Ninandm69 - Coabhängig

  • Hallo an alle,

    ich heiße Michaela, bin 52 Jahre und ich bin froh dieses Forum gefunden zu haben, denn ich brauche jetzt wirklich Hilfe. Mein Mann ist Alkoholkrank. Eigentlich schon immer, wahrscheinlich war er es schon als wir uns kennenlernten.

    Er ist Maurer und da gehört Alkohol ja quasi zur Arbeit am Bau dazu.

    Gegen die Feierabendbiere hätte auch nie was gesagt, aber seit vielen Jahren ist es Schnaps. Erst habe ich vereinzelt eine Flasche im Hof oder im Schuppen gefunden. Mitlerweile hat er ein bis zwei Flachmann immer bei sich in der Jacke.

    Ergebnis der jahrelangen Sauferei: man sieht es ihm an (es ist mir schon peinlich mit ihm irgendwohin zu gehen), ich stelle fest, daß sein Gedächtnis und sein Denken schon beeinträchtigt sind (er vergißt viel und erzählt völlig dumme und falsche Sachen), unsere 21jährige Tochter hält es nicht mehr mit in einem Haus mit ihm aus und will jetzt ausziehen (obwohl sie hier eine riesen Wohnung hat) ;( Wir haben quasi kein soziales Leben mehr und ich komme abends mir einem Scheiß Gefühl nach Hause. Ich habe ihm Millionen mal gesagt, daß ich nicht mehr kann. Aber das Problem ist, dass er es nicht einsieht.

    Dazu kommt, dass er krank ist und nächste Woche operiert wird. BSVf in der HWS. Danach Anschluß-Heilbehandlung.

    Bei der letzten Reha hatte er einen Saufkumpanen gefunden und die zwei waren jeden Abend in der nächsten Kneipe. Und da hat keiner gemerkt, daß er Alki ist?????????????? Das kann doch eigentlich auch nicht sein.

    Jedenfalls weiß ich absolut nicht weiter und brauche Hilfe.

    Ich werde mich dann mal durch das Forum lesen und schauen was ich daraus mitnehmen kann.

    Viele Grüße und Danke schon einmal

    Einmal editiert, zuletzt von Ninandm69 (3. Februar 2022 um 10:42)

  • Hallo Ninand,

    herzlich willkommen in unserem Forum.

    Ich kann vieles von dem was du schreibst nachvollziehen, auch den Auszug deiner Tochter. Das sind auch meine Erfahrungen. Das tut sehr weh, aber es ist eine gute Möglichkeit für Kinder ihr eigenes Leben zu leben.

    Ich habe ihm Millionen mal gesagt, daß ich nicht mehr kann. Aber das Problem ist, dass er es nicht einsieht.

    Wenn er sein Problem nicht sieht, kannst du gar nichts machen.

    Es bringt leider auch nichts ihm zu sagen, das du nicht mehr kannst, denn du machst ja trotzdem irgendwie weiter.

    Es ist wichtig, das du konsequent bist. Bitte nur das ankündigen, was du auch einhalten kannst.

    Hast du eine Idee, was du für dich tun kannst, damit es dir besser geht?

    Ich schicke dir den Bewerbungslink für den offenen Bereich, dort beginnt dann der Austausch mit den anderen

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Ninandm69,

    so hat es bei mir auch angefangen ... Ich war auch "richtig von den Socken", als ich festgestellt habe, daß es nicht allein beim Wein geblieben ist, später wechselte er dann zum Bier, weil er das "angeblich besser vertragen hat" und sowieso eh´ nur seine 2 Bier (höchstens ... nach seinen eigenen Aussagen) trank. Ein Sanitäter, der ihn mal versorgte, weil er damals öfter gestürzt ist und ärztlich versorgt werden mußte, meinte dann: "Ja, ja das erste und das letzte Bier". Die kleinen Schnapsfläschen wurden dann erst in den Schubladen versteckt und als da kein Platz mehr war, an anderen Plätzen. Daraufhin habe ich ihn angesprochen, als ich mal durch Zufall eine entdeckte und er meinte nur, ob ich ihm "hinterherspionieren" würde? Das war für mich ziemlich verletztend, weil wir in all´den Jahren eigentlich immer die gegenseitige Privatsphäre in der gemeinsamen Wohnung respektiert haben. Er wurde dann richtiggehend "kalt" im Umgangston ... Überhaupt hat er sich vom Wesen her stark verändert. Und das mit den gelegentlichen "Aussetzern" habe ich auch bemerkt. Ich bin mir nicht sicher, ob es auch andere immer gleich bemerkt haben, denn er konnte auch gut bluffen. Und wenn man die Ereignisse, von denen er berichtete nicht kannte, hätten teils auch seine Versionen durchgehen können. Auch daraufhin habe ich ihn angesprochen und er reagierte ebenfalls wütend. Genau wie auf das Zittern seiner Hände ... Später dann auch die Probleme beim Laufen ... Häufigere Stürze etc.

