Den Alkohol komplett streichen

  • Hallo,

    (Mir ist gerade vor dem absenden aufgefallen was ich hier für einen Roman verfasst habe. Ich hoffe das ist die richtige Stelle, ich hatte einfach drauf los geschrieben was mir in den Kopf kommt)

    Mein Name ist Roman und ich bin 39 Jahre.

    Alkohol war schon immer ein ziemlich integraler Bestandteil in meinem Leben.

    Abgesehen davon dass meine Eltern beide (wenn auch in sehr unterschiedlichem Ausmaß) Alkoholabhängig waren,

    habe ich nie einen gesunden Umgang mit Alkohol gefunden.

    Früher habe ich zwar "nur" an den Wochenenden getrunken, dann aber häufig so viel dass ich mich an große Teile vieler Abende nicht erinnere.

    Es gab auch schon Phasen in meinem Leben wo ich über längere Zeiträume (Wochen bis sogar Monate) nichts getrunken habe, weil ich es einfach satt war.
    Die Möglichkeit einfach ganz aufzuhören habe ich bisher einfach nie in Betracht gezogen. Es ist halt auch so dass mein Freundeskreis immer eher über "saufen gehen" zusammengehalten wurde.

    2018 ist es dann zum ersten mal so viel geworden (da gab es Phasen wo ich fast täglich getrunken habe), dass mir zum ersten mal bewusst geworden ist dass es so nicht weiter gehen kann.
    In der Zeit danach habe ich viel Sport getrieben, seltener ("nur" an den Wochenenden, und dann auch nicht immer Fr UND Sa) getrunken, und - das muss ich rückblickend so feststellen - ich glaube ich war so fit, belastbar (auch psychisch) und zufrieden wie noch nie in meinem Leben.

    Das ganze hat dann so ca. ein Jahr angehalten, bis sich alte Muster wieder eingeschlichen haben.
    Ich habe immer öfter getrunken, immer mehr und irgendwie - was ich die letzte Zeit dann nach und nach feststellen musste - ist mir immer mehr entglitten.

    Da ich auch zwei kleine Kinder im Grundschul- und Kindergartenalter haben die überwiegend bei mir wohnen, ist mir umso klarer dass das so nicht weitergehen kann.
    Ich weiß ja selbst wie es ist in einem Haushalt wo Alkohol - und was dann alles so da dran hängt - ein Problem ist aufzuwachsen.

    Es ist bestimmt schon ein Jahr her seit ich das erste mal mit Freunden, und auch meinem Hausarzt darüber gesprochen habe.
    Abgesehen von vergeblichen Versuchen meinen Konsum auf ein gesundes Maß (die Ironie in dieser Aussage ist mir inzwischen auch klar) zu reduzieren, hat sich seitdem nicht viel geändert.
    Die letzten paar Wochen oder Monate ist es dann weiter mehr geworden.

    Immerhin ist in dieser Zeit der Gedanke immer weiter gereift dass es wohl die beste Option wäre einfach gar keinen Alkohol mehr zu trinken. Ich glaube inzwischen nicht mehr daran dass ich es schaffe den Konsum zuverlässig auf ein zumindest halbwegs unbedenkliches Maß herunterzubekommen.

    Vor 2 Wochen (genauer gesagt vor 15 Tagen) habe ich dann den Entschluss gefasst endgültig mit dem Alkohol zu brechen.

    Das hab ich bisher auch durchgezogen. Ich bin davon ausgegangen dass es die erste Zeit relativ einfach sein wird, da ich nicht davon ausgegangen bin dass ich körperliche Entzugssymptome haben werde. Ich dachte eher dass es längerfristig schwierig sein wird durchzuhalten. Es waren ja immer auch nüchterne Tage dazwischen, bei denen ich auch keinerlei körperlichen Symptome hatte.

    Das hat sich auch so bestätigt, allerdings war es dann doch bisher und immer noch nicht so leicht wie ich dachte.

