• Hallo Api!

    Ich sehe ein paar Parallelen bei uns beiden. Ich war 12 Jahre mit meinem Freund zusammen. Unser Sohn ist ebenfalls 10 Jahre alt und wir arbeiten beide im Gesundheitswesen.

    Vor 2-3 Jahren habe ich bemerkt, dass mein Freund ein Alkoholproblem hat. Wahrscheinlich hatte er das schon seit seiner Jugend. Das kann ich aber auch erst jetzt rückblickend sagen. Er hat während unserer Beziehung schon immer täglich Bier getrunken. Vor 2-3 Jahren wurde der Konsum extremer. Ich hatte ihn am Anfang der Beziehung mal darauf angesprochen, warum er täglich Bier trinkt, aber er sagte nur dass er aus Genuß trinkt, weil ihm Bier einfach so gut schmeckt.

    Irgendwann waren es dann bis zu sechs Liter am Abend und zeitweise waren auch Medikamente im Spiel. Es gab verschiedene Vorfälle, die mich dann letztendlich dazu gebracht haben mich zu trennen. Das ist jetzt ein Jahr her.

    Ich habe in der schlimmsten Zeit Hilfe durch eine Psychologin in Anspruch genommen. Allerdings war es eine Psychotherapeutin ohne Kassenzulassung. Meine Chefin hat die Sitzungen für mich bezahlt. Bei den privaten Therapeuten bekommt man eigentlich recht schnell einen Termin und mir hat es sehr geholfen mit jemanden Unbeteiligtem zu sprechen.

    Aber auch das Lesen und Schreiben hier im Forum hat mir sehr geholfen endlich wieder auf mich selbst zu vertrauen.

  • hallo!

    Schwesterherz_81 : Wie hast Du / habt ihr das alles denn mit eurem Sohn besprochen? Das würde mich SEHR interessieren! Mir gehen grade langsam die Augen auf, in was für eine schreckliche Situation wir ihn bringen und ich möchte das auf jeden Fall verändern! Mein Partner trinkt zwar erst abends wenn der Kleine ins Bett geht, aber wie gesagt oft bis sehr spät nachts oder am Wochenende früh morgens. Dann der Gestank, die vielen Flaschen und tagsüber manchmal so cool drauf, oft aber auch diese Gereiztheit, Launen, Erschöpfung...das kommt sicher alles nicht nur vom Alk, er hat auch so vieles in Beruf und Gesellschaft, was ihn sehr mitnimmt...Aber wie kann ich unterscheiden, woran es liegt, wenn er nie nicht trinkt...

    Ich möchte jedenfalls ab sofort und für immer verhindern, dass unser Sohn das als normal und gesund ansieht, auch wenn es sich zb seltsam, ungerecht und ungesund anfühlt!

    Und was genau meinst Du mit "endlich wieder auf mich zu vertrauen": Deinem Gefühl, dass er nicht nur aus Genuss trinkt, zu vertrauen?

    Ich bin so unsicher. Mein Freund findet ja, ich übertreibe völlig. Es sei Quatsch, er habe kein Alkoholproblem. Er war zb mal starker Raucher und hat damit von einer auf die nächste Woche aufgehört - andere machen Rauchentwöhnungskurse etcpp. Er konnte das ohne Probleme einfach so lassen.

    Aber er tut es beim Alkohol ja nicht. Und ich bin mir sicher: umgekehrt würde ICH doch versuchen, eine Verhaltensweise von mir zu ändern, wenn diese ihn SO stören würde bzw wenn er diese SO ätzend für unseren Sohn finden würde. Aber bei ihm: keine Bereitschaft!

    Ich denke, ich werde versuchen, den Spagat hinzubekommen: Sohn vermitteln, dass mit seiner Wahrnehmung alles gut ist, mir professionelle Unterstützung / Beratung holen, meinem Partner sagen, was in mir vorgeht und gleichzeitig ihn durch die schwere Zeit der Krankheit (evtl. Tod) des Vaters begleiten, denn das wird hart, da die beiden ein sehr verkorkstes Verhältnis mit viel Unausgesprochenem haben... vielleicht wird das auch eine Krise, durch der er bereit ist, etwas zu ändern oder / und Hilfe in Anspruch zu nehmen.

