Lanananana - Auf dem Weg zurück zu mir

  • Mein alkoholkranker Freund akzeptiert nicht, dass ich die Beziehung so nicht weiterführen möchte. Ich bin total erschöpft, gestresst und unfassbar traurig.  


    Wenn er halbwegs nüchtern ist, versteht er, dass er ein dickes Problem hat. Aber das ändert sich, sobald sein Pegel steigt: Wenn er nicht so arg betrunken ist, bettelt und fleht er, dass er es alleine nicht schafft - wenn er sehr betrunken ist, wird er unbeschreiblich fies, unterstellt mir Affären und Lügen, ruft ununterbrochen an, klingelt, tritt gegen die Haustüre, schreibt unzählige gemeine Nachrichten, stellt sich vor mein Küchenfenster und stalked in die Wohnung … Es ist als wäre er drei: ein wundervoller Mann (nüchtern), ein Kleinkind, das um Hilfe schreit (wenig betrunken), ein durchgedrehter Agressor, der mir Angst macht ( sehr betrunken) … 


    Seit über einem Jahr verspricht er, dass er eine Therapie macht. Dass er einsieht, dass es so nicht weitergeht. Dass er alles tun will, um zurück in die innere Mitte zu kommen. Anfangs hab ich wirklich geglaubt, er meint das ernst und ich kann ihn unterstützen … zwischendurch bewegt er sich auch, geht zum Arzt, zum Blauen Kreuz, in eine Selbsthilfegruppe, trinkt ein paar Tage nicht … ich bin dann voller Hoffnung - aber er zieht nicht durch … Er zieht nichts von allem durch … Nie. Er sei einfach noch nicht so weit, hat er zuletzt gesagt und da habe ich gemerkt, dass mein Akku leer ist und das vermutlich für immer so weiter geht, wenn nicht endlich aussteige. Ich kann einfach nicht mehr. Jeder Absturz von ihm ist auch ein Absturz für mich. Und es geht immer mehr an die Substanz. Ich hab ihm versucht, das zu erklären. Zuerst hat er toll reagiert. Ein paar Stunden und Promille später hat dann der Terror wieder eingesetzt. Ich hab Angst, ich komm da nicht raus. Er will nicht loslassen und ich hab ganz offensichtlich Probleme, mich konsequent und überzeugend abzugrenzen. Vielleicht habt ihr einen Rat?

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (1. November 2021 um 08:16) aus folgendem Grund: Schriftgröße verkleinert

  • Hallo Lananana, mir geht es im Moment ähnlich wie dir! Und kann echt gut nachvollziehen wie es dir damit geht.Das schlimmste ist schätze ich, das man eigentlich ganz genau weiß was man zu tun hat und hier einem auch geraten wird..nämlich um sich in aller erster Linie um sich selbst zu kümmern und schauen das es es einem selbst gut geht...womit alle recht haben.. dieses umzusetzen. Zumal dann auch noch Vorwürfe kommen wie. .Ich habe es gewusst, du willst mir nicht helfen, du willst mich verlassen du hast einen anderen, dir ist Arbeit wichtiger wie alles andere, geh doch zu deinen Kollegen und lass dich F... usw. Alles Dinge wo man ein schlechtes Gewissen bekommt obwohl man das gar nicht braucht! Versuche daran zu arbeiten das es dir gut geht, ich werde es auch versuchen. Und wenn gar nichts mehr geht bleibt nur noch eine Möglichkeit.

  • Ja, die Vorwürfe - so irre sie auch sind - tun unglaublich weh … vermutlich gerade deshalb. Aber ich weiß tatsächlich nicht was ich tun soll, damit der tägliche Terror aufhört, damit er akzeptiert, dass alles gesagt ist. Ich hatte ganz klar kommuniziert, dass es so nicht für mich weitergeht und dass ich bei aller Liebe aus der Beziehung aussteigen werde, wenn er sich nicht darum bemüht, sein Leben zu sortieren und sich ernsthaft mit seiner Sucht auseinanderzusetzen. Und ich weiß auch, dass es so nicht weitergehen kann. Aber er respektiert das nicht. Zumindest nicht, wenn er alkoholisiert ist. Nüchtern schon. Aber das ist er aktuell eigentlich nie. Leider wohnen wir sehr nah beieinander. Deshalb belagert er mich regelrecht. Und stark alkoholisiert ist er wie von Sinnen und kaum wiederzuerkennen und hat Null Respekt, wenn ich sage, dass er mich bitte endlich in Ruhe lassen soll. Vermutlich hat er totale Panik und das tut mir leid aber ich kann ihm offenbar leider nicht helfen. Was mache ich nur, damit er die Trennung akzeptiert?