    Neben der Tatsache dass ich unglaublich schlecht einschlafen konnte, hab ich immer wieder Gefühlsausbrüche aus dem nichts in denen mir die Tränen kommen.
    Ich hatte auch immer mal wieder regelrecht Angst davor mein ganzes Leben keinen Alkohol mehr trinken zu können.

    Das schlimmste, und das hat mir im Grunde erst heute klar gemacht, dass ich mir wohl Hilfe suchen muss, ist allerdings dass ich das Gefühl habe fast schon eine Sozialphobie entwickelt zu haben.

    Ich hab mich nie in großen Menschenmengen (ohne Alkohol) wohlgefühlt. Das hat mich eigentlich auch nie weiter gestört. Allerdings ist es jetzt schon so dass es mich schon im Alltag beeinflusst.

    In 2 Wochen feiert mein Sohn seinen Kindergeburtstag und ich hab jetzt schon immer wieder Momente wo ich nicht richtig weiß wie ich das hinbekommen soll.
    Mein Sohn hatte auch hin und wieder mal Besuch, das ist kein Problem, aber der Gedanke dass irgendwelche Eltern bei uns in der Wohnung stehen...ich kann gar ehrlich gesagt nicht mal selbst richtig formulieren was genau das Problem ist.

    Zum Glück stellt es mich beruflich nicht vor Probleme da ich fast ausschließlich zuhause arbeite.

    Morgen habe ich eine Prüfung vor fremden Prüfern die in Form eines Rollenspiel stattfinden wird. Bei dem Gedanken daran bin ich eben richtig in Panik in Tränen ausgebrochen.
    Eigentlich bin ich gut vorbereitet und weiß dass ich das schaffen würde. Ich kann mir einfach momentan diese Situation nicht vorstellen.
    Morgen früh werde ich deshalb zu meinem Hausarzt gehen, ich werde das morgen auf keinen Fall machen.
    Bei der Gelegenheit werde ich mit ihm auch darüber sprechen wie und in welcher Form ich mir Hilfe suchen kann um da mich da nicht in die falsche Richtung zu verfahren.

    Um allerdings auch das Positive festzustellen:
    Ich habe seit ich aufgehört habe auch schon Nächte gehabt in denen ich gut geschlafen habe. Und selbst nach mittelmäßigen Nächten fühle ich mich teils schon besser als mit Alkohol.
    Langsam merke ich auch dass mir einige Dinge anfangen leichter zu fallen. Auch wenn sich das vlt. oben etwas anders angehört hat bin ich eigentlich sehr zuversichtlich und stehe immer noch voll hinter meiner Entscheidung.

  • Hallo Roman,

    willkommen im Forum. Erstmal finde ich es gut, dass du dein Problem erkannt und dich hier anmeldet hast. Auch bei mir hat es gedauert zu verstehen, dass ein kontrolliertes Trinken, ein "normaler" Konsum nicht möglich sind.

    Noch besser ist, dass du zum Arzt gehst. Dieser kann deine Werte überprüfen und dir bei den Problemen weiterhelfen, ggf. auch mit Medikamenten. Konkret mit einer Krankschreibung wegen der Prüfung.

    Vielleicht ist eine Therapie eine Möglichkeit für dich. Die Ängeste und Unruhe können auch mit dem Alkoholkonsum oder auch dem Weglassen zusammenhängen. Es dauert ein wenig, bis sich das Gefühlsleben ohne Alkohol normalisiert. Es kann auch sein, dass es sich um ein weiteres Krankheitsbild handelt (z.B. Depressionen, Angstzustände, Pankikattacken). Aber das kann dann ein Arzt oder Therapeut herausfinden und das geht auch nur in nüchternem Zustand.

    Wenn dir der Gedanke "nie wieder Alkohol" zu viel erscheint, denke dir erstmal: Heute trinke ich nicht. Das kann schon helfen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Seeblick,

    Danke für deine Antwort.
    Auf welchem Weg auch immer, ich hab auf jeden Fall das Gefühl dass ich Hilfe dabei brauche das Ganze irgendwie auseinander zu bekommen.

    Momentan durchblicke ich ehrlich gesagt einfach überhaupt nicht mehr was woher kommt, was irgendwie Symptom und was Ursache ist.