    Viele Grüße

    Api

  • Liebe Api!

    Mein Freund trinkt auch mittlerweile nur noch spät abends. Eine zeitlang fing er gegen 17 Uhr an. Wir wohnen ja noch bis April zusammen, da keiner von uns früher eine andere Wohnung gefunden hat. Wir wohnen im Flutgebiet...

    Seit die Trennung ausgesprochen ist, trinkt er nur noch wenn wir im Bett sind, weil er wohl denkt, ich merke es nicht und mache vielleicht die Trennung auch wieder rückgängig. Aber ich weiß dass er weiterhin trinkt. Mein Vertrauen in ihn ist völlig erschöpft. Ich habe in den letzten Jahren so viel Energie daran verschwendet ihm zu helfen. Denn wenn man jemanden so unheimlich liebt, dann muss man es doch schaffen ihn vom Alkohol zu befreien. So dachte ich die ganze Zeit über. Leider funktioniert das aber nicht. Er ist Alkoholiker und er möchte trinken. Er sieht das Problem nicht und möchte nichts ändern. Nicht für seine Frau, nicht für sein Kind und auch nicht für die eigene Gesundheit.

    Mein Freund hat mir oft versprochen mit dem Trinken aufzuhören. Meistens wenn es mal wieder einen Absturz gab. Und dann war ich unglaublich erleichtert und habe gehofft, dass er diesmal die Wahrheit sagt. Denn in den kurzen Phasen ohne Alkohol, hatten wir immer eine schöne Zeit. Es ist auch sehr schwierig sich zu trennen, wenn es immer wieder diese schönen Tage zwischen den Suff gibt. Mein Freund ist z.b. tagsüber ein völlig anderer Mensch als abends nach dem ersten Bier. Das hat mir lange vorgegaukelt, dass es doch so schlimm gar nicht ist. Aber es war schlimm. Ich hatte immer Angst vor dem nächsten Fest, dem nächsten Urlaub, dem nächsten freien Wochenende und irgendwann auch vor dem Abend.

    Und so ist es bei deinem Mann ja leider auch. Du kannst all deine Energie daran verschwenden ihn zum Aufhören zu bewegen. Du kannst drohen, schreien und flehen. Es wird nichts bringen, wenn er nicht von sich aus aufhören will und sich sein Problem überhaupt erstmal eingesteht. Und selbst dann ist es ja fraglich, ob er es schafft einen Entzug durchzuziehen und danach trocken zu bleiben.

    In der schlimmsten Phase hat meine Chefin mich zu einer Therapeutin geschickt. Das erste was ich zu ihr sagte war, dass eine Trennung nicht in Frage kommt. Ich wollte doch meinen Freund nicht im Stich lassen. Er war ja krank und ich hätte ihn doch auch wegen einer anderen Krankheit nicht einfach verlassen. Zudem hatte er auch ein paar Mal angedeutet sich etwas anzutun.

    Am Anfang der Therapie habe ich nur über meinen Freund und seine Sucht gesprochen. Aber die Therapeutin wollte ja mir helfen. Das habe ich dann auch irgendwann verstanden. Ich war wegen mir da. Damit es mir besser ging und nicht ihm. Mit Hilfe der Therapeutin und einem Antidepressivum habe ich dann wieder zu mir selbst gefunden. Ich konnte nachts endlich wieder ruhig schlafen und habe angefangen mir mein Leben wieder schön zu machen und nach einer neuen Wohnung für mich und meinen Sohn gesucht. Leider hat die Suche über ein Jahr gedauert. Jetzt habe ich eine Wohnung für meinen Ex Freund gefunden. Er zieht im April aus.