  • Hallo Lananana!

    Herzlich willkommen hier im Forum es gibt hier viele denen es wie dir geht und die an einen Suchtkranken geraten sind.

    Ich hatte ganz klar kommuniziert, dass es so nicht für mich weitergeht und dass ich bei aller Liebe aus der Beziehung aussteigen werde, wenn er sich nicht darum bemüht, sein Leben zu sortieren und sich ernsthaft mit seiner Sucht auseinanderzusetzen.

    Kommunizieren reicht in der Regel nicht aus und du gerätst in einen Endloskreislauf den nur du unterbrechen kannst. Es ist auch sinnlos ihm immer wieder mitzuteilen daß du so nicht weitermachen kannst.

    Du mußt dich auch an das halten was du sagst und wirklich den Kontakt abbrechen. Er weiß ja was du willst und merkt wenn er massiv genug vorgeht reagierst du immer wieder auf ihn. Es ist auch sinnlos mit ihm reden zu wollen wenn er betrunken ist.

    Versuche mal ganz energisch zu sein und kein schlechtes Gewissen zu zeigen, dazu besteht kein Grund. Schliesslich fährt er die Beziehung gegen die Wand weil er trinkt. Mit einem Mann der trinkt kann man keine Beziehung führen, er manipuliert dich wo er nur kann. Es ist dein gutes Recht glücklich zu sein und das ist mit ihm ja nicht möglich.

    Wenn du ihn wirklich los sein möchtest hilft nur ein totaler Kontaktabbruch, wenn er vor deiner Wohnung randaliert drohe ihm die Polizei zu rufen. Gehe auf nichts mehr ein was er sagt oder tut du kannst ihn nicht retten das kann er nur selber indem er sich ernsthaft mit seiner Sucht auseinandersetzt.

    Das liest sich vielleicht jetzt recht hart ist aber die einzige Möglichkeit sonst wirst du noch lange Zeit in dieser schlimmen Situation bleiben.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Danke Marie für deine Antwort und Entschuldigung, dass ich offenbar (noch) nicht verstehe, wie hier das Antworten auf Nachrichten geht.

    In der Vergangenheit habe ich bereits einmal die Polizei gerufen, weil er so randaliert und sich mit meinem Nachbarn fast geprügelt hat und ich solche Angst hatte.

    Das rächt sich jetzt: „Ruf doch wieder die Polizei“hat er gestern Abend gesagt. Es erschreckt ihn nicht. Und ich fand es ganz ganz furchtbar. Peinlich und so traurig für uns beide. Ich tu mich so schwer, diesen Schritt nochmal zu gehen. Ich verstehe nicht, wie man so unglaublich die Kontrolle verlieren kann.

  • Hallo Lananana!

    Du mußt einfach unten in das Feld reinschreiben und auf das blaue "Antworten" klicken. Leider verlieren viele die trinken oft die Kontrolle, Alkohol vergiftet auch das Gehirn. Es war schon richtig daß du die Polizei gerufen hast auch wenn er ihn angeblich nicht erschreckt. Gerade weil er so gewaltbereit ist mußt du weiter energisch vorgehen.

    Gerade wenn er im besoffenen Kopf alles Mögliche zu dir sagt reagiere gar nicht darauf es bringt nichts. Dann rufe nochmal die Polizei er muß merken wie ernst es dir ist. Das ist in meinen Augen keine Beziehung mehr sondern Stalking seinerseits was du nicht hinnehmen musst. Ich wäre bei ihm vorsichtig wer weiß ob er seine Aggressivität nicht eines Tages auch im nüchternen Zustand auslebt wenn die Hemmschwelle immer mehr sinkt.

