Co oder nicht, das ist hier die Frage..

  • Hallo ihr Lieben,

    ich bin neu hier und das ist mein erster "richtiger" Beitrag (abgesehen vom Vorstellungsthread :lol: ). Ich bin w, 41 Jahre alt und frisch getrennt von einem nassen Alkoholiker. Der letzte Monat war eine einzige on-and-off-Achterbahn, die geprägt war von falschen Versprechungen und Lügen seinerseits und Wanken zwischen Hoffen und Hoffnungslosigkeit meinerseits.

    Nun kann ich einfach nicht mehr.

    Aber erst mal von vorn. Ich habe meinen Ex letztes Jahr im September kennengelernt. Erst haben wir uns platonisch angefreundet, ab April diesen Jahres wurden die Treffen dann immer häufiger und emotionaler. Ich verliebte mich in ihn, aber mein Kopf sagte von Anfang an NEIN zu ihm, da mir seine Alkoholproblematik von Anfang an bewusst war. Im Juni dachte ich mir dann "scheiß auf den Verstand, die Liebe kann viel bewegen" und bin in die Beziehung mit ihm quasi reingesprungen. Wir waren von Anfang an fast ständig zusammen und er ist dann auch recht schnell bei mir eingezogen. Ich hab ihm anfangs alles abgenommen, da er sich um nichts gekümmert hat. Er hatte einen Rechtsstreit bei einem Anwalt laufen und musste erforderliche Unterlagen vorbeibringen, hat Fristen verstreichen lassen usw... ich war früher mal Rechtsanwaltsfachangestellte und hab zu 99% den Kontakt mit dem Anwalt geführt. Dachte mir, dass mein Ex nur einen stabilen Rückhalt, Verlässlichkeit und viel Liebe brauchen würde und dass das Thema Alk dann von selber in den Hintergrund gerät. Weit gefehlt...

    Als ich feststellte, dass er die Menge seines Konsums nicht herunterschraubte, schlug ich ihm vor, dass er doch den Inhalt der Flaschen ändern könnte, wenn er die Menge schon nicht reduzieren kann. Mein Plan war, dass er von Wein auf Bier umsteigt und dann von Bier auf Radler, später von Radler auf Cidre und irgendwann dann zum Cola. Mann, war ich naiv :oops: schon beim Bier war er nicht mehr bereit, auf ein "softeres" Getränk umzusteigen und ist dann mit der Flaschenmenge nach oben gegangen. Das war der Punkt, an dem mein 17 jähriger Sohn anfing, zu streiken. Er sagte, er findet es total assi, wenn in der ganzen Wohnung Bierflaschen herumstehen und dass er so nicht leben möchte. Ich hab meinem damals-noch-Freund dann ein Ultimatum gestellt, entweder der Alk oder ich. Er versprach hoch und heilig, nicht mehr zu trinken. Ging dann in die Entgiftung. Danach hat er es gerade mal eine knappe Woche geschafft, "trocken" zu bleiben. Auslöser für seinen Rückfall war ein Ausflug von mir auf den Cannstatter Wasen mit meinen Arbeitskolleginnen. An dem Abend hat er sich so besoffen, dass ihn die Polizei bei mir abgeliefert hat. Dazu muss ich sagen, dass ich wochenlang davor mein soziales Leben ihm zuliebe quasi auf null runtergefahren habe. Ich bin nicht mehr ausgegangen, weil ich ihn nicht allein lassen wollte. Mitnehmen konnte ich ihn nicht, weil ich ihn nicht der Versuchung zum Trinken aussetzen wollte. Die Karte zum Cannstatter wasen war allerdings schon ein halbes Jahr im Voraus gebucht und ich wollte sie nicht verfallen lassen, da ich richtig Lust hatte, mal wieder mit meinen Kolleginnen was zu unternehmen.

