Lanananana - Auf dem Weg zurück zu mir

  • Natürlich hab ich gewusst, dass das passieren kann. Aber wir hatten darüber gesprochen, dass er einen Notfallplan für sich hat und ich hab offenbar keine Vorstellung davon, wie heftig Suchtdruck sein kann. Im ersten Moment war ich total unter Schock. Dann hatte ich Angst, dass der Terror nun wieder beginnt. Dann hatte ich das Gefühl, nicht liebenswert genug zu sein, weil er sonst nicht alles aufs Spiel gesetzt hätte, dann habe ich angefangen drüber nachzudenken, was ich falsch gemacht haben könnte … dann habe ich mich daran erinnert, dass ich niemals Schuld bin, wenn er sich entscheidet zu trinken und gerade denke ich, dass ich aufgeben will und muss, weil ich keine Energie mehr habe - aber was antworte ich auf den Vorwurf, dass ich ihn hängen lasse und dass es nur ein „Ausrutscher“ ist und er bald wieder aufhört? Schmeiße ich die Flinte zu früh ins Korn? Wieviele Ausrutscher sind zu verzeihen?

  • ... und dass es nur ein „Ausrutscher“ ist und er bald wieder aufhört? Schmeiße ich die Flinte zu früh ins Korn? Wieviele Ausrutscher sind zu verzeihen?

    Einen Rückfall? Trank er ein Mal oder trank er und trinkt seit dem ... weiter? Was verstehst du unter "bald wieder aufhört"?

  • Das hat er mir geschrieben - wir haben seitdem nicht gesprochen. Ich weiß nicht, was er darunter versteht. Er sagt, dass er das nochmal Saufen braucht, um zu erkennen, dass er wirklich nicht mehr will. Aber eigentlich hatte ich vor der Therapie Schluss gemacht und mich nur wieder auf ihn eingelassen, weil er beteuert hat, wie sehr er seine Sauferei selbst hasst und dass er jetzt wirklich aufhört.

  • Hallo,

    und mich nur wieder auf ihn eingelassen, weil er beteuert hat, wie sehr er seine Sauferei selbst hasst und dass er jetzt wirklich aufhört.

    also hatte er sein Ziel wieder erreicht und konnte wieder anfangen. Ein nasser Alkoholiker verspricht vieles um im alten Trott mit einer funktionierenden CO weiter machen zu können, leider habe ich das auch erlebt.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Heißt lass los! Das war eine Einsicht aber nicht die Einsicht seines Lebens. Wenn’s nicht am absoluten Tiefpunkt war gehts kurz rauf dann mehr runter.

    Wenn man das liest und weiß man geht und denkt man evtl hoffen hat dieses evtl absolut keinen Platz. Wenn man geht dann ganz und am besten für immer!

  • Ein nasser Alkoholiker verspricht vieles um im alten Trott mit einer funktionierenden CO weiter machen zu können, leider habe ich das auch erlebt.

    Er war fast sechs Monate trocken und wirklich motiviert und gut aufgestellt. Aber er hat eben auch den größten Teil seines Lebens mit Suchtmitteln erlebt - und leider scheint der Suchtdruck bzw. Die Gewohnheit doch stärker. Auch wenn ich dachte, es läuft gut. Suchtdruck ist wirklich schwer zu verstehen, wenn man das nicht selbst fühlt.

  • Hallo Lanananana,

    Suchtdruck können nur Menschen verstehen, die selbst schon welchen hatte. Meiner Ansicht nach.

    Sehr viele trockene Alkoholiker sind schon mal in dieser Lage gewesen. Und sind da raus gekommen, ohne wieder zu saufen.

    Er hat doch eine Therapie gemacht, da wird über sowas geredet und Tipps gegeben, was man dagegen tun kann. Auch in Selbsthilfegruppen findet man Hilfe oder hat einen Ansprechpartner für solche Fälle. Deshalb sind SHGs so wichtig. Hat er eine?