    Ich hatte auch schon überlegt in eine (Real-Life) Gruppe o.ä. zu gehen, aber das kann ich mir halt momentan überhaupt nicht vorstellen.

    Deshalb bin ich letztendlich hier angekommen :)

    Zum Glück hatte ich bisher immer das Gefühl da meinem Arzt vertrauen zu können. Mal sehen was der morgen sagt.

    Aktuell bin ich sehr entschlossen nüchtern zu bleiben, und auch wenn am Wochenende verstärkt der Drang danach aufkam, mache ich mir zumindest für die nächsten 2-3 Wochen keine Sorgen dass ich doch wieder trinke könnte.

    Nur irgendwas muss ich wohl anders machen als bisher um nicht wieder irgendwann am selben Punkt anzukommen.
    Das muss ich wohl jetzt irgendwie herausfinden.

  • Hallo Roman,

    willkommen im Forum. Ich war eine Zeit lang bei einer 12 Schritte Gruppe online (Ich weiß nicht, wie gut du dich mit den 12 Step Programmen auskennst ... deshalb nur kurz die Erklärung, dass es sich um einen Ansatz handelt, der von den Anonymen Alkoholikern kommt, inzwischen aber weltweit auf Suchtthemen aller Art angewandt wird - bei mir ging es um was anderes als Alk). Das hat mir sehr sehr geholfen und es war toll, sich in "real time" mit Leuten auszutauschen. Vielleicht ist das eher was für dich, als in eine echte Gruppe irgendwo vor Ort zu gehen. Man konnte sogar seine Kamera ausgeschaltet lassen wenn man wollte, also totale Anonymität bei Bedarf.

    Wenn dich das anspricht, dann schau doch mal auf die AA Website oder schreib dahin, ob es online Meetings gibt. Bei mir war das während der Lockdown Zeit, da wurde ja alles online gemacht. Aber bestimmt führen manche das weiter.

    Einen Kreis von Menschen um sich herum zu haben, die emphatisch sind und durch das Gleiche gehen wie du tut sooo gut und ist sehr heilsam!

    Alles Gute auf deinem Weg!

  • Hallo LeaLux,

    danke für den Hinweis. Ich habe gerade schnell geschaut was es damit auf sich hat weil ich das gerade nicht mehr auf dem Schirm hatte.
    Beim reinschauen hat es dann geklingelt. Leider ist das überhaupt nichts für mich, da ich schlicht kein bisschen religiös bin.
    Das hatte mich auch von den AA abgeschreckt.

    Und um nicht missverstanden zu werden:
    Ich meine das in keiner Weise abwertend gegen das Programm, AA oder Religion im allgemeinen. Ich finde es großartig wenn das Dir und anderen Menschen hilft, und respektiere auch wenn Menschen gläubig sind. Es geht einfach nur gegen meine persönliche Überzeugung und Einstellung.

    Ich hab auch eigentlich die Hemmung denke ich ganz gut überwunden darüber zu sprechen. Zum Glück habe ich 2 ganz liebe Personen mit denen ich über so etwas ohne weiteres sprechen kann.
    Ich glaube aber dass der Austausch mit Menschen die ähnliche Erfahrungen/Probleme haben auf jeden Fall auch wichtig ist. Aber im "Real Life" mit einer Gruppe von Personen da zu sitzen kann ich mir momentan einfach nicht vorstellen.

    Deinen Anstoß behalte ich aber auf jeden Fall im Hinterkopf. Es wird ja bestimmt auch andere Online-Treffs mit anderen Ansätzen geben.
    Allein hier mal ein paar Dinge runter zu schreiben hat auf jeden Fall jetzt schon gut getan.

  • Hallo Roman,

    was ich bei dir lese, erinnert mich an mich, gerade auch die sozialen Ängste, die ich mir auch früher auf ein erträgliches Maß kleingetrunken habe.

    Ich hatte auch z.B. vor dem Kindergeburtstag meines Kindes echt „Angst“, also starke psychische Anspannung und innere Fluchtreflexe, gerade in den ersten ein, zwei Jahren nach meinem Trockenwerden.