    Wenn gar nichts hilft musst du vielleicht sogar wegziehen daß er dich nicht mehr finden kann.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Lanananana,

    tut mir leid, doch ich kann Marie nur beipflichten! Du kannst nichts (!) dagegen tun, nur dich in Sicherheit bringen. Wenn ein Alkoholiker nicht will, bist du völlig machtlos. Ich, männl. 50+ , , war mal ähnlich drauf. Ich trank Tag ein Tag aus, war ein völlig anderer Mensch im Rausch, ich fühlte mich immer im Recht und war resistent gegenüber Anderen und gegenüber der Realität, ich versaute so ziemlich alles, was möglich war und die Steigerung (meines Irrsinns) kannte keine Grenzen!!! Traurig aber wahr. Nach ca. 2... 3 Jahren meines Irrsinns/ heftige Alkoholsucht "wachte" ich auf und beendete mein Chaos, hörte auf zu trinken, aber nur weil ICH es wollte. Die Einsicht kam für viele Sachen zu spät, incl. Beziehung. Im Nachhinein begriff ich, daß mich meine Freundin sich zu Recht von mir abwendete - sie tat das einzig Richtige, sie schützte sich. Ein Alkoholkranker ändert sich nicht, egal was er sagt, solange der Alkohol trinkt. Ich glaube alle "Ex-Suffis" (Betroffene mögen mir diesen Ausdruck verzeihen) werden mir beipflichten....

  • achelias Danke für deine Antwort. Ja, das hab ich inzwischen auch verstanden, dass ich mich selbst retten muss und mich viel zu tief in seine Suchtmuster hab mit reinziehen lassen. Ich hab auch verstanden, dass ich mich in der Vergangenheit co-abhängig verhalten habe - ohne das zu wollen. Das macht es vermutlich umso schwerer gerade. Es tut gut, nochmal aus der anderen Perspektive/der des trockenen Alkohlikers gespiegelt zu bekommen, dass ich keine Chance habe, dass der Alkohol ihm den Kopf so vernebelt, dass er nicht mehr er selbst ist und dass es ok ist, mich zu verabschieden -dass ich ihn nicht hängenlasse. Danke! Ich hoffe, er schafft es - er versteht mich irgendwann und hört vor allem auf, mich so zu belagern und zu terrorisieren. :cry:

  • Bei mir war es so: Wie schon erwähnt, war ich resistent gegenüber Ratschlägen, ich verhielt mich wie ein bockiges Kind, je mehr man mich "bedrängte" , desto mehr trank ich und ich wurde stark und hatte immer Recht, an mögliche Folgen, Zukunft etc. dachte ich nie. Zum Glück gehöre ich zu den friedfertigen Menschen, wer weiß, was geschehen wäre ...

    Krankheit trifft es am ehesten. Heute (im Nachhinein) wünschte ich mir, man hätte mich gezwungen, isoliert oder mich auf eine einsame Insel geschossen. Ja, hinterher ist man immer klüger, doch dann ist es zu spät.

  • Ein liebes Hallo an euch!

    Da bei uns alles mal wieder auf der Kippe steht, habe ich ein ganz kleinwenig in euren öffentlichen Beiträgen gelesen und mich entschossen mich hier anzumelden. Vielleicht kann ich mit meiner bitteren Erfahrung weiterhelfen? -

    Sehr, sehr Vieles erinnert mich an meine letzten 20 Jahre, die ich mit meinem Mann erleben musste. Egal was und wie man es versucht, wenn ein Partner erkrankt ist und nicht einsichtig wird, wird man leiden! Selbst ein räumlicher Abstand hilf im Endefekt irgendwann nicht mehr weiter.

    Lanananana jeder wird in deiner / meiner / unserer Situation die Schwierigkeit haben sich abzugrenzen. Allerdings bist du an einem Punkt:

    >Ich kann einfach nicht mehr. Jeder Absturz von ihm ist auch ein Absturz für mich. Und es geht immer mehr an die Substanz. <

    wo du auf dein Gefühl hören solltest. - Lass einem gesunden Ego Luft, pflege ihn bevor du gar nicht mehr kannst und dir dieses ungesunde Verhalten die Energie ganz nimmt. Bei uns bahnt sich seit 4 - 5 Jahren wiedermal eine alt bekannte Situation an. Die Krönung die nun vor ein paar Tagen kam, konnte ich nur packen, weil ich seit 3 Jahren konsequent an etwas festhalte, was mich entspannt.

    Der Betroffene wird dich immer fordern, immer ausweichen und immer im Verhalten rückfällig werden, so lange er keinen persönlichen Klicker bekommt / bekommen will.

    Ich hoffe ich war nicht zu direkt, aber deine Zeilen und auch so manch andere hier im Forum, erinnern mich ganz, ganz stark an mich persönlich.

  • achelias Darf ich fragen, was Dich schließlich „wachgerüttelt“ hat?