    Mein Sohn ist total ausgeflippt, als die Polizei mitten in der Nacht bei uns geklingelt hat. Kaum sind die Polizisten abgerückt, hat mein Sohn meinen Ex aus der Wohnung geworfen und sagte mir, dass er nicht will, dass diese Person jemals wieder einen Fuß in unsere Wohnung setzt. Nun war ich richtig zerrissen zwischen meinem Freund und meinem Sohn... hab dann versucht, die Beziehung dennoch aufrecht zu erhalten. Habe meinen Ex heimlich getroffen, aber ihm wieder ein Ultimatum gestellt. Diesmal hat er mich dann belogen und hintergangen, heimlich getrunken. Es kam jedoch immer wieder raus. Einer meiner Bekannten hat ihn zufällig im Supermarkt getroffen beim Kauf von 3 Flaschen Wein und 10 Flaschen Bier... als ich ihn konfrontierte, wurde er patzig und meinte "IHR SEID DOCH ALLE GEGEN MICH!!!" :evil: da wurde ich zum ersten Mal richtig sauer.

    Leider bin ich noch ein paarmal eingeknickt und hab seinen falschen Versprechungen geglaubt. Der Plan war, dass er für drei Wochen in eine stationäre Therapie geht und sich währenddessen nach einem betreuten Wohnen für Süchtige erkundigt, um überhaupt eine Zukunftsaussicht zu haben. Er hat in den vergangenen Jahren schon x-mal stationär entgiftet und ist jedesmal danach sofort wieder rückfällig geworden. Einfach nur zum entgiften gehen wäre mir deshalb zu wenig gewesen.

    Tja, letzten Samstag (nachdem er gerade den ersten Tag beim Entgiften war!) schrieb er mir, dass er noch nicht weiß, ob er 14 Tage durchhält (wobei ja eigentlich sogar 3 Wochen vereinbart gewesen waren!). Ich war so sauer, hab ihm dann geschrieben, dass ich echt nicht mehr kann und er nicht weiß, was er mir mit seinem hin und her antut. Dass er doch dann endlich dazu stehen soll, dass er sein Leben gar nicht ändern will und sich dann besser ne Alkibraut suchen soll. Dass ich ihn jetzt vergessen werde. Danach hab ich ihn blockiert auf sämtlichen Kanälen. Über eine gemeinsame Freundin von mir versucht er nun, den Kontakt herzustellen. Er versucht es im Wechsel mit der Mitleidsmasche und Vorwürfen. Bisher bin ich stark geblieben, aber ich frag mich ständig, ob das richtig ist??

    Ist das jetzt schon Co-Verhalten von mir oder nicht? Ich hab hier schon einige Beiträge gelesen und denke eigentlich nicht, dass ich eine Co bin, da ich nun doch nach sehr kurzer Zeit die Reißleine ziehen konnte. Ich bewundere euch anderen, die ihr jahrelang ausgeharrt seid. Das könnte ich niemals.. jedoch hab ich so ein schlechtes Gewissen und bin total traurig. Außerdem vermisse ich seine "weiße" Seite. Er ist, wenn er nicht trinkt, ein liebevoller Mensch und sehr hilfsbereit. Er hat nicht nur mir geholfen, sondern auch meinen Nachbarn. Er sieht sofort, wenn jemand Hilfe braucht. Ich hatte mich in sein goldenes Herz verliebt. Allerdings passt das nicht mit seinen Lügen zusammen.. ach Menno...

    Sorry, das ist jetzt doch länger geworden, als ich dachte :oops:

    Traurige Grüße
    Anonymia

  • Hallo Anonymia,
    herzlich willkommen bei uns im Forum.
    Vieles von dem was du schreibst kenne ich sehr gut, ob du nun CO bist oder nicht, kann ich von einem Beitrag nicht beurteilen, wobei in meinen Augen sehr viel dafür spricht.
    Ich habe mal einige Sätze von dir rausgepickt, die ich genauso unterschrieben hätte, oder wo ich genauso gehandelt habe, und ich bin in meinen Augen eine CO.

    Zitat

    "scheiß auf den Verstand, die Liebe kann viel bewegen"


    genauso habe ich auch gedacht, aber heute weiß ich, das solche Gedanken die pure Selbstüberschätzung sind.

    Zitat

    Dachte mir, dass mein Ex nur einen stabilen Rückhalt, Verlässlichkeit und viel Liebe brauchen würde und dass das Thema Alk dann von selber in den Hintergrund gerät.


    Genau alles abnehmen, damit der Grund fürs saufen wegfällt, der fällt aber nicht weg, selbst wenn du ihm die Sterne am Himmel polierst.
    Ein Alkoholiker trinkt weil er trinken muß, weil er süchtig ist. Da hast du überhaupt keinen Einfluß drauf.

