Ist es überhaupt möglich?

  • Eine glückliche Beziehung mit einem Alkoholiker?
    Wer von euch hat das und wie konntet ihr das umsetzen? Wo sind die Kompromisse?

    Ich kopiere meinen Text vom Vorstellungsthread zur besseren Übersicht hier rein. :)

    Ich weiß um ehrlich zu sein nicht wo ich anfangen soll. Ich frage mich ob eine Beziehung mit einem Alkoholiker auf Dauer überhaupt möglich ist. Die leeren Versprechungen und Enttäuschungen die man aufgrund des Alkoholkonsums des Partners erfährt... kann man einen Umgang damit lernen? Nüchtern ist er ein wundervoller Mensch. Betrunken ist er egoistisch, unzuverlässig und nichts hat mehr Wichtigkeit außer die nächste Möglichkeit irgendwo das nächste Bier in sich rein zu schütten. Oft frage ich mich ob ich diejenige bin die das zu eng sieht. Aber täglicher Konsum mit mindestens 3 bis 10 Bier....? Hier im Umfeld ist es Gang und Gebe. Bier der Durstlöscher. "Was du trinkst Spezi?! Bist du krank oder hat dir deine Freundin jetzt die Hosen an?“


    Für mich wird die Situation immer schwieriger. Ich liebe ihn, aber ich spüre wie mich jede Enttäuschung emotional weiter von ihm entfernt...Von einem Schlussstrich bin ich jedoch weit entfernt
    ...

    Ich weiß, dass die eigentliche Frage wahrscheinlich heißen sollte wie viel bin ich mit Wert und wie lange möchte und ertrage ich diese Situation noch. Ich bin selbst seit über einem Jahr in Therapie aufgrund meines zu geringen Selbstwertes und der starken Verlustangst.

    Freue mich auf eure Meinungen/Erfahrungen usw.

    LG

  • Hallo Harley,

    herzlich willkommen nochmal!


    Eine glückliche Beziehung mit einem Alkoholiker?

    Ganz bestimmt, allerdings nur mit einem trockenen Alkoholiker. Solange der Alkoholiker trinkt, wird sein Suchtmittel immer an erster Stelle stehen, so sehr er seinen Partner auch liebt. Das ist leider die Sucht. Mir sind hier im Forum allerdings nur zwei Fälle bekannt, die eine zufriedene Ehe mit einem trockenen Alkoholiker führen; ist leider die Minderheit.


    . Oft frage ich mich ob ich diejenige bin die das zu eng sieht. Aber täglicher Konsum mit mindestens 3 bis 10 Bier..

    Du siehst es nicht zu eng. Das ist kein normaler Konsum mehr.

    Sieht Dein Partner denn ein, dass er Alkoholiker ist und möchte er trocken werden? Liest sich nämlich eher nicht so.

    LG
    Carmen

  • Hallo Carmen, danke für deine Antwort.

    Er hatte bisher (1,5 Jahre Beziehung) zwei Momente, in denen er von sich aus sagte er möchte was an der Situation ändern. Gehalten hatte es maximal immer nur wenige Tage...

    Jetzt gerade ist so ein akutes Beispiel. Wir hatten uns 1 Woche nicht gesehen, da es erst letzte Woche einen Vorfall gab bei dem er sich nicht an unsere Abmachung hielt (die von ihm getätigt wurde). Er schrieb dann die letzten Tage das er mich vermissen würde und ob wir uns heute sehen. Ausgemacht war ein bestimmter Zeitraum (also zwischen so und soviel Uhr. Zeitspanne ca 30 min) . Nach meiner Aussage hin wann genau ich es nun schaffe, kommt von ihm wieder einmal, dass er bei dem und dem ist. Er ist erst ab einer anderen Uhrzeit zuhause.

    Ich weiß richtig wäre ihm zu sagen dass ich das nicht gut finde weil schließlich etwas anderes ausgemacht war. Aber wieder schaffe ich es nicht mich zu wehren. Für mich einzustehen. Ich bin so traurig und wütend. :(

  • Wieder war der Alkohol wichtiger als ich. Es tut so sehr weh. Ich habe gewartet bis zu dem maximalen Zeitpunkt, bei dem ich ihm gesagt habe, dass ich länger nicht warte. Und er kam nicht. Wieder hat er mir gezeigt wie wenig Stellenwert ich bei ihm habe, wie wenig ich ihm wert bin.