    Wie hast Du / habt ihr das alles denn mit eurem Sohn besprochen? Das würde mich SEHR interessieren!

    Unser Sohn hat ihn einige Male betrunken erlebt. Da gab es vor allem an Silvester sehr unschöne Erlebnisse. Mein Sohn hasst seitdem Silvester. Er weiß dass der Papa betrunken war und hat seitdem Angst, wenn jemand in seiner Nähe Alkohol trinkt. Meine Therapeutin war der Meinung, dass ich unserem Sohn sagen soll, dass der Papa alkoholkrank ist. Der Meinung bin ich nicht. Ich habe im Allgemeinen mit ihm darüber gesprochen was Alkoholismus ist und was Alkohol mit Menschen macht. Auch wenn der Papa betrunken ist, habe ich ihm das gesagt und wir sind dann raus aus der Situation. Er weiß dass wir uns getrennt haben (wir schlafen natürlich in getrennten Schlafzimmern), aber ich habe nicht explizit gesagt, dass es wegen dem Alkoholkonsum seines Papas ist. Ich habe ihm gesagt, dass das Erwachsenenprobleme sind und wir uns noch mögen, aber die Liebe nicht mehr reicht um noch zusammen zu leben. Ich denke das reicht erstmal.

    Und was genau meinst Du mit "endlich wieder auf mich zu vertrauen": Deinem Gefühl, dass er nicht nur aus Genuss trinkt, zu vertrauen?

    Da mein Freund nur heimlich getrunken hat, habe ich oft meinen eigenen Gefühlen nicht mehr getraut. Er hat mir ja immer wieder versprochen nicht mehr zu trinken. Ich habe das immer wieder geglaubt, aber er hat sein Versprechen immer wieder gebrochen. Am nächsten Tag war dann ja wieder alles normal. Und so war ich mir irgendwann gar nicht mehr sicher, ob er wirklich trinkt oder ich mir das alles einbilde. Und es vielleicht auch gar nicht so schlimm ist. Tatsächlich habe ich auch Sachen verdrängt und vergessen, die passiert sind. Seit ich hier im Forum schreibe und auch durch die Gespräche mit der Therapeutin, kommen diese Dinge wieder hoch. Mein Gefühl hat mich nie getäuscht. Ich hoffe das war jetzt irgendwie verständlich erklärt.

  • Ich bin so unsicher. Mein Freund findet ja, ich übertreibe völlig. Es sei Quatsch, er habe kein Alkoholproblem

    Dazu möchte ich dir auch noch etwas sagen. Ich habe meinen Freund irgendwann dazu bekommen, dass er eine Suchtberatung und einen Arzt aufsucht. Das hat er für mich gemacht. Er selbst hat sein Problem bis heute nicht eingesehen. Ab und zu hat er Mal zugegeben, dass er zu viel trinkt. Dann hat er es wieder abgestritten. Natürlich habe ich übertrieben. Er hat gar kein Problem. Das wechselten sich dann ab mit Schuldzuweisungen. Natürlich war ich Schuld dass er so viel auf einmal trinkt. Er konnte ja nicht mal ein Bier aufmachen ohne dass ich sauer werde. Deswegen müsste er ja heimlich auf Vorrat trinken.

    Lass dir sowas nicht einreden. Deine Wahrnehmung täuscht dich nicht! Sein Alkoholkonsum stört dich. Er beeinträchtigt euer Leben und dein Freund ist nicht bereit das zu ändern.

  • Zitat

    Jetzt habe ich eine Wohnung für meinen Ex Freund gefunden. Er zieht im April aus.

    Hallo Schwesterherz,

    hoffentlich. Bis April ist noch lange hin. Wer zahlt die Miete für ihn? Er oder du? Vertrag unterschrieben, er oder du?

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Api und Schwesterherz,

    ich habe mal mitgelesen und wollte mal fragen, wie alt Eure Kinder sind? Sorry, falls ich das überlesen habe.