    Zitat

    dass er von Wein auf Bier umsteigt und dann von Bier auf Radler, später von Radler auf Cidre und irgendwann dann zum Cola.


    "runter trinken" oder kontrolliertes Trinken funktioniert nicht bei Alkoholikern,das sind typische Pläne der COs um zu helfen.

    Zitat

    Auslöser für seinen Rückfall war ein Ausflug von mir auf den Cannstatter Wasen mit meinen Arbeitskolleginnen.


    dein Ausflug war kein Auslöser, selbst wenn du zuhause geblieben wärest, hätte er mit Sicherheit eine Möglichkeit gefunden.

    Ich finde die Reaktionen deines Sohnes für einen 17 jährigen sehr bemerkenswert, er fährt da eine klare Linie, das einzig richtige bei süchtigen. Hat er irgendwelche Erfahrungen?


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Danke für deine Antwort, Morgenrot.

    Ich bin vor 5 Jahren einem Sozialbetrüger auf den Leim gegangen, der sich dann bei uns eingenistet hat und mein Sohn und ich mussten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu meinen Eltern flüchten. Ich schätze mal, dass bei meinem Sohn einiges hängengeblieben ist aus dieser Zeit und dass er daher im aktuellen Fall so rigoros durchgegriffen hat. Ansonsten hat er keine Erfahrungen mit Alkoholikern, das war mein erster (und hoffentlich letzter) Alki.

    Liebe Grüße
    Anonymia

  • Hallo Anonymia,

    Zitat

    Ich bewundere euch anderen, die ihr jahrelang ausgeharrt seid.


    Na ja... ich habe 20 Jahre und mehr zugebracht. Da will ich nicht bewundert werden. Es hat mich kaputt gemacht. Und doch bin ich geblieben, habe immer wieder geglaubt und gehofft, dass alles besser wird. Das ist dann schon krass, wenn ich heute zurück blicke weiß ich, dass ich eben auch abhängig war, Zwänge hatte und so weiter. Aber Anerkennung dafür, dass ich es dann doch noch geschafft habe mich da raus zu lösen, die nehme ich gerne an :D .

    Zitat

    jedoch hab ich so ein schlechtes Gewissen und bin total traurig.


    Na klar hast du das! Deine Beziehung ist kaputt gegangen und du hast dich getrennt. Das ist doch traurig und das darf es auch sein. Auch das schlechte Gewissen gehört erst mal dazu. Aber das wird vergehen. Wenn du siehst, wie viel Lebensqualität, Lebensfreude, du auch haben kannst. Ohne einen "Pflegefall Alkoholiker" gewissermaßen. Denn damit würdest du immer unfrei sein... Und vor allem, er ist erwachsen, es gibt sehr viele Hilfestellen für Alkoholiker und er hat jederzeit die Wahl, das Trinken zu beenden. Hab da mal nicht zu lange ein schlechtes Gewissen, du hast vernünftig und aus Selbstliebe zu dir und Liebe zu deinem Sohn das einzig Richtige gemacht.

    Zitat

    Er ist, wenn er nicht trinkt, ein liebevoller Mensch und sehr hilfsbereit. Er hat nicht nur mir geholfen, sondern auch meinen Nachbarn. Er sieht sofort, wenn jemand Hilfe braucht. Ich hatte mich in sein goldenes Herz verliebt.


    Alkoholiker sind auch Menschen, sag ich jetzt mal. Hört sich komisch an... Der Stoff macht da was anderes aus ihnen, sie sind ihrer Sucht erst mal ausgeliefert, wenn sie sie nicht zum Stillstand bringen. Das ist aber das Schwierige bei Trennungen von Abhängigen. Da steht auch immer eine Person dahinter, in die man sich verliebt hat, die gute Seiten in sich hat. Aber was nutzt das, wenn sie ihre Persönlichkeit in der Flasche ersäufen. Das ist ein Jammer aber es ist ihre Entscheidung. Denn wie schon gesagt, es gibt jederzeit die Möglichkeit es zu beenden. Das schafft nicht jeder, irgendwann kann es sein, dass es einfach nicht mehr reicht zum Aufhören. Aber das ist dann das Problem des Abhängigen. Auch wenn sich das total traurig anhört. Es hat keinen Sinn da was helfen zu wollen, wenn der Andere keine Hilfe annehmen kann oder will...