    Ich schwanke gerade zwischen bereuen ihm das Limit gesetzt zu haben weil ich jetzt wieder hier sitze und heule, und tiefster Enttäuschung wieder nur die Option gewesen zu sein die es nicht wert ist, respektvoll behandelt zu werden.

    Hätte ich wie immer die Füße still gehalten, hätte es vielleicht doch noch ein schönes Wochenende werden können.... Ich kann gerade kaum klar denken

  • Du nimmst viel zuviel Rücksicht auf den Typen, da stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Was für ein Ego.
    Ich bin ja Alkoholikerin, aber so bin ich in meinen schlimmsten Zeiten nicht mit meinen Mitmenschen umgegangen.
    Ich wünschte mir, dass du ihm einen Tritt in den A... geben würdest.

    LG Heike

  • Liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort.

    Das wünschte ich mir auch. Ich kann dir nicht mal erklären warum ich mich so behandeln lasse. Sobald ich für meine Grenzen und für mich einstehe, ist dass erste was er macht mir die Schuld zu geben. Ich würde übertreiben. Er ist halt so wie er ist. Und meine Gedanken kreisen dann so lange bis ich es selber glaube, wieder Entschuldigungen für sein Verhalten finde, mir wieder denke, ich müsse nur etwas toleranter sein... Und doch ist da so eine kleine Stimme die sagt... Du solltest dich nicht so behandeln lassen... Sucht hin oder her. Aber ich schaffe es nicht...

  • Hallo Harley,

    hör auf die kleine Stimme. Die sagt das Richtige. Ich hab schon oft oder eigentlich immer bei Coabhängigen gelesen, dass sie die Schuld bei sich suchen oder denken, dass sie das Problem sind. Im Zusammenleben mit einem nassen Alkoholiker bekommt man mit der Zeit auch eine verschobene Wahrnehmung durch die ganzen Manipulationen, Lügen und Verdrehungen des trinkenden Partners. Dieser muss das tun, um die Sucht weiter ausleben zu können. Das läuft auch teilweise unterbewusst ab. Das Trinken steht halt an erster Stelle. Da kann die Liebe noch so groß sein. Ich will jetzt hier nicht für alle Alkoholiker sprechen, aber das sind meine eigenen Erfahrungen und diese habe ich auch in vielen anderen Lebensgeschichten wiedergefunden.

    Die Alkoholsucht ist eine ganz heimtückische Krankheit, die schwer zum Stillstand zu bringen ist. Selbst, wenn die Einsicht und der Wille da sind, ist das noch lange keine Garantie trocken zu werden und zu bleiben. Ich wollte schon so oft endgültig mit dem Trinken aufhören und wurde trotzdem immer wieder rückfällig. Selbst wenn Dein Partner trocken werden möchte, liegt ein langer Weg vor ihm. Ich schreibe Dir das, um Dich ein wenig zu desillusionieren, denn die Rückfallquote ist leider enorm hoch. :?

    LG
    Carmen

  • Schon, aber irgendwann muss Schluss sein mit der Nachsicht, da muss das eigene Leben und die eigene psychische Gesundheit an erster Stelle stehenden wenigstens Einsicht da wäre würde ich es verstehen, aber dieser Mensch ist rücksichtslos und gemein, manipulativ und gefühllos.
    Alkohol hin oder her.
    Wenn er sein Leben so weiterführen will, bitte, seine Entscheidung, aber doch nicht auf Kosten anderer.
    Der weiss doch ganz genau, wo er die Knöpfe drücken muss und das nutzt er schamlos aus.

    Liebe Harley, schau, dass du so schnell wie möglich land gewinnst.
    Wenn er ERNSTHAFT trocken werden will wäre das was anderes, aber so...nein danke.
    Das hast du nicht verdient.

    LG Heike

  • Mein Problem ist das Umsetzen. Das Festhalten an den klaren Gedanken. Ich bekomme Panik, Heulkrämpfe, sehe nicht mehr sein Verhalten mit gegenüber sondern nur die Angst dass es das jetzt war...

