Lust for Life - Ich fange jetzt mal an zu leben

  • Ja, alles supi. Vielleicht schreibe ich morgen mal ein paar Zeilen, aber hier ist gerade nicht viel los ... Keine Katastrophen mehr, das ist die Hauptsache. :)

    Ach passt schon, ich kann ja sonst auch einfach in deinem Faden nachlesen bzw. habe das getan und etwas amüsiert festgestellt, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der das Thema Führerschein bisher auf die lange Bank geschoben hat. War Rückblickend wohl auch besser so: Ich wäre absolut der Kandidat für die Kombination aus Landstraße, überhöhter Geschwindigkeit und Baum gewesen.

    Die Katastrophen werden schon wieder kommen, da bin ich zuversichtlich, aber sie werden zumindest nicht mehr alkoholinduziert sein :) . Mal aus Neugierde gefragt: Was hast du für ein Instrument gespielt in deiner Kapelle und machst du heute noch Musik?

    Tough times don't last, tough people do

  • So um auch das noch kurz festzuhalten: Zeitgleich mit Hanseat habe auch ich am 25.03.2022 den achten Monat trocken hinter mich gebracht. Ich habe den Tag mit ordentlich viel Gartenarbeit gefeiert und bin allgemein doch sehr zufrieden damit, dass ich wieder Pläne machen und umsetzen kann, die deutlich längerfristiger sind, als nur die Frage zu beantworten, woher ich die nächste Pulle bekomme.

    Noch 2 mal 2 Monate und dann ist das erste Jahr geschafft. Ich freue mich jetzt schon sehr auf diesen Tag :).

    Tough times don't last, tough people do

  • Hallo Lust for Life,

    du nun auch neun Monate - da gratuliere ich doch schnell noch nachträgich.

    Aus meinen Anfängen weiss ich, wie wichtig solche Abschnitte sind.

    Das sind nicht einfach nur Daten - es sind Meilensteine in ein neues Leben.

    Mehr Leben .... mit Freude daran und Plänen, das lese ich bei dir raus. Einfach nur schöm :)

    LG
    Peter

  • Herzlichen Glückwunsch zu 8 nüchternen Monaten.

    Noch 2 mal 2 Monate und dann ist das erste Jahr geschafft. Ich freue mich jetzt schon sehr auf diesen Tag :).

    Dann musst du ja jetzt nur noch 119 mal schlafen 😀

    Und zwischen dem Schlafen bleibe weiterhin wachsam und arbeite weiter an deinem stabilen nüchternen Leben.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Herzlichen Glückwunsch zu 8 nüchternen Monaten.

    Dann musst du ja jetzt nur noch 119 mal schlafen 😀

    Und zwischen dem Schlafen bleibe weiterhin wachsam und arbeite weiter an deinem stabilen nüchternen Leben.

    Dankeschön Stern, werde ich machen. Mittlerweile habe ich einige Routinen, die mir dabei helfen trocken zu bleiben. Also, ich glaube, das wird schon :)

    Tough times don't last, tough people do

  • Tag 256: Ich war gerade mit meiner Mutter unterwegs und möchte heute einmal etwas ausführlicher über ihren Alkoholismus schreiben. Meine Mutter ist das, was man eine funktionierende Alkoholikerin nennt. Sie trinkt, nein, sie säuft fast jeden Abend und immer so ziemlich genau dieselben Mengen. Da sie eine eher zierliche Person ist, reicht bei ihr meist eine Flasche Wein, manchmal gibt es auch mehr, aber was soll mich das so genau interessieren?

    Im Grunde genommen war meine Mutter meistens eine furchtbare Enttäuschung für mich. Wenn ich alle ihre Lügen, ihre Lieblosigkeiten, ihre bewusste Ignoranz von Problemen, ihre unsinnige Überheblichkeit und ihr zum Teil gemeingefährliches Verhalten in Worte fassen wollte, ich würde Morgen noch hier sitzen. Nur ein paar Kostproben aus alten Erinnerungen, damit man weiß, wovon wir hier reden: Meine Mutter tut sich schwer damit Gefühle zu zeigen. Im Vollsuff neigt sie dann jedoch zu dem absoluten Gegenteil. So hat sie mich einmal, ich war noch ein Kind und das werde ich nie vergessen, vollkommen besoffen unbedingt umarmen müssen und mir dabei die Glut ihrer Kippe, die sie noch in einer Hand hielt, volle Kanne auf den Arm gedonnert. Kann sie sich natürlich nicht mehr dran erinnern. Anderen Tages hat sie sich und meine kleine Schwester fast umgebracht, weil sie besoffen mit Kippe in der Hand eingeschlafen ist und dabei ihre Mietwohnung angezündet hat.