    Nicht gerade das beste für die Nerven, wenn man Angehöriger ist und sowohl helfen / unterstützen möchte, als auch die Hoffnung hat, daß zumindest etwas Einsicht vorhanden ist.

    Ich weiß nicht, ob Dir das bekannt ist, aber mir hat man im Vorfeld (von unterschiedlichen Stellen her) geraten, falls er mal aus irgendeinem Grund in ein Krankenhaus müßte, die Ärzte und Schwestern in Kenntnis zu setzen, daß der Partner Alkoholiker ist. Denn es kann verheerende Folgen haben, wenn er dort im Krankenhaus einen Entzug erleidet, weil die nicht Bescheid wissen. Das kann dann für ihn lebensgefährlich werden. Ich habe das mal bei ihm gemacht - aus Sorge - nicht, um ihn bloßzustellen. Nachher hat er mir vorgeworfen, ich hätte ihn vor allen "bloßgestellt" ... Angeblich hätte dies eine Krankenschwester mal bei einer Visite vor der versammelten Ärzteschaft erwähnt. Dass ihm diese Vorab-Info unter Umständen das Leben gerettet hat, konnte / wollte er nicht unbedingt einsehen.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und hoffe, daß er die OP gut übersteht und Du evtl. in dieser Zeit auch etwas zur Ruhe kommst.

    LG

    Tinkerbellchen

  • Hallo Morgenrot, vielen Dank für den Link. Ich werde später reinschauen.

    Mit dem Auszug meiner Tochter ergeben sich im Haus neue Möglichkeiten.

    1. es ist mein Haus mit zwei Wohnugen

    2. ich kann in die Wohnung meiner Tochter ziehen und somit schon einmal Abstand zu ihm bekommen.

    Ich glaube, dann wird es leichter sein bis er auszieht. Und vielleicht sieht er dann ja auch meinen Ernst. Ich war auch schon bei einer Anwältin, die dann auch ein Anschreiben an ihn schicken würde, mit der Aufforderung, Auszuziehen.

  • Hallo Tinkerbellchen,

    tatsächlich habe ich auch überlegt in dem Infobogen für die OP anzugeben, dass er Alkoholkrank ist. Aber ich fürchte auch, dass er dass als Blossstellen sehen würde.

    Somit habe ich ihn (da auch ich aus dem Medizinischen Bereich komme) darauf hingewiesen, dass es Probleme mit der Narkose, Wundheilung und so weiter, geben könnte, wenn er es verschweigt.

    Was er draus macht, ist seine Sache. Mitlerweile bin ich soweit, dass ich denke, dass er ein erwachsener Mann ist und für sein Tun auch geradestehen muss.

  • Hallo Ninandm69,

    dann ist es ja gut, wenn Du aus dem Medizinischen Bereich kommst und dadurch bereits Kenntnis hast. Leider mußte ich mir alles erst mal mühsam "aneignen" und war auch von vielen Informationen schlichtweg "überfordert" ... Es widersprach alles, was ich erfuhr, so meinen eigenen "Wertvorstellungen" ... Man muß plötzlich völlig umdenken und andere Maßnahmen ergreifen - leider auch zum Selbstschutz!

    Gut, daß Du noch eine Tochter hast und finanziell unabhängig bist ... Bei mir kam leider alles zusammen, was nur ging ...

    Zuvor habe ich meinen Vater gepflegt: von einern Not-OP Einlieferung an Weihnachten - über diverse Erkrankungen (leider auch ein sogenannter "Nachhang" aufgrund der OP, danach hatte er eine Demenz, die sich leider verschlimmerte. Evtl. war sie auch vorher schon latent vorhanden und wurde dadurch dann "ausgelöst" ... Mein Mann hat mir in dieser schweren Zeit zur Seite gestanden und mich unterstützt - bis zum Ende im Hospiz.

    Ich habe mich von dem noch gar nicht richtig erholen können und habe mich dann auf die gemeinsame Zeit mit meinem Mann gefreut - da wir leider der Eltern wegen - viele Kompromisse eingegangen sind.

    Einige Jahre danach ging es dann bei meinem Mann los und das meiste blieb an mir hängen. Ich bin in jeder Beziehung am Rödeln ...

    Ich habe seitdem selbst starke Herz- und Magenprobleme.

    Trotz meines Auszuges hat sich leider nicht viel geändert, weil weder er, noch ich, eine große Unterstützung haben.

  • Ein Hallo an Euch alle.

    Ich bin Nina und mein Mann ist Alkoholiker.

