Trockene Alkoholiker berichten - Sucht: Aufhören mit Alkohol

  • Also auch trockene Alkoholikerinnen können hier ihre Erfahrungen mitteilen. Es geht also nicht nur darum, dass ein trockener Alkoholiker ( männliche Form ) hier erzählen darf. Dieser Thread soll dafür da sein, die Erfahrungen mit anderen Mitgliedern zu teilen.

    Folgende Fragen dürft ihr gerne beantworten:

    • Wie seid ihr zum Entschluss gelangt, mit dem Alkohol aufzuhören?
    • Wie sieht/sah es mit Rückfällen aus?
    • Wie habt ihr es geschafft, stabil trocken zu werden?
    • Wie geht ihr mit Suchtdruck um - auch wenn ihr schon länger trocken seid?

    Das sind so Fragen, die könnten wir in diesem Thread einfach mal gebündelt auch für neue Mitglieder zusammenfassen.

    Ihr könnt auch gerne Tipps zum Trocken werden und bleiben geben, also was euch besonders geholfen hat, Notfallkoffer usw.

    Gruß

    Alex

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Ich bin vielleicht mit meinen 14 nüchternen Monaten in den Augen der Langzeittrockenen noch ein Anfänger in der trockenen Welt, aber als ich hier ankam, war jeder, der hier war und nüchtern leben wollte ein Held und hatte jemand schon eine ganze Woche aus tiefster Überzeugung nichts getrunken hatte, war das ein absoluter Held für mich. Das wollte ich auch.

    Den Entschluss, mit dem Saufen aufzuhören hatte ich seit Jahren …. jeden Tag.

    Ich ahnte schon lange, dass ich alkoholabhängig bin, hatte aber doch immer die Hoffnung, dass ich vielleicht doch nicht abhängig bin, jedenfalls nicht so richtig. Schließlich habe ich nur Sekt und Wein getrunken, war (meist) regelmäßig bei der Arbeit, habe meine Rechnungen bezahlt und war (zumindest außerhalb meiner Wohnung) immer sauber und ordentlich.

    Wie ich dann hier gelesen habe, braucht es aber nicht nur den Entschluss, mit dem Saufen aufzuhören, es braucht einen ‚persönlichen Tiefpunkt‘, um auch nüchtern zu bleiben. Nun hatte ich schon einige Tiefpunkte, nur konnte ich trotzdem nicht mit dem Alkohol aufhören. Nachdem ich meinen Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer abgegeben musste, musste ich zur MPU. Das war zwar wirklich bitter und auch mein Job war in Gefahr (und alles zusammen war auch noch richtig teuer). Viele hätten darin einen persönlichen Tiefpunkt gesehen. Ich leider nicht.

    Ich habe immer nur heimlich getrunken. Dann nochmal fast 3 Jahre. Niemand ahnte, was wirklich los ist bei mir.

    An einem Wochenende vor 14 Monaten konnte mich mein bester Freund einige Tage nicht erreichen. Er machte sich Sorgen und kam zu mir. Er fand mich in einem Sauhaufen sternhagelvoll vor, kaum ansprechbar.

    Mein ordentliches perfektes Kartenhaus war zusammengebrochen.

    Ich war nicht mehr mehr ordentlich und perfekt … ich war ein versoffener Haufen Elend.

    In dem Moment war mir klar, was ich eigentlich schon so lange wusste: Du bist Alkoholiker und musst sofort was ändern.

    Ich gestand mir ernsthaft ein, dass ich Alkoholiker bin. Das war schwer. Das war bitter. Das war das Schlimmste, was ich jemals meinem Spiegelbild sagte. Und das war so wichtig und sozusagen mein Startschuss in ein ein neues Leben.

    Wenn ich jetzt aufhöre zu saufen, ist das eine Entscheidung für‘s Leben. Im wahrsten Sinne des Wortes: Eine Entscheidung für mein Leben und eine Entscheidung für den Rest meines Lebens.

    Klar ist, dass ich keinen Alkohol mehr trinken mehr trinken kann.

    Die Frage, ob ich das will oder darf, stellt sich nicht, ich lasse diese Frage auch gar nicht zu. Ich darf Alkohol trinken, wenn ich das will, keine Frage. Aber ich kann es nicht. Denn ich bin Alkoholiker und wenn ich die Krankheit stoppen will, kann ich keinen Alkohol trinken. Nicht ein bisschen, nicht ausnahmsweise, nicht im Essen verkocht. Gar nicht.

    Ich lebe rückfallfrei. Ein Rückfall gehört nicht dazu, auch, wenn die Statistik was anderes sagt. Es gibt immer ein paar Prozent, die nie einen Rückfall haben. Ich will zu diesen paar Prozent dazugehören.

    Heute bin ich seit 14 Monaten nüchtern.

    Ich bin glücklich damit.

    Die Freiheit, die ich gewonnen habe, ist das größte überhaupt und gar nicht in Worte zu fassen.

    Ich zweifle nie an meiner Entscheidung, ich bleibe nüchtern.

    Ich habe hier im Forum viel gelesen und viel gelernt. Am meisten beeindruckt und geprägt haben mich die folgenden Worte eines seit vielen Jahren nüchternen Alkoholikers hier im Forum:

    „Meine Nüchternheit ist nicht verhandelbar, sie ist bedingungslos.

