• Hallo,
    Ich schreibe jetzt auch noch mal hier, nachdem ich mich in einem anderen Thread vorgestellt habe und freigeschaltet wurde..

    Mein Name ist Bella, ich bin freischaffende Pianistin und 25 Jahre alt. Ich habe seit ca. 1 1/2 Jahren ein Alkoholproblem.

    Seit 7 Wochen bin ich (wieder) in einer Klinik, nicht primär wegen des Alkoholkonsums, sondern aufgrund meiner Borderline Persönlichkeitsstörung. Ich denke beide Themen bedingen sich gleichzeitig...

    Von Anfang an habe ich in der Klinik gesagt, dass ich Alkohol trinke und wie viel und wie häufig. Wenn ich Suchtdruck habe gehe ich zu den Schwestern oder Pflegern und lenke mich ab. Mit meinem Psychologen rede ich natürlich auch über mein Abhängigkeitsverhältnis, aber ich denke die besten Experten sind die, die es selbst erfahren haben und nachvollziehen können. In der SHG, die hier leider zu selten stattfindet habe ich das Gefühl mich besser austauschen zu können. Deswegen habe ich mich zusätzlich hier angemeldet.

    Ich habe Angst davor nie wieder etwas zu trinken und zeitgleich habe ich sehr große Angst wieder zu trinken.
    Ich bin sehr gut darin Dinge mit mir selbst auszumachen und Probleme zu verdrängen, der Alkohol hat mir dabei sehr gut 'geholfen'. Ich bekomme gerade die volle Wucht meiner Gefühle mit, die mein betäubtes, alkoholgetränktes Ich solange beiseite geschoben hat..

    Mein Anliegen hier wäre der Austausch mit anderen Betroffenen.

    Was macht Ihr bei Suchtdruck, wird es irgendwann besser? Ich habe das Gefühl ich denke so alle 15 min. daran..
    Am Wochenende bin ich bei Freunden zum Essen eingeladen (ich habe 'Ausgang'). Möglicherweise haben sie Alkohol in der Wohnung..Denkt ihr es ist noch zu früh für mich, sollte ich solche Aktivitäten vorerst besser meiden?

    Danke für's Lesen
    Liebe Grüße!

  • Hallo Bella,

    na dann herzlich willkommen hier im offenen Forumsbereich.

    Bestimmt werden sich die "Experten" noch melden, ich bin ja (wie im Vorstellungsbereich schon geschrieben) eher "Expertin" für die Co-Fraktion.

    Lieber Gruß
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Was macht Ihr bei Suchtdruck, wird es irgendwann besser? Ich habe das Gefühl ich denke so alle 15 min. daran..
    Am Wochenende bin ich bei Freunden zum Essen eingeladen (ich habe 'Ausgang'). Möglicherweise haben sie Alkohol in der Wohnung..Denkt ihr es ist noch zu früh für mich, sollte ich solche Aktivitäten vorerst besser meiden?

    Hallo Bella,

    der Suchtdruck wurde bei mir weniger, aber es wird eine Zeit dauern. Dein Körper vermisst ja etwas "wichtiges" und muss sich erst umstellen und das dauert. Sogar wenn du auf was anderes verzichtest, was nicht so wichtig war, wie der Alkohol für dich mal war, ist es schwer ohne ... daher halte durch und denk dran, jeder Tag ohne, ist ein gewonnen Tag in dein Leben, in deine Unabhängigkeit.

    Ich meine, dass mit den Wochenende ist viel zu früh... du denkst so oft an Alk, bist noch lange nicht stabil. Vor allem, wenn deine Freunde nicht informiert sind. Wissen sie von dir und was du gerade durchmachst? Sie sollten nicht vor dir trinken, gar kein Alkohol sollte da sein... ist meine Meinung. Zu deinem Schutz, für dich, deinen Weg in ein gesundes Leben und weit weg von der Sucht und Selbstzerstörung.

    liebe Grüsse
    Dana

  • Liebe Bella,
    ich schließe mich Dana an. Es mag zwar sein, dass Du es an dem Abend schaffst, aber es wird etwas mit Dir machen. Du machst es Dir damit viel schwerer.

