Croissy's Schwester

  • Liebes Forum

    es hat nun doch eine ganze Weile gedauert, bis ich den Mut aufbringen konnte, mich hier zu melden. Ich habe viel gelesen,immer wieder und bin zum Teil erschüttert über die vielen Berichte,die mir unter die Haut gehen.

    Ich bin verheiratet, kinderlos und lebe in meinen 50 Jahren doch immer wieder in einer unterschwelligen Starre. Letzteres bezieht sich auf meine Schwester , um die es hier geht.

    Ich nehme mal an, dass ich als Angehörige auch eine Coabhängigkeitstendenz habe. Aber ich bin mir nicht sicher. Trotzdem bin ich sehr ratlos, phasenweise und weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, sie ist "auffällig" -offiziell wurde das noch nie thematisiert , dass sie ein Problem mit Alkohol hat. Das Thema wurde totgeschwiegen in der Familie früher-ich schreibe früher: Denn damals als Jugendliche erlebte ich sie oft in schlimmen Zuständen, auch was den Missbrauch an Drogen etc betraf-ihr Verhalten war angsteinflößend für mich. Ich konnte mich mit meinen Eltern nie darüber unterhalten-da es dieses Problem einfach nicht gab, so nach dem Motto: Ich sehe nichts, ich höre nichts, ich spreche nichts.

    Ich würde mich gerne hier austauschen. Näheres zu der Geschichte und alles , was dazu gehört, werde ich weiter erläutern.

    Ich bitte um Aufnahme in den Austausch. Croissy

  • Hallo Croissy,


    Willkommen im Forum, ich habe den Anmelde-Link am Telefon grade nicht zur Hand, aber ich gehe davon aus, dass er gleich kommt.

    Ich wünsche dir erst einmal ganz viel Kraft und Ruhe soweit es Möglich ist.


    Grüße


    Barthell

  • Ich hole nun etwas aus.

    Es ist oft eine innere Alarmbereitschaft, die ich habe und ich rechne jederzeit mit etwas Schlimmen, da ich kein gutes Gefühl habe. Ich kontrolliere zur Zeit wieder ihre letzte Aktivität , ob und wann sie zuletzt bei whatsapp war etc. Ich habe oft das Gefühl, mein eigenes gutes Leben, das ich habe , nicht wirklich leben zu können oder besser gesagt: genießen können. Früher als Jugendliche war ich ständig in Sorge um sie und es gab genügend Situationen , die ich ertragen habe. Ich habe sie auch nie verpfiffen bei meinen Eltern, wenn diese im Urlaub oder auf Dienstreise waren und zuhause meine Schwester ihre ausufernden Partys feierte mit zwielichtigen Gestalten -es hatte etwas beängstigendes für mich und auch ihr ganzes Verhalten ist meiner Meinung nach psychisch auffällig:Sie reagierte damals wie heute "extrem": Aggressiv, unverhältnismäßig, widersprüchlich, zwischen Euphorie und Depression, machte viele Versprechungen und keine davon hielt sie. Dazu immer der Alkohol-jedesmal wenn wir sie sahen, hatte sie ein Bier in der Hand oder war bekifft.

    Eine Zeit lang -konnte ich mich gedanklich gut lösen von ihr-demnach bin ich mir nicht sicher, ob ich noch so stark coabhängig bin wie ich es mal war, aber ich habe Tendenzen dazu.

    ZUr Zeit wieder mehr, da es eben auch einiges gibt, was wir gemeinsam regeln müssen, zum Beispiel die inzwischen eingetretene Pflegebedürftigkeit der Eltern und auch andere Dinge, die ich jetzt nicht unbedingt ausführen möchte.

    Es ist für mich sehr schwierig, mit ihr "normal" in den Kontakt zu treten, es ist eher so, wie wenn ich ständig ein Minenfeld betrete,. Jedes mal kann es losgehen, dass sie ausflippt-wegen Nichtigkeiten.

    Auch heute noch die Tendenz: Komplette verzerrte Wahrnehmung...mittlerweile hatte sie mehrere gesundheitliche Probleme, so richtig gravierend. Ich frage mich, ob die Ärzte ihr schon mal auf den Kopf zugsagt haben, was sie sehen und wahrnhemen.

    Sie hat mittlerweile auch ihren Job verloren und Themen wie "Alltagsbewältigung" oder "Geld" sind absolut tabu .