    Ich wünsch dir einen guten Restsonntag

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Zitat

    Nun war ich richtig zerrissen zwischen meinem Freund und meinem Sohn...


    Hallo Anonymia,
    ich selber habe keine Kinder, von daher kann ich nicht wirklich mitreden. :oops: Aber ist es nicht so, daß bei Müttern die Kinder an allererster Stelle stehen? Wenn man als Elternteil den Kindern mehrfach solche krassen Partnerschaften zumutet und immer weiter Gründe sucht, damit weiterzumachen, das verstehe ich nicht. Es ist kein Vorwurf, sondern ich dachte einfach, daß das quasi biologisch einprogrammiert ist, daß man seine Kinder schützt. Oder hoffst du, daß mit viel persönlichem Einsatz die Parter so werden, wie du sie eigentlich gerne hättest?

    Ich habe großen Respekt vor deinem Sohn, er scheint eine wirklich gesunde, starke Kraft in sich zu haben, daß er so eine klare Haltung einnehmen kann und den Typ rausgeworfen hat. Aber andererseits tut er mir leid, weil kein Kind überhaupt in solch eine Lage kommen sollte, sowas tun zu müssen. Ich bin selber erwachsenes Kind aus einer Alkoholikerfamilie und war sowas jahrzehntelang ausgesetzt. Ich bin klein, krank und defensiv geworden. Irgendwie komme ich heute klar, aber mir fehlt leider diese gesunde Durchsetzungsfähigkeit, die dein Sohn in sich hat.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Danke für eure Antworten, ihr beiden :)

    @Linde: Gerade weil ich meinen Sohn schützen will und er mir über alles geht, hab ich die Beziehung relativ schnell beendet, als ich keine Hoffnung auf Besserung gesehen habe. Leider weiß man nicht im Voraus, auf was man sich einlässt, wenn man einen Menschen kennenlernt und sich verliebt. Da stellt mir mein ausgeprägtes Helfersyndrom wohl ein Bein...

    Schade, dass du mir unterstellst, ich würde "immer weiter Gründe suchen, damit weiterzumachen" und dass ich meinem Kind "krasse Partnerschaften zumute"... würde ich immer weiter Gründe suchen, wäre ich jetzt nicht getrennt. Und ich wusste nicht, dass es eine krasse Partnerschaft sein würde, die ich meinem Sohn zumute.

    Aurora : Nach solch einer langen Zeit muss es unendlich viel schwerer fallen, eine Beziehung zu beenden. Vom Verstand her weiß ich, dass ich das Richtige getan habe. Allerdings denke ich trotzdem noch sehr viel an meinen Ex und mache mir Sorgen um ihn. Hoffentlich hört das bald auf..

    Schönen Restsonntag euch!

    Liebe Grüße
    Anonymia

  • Zitat

    Schade, dass du mir unterstellst, ich würde "immer weiter Gründe suchen, damit weiterzumachen" und dass ich meinem Kind "krasse Partnerschaften zumute"... würde ich immer weiter Gründe suchen, wäre ich jetzt nicht getrennt. Und ich wusste nicht, dass es eine krasse Partnerschaft sein würde, die ich meinem Sohn zumute.


    Hallo Anonymia,
    ich bin erst später bei dir mit dem Lesen eingestiegen und dachte, ihr seid noch zusammen.
    Was ich geschrieben habe, meint die vergangenen beiden Beziehungen, also die mit dem Sozialbetrüger und die mit dem Alkoholiker. Klar weiß man vorher nie genau, ob und wie krass es wird. Gut, wenn die Alarmanlagen funktionieren und man schnell reagiert.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    mein aktueller Ex ist mein erster und hoffentlich einziger Alkoholiker.

    Tut mir leid, dass dich mein Fall triggert. Aber in meinem Fall hab ich meinen Sohn nicht jahrzehntelang solchen Situationen ausgesetzt. Im Gegenteil: Ich hab eher das Gefühl, dass ich jedesmal zu schnell das Handtuch werfe. Allerdings ist das wohl - wie du bereits erwähnt hast - dem ausgeprägten Mutterinstinkt geschuldet. Denn je mehr ich hier lese, umso mehr stelle ich fest, dass ich tatsächlich eine CO bin...

    Liebe Grüße
    Anonymia

  • Hallo Anonymia,
    diese beiden Sätze von dir sind mir aufgefallen:

    Zitat

    Schade, dass du mir unterstellst,...