    Ich finde es nämlich sehr richtig, den Kindern die Wahrheit zu sagen. Vorausgesetzt, wenn sie eh schon so viel mitbekommen mussten notgedrungen, wie hier! Kinder sind nicht doof und wenn der Sohn schon Angst an Silvester hat oder wenn jemand Alkohol trinkt, dann weiß er sehr wohl, dass es hier um das Betrunken-Sein geht. Warum also "Erwachsenen-Probleme" vorschieben? Er hat doch ganz klar bemerkt was das Problem ist. Wenn er dann auch noch erklärt bekommt, was genau Alkoholismus ist, dann kann er sich vermutlich eh denken, was los ist.

    Ich würde wirklich vor allem versuchen, ihm das zu erklären und dann erst Recht, ihn vor solchen Situationen zu schützen!

    Ich bin selbst trockene Alkoholikerin und meine Kinder mussten viel zu viel miterleben. Sie wussten ganz genau, dass die Mama immer dann "komisch" wird, wenn sie was getrunken hatte. Also haben sie das schon im kleinsten Alter gerafft. Ich habe dann irgendwann mit offenen Karten gespielt und aufgehört zu trinken. Und sie wissen inzwischen ganz genau, wer ein Alkoholproblem haben könnte und wer nicht, wenn sie ihr Umfeld beobachten.

    Ich würde den Kindern mehr Verstand und Beobachtungsgabe zutrauen. Denn wenn sie immer die Situationen aushalten müssen und man ihnen dann noch irgendwelche Ausreden vorgaukelt, macht es das glaub ich nicht besser, sondern schlimmer. Weil sie sich in ihrem Wahrnehmungen ernster genommen fühlen, wenn man ihre Wahrnehmungen bestätigt bzw. sie erklärt.

    In erster Linie gilt es natürlich, die Kinder wie gesagt vor solchen Situationen zu schützen. Der Alkoholiker selbst schafft das vermutlich unter Alkoholeinfluss nicht. Deshalb ist es umso wichtiger, dass man als Partner von einem alkoholkranken Elternteil einfach funktioniert und reagiert. Das Wohl der Kinder geht vor, das sollte man sich immer wieder vor Augen führen. Nur weil die eigene Schmerzgrenze des Erwachsenen noch nicht erreicht ist, so ist die Schmerzgrenze des Kindes meistens schon längst erreicht. Das kann man hinterher nie wieder gut machen.

    Das schreibe ich jetzt so runter und gilt eigentlich nicht nur für Euch Beide. Es sprudelt gerade so aus mir raus, weil ich so oft hier lese, was Kinder alles ertragen müssen. Das macht mich traurig.

    In meinen Vortrag hier schließe ich mich selbst übrigens genau so mit ein. Ich hätte auch viel, viel früher handeln müssen. Ich bereue es heute noch, dass ich das nicht getan habe. Also alle, die das lesen und sich angesprochen fühlen:

    Macht es besser, als ich. Handelt schneller und konsequenter!!

    LG Cadda

  • In erster Linie gilt es natürlich, die Kinder wie gesagt vor solchen Situationen zu schützen.....

    Deshalb ist es umso wichtiger, dass man als Partner von einem alkoholkranken Elternteil einfach funktioniert und reagiert. Das Wohl der Kinder geht vor, das sollte man sich immer wieder vor Augen führen.

    Nur weil die eigene Schmerzgrenze des Erwachsenen noch nicht erreicht ist, so ist die Schmerzgrenze des Kindes meistens schon längst erreicht. Das kann man hinterher nie wieder gut machen.

    Nur weil die eigene Schmerzgrenze des Erwachsenen noch nicht erreicht ist, so ist die Schmerzgrenze des Kindes meistens schon längst erreicht. Das kann man hinterher nie wieder gut machen.

    Ich erlebte es. Kinder können nicht damit umgehen, sie haben keine „Schmerzgrenze“ , auch nicht mit 10.

    Sie bemerken sehr wohl, den Unterschied zwischen Erzähltem und Erlebten.