    Sie giftet bei jedem Anlass. Mich erschüttert ihr Zustand. Ich sehe sie kaum, weil es mir nicht gut tut. Ich möchte auch sonst wenig mit ihr zu tun haben, weil es mich jedesmal aufs Neue triggert und mich das runterzieht.

    Ich fühle mich schlecht ihr gegenüber, weil ich mir so vorkomme, als müsste ich doch etwas für sie tun (was ich aber nicht tu)-

    und ich habe mehr Angst um mich-ganz ehrlich-weil ich mich ihr ausgeliefert fühle, vor allem, weil es keinen Verlass auf sie gibt. Ich sehe mich zunehmend überfordert mit den Aufgaben, die es zu erledigen gibt (Eltern und die anderen Dinge, die ich vorhin erwähnte).

    Manchmal wache ich nachts auf und würde dieses Dilemma einfach hinter mich lassen, den Kontakt ganz abbrechen, aber das geht nicht.

    Was kommt alles noch auf mich zu und wie gehe ich mit meiner Schwester um ? Ich will mich lösen und frage mich, darf ich das ? Wer erledigt denn die Dinge, die auf uns zukommen und zugekommen sind ?

    Was kann ich tun, wenn ich nicht mehr alleine all das bewältigen kann ? Wer unterstützt mich ?

    Ich habe oft eine Wut auf sie und würde ihr das alles am liebsten mal sagen, aber ich schone sie-ich hab Angst vor ihren verrückten Reaktionen. Ich finde, sie braucht Hilfe, aber ich sehe das Unterfangen als aussichtslos an. Denn sonst hätte sie doch schon längst etwas unternommen. Sie ist erwachsen-sogar 5 Jahre älter als ich.

    Ich bin phasenweise wirklich verzweifelt und überlastet.

    Ich schicke das jetzt mal so ab. Danke fürs Lesen.

  • Hallo Croissy, erstmal willkommen hier in unserer Selbsthilfegruppe,


    ja, du bist da schon in einer Coabhängigkeit zu deiner Schwester.

    Es ist sehr kompliziert denn anscheinend ist sie zu vernünftigen Entscheidungen nicht mehr in der Lage.


    Eine Anlaufstelle, bei der du auch rechtliche Dinge usw klären kannst, ist der sozialpsychiatrische Dienst deines Wohnortes. Du kannst danach googlen, wie du ihn erreichst und wo er ist. Auch deine Überforderung mit dieser ganzen Situation kannst du dort erklären und Hilfsmöglichkeiten erfahren.


    Wir hier können dich gerne dabei unterstützen, dass du dich besser abgrenzen kannst. Dass du deine Verantwortungsgefühle ablegen kannst. Dass du ihr nicht helfen kannst, solange sie das nicht zulässt, weißt du ja selbst. Das ist schon eine ganz, ganz wichtige Einsicht!


    Für den Austausch kannst du dich hier bewerben:



    Bewerbung - Alkoholiker Forum
    Bewerbung für die Teilnahme am Forum
    alkoholiker-forum.de


    Klick das einfach an, schreibst kurz was und dann wirst du freigeschaltet. Dein Thema wird dann von hier in den Bereich für Angehörige und Coabhängige verschoben, wo der Austausch stattfindet.


    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit


  • Ja, ich denke auch , dass es coabhängige Tendenzen bei mir gibt , aber wenn ich es vergleiche mit früher, sind mir so einige Verhaltensweisen sehr viel besser geworden, besser im Sinne von: Ich richte den Fokus auf mich.

    Dazu habe ich selbst jahrelang "Arbeit " an mir geleistet und habe Therapien gemacht.

    Da ich sonst keine Angehörigen habe, bin ich mehr oder weniger darauf angwiesen mit meiner Schwester zu kooperieren- auch wenn das Wort kooperieren hier falsch ist. Wenn nach mir ginge, hätte ich sonst den Kontakt längst abgebrochen. Ich habe auch jahrelang keinen richtigen Kontakt zu ihr gehabt, immer nur in den Phasen, wenn es "etwas familieninternes " in der Familie zu klären gab.

    Ich hab solche Angst vor der Zukunft, weil in meiner Befürchtung so viel auf mich zukommt, was ich ALLEINE regeln muss, weil meine Schwester eben weder präsent noch in irgendeiner stabilen Weise zur Verfügung steht.

    Und ich habe auch gar keine Lust, dass ich mich auch noch um sie kümmern muss. Das klingt hart, aber es ist so. Ich sehe mich mit dieser Aufgabe überfordert.