    Wir sind seit 25 Jahren verheiratet und er hat eigentlich schon immer getrunken, seit wir uns kennengelernt haben. Ich wollte mich schon oft trennen, habe es aber nie geschafft durchzuziehen. Mittlerweile ist es so heftig, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen irgendwohin gehe, weil es mir so peinlich ist. Man sieht es ihm im Gesicht an und ich bin mir sicher, dass sein Geist schon sehr gelitten hat. Er kann sich nichts merken, er unterstellt mir ständig ihm was anderes erzählt zu haben. Er wird ausfallend und beleidigt mich.

    All unsere Freunde und unsere Töchter wissen es und sagen, sie könnten es verstehen wenn ich es beende.

    Dazu muss ich sagen, dass das Haus in dem wir wohnen, mir gehört und ich auch meine Praxis hier drin habe. Es steht also auch nicht zur Diskussion, dass ich ausziehe. Unsere Töchter sind erwachsen und wohnen schon allein.

    Das Problem ist, wenn ich was sage, zieht er sich zurück und schweigt. Er kann das echt lange. Frei nach dem Motto, irgendwann beruhigt die sich schon. Und immer wenn ich wieder was sage murmelt er irgendetwas und schweigt dann wieder.

    Ich weiss nicht, was ich machen muss, damit er sich um eine Wohnung bemüht.

    Gibt es hier jemand, dem es ähnlich erging?

    Ich bin echt am verzweifeln

  • Hallo Ninandm69,

    kläre erstmal die Rechtslage!

    Nicht alles was logisch und vernünftig erscheint, ist auch rechtens. Gerade in einer Ehe.

    Kommt Scheidung für dich in Frage?

    Ich habe ähnliches bei meinem Vater erlebt und fand es erschreckend, wie schnell ein Mensch abbauen kann (verblödet).

  • Hallo Nina,

    ich habe gerade gesehen, daß du ja schon fürs Forum freigeschaltet bist seit letztem Jahr. Daher habe ich deine Themen zusammengelegt zwecks Übersichtlichkeit.

    In all der Zeit hast du vermutlich zig Gespräche mit ihm geführt..

    Ich würde mich jetzt von einem Fachmann beraten lassen. So bekommst du sachliche Infos. Was du damit machst, kannst du ja immer noch entscheiden.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Mona, da die untere Wohnung immer noch saniert wird, ist im Moment die Küche, das Wohnzimmer und der Flur nicht nutzbar. Er hat aber bereits sein Schlafzimmer unten und das Bad ist auch fertig.

    Das ist auch wenigstens schon mal etwas Abstand. Ab Abends 19 Uhr ist er nach unten verschwunden. Kommt ihm ja nur entgegen, da kann er in Ruhe trinken, ohne dass es jemand mitbekommt.

  • Hallo Ninandm69,

    ich möchte dir hier heute mal antworten da mich deine momentane Situation sehr an meine eigene erinnert.

    Auch mir gehört das Haus. Mein Mann lebt noch in der Einliegerwohnung.

    Lass dich unbedingt anwaltlich beraten. Das ist ganz wichtig.

    Wir haben jetzt eine Vereinbarung auf den Weg gebracht mit Hilfe des Anwaltes natürlich. Ich konnte mich mit meinem Mann auf die Höhe der Auszahlung einigen und auch auf die Zahlungsbedingung. So ist es mir möglich zumindest momentan das Haus zu halten. Gleichzeitig haben wir gegenseitige Unterhaltsforderungen ausgeschlossen. Mit Zahlung des ersten Teils der Auszahlung ist mein Mann von den Kreditverpflichtungen entbunden. Der Termin seines Auszuges wurde ebenfalls festgelegt. Außerdem habe ich unser Testament geändert, Konten getrennt, Versicherungen geändert usw..

    Ich muss aber sagen das ich mittlerweile große Probleme mit der ganzen Wohnsituation habe. Du bekommst einfach nicht den nötigen Abstand. Jeden Tag bist du ob du willst oder nicht immer wieder mit dem Thema konfrontiert. Mein Mann geht nächste Woche in die LZT und von dort aus hoffentlich direkt in seine Wohnung. Der Gedanke das ich ihn eventuell dann nicht wieder sehe und wenn doch in welchem Zustand ist momentan kaum auszuhalten, allerdings wird es auch Zeit weil ich einfach so nicht zur Ruhe komme und den Schlussstrich nicht endgültig ziehen kann. Er ist dauerhaft krankgeschrieben, hat mittlerweile seinen Job verloren und lässt sich gehen. Ich kümmere mich jetzt (notgedrungen) darum dass er die Termine hinsichtlich der Wohnung, KFZ-Anmeldung, Arbeitsamt usw. einhält. Und das ist genau das Problem. Wenn ich es nicht mache passiert nichts. Also hängst du doch wieder mit drin.

    Aus heutiger Sicht würde ich es nicht wieder so machen.

    LG

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