Carl Friedrich - Diesmal wird es klappen

  • 4 Wochen habe ich hier nicht geschrieben, wie schnell die Zeit vergeht.

    Ich möchte hier fortsetzen, um auch Interessenten, die ausschließlich im allgemeinen Teil des Forums lesen, von meinem Weg in eine dauerhafte Abstinenz zu berichten, um ihnen auf diese Weise Mut zuzusprechen..

    Ich bin nach wie vor clean, mittlerweile 4 Monate + 1 Woche. Zwischenzeitlich hatte ich einen einen heftigen Anfall von Suchtdruck, den ich mit Mühe und viel Ablenkung, Wasser trinken und Gesprächen bändigen konnte. In der Härte hatte ich ihn bislang noch nicht gespürt. War aber für mich im Nachhinein auch eine positive Erfahrung, dass es verschiedene Stufen von Druck geben kann, nachdem ich zuvor nur die "light"-Version kannte und ich bislang in der Lage bin, auch der härteren Variante zu widerstehen. Der Druck verschwindet irgendwann, manchmal rasch, manchmal etwas später.

    Meine Therapie in ambulanter Form läuft und wie es mit Gruppen unterschiedlicher Typen nun mal so ist, treffen verschiedene Charaktere aufeinander, die einen mag man mehr, die anderen weniger, ist halt wie früher in der Schule oder auf der Arbeit. Man muss irgendwie miteinander klar kommen. Ich habe vor, so Stand heute, sie auf jeden Fall regulär zu beenden, vorausgesetzt ich erlebe keinen alkoholischen Absturz. Mein Respekt vor diesem todbringenden Stoff ist jedenfalls groß. Und was ich auch weiß ist, dass es noch eine verdammt lange, nämlich lebenslange Wegstrecke zurückzulegen ist.

    Was ich bislang verinnerlichen konnte ist, dass unbedingte und vorbehaltlose Krankheitseinsicht sowie die rückhaltlose Aufgabe des Wunsches, irgendwann kontrolliert trinken zu können, ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg in eine dauerhafte Abstinenz sind. Kontrolliertes Trinken kann bei mir nicht funktionieren, ich habe zig gescheiterte Versuche hinter mir. Mein Therapeut mit langjähriger Berufserfahrung bestätigte, dass er in seiner Zeit noch nie einen Alkoholiker erlebt habe, dem dies erfolgreich gelungen sei.

    Würde ich mir heute vornehmen, bei einem bestimmten Anlass eine kleine Menge Alkohol zu konsumieren, sagen wir 1 Flasche Bier, würde ich gar nicht erst bis zum Eintritt des Ereignisses abwarten, sondern früher zuschlagen. Und dann bliebe es auch nicht bei der einen Flasche. Nach meinen früheren mehrwöchigen Saufpausen, als ich irrig annahm, kein Problem mit dem Stoff zu haben, kippte ich stets die ersten beiden Flaschen zügig wie nach großer körperlicher Anstrengung an einem heißen Sommertag in mich hinein. Dann gab es, weil ich ja so lange "brav" war, selbstverständlich noch einen Nachschlag.

    Mir hilft nur eins: Bereits das erste Glas stehen zu lassen. Ich kann nur ganz (saufen) oder gar nicht.

    Da möchte ich nie mehr hin. Ich bin äußerst zufrieden, nein glücklich, auch noch zu vorgerückter Stunde bei klarem Verstand und im Vollbesitz meiner kognitiven Fähigkeiten zu sein.

    Ich werde zu gegebener Zeit weiter berichten.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo BondAkon!

