Hallo an alle,
ich habe mich bereits im Vorstellungsbereich vorgestellt, würde gern meine Situation hier nochmal schildern und hoffe auf einen Austausch mit anderen Betroffenen.
Ich bin w (28) und bin mit meinem Freund XY (31) seit über einem Jahr zusammen und er trinkt. Wir kennen uns schon 10 Jahre, hatten in der Zeit aber nicht regelmäßig Kontakt, was ich so mitbekommen habe waren viele Frauengeschichten (nichts Beständiges ... vielleicht war auch der Alkohol der Grund für die ständig wechselnden Partnerschaften ), auch mal Drogen und eben auch Alkohol. Also besteht dieses Problem schon länger. Seinen Führerschein hat er auch vor 3 Jahren deswegen verloren. Aber anstatt 1 Jahr Abstinenz zu machen, will er den einfachen Weg gehen und einen Führerschein aus dem Ausland beschaffen (leidiges Thema, da sage ich nichts mehr dazu). Ende 2019 wollte er endlich ankommen und hat sich so um mich bemüht, dass ich uns eine Chance gegeben habe. Das erste Jahr hat er sich noch zusammengerissen und alle seine Freunde waren erstaunt, dass er auf einmal (verhältnismäßig) so wenig getrunken hat.
Aber seit Beginn diesen Jahres hält er sich gar nicht mehr zurück. Er trinkt jeden Tag Bier. Es gibt aber auch Tage (bisher 4 Mal erlebt), da hat er sich nach Feierabend auch mal eine Flasche Kirsch reingeschüttet. Vor allem hier auf dem Dorf wird das mit dem Alkohol sehr locker gesehen. In der Firma wo er arbeitet, gibt es das erste Bier schon am Vormittag und alle finden es ok. Man wird eher komisch angeguckt, wenn man nicht mittrinkt. Nach Feierabend gibt es dann noch zu Hause ein paar Bier, da Besuch auf dem Hof ein- und ausgeht, da muss natürlich mit jedem Kumpel noch ein Bier getrunken werden, wenn sie schonmal da sind.
Er hat auch schonmal selbst gesagt, dass er weiß, dass er ein Alkoholproblem hat. Aber das war's dann auch. Häufiger kommen eher Aussagen wie "Ich habe 4 Tage problemlos durchgehalten, also bin ich nicht abhängig", genauso wie "Aber deswegen bin ich doch kein schlechterer Mensch" oder "Aber ich erledige doch trotzdem alle meine Aufgaben". Als ob das eine Art Rechtfertigung wäre. ... da kann ich nur den Kopf schütteln, da mir leider nichts mehr dazu einfällt. Er ist ein netter und lieber Mensch und kümmert sich um alles und jeden. Er kümmert sich schon immer allein um Haus und Hof und sitzt in seinem Elternhaus fest.
Nach unserem letzten "Ich habe es verstanden"-Gespräch letzte Woche, trinkt er trotzdem weiterhin täglich bereits vormittags sein erstes Bier. Und wenn ich mal einen Nachmittag nicht da bin, dann sind es bei meiner Rückkehr schon 4-6 mit der Aussage "Das trinkt sich halt so weg" oder "Naja wenn's schmeckt...".
Gestern habe ich (so inkonsequent wie ich bin - mal wieder) ihm eine Ansage gemacht, dass er zum Arzt oder in eine Entzugsklinik gehen und sich helfen lassen soll, denn allein schafft er es nicht. Sonst würden wir nicht Woche für Woche das gleiche Gespräch führen. Heute tat er wieder so, als ob nichts gewesen wäre (er will sich ja nicht streiten). Das regt mich aber noch mehr auf. Dann kommt sowas wie "wir könnten ja spazieren gehen und reden". Ich meinte nur, es gäbe nichts, was ich nicht schon gehört hätte und er sollte langsam mal was TUN, anstatt zu reden. Denn alles was ich höre ist "Ich muss EINFACH weniger trinken". Und dann zieht er noch seine Mutter mit rein, z.B. sei sie stinkig, dass ich nicht zum Mittag komme usw. Das ist doch nicht meine Schuld. Ich möchte einfach nicht da sitzen und sauf heile Welt tun. Er denkt dann bestimmt noch, dass ich es toleriere und wieder alles gut ist.
Ich setze mir inzwischen selbst Grenzen und ziehe mich in meine Wohnung zurück, wenn mir sein "Zustand" nicht gefällt. Den Zweitschlüssel habe ich ihm inzwischen auch abgenommen, damit er hier nicht einfach so auftauchen kann (am schlimmsten noch im angetrunkenen Zustand). Mein "Problem" derzeit ist zusätzlich, dass er mir ein Stück Garten bei sich eingerichtet hat, sodass ich regelmäßig auf seinem Hof erscheinen müsste und er quasi die Sicherheit hat "die kommt schon wieder". Ich bemühe mich derzeit um einen eigenen Garten direkt neben meiner Wohnung und hoffe sehr, dass es klappt. Das würde mir ein weiteres Stück Unabhängigkeit zurückgeben.
Ich möchte mich (noch) nicht von ihm trennen. Ich liebe ihn und möchte mit ihm zusammen sein. Das geht aber nur, wenn er sich helfen lässt. Das muss er aber SELBST erkennen und sich Hilfe holen. Das passiert aber nicht, weil er denkt, dass er es allein schafft, was nie klappt. Wenn ich an die Zukunft denke, wo wir nicht zusammen sind, dann macht mich das sehr traurig...aber scheinbar ist ihm unsere Beziehung nicht so viel wert, um mit dem Trinken aufzuhören.