    Sie bekommen so vieles mit, vor allem die Stimmung zu Hause, die feinen Nuancen, wie sich wer wann verhält.

    Genau diese Diskrepanz, macht sie unsicher, sie wissen nicht wie sie sich verhalten sollen, dem Vater gegenüber, der Mutter.

    Sie sitzen zwischen den Stühlen.

    Kinder sind sehr liebebedürftig und wollen gefallen, brauchen Aufmerksamkeit.

    Natürlich ist es nicht verkehrt, dem Kind etwas erklären zu wollen, besser als nichts tun.

    Auch ich gehörte zu den unsicheren Kindern, Vater trank und die Mama versuchte den ganzen Laden zu schmeißen.

    Zwar habe ich damals so viel mitbekommen, doch verstanden habe ich es nie.

    Wie auch? Ich war ein Kind.

    P.S. Cadda es sprudelte sehr vortrefflich aus dir heraus. Leider, leider sind es immer die Kinder, die Schutzbedürftigen die das meiste Leid abbekommen. ;(

  • es ist so gut, hier all dies zu lesen. Ich schreibe jetzt nicht viel dazu, da mein Schwiegervater nun heute verstorben ist und in der Ukraine ein Krieg tobt.

    Aber ich fühle mich verstanden und sage mal Danke.

  • hallo zusammen,

    Ich habe eine Frage: genau wie mit dem Alkoholkonsum meines Partners bin ich oft auch der Meinung, dass er (große) psychische Probleme hat, bin mir dann aber auch wieder nicht sicher. Was den Alk angeht lese ich hier oft, dass man klar sein, nach sich selbst gucken, sich trennen etc soll. Ich möchte auf jeden Fall nach unserem Sohn an erster Stelle gucken, das ist klar. Beim Alk verstehe ich mittlerweile auch, dass es nichts bringt, nach dem Partner statt nach sich selbst zuerst zu gucken. Aber wenn das Hauptproblem evtl ein psychisches ist und der Alkohol nur eine Folge davon: da kann man seinen Partner doch nicht hängen lassen, denn das wäre es doch dann!?! Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine? Man kann sagen: entscheide dich für die Familie oder den Alkohol Aber man kann ja nicht sagen: entscheide Dich für die Familie oder psychische Gesundheit!

    Lg

  • Liebe Api, es kann eins mit dem anderen zusammen hängen, es kann auch sein, dass die psychischen Probleme zuerst da waren und dann der Alkohol kam. Es kann sein, dass erst der Alkohol da war und daraus sind dann weitere Probleme entstanden und es kann sein, dass es überhaupt keinen Zusammenhang gibt.

    Niemand wird dir beantworten können, was nun wirklich der Wahrheit entspricht. Es würde aber auch nichts ändern!

    Keine Variante macht einen Unterschiede, wenn es darum geht, was die aktuellen Folgen für eure Familie sind. Gegen jede Krankheit kann man sich Hilfe holen und alles dafür tun, damit sie aufgehalten wird. Und für alles was nicht krankhaft, sondern nur nervig ist, kann man sich ebenfalls Hilfe holen.

    Die eigentliche Frage sollte sein… warum bist du weiterhin auf der Suche nach Erklärungen? Was ändert das für dich?

    Ich wünsche dir eine Brücke zwischen Herz und Verstand! Lea

  • Hallo Api,

    Aber wenn das Hauptproblem evtl ein psychisches ist und der Alkohol nur eine Folge davon:

    Der Alkohol muß auf jeden Fall zuerst weg, denn er kann nur mit einem klaren Kopf einer Psychotherapie folgen und sich reflektieren.

    Wenn er den Alkohol zur Gefühlsregulation einsetzt, ist es ein Anzeichen von Sucht, oder zumindest schädlicher Gebrauch.

