Den Alkohol komplett streichen

  • Guten Morgen rnk,

    herzlich willkommen auch von mir. Gut ist doch schon mal, wenn du ein abstinentes Leben anstrebst, weil du die Notwendigkeit erkannt hast, daß es für dich keinen anderen Weg gibt.

    Die Begrifflichkeit erstmal hinten an zu stellen, finde ich nicht so schlimm.

    Mit deinem Satz "Man darf ja auch aufhören zu trinken wenn man kein Alkoholiker ist." hast du natürlich nichts falsches gesagt. Ob das für dich allerdings zutrifft oder nicht, das kannst nur du selber beantworten. Ob du diese Frage heute oder morgen beantwortest, liegt ebenfalls ganz bei dir.

    Für mich war es ganz einfach: in dem Augenblick, wo ich mir sagen konnte: "Peter, du kannst mit Alkohol, warum auch immer, nicht umgehen: lass es einfach." war mir klar: Ich bin Alkoholiker. Denn wenn ich mir mir diese Frage meines Umgang mit Alkohol nicht stellen würde, wäre ich ja gar nicht hier.

    Das Beste war allerdings: in dem Moment, wo ich mir das sagen konnte, begann mein wunderbares nüchternes Leben.

    Schön, daß du hier bist!

    Alles Gute wünscht dir:

    Peter

  • ...

    Man darf ja auch aufhören zu trinken wenn man kein Alkoholiker ist.

    Ich mag den Begriff offen gestanden sowieso nicht. Wohl aber muss ich mir selbst das eingestehen, denn er beschreibt ziemlich genau mein Problem mit Alkohol. Punkt.

    Aber dieser Satz von dir... der wird mit der Zeit immer wichtiger, relevanter. Denn mittlerweile trinke ich gar nicht mehr nicht, weil ich Alkoholiker bin, sondern ich trinke nicht, weil es meine tiefgreifende Überzeugung ist, dass ich es besser hab ohne das Zeug. In jeglicher Hinsicht. Ich bin Alkoholiker, ja, aber das hat zunehmend weniger Bedeutung.

    Ich trinke keinen Alkohol, weil der Alkohol und ich keine Freunde mehr sind.

    Ich trinke aus gesundheitlichen Gründen keinen Alkohol.

    Ich hab das quasi schon abgearbeitet, war eben schneller wie die anderen, und muss das darum nicht mehr tun. :mrgreen:

    Und.... mir ist meine Freiheit ein wichtiges gut. Ich möchte mich der Illusion, frei zu sein, voll hingeben können. :/

  • Vielleicht hänge ich mich einfach unnötig an dieser ICD-Unterscheidung "Alkoholsucht/Alkoholiker" und "Alkoholmissbrauch" auf.
    So wir ihr es beschreibt, würde ich mich sofort als Alkoholiker bezeichnen.

  • Ein ganz großer Gewinn in diesem Forum ist:

    man erkennt sich in so vielen Erfahrungen und Schilderungen der Freunde immer wieder selber.

    Das hilft bei der Einschätzung der eigenen Situation wie kaum etwas anderes.

    Peter

  • Lemmy Kilmister sagte mal: "Wenn du denkst, du bist zu alt für Rock 'n' Roll, dann bist du es."

    Bezogen auf Alkohol würde ich sagen: Wenn du dich fragst, ob du ein Alkoholiker bist, dann bist du einer.

    Wenn der Kontrollverlust einsetzt -- ich trinke regelmäßig mehr, als ich mir vornehme --, dann kann man sich jede Diskussion sparen, dann ist die Sache gelaufen. Ich kenne genug Leute in meinem engeren Umfeld, die beim Saufen zwar nicht gleich komatös abstürzen, aber doch jede Woche ihre 20 Biere oder ähnliches brauchen und es keine vier Wochen ohne Alkohol aushalten würden. Die sind nach meiner privaten Definition auch schon Alkoholiker.