    Kannst du dir für diesen Kindergeburtstag, der dir da bevorsteht, einen (psychischen) Helfer organisieren (einen Freund oder Freundin, die mit dabei ist)? Das hat mir damals geholfen.

    Ich finde es auch gut (aber meine Bewertung darf dir auch gerne egal sein), dass du dich dieser Prüfung morgen nicht aussetzen willst, sondern zum Arzt gehst.

    Warst du schon einmal bei einer Suchtberatungsstelle? Das kann ich auch empfehlen. Da kannst du Gespräche führen und vielleicht auch eine Suchttherapie beantragen. Dort können sie dir evtl auch SHGs vor Ort empfehlen.

    Naja, und natürlich hat es mir immer geholfen, mich hier im Forum auszutauschen. Seit 2014 bin ich jetzt hier, und ich habe unglaublich viel durch den Austausch mit anderen Alkoholikern und auch Angehörigen hier gelernt. Auch durch das ehrliche Schreiben über mich selbst.

    Ich freue mich jedenfalls, dass du hierher gefunden hast, und ich drück dir für morgen erstmal die Daumen.

    Wir lesen uns!

    Grüße, Thalia

    Alkoholikerin, alleinerziehende Mutter, trocken seit Ende 2013

  • Guten Morgen Roman und herzlich Willkommen,

    ich habe Dich für den offenen Bereich freigeschaltet. Möchtest Du, dass ich Deinen Thread direkt an die richtige Stelle verschiebe?

    LG Cadda

  • So, war eben bei meiner Hausarztpraxis. Ich hab meiner Hausärztin alles geschildert und war echt von den Socken über die Reaktion.

    Die hat so positiv unterstützend reagiert und so ein "jetzt hat er's verstanden und ist soweit" ausgestrahlt, das hat sich wirklich großartig angefühlt.

    Mittwoch werde ich mich an die Suchtberatung bei uns wenden. Ich glaube mit der Erkenntnis dass ich das nicht allein schaffen werde, hadere ich momentan mit mir noch am meisten, auch wenn mir klar ist dass ich wohl Hilfe brauchen werde. "Ich muss doch nur einfach nichts trinken".

    Thalia1913

    Das klingt jetzt nicht optimal, aber meine Ex-Frau wird dabei sein.
    Für mich jetzt nicht die Person von der ich mir emotionale Unterstützung erhoffe/wünsche.
    Aber sie weiß auch um meine Situation momentan und organisiert und klärt gerade viel.
    Aus der Richtung betrachtet bin ich auf jeden Fall mega dankbar für die Unterstützung, das mach aktuell viel aus.

    Cadda

    Super, vielen Dank.
    Ja, der kann gerne verschoben werden

  • Hallo Roman,

    hier gehts dann jetzt weiter :)


    Super, dass Du beim Arzt warst und so viel Verständnis erfahren hast. Dass Du noch nicht sicher bist, ob Du eine reale Gruppe besuchen wirst, ist doch in Ordnung. Du kannst das ganz in Ruhe entscheiden. Wir sind hier ja auch eine Selbsthilfegruppe, beim Arzt warst Du auch. Das ist doch schon mal Selbsthilfe!

    LG Cadda

  • Salü rnk

    "Ich muss doch nur einfach nichts trinken". Sowas ähnliches sag ich mir zwar auch immer, und das stimmt irgendwie schon. Aufhören ist eigentlich schnell gemacht, das ist eine Entscheidung, und die dauert ein paar Millisekunden.

    Die "Kunst" ist es, dabei zu bleiben. Und da hat es sich dann bald mal mit "ich muss doch nur einfach nichts trinken".

    Da werden regelrechte Leben auf den Kopf gestellt, verändert, umgeordnet. Man möchte meinen dass man da einen völlig anderen Menschen vor sich hat, wenn die Änderung vollzogen ist. Bei mir war das auf jeden Fall so. Viele erkennen mich - rein menschlich gesehen - beinahe nicht mehr, und offen gestanden mag ich auch viele dieser Individuen nicht mehr. Ich bin eher so der gesellige Typ gewesen, resp. war ich nicht gerne alleine. Immer in irgendwelchen Bars, oder meiner Stammkneipe. Obwohl es mich im Grunde langweilte.