    Es klingt recht einfach: ich hatte "einfach" die Nase voll (von mir), ich konnte mich selbst nicht mehr ertragen, sicherlich war die Wiedererlangung der Fahrerlaubnis, eine nicht geringe Triebkraft. Es muß im Kopf klick machen, man muß es selbst wollten, das kommt von innen. Alkoholiker sind schwache Menschen und wählen den einfachen Weg, sich berauschen und alles passt. Und finden eine Millionen Ausreden, warum sie es nicht tun wollen, ggf. können. Zufriedenheit wäre optimal, eine fruchtvolle Stressbewältigung ... mit den inneren Schweinehund öfter Mal Gassi gehen.

    Bewußtsein aufbauen kann man jedoch nur für sich allein und wenn man keine Hilfe annehmen will, nützen alle Helfenden nichts.

  • Hallo achelias,

    ich muss sagen, einigen Deiner Ausführungen über die Alkoholkrankheit kann ich mich weder anschließen noch selbst darin wieder erkennen.

    Zitat

    Alkoholiker sind schwache Menschen und wählen den einfachen Weg, sich berauschen und alles passt.

    Ich war zeitlebends nie ein schwacher Mensch! Sondern gelte allgemein als ausgesprochen willensstark.

    Und an einem mangelnden oder gar fehlendem Selbstbewußtsein habe ich auch nie wirklich gelitten.

    Es war allerdings während meiner Saufzeit sehr angeschlagen.

    Aber gegen die Alkoholkrankheit war ich allein machtlos, da funktionierte mein Willen nicht.

    Und das war mir leider lange nicht klar.

    Ebensowenig "passte berauscht" bei mir alles während meiner Saufzeit, im Gegenteil, ich machte mir immer wieder schwere Selbstvorwürfe!

    Da war gar nix mehr easy, wenn ich gesoffen hatte, das war nur noch unendliches Leid, und nix anderes.

    Und ich sah es und empfand es auch so.

    Die Sauferei hat bei mir außerdem zu schwere Depressionen geführt, die erst wieder verschwanden, als ich trocken werden konnte.

    Deine Ausführungen erscheinen mir überstülpend und ich empfinde sie auch als zu allgemein.

    Sie zeichnen nur das übliche Alkoholikerbild, was oft voller dummer Vorurteile ist. Sorry.

    Wie gesagt, ich erkenne mich zum größten Teil nicht darin wieder.

    LG Sunshine

  • Hallo,

    generell einen Suchtmenschen als schwach zu bezeichnen, würde ich nicht sagen.

    Für meinen abc war ich wortwörtlich- stark - so meinte er mal zu mir.

    Ich hingegen fand zu seinen Abstinenzzeiten, bzw. Trinkpausen, ihn willensstark - eben gegen die Sucht anzugehen und dabei zu bleiben.

    Gegen seine Krankheit anzugehen, sich zu ‚outen‘ sozusagen.

    Da gehörte schon Mut und Offenheit dazu.

    Mareile

  • Hallo achelias,

    ich muss sagen, einigen Deiner Ausführungen über die Alkoholkrankheit kann ich mich weder anschließen noch selbst darin wieder erkennen.


    Wie gesagt, ich erkenne mich zum größten Teil nicht darin wieder.

    LG Sunshine

    Hallo Sunshine,

    macht nix, jeder kann nur von seinen eigenen Erfahrungen, Empfindungen, Gefühlen sprechen/ berichten. Es gibt bestimmt Menschen mit unterschiedlichen Wahrnehmungen.

    Manche waren nie schwache Menschen, da funktionierte nur der Wille nicht.

    Andere waren schwach und der Wille (Alkoholkonsum) funktionierte, so wie es bei mir war.

    Ebenso wirken Drogen (auch Alk gehört dazu) recht unterschiedlich, ich nutzte diese Droge zur Euphoriesierung oder als Problemverdrängungsmittel, bei anderen hat es andere Wirkungen, schließlich werden Neurotransmitter auf unterschiedlichste Weise gesteuert... ausgeschüttet.

    Ich möchte nicht belehren. Und ja, ich war ein dummer, üblicher Alkoholiker!

  • Hallo Lanananana

    das hier ist der Vorstellungsthread. Leider wird er des Öfteren schon zum Austausch genutzt. Der Austausch findet jedoch in den anderen Bereichen statt. Dazu kannst du dich kurz für den offenen Bereich bewerben, vorausgesetzt du möchtest das.

    Ich schalte dich dann frei und verschieben deinen Vorstellungsthread auch in den zugehörigen Bereich

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

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