    Es gibt viele Möglichkeiten. Er hat sich aber dafür entschieden, wieder zu trinken.

    Und nun beginnt das alte Spiel. Er schiebt dir Verantwortung zu, die du nicht hast. Du lässt ihn nicht hängen, wenn du die Reißleine ziehst sondern du schützt dich davor, wieder als seine Co zu funktionieren. Wie viel "Ausrutscher" du hinnehmen möchtest kann ich dir nicht sagen. Dass kannst nur du alleine entscheiden, ob du wieder in das alte Co/Alkoholiker Muster einsteigen möchtest.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Ja, er geht regelmäßig in die Selbsthilfegruppe. Er hat gesagt, er weiß, was zu tun ist, wenn Suchtdruck kommt. Und dass er eigentlich gar keinen Bock mehr auf Alkohol hat und glücklich ist, wie es jetzt ist. Ich weiß, dass ich jetzt loslassen muss. Ich will auf keinen Fall den ganzen Horror von vorne. Aber ich bin auch so unfassbar und tief erschüttert, traurig und erschrocken darüber, wie wenig stabil all das Schöne der vergangenen Monate war. Und ich hab ihn noch so unglaublich lieb - trotz allem.

  • Einen Rückfall? Trank er ein Mal oder trank er und trinkt seit dem ... weiter? Was verstehst du unter "bald wieder aufhört"?

    So hat er das genau ausgedrückt: „Hey ich muss dir sagen das ich heute einen Ausrutscher habe. Habe heute geraucht und trinke gerade.. weiß das ich das nicht weiter machen werde.. und das das gerade sein musste um es nochmal zu erleben. Meine innere leere war heute unerträglich. Und ich weiß das ich dem eigentlichen Problem noch nicht auf dem Grund gekommen bin. Sorry babe!! Ich hab dich Lieb. Hoffe dir gehts gut..“

    Klingt für mich nicht nach Ausrutscher-sondern nach Rückfall … oder? Ich habe große Probleme bei mir zu bleiben - aber wenn ich mich darauf konzentriere, muss ich mich wohl endlich konsequent zurückziehen. Ich hab die ganze Nacht hin und her gegrübelt…

  • „Ausrutscher“ ist und er bald wieder aufhört? Schmeiße ich die Flinte zu früh ins Korn? Wieviele Ausrutscher sind zu verzeihen?

    Ich würde mich fragen, wie jemand ausrutschen kann, wenn er sich auf einen trockenen Weg befindet? Es gibt für mich auch keine Ausrutscher. Er wollte wieder saufen und da ist es unerheblich, ob es aus Suchtdruck oder ein gezieltes Saufen war. Rückfall dann auch nur, wenn es keine Trinkpause war, sondern aus vollem Herzen ein Versuch da rauszukommen.

    Aber das ist nur das was er wissen kann und nicht mit dem geleichzusetzen was er dir gesagt hat.


    Eine Frage interessiert mich jedoch sehr. Warum musst du etwas verzeihen?

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Eine Frage interessiert mich jedoch sehr. Warum musst du etwas verzeihen?

    vermutlich habe ich mich unglücklich ausgedrückt … ich vermute, er hat bewusst Ausrutscher geschrieben, weil er meint, dass das kein großes Ding ist. Aber für mich ist es das. Und ich will nicht, dass alles wieder von vorne beginnt. Aber ich habe trotzdem die Sorge, dass er mir vorwirft, dass ich nicht über einen kleinen Ausrutscher hinwegsehe und deshalb Schuld daran bin, dass er wieder ganz abrutscht. Ich weiß, dass er die Verantwortung trägt. Aber wissen und fühlen sind leider immer noch zweierlei …

  • Hi Lana,

    Ich weiß, dass er die Verantwortung trägt. Aber wissen und fühlen sind leider immer noch zweierlei …

    Die Erfahrung musste ich auch machen und ich habe da einfach nur mal meinen Kopf entscheiden lassen. Das Herz kommt irgendwann hinterher - bei mir war es jedenfalls so.