    Letztendlich glaube ich dass es darum geht, sich innerlich zu verändern. Dabei ist es natürlich einfacher, die äusseren Umstände zu verändern. Andere Leute, andere Hobbies, anderer Job, etc. etc.

    Die meisten Dinge, die man nicht hergeben möchte, werden überbewertet. Mein ehemaliger Kollegenkreis zum Beispiel. Hab die Stammtischrunde vor ca. 1 Jahr mal angetroffen.. die waren alle "irgendwie grau"... kanns nicht anders beschreiben. In einem Comic würden die alle da sitzen mit Spinnweben behangen und ein paar kreisenden Fliegen. Als sich meine Veränderung vollzog, war mir nicht mehr wohl bei ihnen. Sie rochen nach "Abstellgleis"... nach "Endstation"...

    Was ich nie gedacht hätte: Konzerbesuche... die Konzerte wurden von mir missbraucht als Rechtfertigung, mich abzuschiessen. Ich "feierte"... wohl aber war ich nie wirklich am Konzert, so innerlich gesehen. So gesehen müsste ich ja dauerhaft fernbleiben... Aber:

    Meine neue Partnerin hat mich da herangeführt. Wir gehen an Rockkonzerte, wir gehen an Symphoniekonzerte, wir werden uns nächstes Jahr sogar den Ed Sheeran und den Joep Beving reinziehn. Freue mich darauf. Und wir tanzen, tanzen, schunkeln, knutschen ein wenig wie Teenies in der Menge, und geniessen die Musik. De facto hab' ich jetzt an Konzerten den viel grösseren Spass... überraschenderweise. Ich werd nie wieder an einem Konzert trinken wollen. Wunderschön.

    Es ist nicht ratsam - gerade in der Anfangszeit - dieselben Dinge zu tun, wenn man bei diesen Dingen getrunken hat. (Die meisten Dinge will man dann sowieso nicht mehr tun.)

    Und diese Dinge, die man trotzdem noch tun möchte, die probiere man aus... taste sich heran. Nur wenn man innerlich klar überzeugt ist, ohne zu Trinken wieder nach Hause zu gehen. Und man merkt dann nämlich recht schnell, ob das hinhaut. Ich hab mich auch schon möglichst schnell wieder entfernt, da ich spürte, dass dieser Ort mir nicht guttut.

    Man muss die Dinge wie "umprogrammieren".

    Beispiel: Ich fahre öfters mit den ÖV. Dort hab ich immer geraucht, wenn ich auf den Bus oder Zug wartete. Kaum aufgehört zu rauchen, war das verdammt schwierig, nicht an's Rauchen zu denken, wenn ich am Bahnhof stand.

    Doch mit der Zeit verlor sich das. Zigaretten kommen mir nicht mal mehr ansatzweise in den Sinn, und wenn, dann weil ich sie rieche, und sie riechen ekelhaft. Ich denk mir da dann immer: Meine Fresse... ich steh da 2 Meter entfernt, und es riecht beissend scheisse. Die armen Leute stecken sich sowas sogar ins GESICHT!! ... (und tun das "gerne")

    Man kann sich somit umprogrammieren. Ein weiteres Beispiel ist meine Band - ich kann heute in die Band gehen, ohne an Rauchen oder Trinken zu denken. Ich geh dorthin um liebe Menschen zu treffen, und um .. Musik zu machen... :)

  • Hallo Roman,

    wie schön zu hören, dass deine Ärztin dich so gut unterstützt hat.

    "Ich muss doch nur einfach nichts trinken".

    Wenn es nur so einfach wäre hätten wir keine Alkoholiker oder zumindest keine Rückfälle. Es ist aber Teil des Krankheitsbildes, dass man nicht einfach aufhören kann, obwohl der Kopf das eigentlich weiß.