    Ich verzeihe ihr heute von Herzen gern all diese Dinge, denn für mich ist das eine Sache zwischen ihr und Gott: Bei ihm liegt es, ihr Verhalten zu strafen, nicht bei mir und so habe ich meine Frieden mit der Sache. Ob diese Ansicht nun jedem schmeckt oder nicht, ist mir ehrlich gesagt egal. Blasphemische Kommentare verbitte ich mir trotzdem, sollte es jemandem in den Fingern jucken.

    Dennoch möchte ich nun weiterhin Umgang mit ihr pflegen, ganz sicher nicht im Übermaß, aber auf eine Art und Weise wo ich doch Freude daran haben kann. Denn egal was sie auch getan hat und in Zukunft noch tun wird: Am Ende des Tages ist sie immer noch meine Mutter, die Frau, die mich zur Welt gebracht hat und der ich so viel Vertrauen entgegen gebracht habe, wie ich nur konnte. Sie mag dieses Vertrauen oft nicht wert gewesen sein, ich weiß auch, dass sie es hin und wieder bewusst für sich ausgenutzt hat, doch wie gesagt: Vergeben kann ich ihr. Vergessen eher nicht.

    Ich weiß ehrlich gesagt gerade nicht, was ich weiter dazu schreiben soll, denn es ist das erste Mal, dass ich überhaupt darüber schreibe und ich glaube, dass es da trotz allem noch einiges aufzuarbeiten gibt. Vielleicht sollte ich sogar ein eigenes Thema im EKA Bereich aufmachen, weiß ich nicht. Danke für's lesen jedenfalls schonmal im Vorraus, diese Dinge zu schreiben, löst schon einiges.

    Tough times don't last, tough people do

  • Du hast schweres Gepäck mit dir herumgeschleppt. Es ist gut, wenn du was davon hierlassen kannst.

    Schau, daß du dich jetzt ausruhst. Seelenarbeit ist manchmal schwere Arbeit.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Vielen Dank Linde,

    Ich hatte erstmal wirklich das Bedürfniss mich so richtig abzuschießen, aber das ist eben keine Option mehr. Stattdessen half ein langer Spaziergang, eine Mittagsruhe und der Austausch mit einem Kollegen von mir, der seit über vier Jahren trocken ist. Stehe trotzdem noch ziemlich neben mir, aber das halt ich aus. Bin ehrlich gesagt froh, wenn dieser Tag rum ist und ich erstmal drüber schlafen kann.

    Tough times don't last, tough people do

  • Ich kopiere dir hier mal den Link zu unserem Notfallkoffer.

    Vielleicht kennst du die Seite schon?

    Darin gibts auch einen weiterführenden Link zum Thema "akuter Suchtdruck".

    Vielleicht ist etwas für dich dabei - zusätzlich zu dem, was du schon gemacht hast. :thumbup:

    Kann nicht schaden, das immer mal wieder durchzustöbern, damit man im Notfall einen Plan B im Hinterkopf hat.

    Das Forenteam
    27. August 2021 um 21:40

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Meine Eltern haben auch beide schwer am Alkohol laboriert. Zwar nicht so schlimm wie ich, aber Alkohol hat unser Familienleben sehr geprägt und war allgegenwärtig. Nun haben mich meine Eltern nie schlecht behandelt, aber sie waren eben nicht immer so für mich da, wie ich es vielleicht mal gebraucht hätte. Mein Vater hat sich viele Jahre gar nicht für mich interessiert, meiner Mutter war die Karriere wichtiger als die Kinder, und so sind wir nach der Scheidung bei meinem Vater gelandet. Nun sind sie beide tot, und ich würde ihnen so gern erzählen, daß ich es endlich geschafft habe, die Finger vom Alkohol zu lassen. Sie wären bestimmt stolz auf mich.