  • hallo rn

    hab wenig zeit und daher nur mal schnell überflogen. was ich bei dir sehe ist das teufelchen auf der schulter das dir ausreden einflüstert warum und wieso ja doch nicht alles so schlimm war oder ist. dem die klappe zubinden ist nicht so einfach aber dringend nötig. diesen teufel kennen wir alle, oh ja, der taucht beim ein oder anderen selbst nach jahren immer mal wieder auf. ich hatte nach meiner entgiftung keine all zu großen probleme trocken zu bleiben weil meine kinder da standen und ich wußte für wen ich kämpfe. mein problem waren später "liebe" mitmenschen die mir so nach 5 jahren oder so sagten, ja vielleicht biste ja kein alki wenn du so langen ohne rückfall trocken bist. ja sicher und um das auszuprobieren riskiere ich mein leben, für...? für was? das zeug schmeckt doch nicht wirklich, albern sein kann ich auch ohne, den mut andere anzusprechen hab ich mittlerweile auch, mein selbstbewußtsein hab ich auch in griff gekriegt, da hat der alk nämlich mehr geschadet als geholfen. also wofür? ich kann mitten in der nacht von jeder party mit dem auto nach hause fahren. ich weiß am nächsten tag was gewesen ist. nichts ist vollgekotzt oder zerrissen. also was genau hab ich in den letzten 20 jahren verpasst? meinen freundeskreis hab ich umsortiert, der ist nicht kleiner geworden als zu saufzeiten, aber anders. wenn man trinkt sieht man natürlich nur menschen die auch trinken und man glaubt das man allein ist wenn man aufhört. stimmt nur bedingt. erst mal ist man es, die säufer müssen gehen, und es dauert bischen bis andere kommen, das forum hilft prima diese zeit zu überbrücken. in meinem realen leben spielt alk echt keine rolle mehr, ob da was steht oder peng, von mir aus kann der ranzig werden. dahin kannst du auch kommen, nicht heute und morgen, aber mit heute fängt es an, und irgendwann hast du so viele heute und morgen zusammen das es jahre sind.

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hm. Das mit dem Kontrollverlust ist natürlich ein guter Punkt.

    Das war ja letztendlich mein Beweggrund mich hier anzumelden, und mir Hilfe bei Arzt und Beratung zu suchen.

    Ich denke ich muss auch einfach mal das Gespräch mit der Suchtberaterin abwarten (leider gab es gestern keine offene Sprechstunde wegen Corona , heute wollte die sich wegen Terminabsprache melden), die wird mir sicherlich bei vielen Fragen auch weiterhelfen können.

    Ich überlege auch gerade warum mir die Frage überhaupt so wichtig ist.

    Vermutlich hat es auf der einen Seite damit zu tun dass ich das für mich noch so richtig akzeptieren.

    Auf der anderen Seite aber auch damit dass ich Dinge wirklich einfach nicht einordnen kann.

    Suchtdruck z.B.
    Auf der einen Seite hab ich es während der letzten 19 Tage ganz OK ausgehalten nichts zu trinken.

    Auf der anderen Seite gab es davor aber auch Tage wo ich mir um 17:00 noch sicher war nichts zu trinken, es dann aber um 19:00 gar nicht abwarten konnte dass die Kinder ins Bett gehen damit ich doch eben mal zum Supermarkt kann. Oder Tage an denen die Kids nicht hier waren und ich schon mal Bier besorgt hab für Abends, und dann Gründe gefunden hab warum ich doch schon um wenn es Richtung Feierabend geht 16:00-17:00 Uhr anfangen kann.

    Ist das jetzt schon Suchtdruck, oder einfach Gewohnheit o.ä.?
    "Starken/richtigen" Suchtdruck hab ich wahrscheinlich nie erlebt?

    Beim Kontrollverlust wenn ich trinke, da z.B. bin ich mir Sicher dass ich ein großes Problem habe. schon immer.
    Ich konnte noch nie "ein bisschen" trinken, da ist nach relativ wenig schon Schluss bei mir.
    Das habe ich im Grunde schon immer gehasst. Ich kann es nicht zählen wie oft ich mich in meinem Leben dafür geschämt hab.
    Allein deshalb hätte ich schon längst aufhören sollen.

    Bei anderen Sachen neige ich glaub ich dazu es immer noch ein zu verharmlosen.

    z.B. hab ich zuletzt fast doppelt so viel Bier an einem Abend getrunken wie früher um "mich abzuschießen" (was ich ja eigentlich immer wenn ich trinke tue). "Aber ich kenn ja welche die wiegen weniger als ich und trinken auch schon mal mehr."

    Mir ist vom Kopf her natürlich klar dass das Unsinn ist.

    Und dann gibt es die Sachen wo ich immer noch wie eine dritte Person auf mich schaue und noch nicht richtig glauben kann dass ich das war.
    Weil es mir einfach so peinlich ist. z.B. zu planen in welchen Supermärkten ich das Bier kaufe, um dann 2 unterschiedliche Sorten zu kaufen damit das nicht so aussieht als wäre das alles für mich, oder alles für einen Abend.