    Du mußt da nichts unterscheiden, er muß sich Hilfe holen, wenn er denn welche will.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • heute morgen um 6:30 habich ihm seine Bettdecke ins Wohnzimmer gebracht und verboten, ins Schlafzimmer zu kommen (Sohn schläft zurzeit wieder bei uns im Bett). Aber es bricht mir das Herz. So geht man do h nicht miteinander um! Sein Vater ist doch jetzt verstorben und es geht ihm dreckig (sehe zwar keine Trauer, aber auf seine Art eben). Andererseits geht dieses Trinkverhalten ja schon ewig so und schon ein paar Wochen bevor sein Vater so lebensbedrohlich krank wurde habbich ja angefangen klarer zu sehen, vor allem wegen unserem Sohn!

    Lea : Ja, ich suche Erklärungen. Denn er ist sonst doch so extrem Willensstark. Irgendwas passt da nicht!?!

  • Hallo Api,

    Denn er ist sonst doch so extrem Willensstark. Irgendwas passt da nicht!

    Alkoholismus ist eine Krankheit, da kann er nicht viel mit Willensstärke erreichen. Er muß es für sich verstehen.

    Ein nasser Alkoholiker findet immer einen Grund zu trinken, er will ja uns, den Angehörigen Gründe liefern.

    Das ist Gefühlsbetäubung , den Tod seines Vaters könnte er nüchtern anders und besser verarbeiten.

    Pass auf dich auf.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Guten Morgen Api,

    Aber wenn das Hauptproblem evtl ein psychisches ist und der Alkohol nur eine Folge davon: da kann man seinen Partner doch nicht hängen lassen, denn das wäre es doch dann!?!

    Wenns danach geht, dann ist Alkoholismus doch IMMER eine Folge, denn jeder hat so seine Probleme.

    Es gibt so viele Menschen, die Schicksalsschläge zu bewältigen haben, Sorgen und Depressionen haben. Das bedeutet doch nicht, dass diese Personen saufen? Dein Partner trinkt, weil er süchtig ist. Nicht, weil er Sorgen hat.

    Ich bin der Meinung, ich lasse keinen Alkoholiker hängen, den ich nicht mehr unterstütze. Der Alkoholiker lässt mich doch schon hängen, indem er trinkt. Das "Helfen" verlängert außerdem eh nur das Leid. Erst wenn es so richtig unbequem ist, dann kommen die meisten aus dem Quark.

    Dein Mann kann sich Hilfe holen. Jeder Alkoholiker hat die Freiheit, sich für einen Weg ohne Sucht zu entscheiden und diesen zu gehen. Dann muss er auch weder auf dem Sofa schlafen, noch eine Decke gebracht bekommen. ER hat sein Leben in der Hand, nicht DU.

    Im übrigen findet ein Alkoholiker immer Gründe. Mal sind es die Sorgen, mal ist es, weil das Leben so toll ist. Man kann aus negativen Beweggründen trinken und auch aus positiven Beweggründen. Von der Steuernachzahlung, Krankheit, Trennung, gutem Wetter, schlechtem Wetter bis hin zu "Du bist schuld, weil DU so bist, MUSS ich ja trinken, um das Auszuhalten" ist bei einem Alkoholiker alles dabei, glaub mir das bitte.

    Fakt ist, dass Du entscheiden kannst, ob Du in dem Hamsterrad weiter mitläufst oder ob Du Dich davon abgrenzt.

    Aber bitte mach Dich von dem Gedanken frei, dass DU diejenige bist, die IHN hängen lässt. Das ist nicht wahr. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Du reagierst lediglich auf das, was ER tut.

    LG Cadda

  • ...

    Alkoholismus ist eine Krankheit, da kann er nicht viel mit Willensstärke erreichen. Er muß es für sich verstehen. ...

    Und genau, da fängt die Willensstärke an, zuvor muß man es aber begriffen haben.

    Die Frage bleibt offen: ist man als Alkoholiker dazu in der Lage?

    Auch ich suche immer nach dem Grund, der Ursache, denn erst wenn ich die Ursache des Übels erkenne, kann ich etwas tun.