    Inzwischen habe ich meinen Frieden mit dem allen gefunden. Die wichtigste Erkenntnis ist die, daß meine Eltern auch nur Menschen mit Fehlern waren, sie waren alles andere als perfekt, aber eben auch, zum Glück, keine schlechten Menschen. Auch wenn ich nicht an Übernatürliches glaube, stelle ich mir manchmal vor, wie sie mir von oben zugucken und sich freuen, daß ich jetzt endlich zufrieden lebe. Es ist nie spät zum Erwachsenwerden, bei mir dauert es eben länger als 50 Jahre. Den Eltern zu vergeben und sich selbstbestimmt von ihnen zu lösen, das gehört zum Leben dazu.

  • Danke für deine Offenheit Hanseat. Ich wünsche mir einfach nur, irgendwann ein normales Verhältniss zu meiner Mutter zu haben, weiß aber zugleich, dass diese Vorstellung absolut Utopisch ist: Geht einfach nicht, da ist zu viel kaputt gegangen.

    Ich habe mich schon recht früh von meinem Elternhaus gelöst und hatte längere Zeit gar keinen Kontakt mehr. Während mein Vater immer bemüht war, zumindest noch ein Minimum an Kontakt aufrecht zu erhalten, hatte ich bei meiner Mutter immer den Eindruck, dass es ihr völlig egal war. Ich schätze, dass das nicht stimmt, aber es hat stets so gewirkt.

    Mit deinem letzten Satz bin ich nicht so ganz glücklich, denn wie gesagt, die Phase des Trennens und der Selbstbestimmung habe ich schon hinter mir und heute muss ich sagen, dass zwischen mir und meinem Vater genau das Gegenteil der Fall ist: Wir wachsen mit den Jahren immer mehr zusammen und verstehen uns mittlerweile blind. Der sture Bock hört mittlerweile sogar ab und an mal auf meine Ratschläge, es geschehen noch Zeichen und Wunder.

    Was ich gerne noch lernen möchte, ist dies: Meine Mutter zu lieben, wenn schon nicht als den Menschen, der sie ist, dann doch zumindest als den Menschen, der sie hätte sein können. Da du schon so schön mit "von oben zugucken" angefangen hast: Ich denke, dass dies auch die realistischste Chance für sie wäre, durch meine Fürbitte eines Tages in den Himmel zu kommen, denn ansonsten wird sie wohl mit einem anderen Ort vorlieb nehmen müssen. Und ja, hätte mir vor einem halben Jahr jemand erzählt, dass ich mal ernsthaft die Chancen ausrechne, dass ein Mensch in den Himmel kommt, ich hätte denjenigen für komplett bescheuert erklärt, aber mich freuts :).

    Tough times don't last, tough people do

  • Mit "lösen" meinte ich eher, die innere Abhängigkeit aufzubrechen und die Dinge auf Augenhöhe zu betrachten. Freue Dich, wenn Du ein gutes Verhältnis zu Deinem Vater hast. Das Verhältnis zu meinen Eltern ist in späteren Jahren auch besser geworden. Wenn Du Deine Mutter nicht so lieben kannst, wie Du es gerne möchtest, dann akzeptiere es. Der Mensch, der sie hätte sein können, den gibt es nicht.

    Mir fällt da gerade ein Spruch von Adenauer ein: "Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt's nicht."

  • Ich weiß Hanseat, dass es diesen Menschen in der real-physischen Welt nicht gibt, darüber brauchen wir beide nun wirklich nicht diskutieren. Dennoch gewinne ich eine gewisse Freude aus der Vorstellung, wie meine Mutter hätte sein können, wäre sie nicht Alkoholkrank: Nämlich ein Mensch, den man wirklich und aufrichtig hätte lieben können - und diese Potenzial im Gebet zu verarbeiten, darum geht es mir und das ist alles.

    Ja, Sprüche gibt es viele, da habe ich früher auch immer einen für jede Gelegenheit parat gehabt. Gebe ich heute nicht mehr so viel drauf, es ist ohnehin schon alles gesagt worden, nur halt noch nicht von jedem und wie gesagt, die Vorstellung sie im hier und jetzt irgendwie anders zu sehen, als so, wie so nun eben ist, wäre tatsächlich hochgradig absurd und vermutlich auch schädlich.