    Deshalb ist es so wichtig, an sich zu arbeiten und zu wissen, dass die Alkoholkrankheit nicht geheilt werden kann. Man kann sie nur stoppen.

    Auch wenn der Vergleich vielleicht nicht ganz passt. Aber wenn du dir den Fuß gebrochen hast, gehst du ja auch zur Physiotherapie und lässt dir helfen, wieder richtig zu laufen. Daher kann man ruhig Hilfe von anderen annehmen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Danke für Eure Antworten.
    So viele Erfahrungen und Eindrücke zu lesen, hier und auch in anderen Threads ist auf jeden Fall schon mal eine große Hilfe.

    Einige Sachen bezogen auf den Alkohol muss ich irgendwie momentan noch verdauen.
    Dass das mit dem "einfach nichts trinken" eben nichts wird, ist mir irgendwo schon bewusst, und ich glaube auch dass das absolut richtig sein wird. Sonst hätte es ja vorher auch geklappt. Dass ich Hilfe brauche weiß ich im also Grunde.

    Ich hab gerade relativ lange darüber nachgedacht was dann überhaupt der Punkt für mich an der Stelle ist.

    Der Punkt ist dass ich auf der einen Seite weiß, und davon bin ich wirklich inzwischen überzeugt, dass ich es nicht ohne Hilfe schaffen werde. Und dass das Thema mich wohl den Rest meines Lebens begleiten wird.

    Auf der anderen Seite fühle ich mich aber immer noch total unwohl bei dem Gedanken und kann das irgendwie noch nicht richtig für mich akzeptieren.

    Das muss ich irgendwie noch für mich parat bekommen.

  • Mal eine Frage:

    gibt es eigentlich einen Bereich wo es "Themenbezogene" Threads gibt?
    Ich würde das jetzt nicht Off-Topic nennen, weil es mir schon um Dinge rund um das Thema geht.

    Beispiele:

    * Ich hab teilweise genau darauf geachtet an welchen Tagen ich wo Alkohol kaufe, wie ich den Alkohol kaufe etc. weil es mir peinlich war

    * Ein Arzt hat mal auf Basis des Alkoholproblems mindestens 5 Eigenschaften meiner Persönlichkeit genannt die 1:1 auf mich zugetroffen haben

    Mich würde bei so etwas interessieren was für Erfahrungen da andere zu gemacht haben, konnte aber keine Threads dazu finden.

    Klar kommt das auch in einigen Threads vor, aber ich fände da einen gebündelten Austausch sehr interessant.

    Ich weiß allerdings auch nicht ob es ggf. einen Grund hat dass ich das hier nicht finde weil so etwas in eine falsche Richtung führen könnte o.ä.

  • Ich hab gerade relativ lange darüber nachgedacht was dann überhaupt der Punkt für mich an der Stelle ist.

    Der Punkt ist dass ich auf der einen Seite weiß, und davon bin ich wirklich inzwischen überzeugt, dass ich es nicht ohne Hilfe schaffen werde. Und dass das Thema mich wohl den Rest meines Lebens begleiten wird.

    Auf der anderen Seite fühle ich mich aber immer noch total unwohl bei dem Gedanken und kann das irgendwie noch nicht richtig für mich akzeptieren.

    Das muss ich irgendwie noch für mich parat bekommen.

    Kann ich sehr gut nachvollziehen - ich habe zwar Hilfe angenommen - fällt mir aber immer noch nicht leicht. Und der Gedanke an die lebenslangen Aufgabe ängstigt mich manchmal - aber ich denke das gehört dazu..

  • Sagt mal, ich hab mal eine ganz konkrete Frage:

    Man liest ja immer ganz viel dass es ja ganz klare Kriterien gibt wann man Alkoholabhängig ist, und wann es riskanter Alkoholkonsum ist.

    So einfach finde ich die Einordnung aber nicht.

    Und was bedeutet denn riskanter Alkoholkonsum überhaupt? Heißt das man trinkt zwar so viel dass es einem schadet, aber da ist es dann wirklich einfach eine Willensfrage?

    Ich bin jetzt nicht auf der Suche nach einem Grund wieder zu trinken, dass mir der Alkoholkonsum geschadet hat, und ich mit dem Trinken aufhören werde ist für mich gesetzt.

