Lanananana - Auf dem Weg zurück zu mir

  • Das ist eine tolle Einstellung! Aber eben eine, die du als Erwachsene treffen kannst, als Kind leider nicht. Da steckst du ja noch in deiner zukünftigen Vergangenheit, die Eltern entscheiden über dein Leben, du kannst ja nicht mal einordnen, was da gerade um dich herum geschieht.

  • Ob die Schuldfrage nun wichtig oder unwichtig ist, sie steht immer im Raum. Ist auch normal menschlich, erstmal nach außen zu schauen, wer jetzt an was, wie, wo schuld ist. Schließlich leide ich ja.

    Schuldzuweisungen lösen jedoch keine Probleme, aber bringt mich, wenn ich genauer hinschaue, wieder zu mir zurück.

    Ab da geht es weiter. An sich zu schauen, wie kann ich damit umgehen, dass es mir gut geht.

    Ich bin auch kein Freund in der Vergangenheit herumzuwühlen, wo sich in den Jahren die eigenen Erinnerungen verfälscht haben. Oder etwas hervorgeholt wird, was sich so eventuell gar nicht abspielte. Weil das eigene Hirn es anders verarbeitet hat, als es auch Außenstehende es sahen.

    Ich denke jedoch auch. Jeder, der auf mich zukommt, dem ich angeblich durch mein Verhalten in der nassen Zeit Leid zugefügt habe, das Recht hat, mir Vorwürfe zu machen, mich auf die Anklagebank zu setzen, auch wenn ich dem Glauben bin, es war ja nicht so schlimm.

    Er darf sich auch eines dabei ganz sicher sein, dass ich dazu ungeschönt Stellung nehme. Ich argumentiere ja schließlich heute als Langzeit Trockener nicht mehr aus der Opferrolle heraus.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Das ist eine tolle Einstellung! Aber eben eine, die du als Erwachsene treffen kannst, als Kind leider nicht.

    Absolut richtig. Und das ist schlimm. Was ich aber auch gesagt habe ist: Rückblickend hilft nicht der Groll auf die Eltern - oder eben die Entschuldigung für das eigene Verhalten in Bezug auf die Vergangenheit. Es ist an der Zeit im hier und Jetzt Eigenverantwortung zu übernehmen und ggfs. die Verantwortung für die Kinder! Dabei hilft der Austausch und der Perspektivwechsel sicher sehr - deshalb sind die meisten sicher hier … Schuldzuweisungen und Vorwürfe für vergangene Handlungen und Entscheidungen bringen aus meiner Sicht nix.

  • Ich denke jedoch auch. Jeder, der auf mich zukommt, dem ich angeblich durch mein Verhalten in der nassen Zeit Leid zugefügt habe, das Recht hat, mir Vorwürfe zu machen, mich auf die Anklagebank zu setzen, auch wenn ich dem Glauben bin, es war ja nicht so schlimm.

    Das ist toll, dass du so damit umgehen kannst. Darauf kannst du echt stolz sein - denn das ist nicht selbstverständlich. Viele können das nämlich leider nicht. Und bei denen hilft es nicht, wenn wir immer wieder auf sie losgehen … bzw. ihnen die Schuld geben. Wie ich mit Unrecht und Sch… umgehe, liegt in meiner Verantwortung. Das ist die Möglichkeit zur Soforthilfe.

  • Anfang April hatte ich meinen Ex-Freund zufällig getroffen. Ich hatte darüber geschrieben. Das Gespräch war kurz und schien ok. Ich bin im Leben nicht davon ausgegangen, dass mit dieser zufälligen Begegnung, die total friedlich und unauffällig verlief, der Terror wieder anfängt. Mit ein oder zwei Wochen Abstand ging es los.

    Ständige Anrufe - Tag und Nacht. Nachrichten auf allen Kanälen mit üblen Beschimpfungen, Unterstellungen und Vorwürfen. Terror an der Haustüre.

    Ich hab mit der Polizei gedroht und seine Nummer blockiert und eigentlich ist mir klar, dass er vermutlich vom Alk total wirr im Hirn ist. Trotzdem bin ich fassungslos und erschrocken, dass das alles nochmal so aufgeflammt ist. Es ist für mich extrem schwer, das so zu akzeptieren, wie es ist. Schwer auch, sich da nicht wieder verantwortlich zu fühlen und in alte Co-Abhängigen-Rollen zurückzufallen.

    Was mir geholfen hat: Nummer blockieren und Chats archivieren - null Kontakt (!) - und mir klar zu machen, dass ich mich nicht erklären muss - oder rechtfertigen. Und dass ich nichts tun kann - außer mich (!) zu schützen. Ich habe ein Recht auf mein Leben - und ich erreiche ihn eh nicht. Das hab ich schon so oft in der Vergangenheit vergeblich versucht. Aber es ist schlimm, dass das Elend kein Ende hat. Ich hätte ihm so gewünscht, dass es anders weitergeht - und mir auch.