    Danke übrigens nochmals, der Austausch hat mir sehr gut getan heute.

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  • Wird mal wieder Zeit für ein kurzes Update: Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter nun wieder auf das Nötigste beschränkt. War vorher auch so. Der Kontakt triggert mich wirklich über alle Maßen. Ich weiß nicht, ob es ein Krankheitsbild psychischer Natur gibt, bei denen Kinder aus falsch verstandener "Solidarität" die Süchte ihrer Eltern mit übernehmen, weil sie ihnen nicht helfen können, aber das spielt auch keine Rolle. Was eine Rolle spielt, ist dass der Kontakt zu meiner Mutter mich zum saufen animiert, folglich wird das nichts.

    Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, mir zu dieser Entscheidung noch einmal die Hilfe des Forums zu suchen, weil ich mir die Antworten denken konnte. Niemand hätte mir dazu geraten, diesen Kontakt zu vertiefen, wenn es mich triggert.

    Bin ich darüber enttäuscht? Ein klein wenig, aber es ist verdammt schwer für mich jetzt zu trennen, ob da nicht in erster Linie das Suchtgedächtniss enttäuscht über die verpasste Gelegenheit ist, mal wieder eine faule Ausrede dafür zu finden, doch mal wieder was zu trinken. Also, zu saufen meine ich, "was trinken" klingt immer so harmlos und harmlos ist hier überhaupt nichts.

    Ansonsten geht es mir prächtig, ich komme gerade aus dem Garten und genieße das Wetter.

    Auf die nächsten trockenen Tage, Wochen und Monate und Danke nochmal für eure Hilfe. Ich hoffe niemand hat das in den falschen Hals bekommen, dass ich hier mal geschrieben habe, der Glaube hätte mich vom trinken abgehalten, denn selbstverständlich ist dieses Forum ein mindestens genauso großer Stützpfeiler ohne den ich vermutlich ebenfalls wieder an der Flasche hängen würde.

    Gehabt euch Wohl :)

    Tough times don't last, tough people do

  • So, ich bin mal wieder von einer Reise nach Berlin zurück und mittlerweile habe ich die liebe Gewohnheit, danach erst einmal etwas zu schreiben: Heute habe ich 291 Tage ohne Alkohol "geschafft". War jetzt keine Youtube Challenge oder so, aber wenn ich mir etwas vornehme, dann bin ich gerne gut darin und angesichts dieser Zahl, attestiere ich mir das jetzt einfach mal selbst :).

    Was ich momentan spüre ist eine Veränderung in meinem Denken und Handeln: Aus Zuversicht wird langsam Vertrauen, gefestigter Glaube an die Hoffnung, dass der nächste kleine Schritt den ich mache, mich eben nicht im Matsch versinken lässt, sondern ich festen Boden unter den Füßen habe.

    Vieles muss ab jetzt bei mir auf absolut soliden Grundlagen fußen. Das Lari-Fari der alkoholgeschwängerten Zeit ist geschenkt: An mehr und mehr Tagen bereue ich es nicht mehr, mich in Permanenz wie ein Idiot aufgeführt zu haben, sondern akzeptiere es als unbedingt notwendigen Teil meiner Entwicklung. Ich fühle mich wirklich wie ein "besserer Mensch" - und das ist keinesfalls moralisch zu verstehen, eher wie ein Update, das einfach getan werde musste.

    Dinge, die ich nie wirklich angefangen habe, aber immer schon tun wollte, ermöglichen sich mir mit einer Klarheit und Unaufdringlichkeit, die das Leben mitunter zauberhaft erscheinen lässt. So habe ich in einem Westafrikaner einen wunderbaren Tandempartner für das Erlernen der französischen Sprache gefunden. Und klar, der weiß, dass ich nicht trinke. Das wissen mittlerweile, Gott sei Dank, alle die ich kenne :)

    Tough times don't last, tough people do

  • So, ich sichere mir hiermit schonmal den "Elf Monate geschafft Beitrag" für den 25.06, sonst ist Hanseat wieder schneller und wenn immer einer von uns die Jubiläen ausrichtet, reicht das denke ich. Ist nicht ganz ernst gemeint, aber ein bisschen schon :).