    Ich bin schon weiter. Stichwort: Absolute Risikominimierung. Ich meide-so gut es eben geht- gefährliche Situationen. Also sind Kneipenbesuche, egal unter welchem Siegel sie firmieren, ersatzlos gestrichen. Meine Tickets für ein paar Spiele für meinen Verein übernimmt Sohnemann, der geht mit einem Freund. Diese Saison wird mich kein Stadion von innen sehen. Diesen Sonntag gehe ich zu einem "eingeweihten" Freund Bundesliga schauen, der trinkt im ganzen Jahr vielleicht 3x ein Glas Bier und hat auch nie was zu Hause. Das ist ein sicherer Rahmen für mich.

    Gruß Carl Friedrich

  • Moin Carl Friedrich,

    ich finde es toll, dass Du auch hier weiter schreibst, damit auch z.B.: ich Deine Erfolge weiter verfolgen können. Denn Du machst mir Mut.... :)
    Ich persönlich finde es schade, dass ich leider nicht lesen kann, wie Deine Entwicklung in den Monaten seit Deinem Abstinenzentschluss waren und wie es Dir da ging. Da ich mich ja gerade dort befinde könnte ich mir denken, dass ich von Deinen Erfahrungen profitieren könnte.
    Aber ist natürlich total okay, dass Du das nur im geschlossenen Bereich geschrieben hast.
    Ich werde mich dort zu gegebener Zeit auch anmelden... aber erst einmal will ich trocken werden...
    Deinen Satz "Ich kann nur (ganz) saufen oder gar nicht", den muss ich mir merken. Denn Du hast recht. Ich sehe es für mich genauso.
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und dass Du noch ganz viel aus Deiner Therapie mitnehmen kannst.
    LG
    Frei

  • Hallo BondAkon!

    1. Risikominimierung: Einfach dazugelernt. Woher? Aus einschlägiger Literatur, den Ausführungen meines Therapeuten und Tipps hier im Forum. Dann noch den Verstand eingeschaltet, alles mal gründlich sacken lassen und fertig war das Ergebnis.

    2. Wein im Keller: Ja es stehen dort noch 3 Flaschen einer Sonderedition meiner Frau. Ich mag ihn nicht, da er mir ein zu lieblich ist. Aber der kommt in den nächsten Tagen weg. Sicher ist sicher, obwohl ich ihn für mich nicht als gefährlich einstufe.

    Hallo Frei!

    Meine Monate ab dem Zeitpunkt meiner Abstinenzentscheidung? Gute Frage. Mein Problem war mir seit langer Zeit klar. Nur konnte ich dank der Aktivität meiner Familie bei der Suchtberatung die ganze Angelegenheit nicht mehr auf die lange Bank schieben, um sie auszusitzen. Da hieß es dann für mich: "Game over". Vom endgültigen Entschluss, über meinem Erstkontakt zur Suchtberatung bis hin zur Entgiftung vergingen nur wenige Wochen, nicht einmal 1 Monat, in denen ich nicht mehr so heftig getrunken und mich runter dosiert habe. Zugleich spürte ich ab der Demaskierung eine enorme Erleichterung, als würde eine riesige Last von mir genommen.

    Im Nachhinein würde ich jedoch die Entgiftung anders angehen und aus Sicherheitsgründen eine Klinik aufsuchen. Da habe ich schon eine gewagte und hochriskante Nummer hingelegt, die nicht zur Nachahmung zu empfehlen ist, da jeder anders reagiert. Bei mir ging es ohne Komplikationen gut. Das ist aber keine Garantie für andere Kandidaten.

    Gruß Carl Friedrich

  • Es wird wieder Zeit für ein paar Zeilen.

    Es geht mir wirklich gut, selbstverständlich nach wie vor clean. Der Suchtdruck hat gottlob nachgelassen und dessen Abstände, bis er sich wieder meldet, werden größer.