    Und während ich das hier gerade alles so aufschreibe merke ich dass ich mir die Frage eigentlich vielleicht relativ leicht beantworten kann ob ich Alkoholiker bin.

    Ich glaub es muss so ganz vieles einfach mal raus, allein schon was den Alkohol angeht. Vielleicht schreib ich erstmal alles in ein (analoges) Tagebuch.

  • du sagst es doch selbst, du hast gründe gesucht um trinken zu können, deine gedanken kreisen darum ob du alk im haus hast. meine gehen da eher ob ich noch eis im kühlschrank habe obs brot ausreicht und was ich morgen mittag kochen soll. dein leben ist von gedanken über alk bestimmt. mach dir evtl. mal ne strichliste wie oft du am tag an alk denkst. manchmal hilft das um klar zu sehen.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo rnk, Du sagst es ja selbst schon, trotzdem, hier nochmal eine Auswahl:

    Ich finde es wichtig, sich mal alles von der Seele wegzuschreiben, um die Gedanken zu sortieren. Lies Dir das nochmal durch und lasse es auf Dich wirken. Denke darüber nach, warum Du hier bist. Und da fragst Du Dich ernsthaft noch, ob Du Alkoholiker bist?

    Bei mir hat es auch so etwa bis zum 30. Lebensjahr gedauert, bis ich mir eingestanden habe, nicht nur "manchmal ein Problem mit Alkohol" zu haben, sondern eben ein Alki zu sein. Das war schön und gut von mir, aber mein Martyrium sollte da trotzdem noch 20 Jahre weitergehen. Was ich damit sagen will: SIch die Wahrheit einzugestehen, ist ein wichtiger erster Schritt, aber noch lange nicht die Lösung. Aber ohne diesen ersten Schritt kann es keine Lösung geben.

  • Hallo rnk,

    die Grenzen zwischen Alkoholabhängigkeit und riskanter Konsum sind fließend. Warum ist das für dich wichtig? Es gibt sechs Anzeichen der Sucht (Starkes Verlangen, Kontrollverlust, Toleranzentwicklung, Entzugssymptome, Vernachlässigung anderer Interessen, Anhaltender Konsum trotz schädlicher Folgen), von denen drei zutreffen müssen, um als alkoholkrank zu gelten. So habe ich es in der Therapie gelernt.

    Wenn ich deine Beiträge lese, beschreibst du bei dir selbst sehr gut, was einen Alkoholiker ausmacht. Das ist nicht abwertend gemeint, sondern hilft dir vielleicht beim Einordnen und macht dir klar, dass du abhängig bist.

    Du schreibst, dass du dies nicht so ganz akzeptieren kannst. Kannst du sagen warum? Ist es dir peinlich? Oder denkst du bei Alkoholiker an den Obdachlosen in der Gosse? Oder bist du zu „stark“ für eine Krankheit?

    Zum Suchtdruck und Kontrollverlust:

    Nun ist jeder Mensch anders. Einige haben ein so starkes Verlangen, dass sie Mundwasser trinken. Aber das Abwarten auf den Feierabend ist doch auch Suchtdruck. Die Gedanken kreisen um das nächste Getränk.

    Kontrollverlust heißt nicht ausschließlich, dass man die Kontrolle darüber verliert, was man im betrunkenen Zustand anstellt. Es geht auch darum, dass man eben nicht nur ein Glas trinken kann und für mich heißt es auch, dass der Alkohol die Kontrolle übernimmt. Die Kontrolle über das Denken. Zum Beispiel indem man sich Pläne macht, in welchem Supermarkt man Nachschub holen kann und wie es am Unauffälligsten wirkt.

    Ich finde es gut, dass du dir diese Gedanken machst und dich mit dem Thema auseinandersetzt.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo,

    ich danke Euch für Eure Antworten.

    Gestern hab ich die gelesen und beschlossen erstmal über alles zu schlafen.

    Zitat von dorothea

    du sagst es doch selbst, du hast gründe gesucht um trinken zu können, deine gedanken kreisen darum ob du alk im haus hast.

    Zitat von Hanseat

    Und da fragst Du Dich ernsthaft noch, ob Du Alkoholiker bist?

    Ja, und eigentlich nicht.

    Das wollte ich hier mit schon andeuten, je mehr ich drüber nachdenke, umso klarer ist es eigentlich.

    Zitat von rnk

    Und während ich das hier gerade alles so aufschreibe merke ich dass ich mir die Frage eigentlich vielleicht relativ leicht beantworten kann ob ich Alkoholiker bin.

