Hallo allerseits,
ich bin weiblich, 43 Jahre alt und 2-fache Mama sowie verheiratet. Ich habe in den letzten 2, 3 Wochen viel in diesem Forum gelesen, weil ich mir immer wieder unsicher war, ob ich meinen Mann als Alkoholiker sehen muss. Hinzu kommen nämlich noch Depressionen....alles nur laienhaft von mir "diagnostiziert", weil er sich standhaft weigert sich Hilfe zu holen. Wir sind seit 12 Jahren ein Paar, 7 Jahre davon verheiratet. Er hatte eine sehr schwere Kindheit, keinen Kontakt zum leiblichen Vater und einen gewalttätigen Stiefvater, der aus heutiger Sicht Alkoholiker war. In den ersten Beziehungsjahren hat er immer wieder phasenweise gerne abends Wein getrunken, ich habe ihn aber nie betrunken erlebt. Er war auch nie ungut zu mir, wenn er etwas getrunken hatte. Jedoch machten sich in Zeiten, in denen er abends etwas trank, tagsüber Stimmungsschwankungen breit. Das führte irgendwann zum Streit, woraufhin er seinen Alkoholkonsum für einige Wochen oder Monate aufgab und er war wieder ausgeglichen....bis es wieder von vorne losging.
Vor etwa 3 oder 4 Jahren wurden dann seine Depressionen stärker. Er weigerte sich aber etwas dagegen zu unternehmen und hat uns somit als Familie und Paar das Leben schwer gemacht. Stimmungsschwankungen und eine geringe Belastbarkeit waren an der Tagesordnung und ich war mit Kinder und Haushalt mehr oder weniger auf mich allein gestellt. Langsam wurde der Alkoholkonsum mehr und ich erlebte ihn zum ersten Mal betrunken. Anfangs war er redseliger, später ließ er seinen Frust in Form von Beleidigungen und Beschuldigungen an mir aus. Richtig schlimm wurde es von jetzt auf gleich vor gut einem Jahr. Seither beschuldigt er mich vehement, ich hätte ihn unsere ganze Beziehung lang mit anderen Männern betrogen. Hab ich aber nicht. Kein einziges Mal. Auf dem Trip ist er bis heute. Ich muss dazu sagen, dass unsere Beziehung in den ersten Jahren sehr sehr glücklich war, beide Kinder (10 u 6J) waren Wunschkinder, ich habe mich von ihm sehr geliebt gefühlt und auch ihn sehr geliebt - große Liebe auf jeden Fall, wir hatten tolle Gespräche, waren immer füreinander da und wenn es Streit gab, wurde es schnell wieder konstruktiv. Wir waren uns beide nie zu schade Fehler zuzugeben.
Seit er mich des Betrugs beschuldigt, wurde unsere Ehe zur reinsten psych. Belastung (1 Jahr lang jetzt). Im Laufe der letzten Monate wurde der Alkoholkonsum sehr viel mehr und er ist 2, 3 mal pro Woche mehr oder weniger stark betrunken heimgekommen. Da ich seit meiner Coronainfektion zeitweise nach wie vor nichts rieche, war ich mir oft auch nicht sicher, ob er getrunken hat. Später sind aber in diversen Kästen leere Alkflaschen aufgetaucht, was wohl für keinen gesunden Umgang mit Alk spricht.
Vor 6 Wochen gab es dann eine Eskalation. Er ist stockbetrunken mit dem Auto 10 km nach Hause gefahren und daheim umgefallen ("nur" das Gleichgewicht verloren). Jedenfalls kam es zum Streit, er schrie mit mir extrem und hörte nicht damit auf, obwohl unser 10j. Sohn daneben war und sich so gefürchtet hat, dass er sich übergeben musste. Er war nicht zu bremsen, somit habe ich den Notruf gewählt. Seither ist er quasi ausgezogen und spricht mit mir kein Wort und tut so, als hätte ich grundlos die Polizei gerufen. Mit den Kindern hat er seither regelmäßig Kontakt und er überhäuft sie mit Geschenken. Er hat null Einsicht. Die Böse bin ich. Er ist emotional mit nichts erreichbar, gibt jede Verantwortung ab, behauptet kein Alkoholproblem zu haben, er kann nämlich jederzeit aufhören (kann er wirklich, aber nur bis er nach einigen Wochen bis Monaten wieder anfängt).
Ich habe vor allem im letzten Jahr die Familie mit aller Kraft zusammengehalten, ich wollte unbedingt diesen wunderbaren Mann, der er jahrelang für mich war, zurück, ich wollte und will nach wie vor nicht, dass unsere Kinder Scheidungskinder werden, ich habe ihm so vieles abgenommen, weil er null belastbar war/ist (Arbeiten hat er immer gut geschafft). Ich habe uns zusammengehalten, weil wir beruflich verschränkt sind und auch weil ich die finanzielle Herausforderung als Alleinerziehende fürchte.
Ich bin derzeit wütend und traurig, weil er nichts checkt, sich jeden Tag dazu entscheidet nichts zu ändern (der 10jährige Sohn hat ihn gebeten mit ihm gemeinsam eine Therapie zu machen, wozu er zunächst eingewilligt, aber niemanden gesucht hat.) Ich habe bereits vor 1 Monat eine Psychologin, die auf Kinder mit psych. erkrankten Eltern spezialisiert ist, gesucht, wo wir bereits 2x waren. Er behauptet auch immer wieder er sei psychisch völlig gesund, aber ich sollte dringend in Therapie (mach ich aber ohnehin in unterschiedlichen Abständen zur Selbstfürsorge seit Jahren und bin gut versorgt).
Soweit ich aus den vielen Beiträgen herauslesen konnte, kann ich nicht mehr machen als nichts machen. Ich halte mich bei SMS-Kontakten so kurz wie möglich und sachlich, setze jetzt Grenzen, die ich vorher nicht gesetzt habe, schweige nicht mehr, schone ihn nicht mehr. Die Kinder leiden und wünschen sich eine intakte Familie...und ich auch. Wir wollten immer gemeinsam alt werden.
Ich dachte wirklich, dass die Sache mit der Polizei ein Tiefpunkt für ihn wäre, aber anscheinend geht es ihm noch nicht schlecht genug.
Die Sache mit der Tragweite bezüglich Alkohol fange ich aber erst, seit ich dieses Forum gefunden habe, an zu realisieren.
Ich schwanke immer wieder zwischen Wut und Schmerz, am schlimmsten ist aber diese Ohnmacht.
Ich bin sicher, dass der Mann, den ich geheiratet habe, mit dem heutigen hart ins Gericht ginge. Doch der heutige lebt in einer anderen Welt.😓
Liebe Grüße, Saphira