    Zitat

    Tut mir leid, dass dich mein Fall triggert.

    Geh davon aus, daß ich dir weder was unterstelle, noch daß dein Fall mich triggert.
    Ich bin ganz bei mir und überlasse den Co-Spezialisten hier das Feld. :wink:

    Viele Grüße, Linde (EK)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Anonymia,
    ich habe den Eindruck, daß ich mich aus deinem Thread besser zurückziehen sollte. Es gibt Leute, die sich mit dem Thema Co-Abhängigkeit besser auskennen.
    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Anonymia,

    ich selbst bin trockene Alkoholikerin und war zudem auch noch co.-abhängig, da mein Ex-Partner ebenfalls getrunken hat (und auch immer noch trinkt, aber das spielt für mich keine Rolle mehr).

    Ich habe alles bei Dir gelesen und ich empfinde es so, dass Du Dich wie eine Co. verhältst. Ich bin auch ganz ehrlich, ich kann die Reaktion auf Lindes Ausführungen in keinster Weise verstehen.

    Ich selbst habe meine Kinder leider einer schlechten Partnerschaft ausgesetzt, weil ich mich zu spät trennen konnte. Es nützt mir aber nichts, mir da vorzumachen, als wäre es nicht so gewesen. Das solltest Du auch nicht tun. Fehler machen ist menschlich.

    Ja, Du hast Dich inzwischen getrennt. VORHER war Dein Sohn aber den Problemen ausgesetzt. Er hat die Sache mit der Polizei miterleben müssen, war selbst „gezwungen“ zu handeln, hat ihn rausgeworfen und da wird er im Vorfeld ja noch mehr gewesen sein. Ich denke da an Deinen Bericht, dass Dein Sohn nicht umgeben sein wollte von Alkoholflaschen. Er WAR also definitiv der Situation ausgesetzt und daran gibt es ja nichts zu rütteln, auch wenn Du Dich nun getrennt hast.

    Außerdem hast Du berichtet, dass Du -nachdem Dein Sohn ihn rausgeworfen hat- hin und hergerissen warst, zwischen Deinem Ex und Deinem Sohn. DAS war sicherlich das, was Linde meinte. Deshalb finde ich ihre Gedanken auch völlig nachvollziehbar und ich finde, sie hat Dur ihre Gedanken höflich mitgeteilt. Daran gibt es also gar nichts negativ zu finden.

    Ich kann Dir nur sagen, dass ich es kenne, dass man nicht immer sofort handeln kann. Es tut mir wie gesagt heute noch leid, dass meine Kinder überhaupt solche ähnlichen Dinge erleben mussten. Schön reden sollte mal es sich aber im Nachhinein nicht, auch wenn die Trennung nun vollzogen ist. Ich bin inzwischen auch getrennt. Trotzdem schaue ich realistisch auf das Elend zurück. So laufe ich nämlich nicht Gefahr, jemals wieder dort zu landen.

  • Hallo Cadda,

    das ist wahr, dass Kinder solche Erfahrungen am besten niemals machen sollten. Habe heute mit der Suchtberatungsstelle telefoniert, die haben eine Extra Beraterin für Angehörige. Leider hab ich erst in zwei Wochen einen Termin zu einem Einzelgespräch, aber immerhin.

    Liebe Grüße
    Anonymia

  • Hallo Anonymia,
    ich nochmal. Ist aber nicht böse gemeint.
    Ich finde es super, daß du dich zusätzlich an eine Suchtberatungsstelle gewandt hast.

    Zitat

    Mein Leben lang hab ich mir Männer als Partner ausgesucht, die ich "retten" musste. Mein aktueller Ex ist nicht der erste Suchtkranke in meinem Leben. Allerdings hatte ich noch nie einen Alki. Meine anderen Exen hatten entweder mit Koks oder Haschisch zu tun oder hatten eine psychische Störung. "Normale" Männer haben mich irgendwie nie interessiert. Mein Freundeskreis besteht sowieso fast ausschließlich aus Leuten, die mehr oder weniger kaputt sind.. ich fühle mich dort einfach zu Hause. Man kann tiefgründige Gespräche führen. Oberflächlichkeit war mir schon immer verhasst.
    Bin halt selber kaputt, so wie es aussieht...