    Ich bin Alkoholiker.

    Zitat von Seeblick

    ...Warum ist das für dich wichtig?...

    Wenn ich deine Beiträge lese, beschreibst du bei dir selbst sehr gut, was einen Alkoholiker ausmacht. Das ist nicht abwertend gemeint, sondern hilft dir vielleicht beim Einordnen und macht dir klar, dass du abhängig bist...

    "Du schreibst, dass du dies nicht so ganz akzeptieren kannst. Kannst du sagen warum? Ist es dir peinlich? Oder denkst du bei Alkoholiker an den Obdachlosen in der Gosse? Oder bist du zu „stark“ für eine Krankheit?"

    Ich glaub ehrlich gesagt ist mir das so wichtig weil es in meinem denken so verankert ist (vlt. auch beruflich bedingt) dass ich erstmal genau wissen möchte wo ich stehe bevor ich mich irgendwie auf den Weg dahin machen kann wo ich hin möchte.
    Wo ich hin möchte...das ist ja noch mal eine ganz andere Baustelle die ich jetzt erstmal klar bekommen muss.
    Aber wo ich stehe möchte ich für mich definiert haben, und da gehört das gerade zu und ist mir irgendwie wichtig.

    Ich empfinde das auch nicht als abwertend, sondern auf jeden Fall genau als diese Hilfe.

    Warum mir das so schwer fällt ist wirklich schwierig zu beantworten. Peinlich ist es mir eigentlich nicht, und dieses Stereotype Bild von Alkoholikern hab ich nicht, da meine Eltern auch Alkoholiker sind die nicht diesem Bild entsprechen.

    Definitiv mit schwingt dass ich es nie so weit kommen lassen wollte, weil ich das ja von zuhause kenne. Das gute alte "ich mach es aber besser"
    Und dass ich viele, sehr langjährige Freunde (die auch nicht nur Saufkumpanen sind) vermutlich nur noch sehr selten sehen werde, weil neben "zum saufen treffen" da nicht mehr viel los ist. Ein Punkt über den ich mir auch schon lange Gedanken mache, auch während ich selbst noch getrunken hab.

    Eigentlich meide ich das schon eine ganze Weile, nur getrunken hab ich trotzdem weiter, halt allein.

    Zitat von Seeblick


    ...Kontrollverlust heißt nicht ausschließlich, dass man die Kontrolle darüber verliert, was man im betrunkenen Zustand anstellt...

    Das meinte ich auch nicht primär (obwohl das natürlich auch mitschwingt), sondern dass ich nach ein paar Bier einfach kein Ende finde. Eigentlich noch nie.

    Um meine vielen Fragen die mir noch so im Kopf herumschwirren hoffentlich zum Teil zu beantworten hab ich mir jetzt auch mal "Die Suchtfibel" hier aus der Literaturliste zugelegt. Ich hoffe mal dass ich da auch einige Antworten finden werde.

  • Hallo zusammen,

    nachdem ich heute morgen den Austausch hier gelesen habe, kann ich für mich auf jeden Fall etwas feststellen:

    Ich bin unglaublich froh darüber, dass ich für mich akzeptieren kann, dass ich Alkoholikerin bin. Wenn ich das nämlich nicht könnte, dann wäre für mich der nächste Rückfall vorprogrammiert.

    LG Cadda

  • Hallo zusammen,

    Nach so langer Zeit dachte ich, ich gebe mal ein kleines Update :)

    Habe jetzt seit 7 Wochen nichts mehr getrunken. Aktuell bin ich auch weiterhin fest davon überzeugt dass es die richtige Entscheidung ist.
    Aus meinen Gedanken ist der Alkohol noch nicht verschwunden, aber der Drang danach hält sich meistens in Grenzen.
    Vor 2 Wochen hatte ich einmal ein ziemliches Gedankenkarussel und hatte Angst mir beim Einkaufen doch etwas mitzunehmen.

    Bin dann einfach nicht einkaufen gefahren und hab mich von Resten ernährt :)

    Ich war inzwischen auch bei der Suchtberatung und wir bereiten jetzt einen Antrag für eine ambulante Therapie vor.
    Meine größte Sorge ist nach wie vor gar nicht mal es nicht kurzfristig durchzuhalten, sondern zu vergessen wie ätzend das mit Alkohol war.
    Das möchte ich mir auf jeden Fall so gut wie möglich in Erinnerung behalten um nicht irgendwann doch auf die Idee zu kommen "kontrolliert zu trinken".