    Wie schafft man den Absprung? Ist es wie beim Alkoholiker? Muss ich erst mit der Fresse richtig tief im Dreck stecken, was muss noch passieren? Entschuldigt meine Ausdrucksweise... :(

  • Nicht jeder Alkoholiker muss ganz unten landen um aufzuhören, ebenso muss nicht jeder Co auf dem Zahnfleisch daher kommen bevor er abhaut.

  • Da könnte ich eher noch einen Seitensprung verzeihen als mich mit üblen Ausdrücken und seelischer Gewalt demütigen zu lassen.
    Das könnte ich nie verzeihen, da krieg ich schon einen Hass wenn ich mir das nur vorstelle.

  • Liebe Harley,

    du verzeihst es auch nicht, sondern lässt es dir aus Angst gefallen.
    Angst ist der schlechteste Ratgeber überhaupt.
    Und wenn du weiter ausharrst ist dein Selbstwert so zerstört, dass es immer noch schwerer wird zu gehen.
    Und glaube mir, dein Typ weiss genau wie leidensfähig du bist.
    Lass dich doch nicht so quälen von einem anderen Menschen

  • Ich danke euch für eure ehrlichen und direkte Worte... Ich muss das alles einmal sacken lassen... Klaren Gedanken finden, mein Gedankenkarussell zum anhalten bringen. Ich höre mich wahrscheinlich unglaublich naiv an. Ich wollte nie jemand sein der mit sich so umgehen lässt. Ohne das Bier könnte alles gut sein/ist alles so gut... Ich weiß nicht was ich mehr verabscheue, den Alkohol für das was er anrichtet, meinen Partner der sich so ändert sobald Alkohol ins Spiel kommt oder mich.

  • Hallo Harley,

    herzlich willkommen bei uns .

    Zitat

    ist dass erste was er macht mir die Schuld zu geben.


    das kenne ich sehr gut, das tun die meisten nassen Alkoholiker um von sich abzulenken. Dannwird ausgeteilt, und zielsicher die verletzlichste Stelle des CO gefunden.
    Das ist Manipulation, um sich nicht mit dem eigentlichen Problem auseinandersetzen zu müssen.
    Du trägst in keinster Weise eine Schuld daran, das er säuft, oder stellst du ihm die Pullen hin?
    Ich kannte meine Grenzen auch nicht, hab bis heute teilweise Schwierigkeiten, aber es ist gut erst einmal einen Anfang zu machen.
    Vielleicht kannst du aus solchen Situationen einfach rausgehen, mit einer kurzen Ansage.
    Ich habe meine Wahrnehmungen nicht mehr vertraut, was ich gesehen habe, habe ich später in Zweifel gezogen. :oops:
    Dann habe ich gelernt zu sagen, was ich gesehen habe, habe ich gesehen, und bin weg, raus aus der Situation, denn meistens wäre ich dann wieder gekippt, weil man ja das elendig schlechte Gewissen auch nocht hat.
    ich wünsche dir einen guten Austausch mit uns.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Liebe Harley,

    gut, dass Du mit Deinen Sorgen hier gelandet bist. Ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen "Du hast keine Schuld". Er trinkt und er verhält sich so mies. Ich kann mich Morgenrot nur anschließen und dich ermutigen, zu gehen, wenn er getrunken hat und dich nicht zu zerfleischen, wenn er Verabredungen nicht einhält.

    Stell Dir doch mal vor, Du wärest Deine beste Freundin und die sitzt wie ein Häufchen Elend vor Dir und schildert ihre Situation. Was würdest Du ihr raten? Vielleicht kannst Du lernen, ihm Grenzen zu setzen, wie z.B. kein Alkohol, wenn ihr euch seht, exakte Uhrzeiten, die einzuhalten sind - das akademische Viertel abwarten und dann einen Plan B für die Zeit haben. Auf jeden Fall solltest Du damit rechnen, dass er gewisse Knöpfchen bei Dir drückt, wenn er merkt, dass Du nicht mehr so mit spielst, wie er das will. Ein beliebtest Knöpfchen ist die Schuldfrage oder dass Du ihm nichts gönnst oder dass andere mehr trinken oder... oder .... Glaub mir, die sind da erfindungsreich.

    Sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!