    Nach nunmehr knapp 5 Monaten Abstinenz merke ich deutlich, wie sich ein Mehr an innerer Gelassenheit einstellt. Ich nehme Stress, egal ob beruflich oder privat, deutlich leichter und lockerer auf. Ich fahre nicht mehr schnell auf und finde leichter Lösungen. Auch die recht krassen Stimmungsschwankungen der ersten Monate fallen nicht mehr so gravierend aus. So habe ich mir noch vor nicht allzu langer Zeit mal ganze Tage gewünscht, an denen ich gut drauf war. Meinem Wunsch wurde Rechnung getragen. Woran liegt es? Wahrscheinlich dürften allmählich die letzten Reste des Giftes meinen Körper und meinen Geist verlassen.

    Aber ich weiß auch genau, nur kein Leichtsinn. Das kann gefährlich werden. Daher melde ich mich gerade jetzt in einem besonders guten und schönen Moment an dieser Stelle, um auch mir selbst klar zu machen, dass ich noch lange -wahrscheinlich sogar nie- über den Berg bin oder sein werde. Ich erde mich quasi selbst.

    Und um den Usern, die ebenfalls noch im Anfangsstadium stecken, zu zeigen, dass es sich lohnt, den Weg weiter zu gehen. Alkoholfreiheit führt zu einem Zuwachs an innerer Zufriedenheit. Wobei ich natürlich einräumen muss, dass meine familiären, beruflichen und finanziellen Angelegenheiten geregelt sind. Daher habe ich insoweit keine offenen Baustellen, die sich irgendwie auf die Stimmung auswirken können.

    Weiteres demnächst an dieser Stelle.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    Schlechte Zeiten können uns alle erwischen, ein Unglück was uns oder unsere Lieben betrifft.
    Natürlich wird sich das auf unsere Stimmung negativ auswirken.
    Gerade dann ist es wichtig, zu wissen (mit Kopf und Herz), dass Alkohol insbesondere für Krisenzeiten kein Lösung ist.
    Sondern lediglich ein weiteres Problem.
    Und zwar ein gewaltiges.


    Liebe Grüße
    Hans

  • Jetzt sind 5 Monate rum. Suchtdruck kommt auch ab und an mal auf, obwohl ich versuche, so gut es eben geht, Risiken aus dem Weg zu gehen.

    Unlängst stand der erste Restaurantbesuch anlässlich eines Familiengeburtstags seit Beginn der Abstinenz an. Als die Getränke gebracht wurden, meldete sich der Suchtteufel beim Anblick des Sektglases meiner Frau, um mir einzureden, ein Schluck ihrem Glas würde mir nicht nur zustehen, sondern auch gut tun. Dass der Suchtdruck anklopft, war mir schon vorher klar und ich hatte mich darauf vorbereitet. Es war halt die typische Situation; abends im Restaurant gab es jahrzehntelang immer nur Alkohol für mich. Ich kippte gleich ein Glas Wasser in mich hinein und begann ein Gespräch mit meinem Sohn. Das half. Meine Frau war so nett, ihr Glas gleich außerhalb meiner Reichweite und meiner direkten Blickrichtung zu platzieren. Das half dann. Am Ende des Abends hatte ich dann 1,5l Wasser intus nebst einem Espresso. Ich habe schon Ewigkeiten nicht mehr so viel im Restaurant geredet. Früher habe ich mich zumeist innerlich zurückgezogen und mich dem Alk zugewendet, um ihn angeblich zu "genießen".

    Ich werde weiter berichten.

    Gruß Carl Friedrich

  • Zitat von Carl Friedrich

    Früher habe ich mich zumeist innerlich zurückgezogen und mich dem Alk zugewendet, um ihn angeblich zu "genießen".

    Kenne ich gut.
    Gratulation zu 5 Monaten.

    Hans

  • Glückwunsch zu Deinen 5 Monaten!!!
    Und toll, wie Du wieder eine neue Situation gemeistert hast.
    Ein Restaurantbesuch ist das, was ich auch noch nicht hatte. Ich habe jetzt keine Angst, dass ich schwach werde. Aber seit ich nüchtern bin habe ich, außer es kommt ein guter Film, nicht so viel Sitzfleisch. Ich muss häkeln oder irgendwas mit den Händen machen.
    Aber ich werde es ausprobieren, wenn das Gänseessen ansteht.
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo!

