Speranza Liebe Marie,
nun sind wieder einige Tage vergangen und ich bin mir sicher, dass konsequent bleiben die einzige Option ist. Ich lese mir immer wieder eure lieben Reaktionen durch und auch eure Geschichten. Aber leider stellt sich bei mir nicht die Erleichterung ein, von der hier so viele von euch berichten. Die Freude darüber lieber allein zu sein und das Glücksgefühl den Terror hinter sich gelassen zu haben. Nicht falsch verstehen: Den Terror und die Abstürze und die Stimmungsschwankungen vermisse ich natürlich auch nicht. Aber die geplatzten Träume quälen mich, die Enttäuschung, die Fassungslosigkeit … Ich bin immer noch so unglaublich traurig, dass Alkoholsucht so stark und so zerstörerisch ist. Vom Kopf her weiß ich, dass es nichts mit mir zu tun hat. Aber trotzdem ploppt in mir immer wieder eine Stimme auf, die sagt: Warum kommt Liebe und die vielen schönen Momente und Aussichten nicht dagegen an? Wie bin ich da nur nochmal reingeraten. Ich bin ja schließlich schon mit einem Alkoholiker aufgewachsen und war so fest entschlossen, dass ein Mann der trinkt für mich nie in Frage kommt. Und vor allem: Warum ist es so schwer loszulassen? Und: Wie schaffe ich es, dass es nicht mehr so weh tut und ich auch so optimistisch in die Zukunft blicken kann?