    Trotzdem wäre es irgendwie schön wenn ich mich da irgendwo einordnen könnte.

    Die einzige Sache in der ich mir relativ sicher bin ist dass ich nicht körperlich abhängig bin/war. (Heißt das dann eine "Sucht"/Krankheit im engeren Sinne ist es nicht?)

    Für Hinweise wo ich Antworten die über die ICD Kriterien Hinaus gehen finden kann wäre ich mega dankbar.

    Gerne auch Literatur


    Hab hier die Forensuche bemüht und dabei fest gestellt dass ich nicht der Einzige bin der sich da schwer tut. Vielleicht wäre das ja auch etwas für einen Artikel?

  • Und was bedeutet denn riskanter Alkoholkonsum überhaupt?

    Grobe Dauemnregel: Beim Mann mehr als 6 Flaschen (0,5l) Bier pro Woche, nicht pro Tag. Bei den Damen die Hälfte.

    Bei Wein: Täglich mehr 0,2l für die Herren und die Hälfte bei den Damen.

    Und das bei mindestens 1 Karenztag pro Woche.

  • Hall rnk

    Der eine kann, der andere muss trinken. Nicht jeder Missbrauch führt zur Abhängigkeit, aber jede Abhängigkeit fängt mit einem Missbrauch an. Zwischendrin die schleichende Grauzone.

    Auf der anderen Seite fühle ich mich aber immer noch total unwohl bei dem Gedanken und kann das irgendwie noch nicht richtig für mich akzeptieren.

    Das wäre eine Grundvoraussetzung, um die Sucht auf lange Sicht hin zu stoppen.

    Die einzige Sache in der ich mir relativ sicher bin ist dass ich nicht körperlich abhängig bin/war

    Inwieweit hilft dir das weiter?

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Nun das mit der körperlichen Abhängigkeit ist so eine Sache. Es gibt Stimmen, welche besagen, dass uns der Körper unser Denken und somit handeln mehr beeinflusst als uns bewusst/lieb ist.

    Wir sind alle „Junkies unseres Endorphin-Cocktails“. Und unser Gehirn tut nahezu alles, damit dasselbe Gemisch zustandekommt. Das ist aber ein Diktat des Körpers. Wenn man das dann so ansieht, ist im Grunde jeder körperlich abhängig. Immer. Von irgendwas auf jeden Fall.

    Und wenn jetzt jemand daherkommt und sagt: ach “ was, du bist kein Alkoholiker, weil (…)“ … was dann? Nützt das in irgend einer Form? Irgendwie finde ich, also für mich in meine Fall, diese Fragestellung ist schon bedenklich nahe am sog. nassen Denken. Ich vermeide sie. Ausserdem ist mir egal, was da ein ICD meint.

    Mir hat mein Konsum mehr weggenommen als er mir gegeben hat, und trotzdem hab ich es gemacht. Deswegen bin ich Alkoholiker und handle unlogisch, kontraproduktiv. Wenn ich trinken würde, meine ich.

  • Ja, ihr habt natürlich schon Recht.

    Ändern würde es, egal zu welchem Ergebnis ich komme, nichts.

    Das trinken hat mir geschadet, und meinen Alkoholkonsum einzuschränken habe ich nicht geschafft, im Gegenteil, am Ende bin ich in der Spirale immer weiter rein.

    Dass Abstinenz die einzige sinnvolle Möglichkeit ist für mich, das steht für mich eigentlich fest. Auch wenn ich mich noch etwas mit dem Gedanken anfreunden muss.

    Trotzdem würde ich das gerne begrifflich für mich gerne klar bekommen.

    Man darf ja auch aufhören zu trinken wenn man kein Alkoholiker ist.

    Mir geht es auch nicht darum darauf zu bestehen kein Alkoholiker zu sein. Wenn das so ist, dann ist das so. Ein Problem mit Alkohol hab ich definitiv, das steht für mich außer Frage.

    Für mich ist der Begriff halt nur so schwer zu greifen.

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