    Dank an Calida und Martin.

    M.E. ist ist die Vorbereitung auf ein solches auswärtiges Essen die halbe Miete. Calida, geh bitte davon aus, dass sich spätestens am Tisch ein mehr oder weniger heftiger Druck nach Alk einstellen kann. Das sollte Dir von Anfang an klar sein, damit Du nicht böse überrascht wirst. Auch Deine Gegenmaßnahme sollte vorher gedanklich mehrfach durchgespielt sein. Man begibt sich quasi auf ein gefährliches Pflaster, da zumindest bei mir in den letzten Jahren solche Besuche alkoholträchtig waren. Der Kopf schaltet kurz nach Betreten des Lokals irgendwie um und das Suchtgedächtnis beginnt zu jubilieren: "Hurra, endlich gibt's neuen Stoff".

    Ohne entsprechende Vorübung meinerseits hätte ich nicht teilgenommen.

    Beim Gänseessen würde ich noch den Schnaps/die Schnäpse hinterher als brandgefährlich einstufen. Man hat eine Menge Fett reingeschaufelt, jetzt müssen die Fette irgendwie gelöst werden. Auch dass sollte man im Blick haben. Das Suchtgedächtnis verzeiht keine Fehler in der Vorbereitung und Ausführung.

    Ich habe mir für zukünftige Fälle folgende Liste angefertigt:

    1.) Wo geht es hin? Reines Speiserestaurant, in dem eindeutig das Essen im Vordergrund steht und keine Trinker ihr Gelage abhalten? Dann ja.
    2.) Wer geht mit? Kampftrinker? Dann ohne mich.
    3.) Wo sitze ich? Neben Trinkern, in der Nähe von Theken oder
    Wein-/Schnapsregalen? Nein danke.
    3.) Habe ich in unmittelbarer einen oder mehrere angenehme Gesprächspartner, mit denen ich kommunizieren kann und mit denen ich interessante gemeinsame Themen habe? Sonst bleibe ich lieber daheim.
    4.) Handelt es sich bei den Teilnehmern um Leute, die gerne andere zum Trinken animieren? Falscher Umgang für mich.

    Ergänzungsvorschlägen wird gerne entgegengesehen.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo!
    Ja - die Vorbereitung ist wichtig!
    Dein Tipps sind super! Bei meinen Gänseessern gibts keinen einzigen Trinker. Fahren alle Auto und trinken dann gar nichts.
    Und was ich in diesem Fall nicht brauche, aber anderswo:
    ich muss nicht jedem von meiner Krankheit erzählen. aber ich habe einen guten Tipp aus einem Buch: Wenn Du lügst, dann lüge richtig.
    Sprich: wenn Kollegen mit Sekt anstoßen und mich unbeding zu mehr als O-Saft überredenwollen und ich sage, ich nehme Tabletten, dann ist das eine schwache Lüge. Denn dann muss ich mir bald die nächste einfallen lassen. Aber wenn ich sage: Mir fehlt ein entscheidendes Enzym und ich kann keinen Alkohol abbauen, dann ist das eine gute Lüge. Und: ich kann nicht mehr zurück und bei einer anderen Gelegenheit dann doch schwach werden. Denn das Enzym fehlt mir ja immer.
    Diesen Lügentipp finde ich gerade im Kollegenkreis super. Denn selbst wenn Verständnis moralisch angebracht wäre, ist es in den wenigsten Fällen gut, die Wahrheit zu sagen. sollte ich irgendwo einen Fehler machen oder ist jemand scharf auf meinen Posten, dann kann meine Krankeit immer gegen mich verwendet werden.
    Wie war es denn bei Dir? Wussten bei Eurer Feier alle von Deiner Krankheit oder nur Deine Frau?
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo Carl-Friedrich !