    Zu mir: Klingt jetzt etwas esoterisch, aber in Ermangelung eines besseren Wortes, würde ich mal behaupten, dass mein Energieniveau sich gewandelt hat. Bis vor ungefähr einem Monat kam es mir vor, als würde meine Maschine (Körper & Geist) noch auf Schonbetrieb laufen. Hat sich auch in meiner Musikauswahl gezeigt, ich habe jetzt nämlich wirklich lange kaum etwas anderes als LoFi und beruhigende Klassik gehört, nun aber auf 90er Jahre Rap amerikanischer Bauart gewechselt. Das ist erstaunlich unterhaltsam, da ich viele wirklich großartige Songs noch garnicht kannte und weil ich mich hin und wieder an die Übersetzungen erinnere, die ich mir noch zu meiner Schulzeit zurechtgebastelt habe. Da konnte ich die Texte nicht einfach nachschlagen wie heute, weshalb ich da doch recht fantasievoll in der Interpretation war. Ist überhaupt faszinierend, wie viele Erinnerungen so ein paar Songs wecken können.

    Insgesamt passiert recht viel und es geht überall voran. Ich arbeite an einem kleinen Album mit Instrumentalmusik, das in wenigen Wochen fertig sein sollte. Ist etwas neu für mich, weil ich eigentlich immer Texte zu meiner Musik geschrieben habe, aber ich finde es doch ziemlich großartig und bin sehr gespannt darauf, damit mal wieder auf die ein oder andere Bühne zu treten.

    Den ersten trinkenden Menschen bin ich auch schon begegnet, das passiert schnell, wenn man in der Öffentlichkeit Gitarre spielt und muss sagen, dass ich auf diese Art von Kontakten sehr gut verzichten kann. Triggern tut es immer noch etwas, Leute trinken zu sehen, in erster Linie wenn es sich um Dosenbier handelt, aber das ist nicht weiter dramatisch. Ich kann schließlich jederzeit woanders hingehen.

    Ich mache an der Stelle erstmal Schluss. Morgen geht es wieder mal in die Hauptstadt und ansonsten werde ich, wie Eingangs erwähnt, am 25. noch etwas ausführlicher darüber schreiben, wie es mir geht und wie ich mit meiner Trockenheit umgehe und sie festige.

    Tough times don't last, tough people do

  • So, ich sichere mir hiermit schonmal den "Elf Monate geschafft Beitrag" für den 25.06, sonst ist Hanseat wieder schneller und wenn immer einer von uns die Jubiläen ausrichtet, reicht das denke ich.

    Ob das mit der Foren Philosophie sich vereinbaren lässt? :/:mrgreen: Ich hab es mal auf Vorlage gespeichert um es dann ordnungsgemäß zu überprüfen . Halte durch :)

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich bin zwar einen Tag zu spät, aber geschenkt: Elf Monate ohne Alkohol sind geschafft.

    War tatsächlich ein ziemlicher Ritt, das ganze auch wirklich durchzuziehen, aber so viel kann ich schon mal sagen: Ich bereue nichts, ganz im Gegenteil. Heute war ich zum Beispiel schon 14 Kilometer unterwegs (Hälfte zu Fuß, Rest Rad) und ich fühle mich trotzdem noch absolut fit. Zum Vergleich: Vor einem Jahr konnte ich nach dem Entzug gerade so laufen. Meine Muskeln hatten ziemlich massiv abgebaut, aber das ist Geschichte.

    So richtig kann ich den Prozess, denn ich jetzt durchgemacht habe nicht in Worte fassen. Ich erinnere mich, dass ich mir ganz am Anfang mal etwas kryptisch notiert hatte, dass ich noch "die leeren Flaschen in der Seele" wegbringen muss. Damit ist Aufarbeitung der nassen Zeit gemeint denke ich und jetzt ist es wichtig, noch all die Flaschen abzuschreiben, die ich "hätte trinken können" respektive "trinken könnte".

    Alkohol ist nicht mehr wichtig für mich. Ich weiß noch sehr genau, dass er existiert und das sein Konsum die Tendenz hat mich auf erschreckend unsubtile Weise umzubringen. Angesichts dieser Umstände weiß ich aber nicht mehr, warum ich ihn dann noch trinken sollte :).