    Wünsche Dir viel Kraft und Geduld.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Lanananana,

    wenn ich bei Dir lese, beruht doch alles (noch) auf Vermutungen, er hat dir es erzählt und nun vermutest du …

    Wäre es nicht von Vorteil, herauszubekommen was Fakt ist, anstatt herumzurätseln, was wäre wenn?

    Du solltest dir im klaren sein, was DU tust, wenn es „nur ein Ausrutscher“ war oder er wieder voll auf Droge bist.

    Aussagen wie „Er sagt, dass er das nochmal Saufen braucht, um zu erkennen, dass er wirklich nicht mehr will.“ sind sehr zweifelhaft, ähnlich wie: ich verletzte mich jetzt nochmal, damit ich weiß, das es weh tut.

    Aber das ist nur eine Vermutung.

    Lies dir noch ein Mal deinen ganzen Thread durch.

  • achelias Ich hab versucht, ihn anzurufen. Er ist nicht rangegangen. Was würdest du da an meiner Stelle tun? Und natürlich habe ich mir alles nochmal durchgelesen. Wenn ich nicht so große Probleme mit der Situation hätte würde ich hier nicht vorstellig. Ich bin verzweifelt und überfordert und hab erst morgen jemanden zum Reden. Ich dachte, die ist ein Forum, in dem Alkoholiker und Angehörige sich helfen.

  • Verstehen … ich möchte gern verstehen… es gelingt mir immer noch nicht zu begreifen, was das für eine Krankheit ist … und ich möchte irgendwie über die nächsten 27 Stunden kommen, damit ich mit meiner Therapeutin darüber sprechen kann. Ich bin so unfassbar traurig …

  • Irgendwo habe ich das auch mal geschrieben, dass Liebe blind macht. Eigentlich wurde schon alles gesagt, ich betone es aber erneut das du hier Hilfe erfahren hast. Wir sind eine Selbsthilfegruppe, da wird sich geholfen. Wenn du aber blind bist, siehst du das wahrscheinlich nicht.


    Gute Ratschläge hast du hier schon bekommen.

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Liebe Lana,

    Ich bin so unfassbar traurig …

    das kann ich nachvollziehen. Nach dem "Rückfall" von meinem (mittlerweile) Ex Partner war ich völlig aufgelöst und wusste nicht mehr vor und zurück. Mein erster Gedanke war "jetzt muss ich mich trennen". Habe es zu dem Zeitpunkt nicht getan. Hatte sogar Verständnis für ihn gezeigt. Er sah das Ganze nicht so eng. Er würde es schon in den Griff bekommen. Naja, dann so Situationen wo er mit Fahne nach Hause kommt und mir beinhart erzählt, daß war ein alkoholfreies Bier. Mich hat dieser "Rückfall" (ich schreibe das absichtlich so, weil ob Ausrutscher, Trinkpause oder Rückfall es macht keinen Unterschied) so zermürbt und er hat mich mit der Situation - mal wieder - alleine gelassen. Ich solle ihm Vertrauen, er kriegt das hin, er macht das eben wie er es macht.

    Lange Rede kurzer Sinn: mir ging es in der Beziehung nicht mehr gut. Das Vertrauen ist weg. Ich habe losgelassen. Ganz! Ich bin auch schon am Ende meiner Trauerphase angekommen. Ich habe akzeptiert, dass ich nichts ändern kann. Wir müssen die Krankheit nicht verstehen. Annehmen und akzeptieren, dass die Situation ist, wie sie ist. Für ihn kannst du jetzt nichts machen.

    Es ist ein Prozess. Schalte runter. Du musst jetzt nichts entscheiden. Du hast die Selbsthilfegruppe und morgen einen Termin bei der Therapeutin. Atme durch. Du wirst deinen Weg finden.

    Fühl dich gedrückt! LG, Anni

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

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