    Zitat von Carl Friedrich

    Ergänzungsvorschlägen wird gerne entgegengesehen.


    Ganz wichtig: Wurde das Essen mit Alkohol zubereitet ?

    Bei Gänseessen ist die Chance darauf recht hoch. Sei es der Rotwein in der Soße oder eben im Rotkohl. Fragst Du bei der Bestellung nach ? Ich habe dabei schon echte Überraschungen erlebt und eben manches nicht gegessen, von dem ich nie gedacht hätte, dass es mit Alkohol zubereitet wurde.

    Wenn Du nicht "in der Öffentlichkeit" den Kellner fragen willst, was ich auch schon hatte, dann hilft ab an übrigens ein Blick auf die Internetseite des Restaurants. Dort ein Essen aussuchen und einfach vorher anrufen und nachfragen. Das ist sicher nicht der offene Weg, aber zumindest eine Alternative, wenn die Begleitung eben nichts von der Alkoholkrankheit wissen muss oder soll.

    Grüße
    Tina

  • Hallo Carl Friedrich und Calida,

    Zitat

    Ich habe mir für zukünftige Fälle folgende Liste angefertigt:

    1.) Wo geht es hin? Reines Speiserestaurant, in dem eindeutig das Essen im Vordergrund steht und keine Trinker ihr Gelage abhalten? Dann ja.
    2.) Wer geht mit? Kampftrinker? Dann ohne mich.
    3.) Wo sitze ich? Neben Trinkern, in der Nähe von Theken oder
    Wein-/Schnapsregalen? Nein danke.
    3.) Habe ich in unmittelbarer einen oder mehrere angenehme Gesprächspartner, mit denen ich kommunizieren kann und mit denen ich interessante gemeinsame Themen habe? Sonst bleibe ich lieber daheim.
    4.) Handelt es sich bei den Teilnehmern um Leute, die gerne andere zum Trinken animieren? Falscher Umgang für mich.

    Ergänzungsvorschlägen wird gerne entgegengesehen.


    all diese vielen Dinge brauche ich nicht zu bedenken und zu beachten wenn ich während der „Trocknungsphase“ mich von Orten fernhalte an denen Alkohol konsumiert wird. Meine dauert nun schon ein paar Jahre und ich fühle mich sehr wohl dabei. Na ja, manche schaffen es wohl auch schon nach ein paar Monaten. Mir wäre das alles zu riskant auf meinen Weg zur lebenslangen Abstinenz.

    LG Nobby :wink:

  • Oh ja, da sagst Du was wichtiges, Nobby.

    Ich habe gerade zu Beginn meiner Abstinenz sehr genau überlegt, wo ich hingehe und wo ich besser fernbleibe. Sehr vieles war dabei tabu für mich, darunter sowas selbstverständliches wie Karnevals- und Schützenfestfeiern, aber auch andere Parties jeglicher Art habe ich gemieden. Ich wollte ein alkoholfreies Umfeld um jeden Preis, denn ich wollte, komme was wolle, zufrieden (!) nüchtern bleiben. Bis jetzt hat es funktioniert :wink:.

    Restaurantbesuche ... lass mal nachdenken, wie war es denn da ? Ich gehe ganz gerne ab und an auswärts essen, ich mag die Geselligkeit und die Ungestörtheit der Gespräche außerhalb der eigenen vier Wände. Niemand muss nochmal aufstehen, um was zu holen, keiner tippt auf seinem Handy rum, das Telefon klingelt nicht, ebenso ist keine Türschelle in der Nähe und das Fernsehprogramm drängelt auch nicht. Sprich, die ganzen elektronischen Störelemente haben einfach Pause und ich darf entspannen.

