Guten Morgen, Anja,
Und ich weiß nicht, ob das jemand versteht, als ob ich mich gerade noch selbst bestrafen will - für was eigentlich?
wenn du wüsstest, wie gut ich das verstehe…
Im Moment geht es dir nicht besonders gut, du bist quasi wieder an einem Tiefpunkt angelangt, obwohl du doch soooo gekämpft hattest. Das muss auch erstmal verkraftet werden.
Ich kenne das jedenfalls von mir so, dass es mich regelrecht fertig gemacht hat, wenn ich trotz aller meiner Bemühungen wieder in ein Tief abgerutscht bin. Mitunter geht’s mir auch heute für die Dauer eines Tages so. In solchen Momenten sehe ich nur mein „Versagen“, wirkt es auf mich so, als wenn ich diese Tiefs habe, weil ich mich eben nicht genug angestrengt habe, und dass alles sozusagen umsonst war. Zweifellos macht das meine Tiefs aber noch tiefer.
Inzwischen bin ich diesbezüglich einen Schritt weitergekommen, da ich begriffen habe, dass die Lösung für mich eigentlich nur darin liegen kann, Druck von mir zu nehmen. Es liegt nicht daran, dass ich mich nicht genug bemüht hätte, sondern die Tiefs, die ich auch heute noch ab und zu habe, haben eigentlich immer bestimmte Auslöser, die bei mir teils im Unbewussten liegen. Nach und nach lerne ich diese inzwischen zu identifizieren.
Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, hinzunehmen, wenn’s wieder passiert und dann entsprechend für mich zu sorgen. Ich gehe übrigens in diesem Jahr auf die 50 zu.
Oh Mann, da hast du ja auch einiges hinter dir! Hut ab für deinen Mut und deine Stärke,
So ähnlich denke ich übrigens über dich… Dabei habe ich nicht den Punkt im Blick, an dem du jetzt gerade stehst, sondern das, was du nach 2015 geschafft und erreicht hast. Du magst das jetzt gerade nicht sehen können, aber aus eigener Erfahrung habe ich eine Ahnung davon, was du da geleistet hast.
Und auch der Schritt, den du jetzt gegangen bist, zeugt, auch wenn du das vielleicht gerade nicht erkennen kannst, von Mut und Stärke. Dass es dazu eines Tiefpunktes bedurft hat, ist leider Teil der Alkoholkrankheit, in die du hineingerutscht bist.
Ja, ich habe einen Faden hier im offenen EKA-Bereich, aber dort habe ich schon eine Weile nicht mehr geschrieben. Mehr über mich dürftest du wohl in meinen verschiedenen Beiträgen hier im Forum erfahren. Mutmach-Geschichten findest du übrigens auch in diversen anderen Fäden im Alkoholiker-Bereich.
Was bedeutet das für dich? Das definiert natürlich jeder für sich anders, aber ich weiß z.B., dass mir mein Beruf und die Anerkennung dadurch immer extrem wichtig war. Vielleicht erlernte Muster seit der Kindheit, ich wurde für das gemocht, was ich leiste, nicht für das, was ich bin. Und mir wurde immer vorgelebt, dass man sich durch die Meinung anderer definiert. Das soll keine "Entschuldigung" sein oder Schieben auf die Kindheit, nur eine Erklärung dafür, das diese Muster in mir so tief verankert sind.
Ich hatte ebenfalls gelernt, mich über Leistung zu definieren und natürlich hat mir das berufliche und gewissermaßen körperliche AUS im Herbst 2018 einen ordentlichen Knacks verpasst, doch es waren schon vorher Denkprozesse in Gang gesetzt worden, die diese Definition infrage stellten. Seit meinem Zusammenbruch 2015 war ich gewissermaßen schon auf der Suche nach mir selbst und auf dem Weg, mich selbst genau so annehmen und akzeptieren zu können, wie ich bin. Unter anderem deswegen habe ich für mich auch den Nickname „AufderSuche“ gewählt. 😉
Rückblickend hatte ich immer wieder zum rechten Zeitpunkt die richtigen Eingebungen, mich für mich und das Überleben zu entscheiden.
Ich muss da nix schaffen, ich sollte einfach SEIN und mich darüber freuen, dass ich BIN. Jeden Tag meines Lebens. Es gibt sicher Menschen, die das schaffen und so LEBEN. Aber die meisten laufen doch irgendwie in ihrem Hamsterrad, teils selbst geschaffen, teils von außen so hingestellt, und erfüllen Erwartungen anderer.
Ich weiß nur, dass ich im Moment, wäre dies mein letzter Tag, sagen würde, ich habe nicht gelebt..
Ich sehe ebenfalls den Sinn des Lebens darin, einfach zu SEIN und möglichst das zu tun, was mich interessiert und mir u.U. sogar Freude bereitet.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich darauf gekommen bin.
Es gelingt mir auch nicht jeden Tag meines Lebens, aber ich arbeite daran, dass es mir immer öfter gelingt.
Du kannst das auch schaffen, hab nur ein bisschen mehr Mut und Geduld. Unterwegs bist du doch schon.
Liebe Grüße
AufderSuche