    Wie schafft man es als Angehörige , sich freier zu fühlen ? was ist konkret zu tun ? Was machen die Angehörigen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden ?

    Meine Schwester ist wie ein Damoklesschwert für mich.

  • ihr ganzes Verhalten ist meiner Meinung nach psychisch auffällig:Sie reagierte damals wie heute "extrem": Aggressiv, unverhältnismäßig, widersprüchlich, zwischen Euphorie und Depression, machte viele Versprechungen und keine davon hielt sie.

    ...

    Auch heute noch die Tendenz: Komplette verzerrte Wahrnehmung...mittlerweile hatte sie mehrere gesundheitliche Probleme, so richtig gravierend. Ich frage mich, ob die Ärzte ihr schon mal auf den Kopf zugsagt haben, was sie sehen und wahrnhemen.

    Das klingt alles sehr anstrengend und nervenzehrend.


    Mir sind deine Beschreibungen aufgefallen - könnte das eine bipolare Störung (manisch-depressiv) sein? Diese starken Stimmungsschwankungen deuten darauf hin. Und wenn dann noch Alkohol und/ oder anderes dazu kommt, oh je.


    Ist sie denn in irgendeiner ärztlichen Behandlung?

  • Hallo Panama

    Ja diesen Verdacht habe ich auch.

    Allerdings weiß ich es nicht.

    Wie gesagt ,darüber wurde noch nie gesprochen und ich weiß, wie sie reagieren würde, wenn ich es anspräche.

    Auch das macht mit Sorgen, denn ich denke ,jemand müsste ihr doch helfen.

    Sie hatte mehrere Krankenhausaufenthalte in den letzten Jahren.

    Es kam auch mal vor ,dass ich mit einem Arzt gesprochen habe (bei ihrem vorletzten Krankenhausaufenthalt).

    Aber dieser gab mir keine Auskünfte.


    Ich hatte sie mal auf ihren Alkoholkonsum angesprochen, da flippt sie aus uns wies mich sehr in die Schranken.

    Zu Ihren Freunden gab und gibt es wechselnde Freundschaften ,manche führten zum Kontaktabbruch.

    Es gibt mehrere Baustellen bei ihr.

  • Aurora

    Hat den Titel des Themas von „Schwester“ zu „Croissy's Schwester“ geändert.
  • Hallo Chrissy!


    Willkommen im Forum!


    Eine schwierige Situation mit deiner Schwester... Ich denke so wenig Kontakt wie möglich ist eine gute Lösung.

    Zusätzlich zum sozial-psychiatrischen Dienst könntest du dir auch Unterstützung bei einem Pflegestützpunkt durch eine Pflegeberatung holen. So könntest du Unterstützung bei der Versorgung deiner Eltern bekommen.

  • Hallo Schwesterherz_81

    Ich suche den Kontakt zu meiner Schwester nicht ,aber im Kopf beschäftigt sie mich oft und ungute Gefühle habe ich dadurch immer wieder und Angst um sie ,aber noch mehr hab ich Sorge um mich,weil ich mich im Notfall mit ihr nicht auseinandersetzen mag.

    Den sozial psychiatrischen Dienst würde ich wegen meiner Schwester kontaktieren, so zumindest hab ich es verstanden.

    Meine Eltern sind schon mit der Pflege "versorgt "-wegen Hilfe für sie brauche ich aktuell keine Kontakadresse.

    Trotzdem bleibt das Gefühl ,dass ich alles alleine regeln muss und in der Zukunft sind da noch andere Dinge ,da weiß ich ,dass ich die nur mit meiner Schwester regeln muss.

    Für diesen Fall sehe ich ein Berg an Katastrophen auf mich zukommen und ich fühle mich diesbezüglich vollkommen hilflos.


    Croissy

  • Das -auf-sich-selbst konzentrieren ohne im Hintergrund dieses sich - um- die Schwester- sorgen zu machen fällt mir schwer.

    Es ist so ,wie wenn dauernd im Hintergrund leise das Radio läuft.

    Wenn ich zufrieden bin oder mich gerade einer Sache widme, die mir gut tut,kann es passieren, dass ich hochschrecke und kurz Panik bekomme mit den altbekannten Fragen ,Sorgen und Ängsten ,die sie betreffen UND auch die Frage "Was kommt da noch alles auf mich zu".