    Nun aber zurück zum Thema ... was an Nachbartischen passierte, war mir auch am Anfang recht egal, solange es gesittet zuging, aber an meinem Tisch legte ich auf Alkoholfreiheit großen Wert. Da meine Begleitung das nicht immer gewährleisten wollte und ich anfangs auch ein Problem damit hatte, nach den Inhaltsstoffen zu fragen, blieb ich regelmäßig zu Hause. Erst später, als ich mir selber sicherer wurde und ich stabiler in meiner Nüchternheit war, ging ich wieder auswärts essen. Ohne Suchtdruck. Danke für´s Erinnern !

    Grüße
    Tina

  • Hallo zusammen!

    Zunächst war es eine kleine Feier im allerengsten Familienkreis aufgrund eines Geburtstags. Die wussten alle Bescheid.

    Mein Essen war alkoholfrei. Vorne weg eine klare Brühe, dann gegrilltes Black Angus Filet, Bratkartoffeln und gedünstetes Gemüse ohne Wein oder Brandy. Hinterher eine Dessertplatte, die ich mir mit meiner Frau geteilt habe. Dort habe ich mich vorsorglich auf das Vanilleeis und das frische nicht eingelegte Obst beschränkt, während die Tiramisu und 2 dunkle Crèmes von meiner Frau verspeist wurden. Eis esse ich auch so schon die ganze Zeit, ohne dass es mir was ausmacht.

    Soßen im Restaurant meide ich grundsätzlich, weil die meisten eh keine hinbekommen, die mir schmeckt und mir das Risiko, angetriggert zu werden, zu hoch ist.

    Zum Thema Ausreden: Falls mich jemand fragt, ob oder warum ich nicht trinke, lautet die Antwort: "Weil ich seit geraumer Zeit alkoholfrei lebe und es mir ohne Alkohol bedeutend besser geht." Das war es auch schon. Falls doch jemand weiter bohren sollte, lächel ich ihn/sie an und sage: "Ich habe nicht vor darüber zu diskutieren". Und wende mich sofort anderen Dingen zu. Ich glaube nicht, dass jemand großartig nachhaken wird.

    Es stimmt schon, dass ich nicht jedermann eine Erklärung über meine Krankheit schulde, insbesondere nicht im Kollegenkreis. Aber meine Erklärung ist zutreffend und wahr.

    Im Übrigen habe ich nicht vor, jetzt regelmäßig auswärts zu essen, aber es stehen noch einige Geburtstage+Hochzeitstag an und die laufen dann wie beschrieben ab.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    hab mich grade durch deinen Thread gelesen, für mich auch sehr informativ.
    Ich teile deine Ansicht, man muss nicht jedem seine Sucht offen preisgeben, wenn es sich um Leute handelt die mich nicht von früher kennen, dann lautet die Antwort : Sorry , überzeugter NICHTTRINKER und lustigerweise sagt meine Frau ja das gleiche, eben nur ohne eine "Vorgeschichte" zu haben.

    Viele Grüße & weiter so.

    Wenn Du die FREIHEIT liebst, kannst Du dich nicht von einer Sucht GEFANGEN nehmen lassen !

  • Hallo Carl Friedrich,

    Du schriebst:

    Zitat

    Zum Thema Ausreden: Falls mich jemand fragt, ob oder warum ich nicht trinke, lautet die Antwort: "Weil ich seit geraumer Zeit alkoholfrei lebe und es mir ohne Alkohol bedeutend besser geht." Das war es auch schon. Falls doch jemand weiter bohren sollte, lächel ich ihn/sie an und sage: "Ich habe nicht vor darüber zu diskutieren". Und wende mich sofort anderen Dingen zu. Ich glaube nicht, dass jemand großartig nachhaken wird.

    Ich weiß nicht, ob bei Euch in der Behörde da nicht der berühmte "Flurfunk" gezündet wird und die wildesten Gerüchte in die Welt gesetzt werden... ich meine, beim Verwenden der Ansage "Ich habe nicht vor darüber zu diskutieren"

    Vllt. wäre da der Tipp von uan1972

    Zitat

    Sorry , überzeugter NICHTTRINKER


    besser zu händeln.