    Diesen Absatz von dir aus einem anderen Thread hatte ich beim Schreiben im Hinterkopf, als ich das mit deinem Sohn angesprochen habe. :?

    Keiner hier will dir was Böses. Was vorbei ist ist vorbei. Und jetzt setzt du dich mit dem Thema auseinander und machst konkrete Schritte in deinem Alltag. Das ist doch gut.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Guten Morgen, ihr Lieben!

    Danke für eure Antworten, das macht mir Mut :)

    Ich hab mich schon selber gefragt, warum mich eure Reaktionen so getriggert haben. Vermutlich liegt es daran, dass meine Nerven momentan zu blank liegen. Das möchte ich aber keinesfalls an euch auslassen!

    Bin sehr gespannt auf den Termin bei der Beratungsstelle. Momentan hab ich Ruhe vor meinem XY und nun fängt so richtig der Entzug nach ihm an.. konnte letzte Nacht kaum schlafen, weil ich ständig an ihn denken musste und mich gefragt habe, was er wohl macht, ob er nun noch mehr trinkt und ich schuld daran bin.. argh.. wie stellt man dieses Kopfkarussell ab?

    Liebe Grüße
    Anonymia

  • Hallo Anonymia,

    Zitat

    argh.. wie stellt man dieses Kopfkarussell ab?

    Lieblingsmusik an und ganz laut mitsingen - wenn man singt, kann man nicht denken :lol:
    Du bist jetzt dran. Mach Pläne für heute, morgen oder übermorgen - etwas, was Dir Spaß macht, worauf du dich freust. Du hast die Freiheit über Dein Leben zu entscheiden. Ich habe z.B. ein altes Hobby von mir wieder ausgegraben. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, dieses Gedankenkarussell abzustellen, daran hatte ich auch enorm zu knabbern, aber mit der Zeit wird es besser.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Guten Morgen, Lütte!

    Vielen Dank für deine Antwort. Gestern Abend hatte ich Besuch von einer lieben Freundin und tagsüber war ich glücklicherweise im Büro ziemlich eingespannt. Hab dann auch noch Zeit für ne Fitneßeinheit gefunden. Es geht aufwärts!

    Leider meldet sich zurzeit eine gute Freundin von meinem XY ständig per WhatsApp bei mir und macht mir Vorwürfe. Hauptsächlich geht es um die Anwaltsgeschichte. Sie meint, ohne mich sei er in der Angelegenheit aufgeschmissen und ich müsse mich doch kümmern, weil er keine Ahnung davon hat... der Mann ist 10 Jahre älter als ich, warum soll er den Status eines kleinen Kindes einnehmen? Ich finde, durch die Bürgschaft habe ich ihm schon genug geholfen (und leider dadurch genug Geld verloren). Dennoch fruchten die Vorwürfe leider dahingehend, mir noch ein schlechteres Gewissen zu machen. Seufz...

    Meine Freunde raten mir, die Frau einfach zu blockieren, aber das schaff ich (noch) nicht. Ich käme mir wie ein herzloses Monster vor.

    Ich wünsche euch einen schönen Tag!

    Liebe Grüße
    Anonymia

  • Hallo Anonymia,

    nein, herzloses Monster, das bist du gar nicht, wenn du diese Dame da blockierst. Sondern du bist, wenn du es machst, gut zu dir, du schützt dich dann nämlich vor Dingen, die dich kaputt machen, dir Kopfkarussell machen, dich schlecht fühlen lassen. Das ist ganz normaler Selbstschutz!

    Und den darfst du jederzeit machen, diesen Schutz. Das ist dein gutes Recht. Du schützt ja zum Beispiel im Winter deinen Körper auch indem du dir eine Jacke anziehst. Deine Seele ist auch ein Körperteil, also darfst du blockieren, was ihr weh tut, sie verletzt. Oder?

    Lieber Gruß
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Guten Morgen, Aurora!

    Herzlichen Dank für den Vergleich mit dem Körperschutz im Winter. Das macht Sinn!

    Auch den Tipp von Lütte hab ich schon mehrfach beherzigt und höre gaaaanz viel Musik, zu der ich dann lautstark mitsinge, z.B. das Lied "Solo" von Clean Bandit. Der hat auch ein sehr cooles Musikvideo :) :) :)

    Ich wünsche euch einen schönen Feiertag!

    Liebe Grüße
    Anonymia

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