Ohrenbär - Fast ein Jahr nüchtern

  • Aber ich merke, das ich abgeschlossen habe und ihn in Frieden gehen lasse.

    Ich finde das bemerkenswert. Danke für diese Zeilen.

    Alkoholismus endet tödlich und nicht alles kann dadurch entschuldigt werden. Jedoch damit abzuschließen und schlussendlich auch eventuell es als Krankheit anzusehen, ist eine sehr große Geste.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Danke Hartmut,

    Deine Zeilen haben mich tief berührt. Danke. Jetzt musste ich echt Mal ein paar Tränen fließen lassen.

    Vielleicht kann ich das, weil ich selber weiss, wie es ist Alkoholiker zu sein. Nur, das ich Glück hatte, zu erkennen, dass das nicht mein Weg war und ist. Durch das Forum hier, habe ich auch vieles verstanden und gelernt.

  • hallo Ohrenbär,

    Aber ich merke, das ich abgeschlossen habe und ihn in Frieden gehen lasse

    mir geht es ähnlich wie Hartmut, diese Aussage finde ich sehr bemerkenswert. Ich finde es wichtig jemanden in Frieden gehen lassen zu können, aber sehr oft bleibt eben vieles offen.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Guten Morgen,

    Abschließen ist gut und schön. Die Hinterlassenschaft echt... Kleines Dorf. Jeder kennt jeden. Jetzt erreichen mich Anfeindungen. Das ist hart. Mein Sohn möchte das verschuldete Erbe ausschlagen. Geht nur mit Genehmigung des Familiengericht. Der große Bruder schlägt mit aus. Das ist der Vorteil.

    Ich bin stark genug, das durchzustehen. Aber fertig macht mich echt, daß man so fies über mich redet und mir Ansagen machen möchte. Krass.

    Nachlassgemäß häng ich in einem Alptraum, den wohl einige Alkoholiker hinterlassen. Chaos, wo das Auge hinsieht. Wie ich verfahre damit, auch klar. Dauert halt wegen Minderjährigem. Aber der hinterhältige Hass...

    Habt ihr nen Tip oder Erfahrungen??

    LG Brigitte

  • So. Nun ist er verstreut. Das Erbe ausgeschlagen. Alle nachfolgenden Erben werden auch ausschlagen wollen. Ob sie es tun, ist mir ehrlich egal. Aber das ist alles so kurios verlaufen. Die Nachbarn latschen auf dem Grundstück rum. Verkaufen was, weil der verstorbene es ja so versprochen hatte. Der Vermieter will die Wohnung räumen, obwohl die Erbfolge noch läuft. Zur Verstreuung taucht die Nachbarschaft auf und mosert über die Wahl des Ortes. Beisetzung im engsten Kreis war geplant

    Der Bruder klaute nach Freigabe durch Polizei Geld aus dem Portemonnaie des Verstorbenen. Trauerkarte wurde nicht eine gesehen. Die Schwester fährt erstmal länger in Urlaub.

    Ich habe den Eindruck einer herrlichen schwarzen komödie beizuwohnen. Aber lustig ist es nicht wirklich. Filmreif schon. Bin froh, wenn alles nach familiengerichtliche Genehmigung durch ist.

    Aber Alkohol kann mich mal. Mir geht's gut und ich bin dankbar, dass es so ist.

    Die Trennung war für mich richtig und wichtig für meinen Sohn. Der heute so toll ist, wie er ist. Der in seinem Alter sehr selbst reflektierend ist. Seinen Weg gehen will. Seinem Vater verziehen hätte, wenn er alkoholfrei geworden wäre. Und ich bin stolz auf mich, diesen Weg der Nüchternheit für uns gegangen zu sein.

  • Hallo Ohrenbär,

    das klingt so surreal. Aber es gibt nichts, was es nicht gibt.

    Ihr könnt jetzt abschließen und nach vorne blicken.

    Alles Liebe, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Linde,

    und das ist jetzt auch gut so. Ich bin vier Jahre inzwischen trocken und habe keinen Tag bereut. Das alles hat mich nur noch mehr bestärkt, wie wichtig für mich dieses trockene Leben ist. Einst mitgetrunken, um das Gehirn zu benebeln.

    Heute sehe ich so klar. Ich hab gesehen, wo die Spirale hinführt. Wie es Menschen verändert. Und wie schnell der Tod kam.

    Auch wenn ich heute wenige Freunde habe, weiss ich, dass es Freunde sind. Ich bin alleine, aber nicht einsam. Ich mag mich, so wie ich bin. Ich bin bei mir. Und das ist für mich heilig und lass ich mir nie mehr nehmen.

    Brigitte

  • Hallo Brigitte,

    du hast Prioritäten gesetzt. Das halte ich für wirklich wichtig.

    Trockensein ist ja keine Garantie dafür, daß es einem immer gut geht und wie von Zauberhand alles rosarot ist. Aber du kannst so Tage wie aktuell ganz anders meistern.

    Dein Sohn hat ein Vorbild in dir, zum einen daß du trocken geworden bist und zum anderen die Trennung. Das hat er jetzt auf seiner Festplatte und irgendwann kramt er es heraus, wenn er selber mal schwierige Entscheidungen treffen muß.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!