    Als es damals anfing, meinem Ex-Partner richtig schlecht zu gehen bzgl. seiner Alkoholsucht, wurde ich von meinem damaligen Vorgesetzten auch gefragt, ob ich darüber reden wolle (ich mußte den Dienst tauschen, da mein Ex in's Krhs eingeliefert wurde). Das wollte ich auf keinen Fall, da ich zu meinem Ex-Chef kein Vertrauen hatte. Von wegen Flurfunk: "Ach, die Frau B. ist mit einem schweren Alkoholiker zusammen, ach die Aaaarme...!" Oder so.

    Habt Ihr vor Ort eine Sozialberatung, solltest Du Dich öffnen wollen? Die wären ja zur Verschwiegenheit verpflichtet.

    Ich weiß nicht, ob Du meinen "Senf" verwerten kannst. Aber war mir ein Bedürfnis, "das" mal hier zu lassen... :)

    Liebe Grüße & schönes WE
    ossitee412

  • Hallo ossitee412!

    Ich bin Pendler und wohne nicht in der Stadt, in der ich der Arbeit nachgehe. Daher habe ich dort schon seit Jahren keinen Alkohol getrunken, z.B. bei Feiern, da ich fahren muss. Das ist allseits bekannt und löst z.B. bei Verabschiedungen von lang gedienten Kollegen keine Fragen aus, wenn ich mich dort, so wie bisher, an Wasser, Cola und Kaffee halte.

    Und warum sollte ich andere Leute ohne Not bösgläubig machen?

    Von daher befinde ich mich hinsichtlich der Arbeit in einer sehr kommoden Situation.

    Gruß Carl Friedrich

  • So dann setzte ich mal fort:

    Mit Spannung, Vorfreude, aber auch mit gehörigem Respekt, jedoch ohne Bammel, sehe ich dem ersten "trockenen" Urlaub entgegen. Dank meines vorzüglichen Suchtgedächtnisses stelle ich mich gerade zu Urlaubsbeginn, genauer gesagt nach der letzten "Schicht" auf der Arbeit, auf gehörigen Suchtdruck ein, der sich sicherlich zumindest in den ersten Tagen fortsetzen wird, da Urlaub in den letzten zumindest 18 Jahren stets mit relativ hohem Konsum verbunden war und am letzten Arbeitstag nachmittags "gebührend" eingeläutet wurde. Da wird der Suchtteufel mir sicherlich was vorgaukeln wollen. Aber ich bin gewappnet und habe die Szenarien und Möglichkeiten ihm zu kontern sowohl mit meinem Therapeuten, als auch im Kopf mehrfach durchgespielt. Und dann fallen auch noch zwei zu feiernde alljährliche wiederkehrende Ereignisse in diese Periode.

    Auch im Urlaub gilt: Vorsicht ist die oberste Maxime. Hochriskanten Orten wie Strandbars, Kneipen etc. wird konsequent aus dem Weg gegangen. Die Ferienwohnung -eine Anlage ohne Poolbar, Animationsgedöns, Verpflegungsleistungen- wird alkoholfrei gehalten; die Visitenkarte meines Therapeuten hat die Ehefrau dabei, um diesem sofort telefonisch Bericht zu erstatten, falls sich dennoch ein Rückfall einstellen sollte, den ich vermeiden will.

    Ich weiß, jetzt kommt der Hinweis, dass meine Frau nicht für mich verantwortlich ist. Das ist voll und ganz zutreffend. Diese Aktion dient nur meiner Absicherung, um eine zusätzliche Hemmschwelle im mentalen Bereich einzubauen. Dazu sind wir mit dem Mietwagen viel auf Achse und letztlich nur zum Schlafen im Apartment. Da ich stets zwischen Alk und Auto getrennt habe, sehe ich ich den Wagen als zusätzlichen Puffer an.

    Ich werde weiter berichten.

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