    Solange ich noch Bedingungen an meine Nüchternheit stelle, sitze ich in der Flasche.“

    Saufdruck, wie es hier manchmal beschrieben wurde, kenne ich nicht. Dafür bin sehr dankbar. Sollte sich jedoch jemals irgendwas in diese Richtung anbahnen, weiß ich, dass hier immer jemand sein wird, der mich auffängt.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • In diesem Beitrag von Stern sehe ich mich wieder.

    Ich weiss auch schon seit vielen Jahren, dass ich Alkoholikerin bin. Irgendwie wollte ich es nicht wahr haben und wollte dazu gehören, ab und zu

    mal ein Glas Wein oder Sekt trinken zu können.

    Die Erkenntnis gar nichts mehr trinken zu können war auch für mich nicht einfach.

    Sicher ein Jahr vor meiner Abstinenz habe ich fast jedes Wochenende üble Abstürze gehabt. Eigentlich habe ich vor jedem Wochenende Angst gehabt, was wohl wieder passieren wird. Viel zu früh habe ich Freitags angefangen zu trinken. Das erste Glas war fast in einem Zuge weg. Die Flasche auch recht zügig. Eigentlich war mir klar, dass ich nicht mehr als eine Flasche vertrage. Die zweite musste aber regelmäßig aufgemacht werden. Ich habe mich meistens bis zum Umfallen besoffen. Oft kam dann meine Einsamkeit so extrem hoch, dass ich noch auf Tour bin. Kneipe, Club, zu Bekannten.

    Manchmal bis in die Morgenstunden. Alleine unterwegs sein war mir egal.. ich brauchte Gesellschaft , obwohl ich selber sicher nicht mehr zu ertragen war.. in meinem Zustand.

    Eine jämmerliche Zeit, wenn man zurück denkt.

    An meinem letzten Abend auf Tour habe ich keine Ahnung mehr wie ich nach Hause gekommen bin. BZW bin ich in der Psychiatrie wieder zu mir gekommen. Anscheinend wollte ich mein Leben beenden. Die Polizei hat mich dort abgeliefert. Details erspare ich Euch.

    Nach dem Ausnüchtern durfte ich wieder heim.

    Ich habe mir einige Bücher gekauft, habe meinen Entzug alleine durchgestanden. Es kann nicht jeder von berufswegen mal drei oder vier Wochen in eine Klinik. So ist das leider bei mir. Körperlich war ich nach einem Tag keinen Alk trinken wieder "fit".

    Im Februar 2020 und im Mai 2020 habe ich je einen Rückfall gehabt. Seitdem bin ich trocken.

    Ich bin froh nüchtern zu sein. Der Saufdruck ist nicht mehr so vorhanden wie am Anfang. Leider hab ich ihn doch noch hin und wieder.

    Mein Weg trocken zu bleiben ist viel zu lesen über die Krankheit, Sport, leider Süßigkeiten, essen, mir die negativen Erfahrungen, als ich noch getrunken habe, vor Augen führen.. so eine Zeit nicht mehr erleben wollen..

    Und ganz wichtig, keinen Schluck mehr trinken. Das geht eben nicht mehr. Ich habe auch keinen Alkohol in der Wohnung. Meine Tochter trinkt zuhause nicht , ist jetzt sowieso ausgezogen, aber das hat es mir auch erleichtert. Meine engen Freunde trinken alle keinen Alkohol , wenn sie mit mir zusammen sind. Können oft genug was trinken. Ich finde das in Ordnung. Sie machen es auch freiwillig oder eben dann mir zuliebe. Für mich ist es einfacher. Ich bedanke mich auch dafür und sage , dass ich es toll finde, dass sie nichts trinken in meiner Gegenwart.

    So jetzt verliere ich mich. Ich hoffe, ich durfte hier einen Beitrag leisten. Bin mir manchmal noch unsicher, wo ich schreiben darf und wo nicht.

    Schönen nüchternen Freitagabend und liebe Grüße Susi

  • Einen schönen guten Abend

    Ich bin ja noch ganz neu hier im Forum und was das Nüchtern sein betrifft ebenfalls.

    Es sind gerade mal etwas mehr als 8 Wochen.

    Trotzdem fühle ich mich schon viel besser was meinen Körper angeht durch diverse andere Erkrankungen.

    Ich kann mich den Postern über mir nur anschliessen :

    Ich bin 35 und habe auch alles durch! Wie viele Beziehungen geschrottet habe ich und meinen FS verloren den ich mittlerweile wiederhabe.

    Was mich dazu brachte es mir endlich einzugestehen Alkoholiker zu sein und mir Hilfe zu suchen ist schwer zu sagen...

    Ich war das Ritual sich jeden Morgen übergeben zu müssen und sich jeden mieserabel fühlen müssen einfach leid.

    Ohne Trocken zu werden wäre ich auf Dauer entweder am Alkohol oder Diabetes gestorben.

    Alkohol verschlechtert diese Krankheit extrem.

    Jetzt hoffe ich auf einen Neustart und mit viel! Gelassenheit und Hilfe stehen die Chancen gar nichtmal so schlecht :)

    MFG PIPE

    Es ist keine Schande umzufallen! Es zeigt von Grösse immer wieder Auftzstehen und den "Kampf" weiterzuführen.

    Jedemal neu Aufrichten, den Dreck abzuwischen zeugt von Disziplin und Ehrgeiz

    Es kommt im Leben nicht darauf an wieviele Schläge man abkriegt sondern ,dass man sich immer wieder aufrafft und weiterkämpft!

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