  • Wie heftig und du hattest ja noch so mitfühlend geschrieben, dass er dir leid tat. Und nun das. Was will er damit erreichen? Weiß er wahrscheinlich selber nicht. Vermutlich nur Wut, weil es dir besser geht als ihm. Blockieren ist gut. Alles Reden bringt da nichts. Aber tut mir leid, dass du jetzt wieder in ein Gefühlschaos stürzen musst wegen ihm. Sieh es als erneute Bestätigung!

  • Warum er das macht kann ich wirklich auch nicht sagen. Schlimm. Aber für mich ist es nochmal eine unerwartete „Prüfung“, bei mir zu bleiben und mir den Schuh nicht anzuziehen. Auch wenn es schwer ist und traurig und kaum auszuhalten, dass er immer weiter abstürzt.

  • Ist so eine Mischung aus unfassbarer Wut über die Beleidigungen und einfach nur Mitleid. Ganz fiese Mischung. Man kommt da aber auch wirklich nicht durch. Als ob der Andere verschwunden wäre.

  • Es tut mir leid, dass du nach dieser, eher harmlosen Begegnung, so durch ihn gestresst wirst.

    Scheinbar stellt dich dein Leben jetzt auf die Prüfung, was du bereits in der vergangenen Zeit nach der Trennung gelernt hast.

    Es ist doch einfach nur ätzend, dass keine Ruhe einkehrt.

    Immerhin ziehst du dir seinen Schuh nicht wieder an!

  • Ich kenne das. Wenn ich das alles lese, kommt bei mir dieses Gefühl der Hilflosigkeit hoch, als wäre es gestern gewesen, dabei ist es ein paar Jahre her.

    Beleidigungen, völlig aus der Luft gegriffene Vorwürfe, wirre Texte, Liebeserklärungen, Drohungen. Und ich immer dabei zu erklären, erklären, erklären und nochmals erklären, versuchen den Verstand zu erreichen, immer wieder und immer wieder.

    Diese ganze Energie, die in der Luft verpufft und ihn nicht erreicht. Kein Funken Energie hat etwas gebracht. Alles umsonst.

    Irgendwann habe ich all die Dinge „auf mir sitzen lassen“ und mir die Energie gespart. Und zwar so lange, bis es sich nicht mehr anfühlte, als ob ich etwas auf mir sitzen lassen muss, weil es mir irgendwann egal wurde.

    Ich wünschte, ich hätte meine Energie schon viel früher gespart und seine negativen Dinge ins Leere gehen lassen.

    Er säuft übrigens immer noch. Heute reden andere Menschen auf ihn ein und vergeuden ihre Energie.

    Schade eigentlich :S

  • Warum er das macht kann ich wirklich auch nicht sagen. Schlimm. Aber für mich ist es nochmal eine unerwartete „Prüfung“, bei mir zu bleiben und mir den Schuh nicht anzuziehen. Auch wenn es schwer ist und traurig und kaum auszuhalten, dass er immer weiter abstürzt.

    Kenne ich leider, nur das ich meine Partnerin nicht sperren kann, glaub mir ich weiß was du fühlst, unglaublich schwer. Wenn du kannst bleib stark und bei dir, mehr kann ich dir nicht raten!

  • Heute ist es leider wieder passiert - Häuserschlucht, Regen, hab ihn schon von weitem am Gang erkannt - ich konnte leider nicht ausweichen - eine unerwartete Begegnung - flüchtig - und trotzdem erstaunlich, das da immer noch so unglaublich viele Gefühle hochkommen.

    Wut (endlich!!!!) - leider auch auf mich, dass ich mich so schlecht behandeln lassen hab, dass ich so viel Zeit verplempert hab, in der Hoffnung, dass doch noch alles gut wird, dass ich deine guten Seiten und meine Projektionen so groß gemacht habe und seine schlechten Seiten immer entschuldigt oder ausgeblendet habe …

    Trauer, weil eben gar nichts gut geworden ist, trotz 1000% Einsatz meinerseits - weil dieses ganze Hin und Her mich geschwächt und verletzt und klein gemacht hat.

    Stolz (erstaunlich), dass ich es da raus geschafft habe, dass ich nicht wieder weich geworden bin, dass die Hoffnung weg ist, dass ich wieder klar in der Birne bin (und hoffentlich auch bleibe). Dass ich meinen Wert wieder selbst sehe!

    Ich würde mir wünschen, dass da nicht so viele Gefühle hochkommen, dann wäre ich wohl ganz über den Berg. Oder dass ich mit jemandem darüber sprechen könnte. Aber leider ist da im Moment niemand. Aber wenn ich was gelernt habe, in den vergangenen Jahren: lieber allein als in schlechter Gesellschaft!

  • Oder dass ich mit jemandem darüber sprechen könnte. Aber leider ist da im Moment niemand.

    Wir sind da. :)

    Du kannst auch stolz sein. Alles andere kommt mit der zeit. Die seele braucht genauso ihre zeit zum heilen wie der körper auch.

    Vielleicht kannst du dir heute etwas besonderes gutes tun.