    Ich bin ehrlich, ich habe am Anfang solche Situationen auch nicht vermieden, aber: Ich habe ALLEN Freunden gesagt, dass ich nicht mehr trinke. Und zwar nicht aufgrund irgendwelcher Ausreden, die ich erfunden habe, sondern weil ich alkoholkrank bin und abstinent leben werde zukünftig. Sie kannten mein Problem ja auch und waren froh, dass ich aufhören möchte, haben mich unterstützt. Das war sozusagen ein Schutz für mich, dass Alle Bescheid wussten.

  • Hallo Zusammen,
    Danke für die Antworten. Das waren gute Denkanstöße und ich habe gemerkt, dass es für mich erleichternd ist das Treffen am Wochenende abzusagen.
    Ich habe mich jetzt auch dazu entschlossen meinen engsten Freunden von meinem Alkoholproblem zu erzählen, wenn sie es nicht eh schon mitbekommen haben..darauf angesprochen wurde ich nie.
    War es euch peinlich das zu zugeben? Mir graut es gerade ein bisschen davor, als ich es meinen Eltern erzählt habe gab es einen großen Streit.

  • Hallo Bella,
    ja es war mir peinlich am Anfang, sehr sogar. Ich trug ja die Scham in mir, schon alleine, weil ich dieses Gefühl während ich trank entwickelt habe. Bis ich kapiert habe, dass ich eine Krankheit habe und wegen einer Krankheit ich mich nicht schämen sollte, hat es gedauert.
    Scham ist ein Gefühl wie jedes andere, und gehört zum Repertoire der Gefühle, die wir so haben.
    Es auszudrücken und zuzugeben, vor anderen, hat mir glaube ich geholfen es in mir zu integrieren. „ ich möchte dir was erzählen, es ist mir sehr peinlich, ich schäme mich dafür, aber ich muss es dir sagen ...“ in etwa . Gute Freunde verstehen das. Es wird dich erleichtern.
    Um es nicht mehr als was so schlimmes zu sehen. Ich schämte mich schon als Kind für meinen alkoholkranken Vater, mit seinen Eskapaden... da hat es sich bei mir wohl stark negativ eingeprägt. Und dann die Verheimlichungen, mit niemand darüber reden zu können, es auszudrücken zu können. Ich habe mein Leben lang Probleme gehabt meine Gefühle auszudrücken, manchmal dachte ich, ich habe keine, bin kalt wie ein Fisch ... und andersmal waren sie übermächtig gross. Sucht ist auch eine Krankheit der unterdrückten Gefühle, meine ich.

    Liebe Grüsse
    Dana

  • Hallo Dana,
    Danke für deine Antwort.
    Ich werde es heute einem sehr guten Freund erzählen, ich hab zwar Angst davor aber Ehrlichkeit ist wahrscheinlich am Besten auf meinem weiteren Weg ohne den Alkohol.



    Ich habe mein Leben lang Probleme gehabt meine Gefühle auszudrücken, manchmal dachte ich, ich habe keine, bin kalt wie ein Fisch

    Das kenne ich so gut! Ich hab auch total Schwierigkeiten meine Gefühle auszudrücken, das ging nur mit der Droge. Ich hab als Kind gelernt keine Gefühle zu zeigen..
    Wie auch immer, toll, dass es dieses Forum gibt. Habe einige Einträge gelesen und fühle mich nicht mehr so alleine mit dem Problem.

    Schönes Wochenende:)!

  • Hallo Bella, mit geht es ähnlich habe auch als Kind gelernt keine Gefühle zu zeigen.
    Als mein Bruder gestorben ist, hat mein Vater gesagt ich soll mich zusammenreißen, Männer weinen nicht.(Ich war 16)
    Ab dem Tag habe ich nicht mehr Trauer gefuehlt.
    Es tut weh. Ohne dem Alk. lerne ich langsam Gefuehle zu zeigen.

    LG Wolfgang

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