    Momentan mache ich mich grad auf den Weg auch andere Lebensbereiche (Sport/Übergewicht/Wohunng etc) wieder unter Kontrolle zu bringen.

    Da hat sich die die letzten Monate doch so einiges aufgetürmt.

    Glücklicherweise hab ich ganz konkret vor Augen wo ich (wieder) hin möchte, darüber versuche ich mich zu motivieren :)
    Ein wenig Zeit dauert es glaube ich aber noch bis es mir einiges wieder leichter fällt. Aber das ist auch OK für mich.

    Für den Rest des Jahres hab ich mir meinen Resturlaub jetzt erstmal so gelegt dass ich sehr viel nur halbtags arbeite, da bleibt mir auf jeden Fall Zeit das ohne Zeitdruck alles langsam wieder zur Routine zu machen.

    Gruß

    Roman

  • Hallo zusammen,

    ich werde hier weiterhin nur sporadisch mal rein schauen, da ich für mich fest gestellt habe dass ein Onlineforum nicht die richtige Form der Selbsthilfegruppe für mich persönlich ist.

    Aber vielleicht hilft jemandem in der Zukunft ja meine Erfahrung dabei den ein oder anderen Weg auszuprobieren.

    Inzwischen lebe ich jetzt seit 6 Monaten alkoholfrei. Inzwischen fühlt es sich für mich ganz normal an keinen Alkohol zu trinken.
    Diesen Samstag war ich zum ersten mal wieder auf einer Feier wo so ziemlich alle anderen voll waren. Ich war der einzige der nichts getrunken hat. Es war überhaupt kein Problem, obwohl ich bis zum Ende da war.

    Seit ca. 2 Monaten bin ich jetzt in ambulanter Therapie. Ehrlich gesagt hatte ich zuerst nach den ersten Sitzungen etwas Bedenken, da dadurch dass ich weit fahre der zeitliche Aufwand für mich relativ hoch ist (im schnitt ca. 5h/Woche), und ich mir nicht so richtig sicher bin und war ob mich das auf meinen Hauptbaustellen (die aktuell eher nur indirekt mit dem Trinken zu tun haben) gezielt voran bringt.
    Trotzdem bin ich auf jeden Fall sehr froh dass ich mich dazu entschlossen habe dorthin zu gehen.
    Auf der einen Seite ist es auf jeden Fall eine gute Erfahrung sich unter Menschen auszusprechen die Denkmuster die man hatte selbst durchlebt haben. Auf der anderen Seite hält es mich permanent in einem Prozess in dem ich mir vor Augen führe welche Schritte ich als nächsten gehen möchte. Das allein ist schon viel Wert.

    Das nicht-trinken war aber eben nur der Anfang.

    Mein Leben verändert sich immer weiter Stück für Stück, viele Dinge fallen mir wieder viel leichter. Ich kann viel fröhlicher und unbeschwerter mit meinen Kindern umgehen. Das Chaos in meinem Kopf und um mich herum verschwindet langsam immer mehr, und ich schaffe viel mehr Dinge auch für mich die mir wichtig sind und die ich gerne mache.

    Mein größtes Bedenken bleibt dabei immer noch dass ich irgenwann vergesse wie es war.
    Da ich viel meiner Gedanken aufschreibe hoffe ich dass ich mir das in Zukunft weiterhin präsent halten kann.

    Es gibt auch noch Herausforderungen (vor allem Selbstwertgefühl und Selbstwahrnehmung) bei denen ich noch einiges vor mir habe.
    Aus den Gebirgen sind aber inzwischen einzelne Berge geworden, bei denen ich mir inzwischen zutraue sie mit ausreichend Training zu besteigen :)

    Der "externe" Plan für mich sieht aktuell so aus dass ich die ambulante Therapie (die geht 1 Jahr) abschließen möchte.
    Bei der Eingangsuntersuchung im Gespräch mit der Psychotherapeutin haben wir besprochen dass ggf. eine Psychotherapie im Anschluss Sinn machen kann wenn ich bezüglich Selbstwertgefühl noch weiter voran kommen möchte.
    Das wäre auch mein Plan wenn ich nicht das Gefühl hab die nächste Zeit da ausreichend voran zu kommen. so 4-5 Monate bevor die ambulante Therapie endet würde ich mir überlegen mich auf die Suche zu machen, da ja viel Vorlauf nötig ist.

    Viel Erfolg noch auf Eurem Weg
    Grüße Rnk

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