Hallo, mein Name ist Mel, 33 Jahre jung und mein Freund ist Alkoholiker. Wir sind seit einem Jahr ziemlich genau zusammen, und mir fiel sehr schnell auf, dass er ein echtes Problem hat - er trinkt täglich, schafft kaum einen Tag ohne. Zusätzlich jeden Tag Marihuanakonsum... Seit einem Jahr versuche ich alles, ihm zu helfen. Er ging nach einer besonders schlimmen Eskalation (er ist häufig schon sehr betrunken gewesen, dann beschimpft er mich jedes mal) vor ca. 3 oder 4 Monaten mit mir zusammen zu einer Beratungsstelle. Dort war er bisher 3 oder 4 mal, mehrere male hat er schon abgesagt, aus fadenscheinigen Gründen. Auch ich bin wegen Co-Abhängigkeit dort und habe meine eigene Angehörigenberaterin.
Ich bin mit alkoholkrankem Stiefvater aufgewachsen, daher war ich leider sehr schnell und erst unbemerkt in der Co-Abhängigkeit drin - sind ja bekannte Muster. Aber ich arbeite dran, aber er... irgendwie nicht genug an seiner Sucht. Er steht am Abgrund (Schulden, keine eigene Wohnung, lebt entweder beim Vater, der ihm Geld gibt aber ihm dafür Vorwürfe macht oder eben bei mir bis vor kurzem, kein Einkommen zur Zeit, etc.), er gibt sich ja "große Mühe", und trinkt (angeblich...) weniger - trinkt aber weiterhin. Er könne sich auch um die Sucht nicht kümmern, da er sich erst um die anderen Dinge kümmern müsse - schafft aber auch das seit Monaten nicht wirklich erfolgreich... Eigentlich habe ich ihn bisher falsch gestützt - ich finanziere sein Leben, er ist recht schnell bei mir eingezogen, da er aber kein Geld verdient, zahle ich alles allein, inkl. seinem Essen. Alkohol schon länger nicht mehr.
Nun gab es einige Situationen, die dazu führten, dass ich ihn rauswarf. Ich kann einfach nicht mehr. Ich wollte ihn nicht rauswerfen, ich wollte einfach über Enttäuschungen mit ihm reden, ich wollte gehört werden, und Lösungen finden (er gab z. B. Geld für Gras und Alk aus, was eigentlich für mögliche Notfälle für meine Katzen gedacht war, oder ich war 4 Tage im Urlaub und er hat meine Wohnung komplett verkommen lassen und nur gesoffen - von eben diesem Geld...) - aber er blockt seit ein paar Tagen total ab. Seine Probleme würden ihn so sehr belasten (verständlich, Gerichtsvollzieher schon vor der Tür, etc.), dass er für "mich keine Kapazitäten" habe. Ich war so verzweifelt, dass ich ihn rauswarf. Er solle erstmal zu seinem Vater zurückziehen, und sich um seine Probleme kümmern, da das so keine Beziehung ist... Nun bin ich natürlich die böse, die ihn rauswarf, nur weil er Probleme hat. Ich bin so überfordert und unsicher, ob ich richtig gehandelt habe. Vlt hätte ich noch etwas mehr Geduld haben sollen, ihn mehr unterstützen sollen. Er wirft mir vor, dass er nie über seine Probleme reden konnte mit mir (dabei ging es immer nur um ihn, er nimmt so viel Raum ein in der Beziehung) und dass ich sein Vertrauen gebrochen habe und er niemals wieder jmd von seinen Problemen erzählen wird, da er dann immer Angst haben muss (Ich habe eine neue Grundangst in ihm geweckt...), dass man ihn dann rauswirft. Und ich sitze da und frage mich, was gerechtfertigt ist und was nicht.
Es tut mir leid, dass ich hier so viel schreibe - die Vorstellung soll sicher kürzer sein, ich bin einfach sehr verzweifelt...
Liebe Grüße, Mel