  • Hallo Lana,

    Du kannst stolz sein. Und dass die Gefühle hinterher hängen, das nenne ich auch.

    Lange nach der Trennung bekam ich Herzrasen, wenn er mir begegnete. Also mein Ex, nicht Deiner :lol:

    Manchmal hab ich das heute nach Jahren noch. Nicht mehr, weil ich ihn vermisse, sondern weil ich an aufwühlende Zeiten erinnert werde, das macht was mit einem und das finde ich normal.

    Es wird besser!

    Übrigens gefallen mir Deine Beiträge, die Du hier schreibst bei Anderen, immer sehr sehr gut!!! Das wollte ich neulich schon mal loswerden, bin davon abgekommen und nun passt es gerade :)

    LG Cadda

  • Manchmal hab ich eine Art mentalen Hänger … dann fühl ich mich klein und ungeliebt, einsam und irgendwie unfähig im Leben Fuß zu fassen. Mein Gehirn versucht mir dann gemeine Dinge zu flüstern. Mein Verstand bemüht sich, dagegen zu halten - aber gefühlt bin ich wieder drei, stehe im Flur und mein Vater schleudert mir an den Kopf, dass ich verschwinden soll oder am besten nie geboren wäre.

    Ich finde es krass, wie tief der Schmerz sitzt und wie hartnäckig ich noch immer Tag für Tag an meinem Selbstwertgefühl arbeiten muss. Obwohl ich mir bereits mehrfach professionelle Hilfe gesucht habe. Obwohl ich wirklich ständig an mir arbeite … Obwohl ich manchmal auch sehen kann, was ich schon alles geschafft habe … Aber wie viel Kraft kostet es, die Traumen zu verarbeiten und die Verletzungen zu heilen und vor allem die erlernten Muster zu überwinden. Angehörige sollten das bedenken, wenn sie sich nicht lösen können und ihre Kinder einer solchen Situation/Gefahr aussetzen.

    Ich will niemandem einen Vorwurf machen. Mein Vater war alkoholkrank. Er hat getan, was im Rahmen seiner Möglichkeiten stand. Wer weiß, was in seinem Kopf vorgegangen ist. Vermutlich wollte er mich gar nicht so verletzen … Vielleicht war er einfach nur benebelt in solchen Momenten … Und hat selbst nicht genug Liebe abbekommen. Leider war auch meine Mutter nicht in der Lage, mir Schutz und Sicherheit zu geben. Und ja - ich bin erwachsen … aber es ist immer noch eine krasse Herausforderung.

    Heute habe ich wieder einen solchen Hänger. Meistens wache ich am nächsten Tag auf und kann auch wieder Licht, Stärke und Liebe sehen … manchmal dauert es auch etwas länger …

    Ich wollte bei der Gelegenheit Danke sagen. Weil ich seit ich hier bin im Akut-Fall in meinem Faden lese und eure Nachrichten „inhaliere“. Cadda - Deine letzte hat mir eben nochmal (!) richtig heftig gut getan. Danke!

  • Liebe Lanananana,

    diese Gefühle kenne ich leider auch. Es kommen hartnäckige Blockaden hinzu: ich bekomme Panik und kann dann nichts mehr aktiv machen. Ich funktioniere dann nur noch wie ein Automat und erstarre. Auch das Gefühl, im Leben nicht wirklich Fuss fassen zu können, ist mir vertraut. Als würde ich vom Mars kommen und einfach nicht kapieren, wie das geht, mit dem Leben hier. Das kostet viel Energie. Heute hat es mir geholfen am Nachmittag raus in die Natur zu fahren und bis in den frühen Abend zu wandern. Das Licht und das windige Wetter taten richtig gut.

    Zu Deinen Gedanken zu Deinem Vater möchte ich Dir noch sagen, dass sein Verhalten furchtbar schädigend war und falsch. Es spielt meiner Meinung nach keine Rolle, ob er es nicht anders vermochte. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Ich kann meine Mutter zwar jetzt als Person jenseits ihrer Mutterschaft sehen und sehen, dass sie leider nicht anders handeln konnte. Ich kann es also irgendwie verstehen und mache ihr keine Vorwürfe (mehr). Doch entschuldige ich es damit nicht. Dann müsste ich mich ja selbst verleugnen. Ich weiss nicht, ob es anders wäre, wenn sie mich um Entschuldigung bitten würde.

    Auch mir gefallen Deine Beiträge hier im Forum sehr. Ich lerne sehr viel von Dir. Besonders lehrreich ist für mich, dass Du immer sachlich und unaufgeregt bist und bei Dir bleibst. Du weißt die Grenze zwischen Dir und anderen sehr gut zu wahren und wirst deshalb nie übergriffig. Das ist so wichtig und ist die beste Hilfe, die es gibt.

    Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Wert gut im Blick behälst und die inneren Dämonen, die ihn Dir absprechen wollen, Dich kleinmachen wollen, dahin verdammst, wo sie hingehören.

    Viele liebe Grüße, Siri

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