    Alkoholiker sind labile Menschen, ich schließe jetzt von mir auf Andere, sie wählen den vermeintlich leichteren Weg zur „Problembewältigung“, Alkohol vertreibt das Problem, alle Probleme. Da die Probleme „immer wieder kommen“ , wird nachgeschüttet.

    Es wäre zu einfach, durch psychische Probleme den Alkoholismus zu entschuldigen, Alkohol ist eher der Katalysator, der Turbo und zum Ende hin, das Betäubungs-, Einschlafmittel.

    Wenn ich nie gelernt habe, mich meinen Problemen, Unzulänglichkeiten zu stellen und wiederum lernte, daß Alkohol die Lösung (zumindest zeitweise) ist, befinde ich mich in einen apokalyptischen Kreis. Das Eine bedingt das Andere.

    Fakt bleibt, auch problembehaftete Menschen können aufhören, nur wie macht man es ihnen begreiflich, daß sie es freiwillig tun?

    Warum trinkt ein Mensch (übermäßig) viel Alkohol?

    Schwäche, er kommt mit einer Situation nicht klar, kommt in eine gewisse Bedrängnis (auch mit sich selbst), die Droge Alkohol bringt Erleichterung, blockiert das Gehirn, die unangenehmen Gefühle verschwinden … ähnlich der Wirkung einer Schmerztablette.

    Anstatt die Ursachen der „Schmerzen“ zu behandeln, behandelt der Alkoholiker lediglich die Wirkung, sehr wirkungsvoll.

    Beim Alkoholkonsum werden vermehrt u.a. Endorphine und Dopamine ausgeschüttet. Das steigert (anfangs) die positive Stimmung, durch den Gewöhnungseffekt bedarf es immer einer höheren Dosis, um diesen Effekt zu erzielen. Der Körper gewöhnt sich daran und braucht scheinbar diese Droge.

    Beim Essen, Trinken, Sex, Sport, Musikhören … werden ähnliche Neurotransmitter ausgeschüttet, die Wohlsein, Befriedigung, Glücklichsein auslösen (können).

    Nun sollte man glauben, daß das vernunftbegabte Tier „Mensch“ in der Lage sein sollte, diese Zusammenhänge zu verstehen. Mit Sicherheit tut der Mensch es auch. Bleibt also die Frage, warum betreibt der diesen Mißbrauch wohlwissentlich?

    Also macht Alkohol erst Mal glücklich. Dann wieder unglücklich, um diesen Zustand zu lindern, wird wieder getrunken, und so weiter.

    Ist es also eine psychische Schwäche/Krankheit nicht „nein“ sagen zu können? Was beeinflusst diese, fördert oder hindert sie?

    Die meisten der nun Trockenen berichten, es hat bei ihnen „klick“ gemacht, d.h. sie haben es (nun) begriffen.

    Die Nicht-Mißbräuchler trinken moderat, weil es ihnen von vornherein bewußt ist, das es ein Nervengift ist und ihnen Schaden zufügt.

    Wie findet man zur Ausgeglichenheit? Zur Zufriedenheit?

    Den Süchtigen unter Stress zu setzen, scheint das Gegenteil zu bewirken, es wird weiter oder mehr gesoffen oder die Trinkpausen verkleinern sich. Das zeigen die vielen Berichte der Co-Abhängigen, Ehepartner, Kinder.

    Ist es ein Nicht-Können, was dann zur Sucht verlagert?

    Viele flüchten sich in andere Beziehungen und/oder terrorisieren ihre Angehörigen, Hauptsache der Konsum wird geschützt, denn der garantiert dieses wohlige Gefühl. Es muß also Ersatz her ,um ungenügende Stressbewältigungsstrategien, geringe Konfliktfähigkeit, schwaches Selbstwertgefühl auszugleichen.

    Allein durch Vernunft scheint es den Wenigsten zu gelingen. Ideen sind gefragt.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!