Saufpausen, als ich irrig annahm, kein Problem mit dem Stoff zu haben, kippte ich stets die ersten beiden Flaschen zügig wie nach großer körperlicher Anstrengung an einem heißen Sommertag in mich hinein. Dann gab es, weil ich ja so lange "brav" war, selbstverständlich noch einen Nachschlag.
Mir hilft nur eins: Bereits das erste Glas stehen zu lassen. Ich kann nur ganz (saufen) oder gar nicht.
Da möchte ich nie mehr hin. Ich bin äußerst zufrieden, nein glücklich, auch noch zu vorgerückter Stunde bei klarem Verstand und im Vollbesitz meiner kognitiven Fähigkeiten zu sein.
Ich werde zu gegebener Zeit weiter berichten.
Gruß Carl Friedrich