    Ich muss rückblickend sagen, dass ich in manchen Dingen einfach unverschämtes Glück hatte (ist mir nicht neu 8) ), aber das ich auch einfach sehr konsequent in manchen Dingen war. Ich glaube meine Alkoholsucht ist eng verknüpft mit verletztem Stolz und Egoproblemen. Erwartungen wieder auf ein realistisches Maß herunterzuschrauben, um sie dann im Idealfall zu übertreffen, scheint mir als modus operandi hier erstaunlich funktional und bewährt sich.

    Ich wünsche euch allen, dass ihr das schöne Wetter genießen könnt.

    Tough times don't last, tough people do

  • Erstmal habe ich es ordnungsgemäß überprüft . Gratulation.

    Alkohol ist nicht mehr wichtig für mich. Ich weiß noch sehr genau, dass er existiert und das sein Konsum die Tendenz hat mich auf erschreckend unsubtile Weise umzubringen. Angesichts dieser Umstände weiß ich aber nicht mehr, warum ich ihn dann noch trinken sollte

    das ist mal nach zarten 11 Monate eine gewagte Aussage. Jetzt gilt es aufzupassen, denn da ist eine Menge Verharmlosung drin.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Seit einiger Zeit gehöre ich wieder der berufstätigen Bevölkerung an. Versteht mich nicht falsch, ich habe längere Zeit tatsächlich mal nur von meiner Musik gelebt, aber mittlerweile ist das eher ein angenehmer Nebenerwerb. Den Großteil meines Einkommens hat die letzten zwei Jahre ALG II ausgemacht, was mich per se auch nicht stört, aber ich war halt auch echt unvermittelbar erkrankt, als nasser Alkoholiker.

    Das Jobcenter hier hat für Fälle wie mich tatsächlich eine Partnerfirma, die Coaches vermittelt. Konkret bekommt man zwei Termine die Woche, bei denen man über Gott und die Welt reden kann. Der Coach kann - muss aber nicht - im Bereich Psychologie fortgebildet sein. Fort- wohlgemerkt nicht ausgebildet, was man dem ganzen Programm leider etwas anmerkt. Ich wollte das schon früher erwähnen, weil es für die Einschätzung meiner Lage nicht unerheblich ist, aber irgendwie kam immer etwas dazwischen. Dieses Programm läuft neben meiner neuen regulären Arbeitsstelle, die nicht Vollzeit, dafür aber täglich ist, vermutlich bis Ende November weiter.

    Ich arbeite als Pferdepfleger im privaten Bereich. Die Stelle hat mir meine Mutter vermittelt. Das kann man bestimmt etwas faul finden, aber tatsächlich merke ich, dass ich mit meiner Mutter gut zurecht kommen kann. Das Problem war, dass Mutti und ich während meiner nassen Zeit eine Weile zusammen gelebt und wohlgemerkt beide! gesoffen haben. Das gibt dem ganzen leider immer noch so ein Geschmäckle, wie die Bayern sagen, aber ich bin zuversichtlich, dass es mich nicht all zu sehr triggern wird. Meine Mutter macht im übrigen momentan gesundheitlich übrigens einen recht soliden Eindruck. Gut möglich, dass die Erkenntnis, dass ihr Sohn sich fast totgesoffen hat, dazu beitragen konnte, dass sie ihr Trinkverhalten nochmal überdenkt. Ich habe diesbezüglich jedoch bislang nicht nachgefragt.

    Die Arbeit ist jedenfalls mindestens so großartig, wie es halt großartig ist, große und artige Vierbeiner zu versorgen. Im Ernst: Ich liebe Pferde und ich bin in dem Bereich zumindest soweit Firm, dass ich die gängigsten Arbeiten mühelos und die etwas komplexeren unter Anleitung solide durchführen kann.

    Damit habe ich jetzt auch die finanzielle Grundlage, um mich ausgiebig und vor allem guten Gewissens weiter meiner musikalischen Laufbahn zu widmen. Manchmal ist es direkt Schade, aber im Grunde genommen sehr gut, dass ich davon hier nichts teilen können werde :).

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