    Ich würde mich ja gerne lösen, aber mir fällt das so schwer ,unbeschwert zu sein ,schließlich ist es ja meine Schwester.


    Wer kennt das auch ?

  • Ja, Croissy, ich verstehe dich sehr gut. Was macht dich nur so abhängig von deiner Schwester? Geld, die Pflegebedürftigkeit deiner Eltern? Das solltest du mit deinem Mann doch alleine geregelt bekommen, wenn ihr eine gute Ehe habt...und wenn deine Schwester morgen stirbt? Bist du eh auf dich gestellt.

    Du machst dir keine Sorgen um deine Schwester, sondern nur um dich.

    Vg Anton

  • hallo Croissy

    in deiner Haut möchte glaube ich keiner stecken....und wenn das schon seit deiner Kindheit so geht, hasst du es wirklich lange genug ausgehalten

    ich habe mir auch mal sehr lange große Sorgen um jemanden gemacht, was mich den ganzen Tag, Woche usw beschäftigt hat,....ich habe immer schreckliche Sorgen gehabt, dass ihr etwas zustößt und ich es nicht kontrollieren kann....sie hat mich dann immer angerufen und nichts gesagt....ich konnte mich auf nichts mehr richtig konzentrieren....deine Schwester ist eine erwachsene Frau und selbst für ihr Leben verantwortlich....entspricht halt nicht deinen Vorstellung ist aber so....und auch nicht falscher, halt nur anders.....ich konnte mich davon lösen....am Anfang habe ich mir gesagt sie wird nicht sterben und wenn sie auf der Straße gefunden wird, wird ihr auch geholfen....das kann ich einfach nicht kontrollieren....ich habe innerlich irgendwie die Verantwortung abgegeben bzw aufgegeben....und diese Einsicht hat es wirklich einfacher für mich gemacht....und die ganzen Sachen die noch auf dich oder Euch zu kommen, löst Du/Ihr wenn es so weit ist....es gibt immer eine Lösung...kann sein sie gefällt dir nicht.....aber Probleme werden gelöst wenn sie da sind....sonst kommt man in so eine Gedankenschleife, die einfach nicht aufhört

    ich wünsche dir viel Kraft

    Lieben Gruß

    mexico

  • Guten Morgen Anton und guten Morgen mexico.

    Ich danke euch sehr für eure Antworten.

    Es tut gut zu lesen ,was ihr denkt.

    Ich brauche das sehr ,zu hören ,was in meinem Fall zu tun ist .

    Es ist ist so ,dass ich gar nicht mehr richtig meine eigene Wahrnehmung einschätzen kann.

    So nach dem Motto :Was muss ich tun ? Was darf ich tun ? Ist es in Ordnung, wenn ich sie alleine lasse ?

    Zugleich habe ich eine Wut auf sie, weil ich mich alleine gelassen fühle von ihr und sie nicht in ihre Verantwortung kommt.

    (Und ich wieder wie schon früher bekannt ,auch ihre Aufgaben übernehme).

    Ich kann es oft nicht einschätzen, wie es ihr wirklich geht ,es ist auch nicht möglich mit ihr zu sprechen,da sie bei bestimmten Themen "zu "macht.

    Ich weiß, dass ich mich um mich kümmern sollte und den Fokus von ihr lassen sollte ,es fällt mir zur Zeit sehr schwer ,da eben einige Familienthemen momentan aufploppen...

    Manche Dinge muss ich mit ihr regeln ,da kann mir mein Mann nicht helfen.

    Ich liege nachts oft wach und schrecke hoch..Im Geiste male ich mir aus ,wie kompliziert und belastend das alles für mich wird.

    Sie ist meine Schwester und als Angehörige ist man leider viel mehr verbandelt, als es mir lieb ist.

    Es geht hier auch um Erbschaftsgeschichten und anderen Bürokram, die uns beide betreffen und sie diese aktuell angefangen hat ,aber nicht zu Ende gebracht hat und ich fürchte ,dass ich dann Mahnungen und Strafe zahlen zu habe ,weil sie gewisse Dinge nicht auf die Kette bekommt und nicht fristgerecht abgibt.


    Sie hat kein Geld ,also müsste ich dafür aufkommen.

    Ich schaffe es nicht ,sie darauf anzusprechen, weil ich ihre Reaktion befürchte.

    Sie wohnt 100 km entfernt von mir.


    Emotional hänge ich gerade echt durch...

    Vom Kopf her weiß ich ,dass ich keine Handhabe habe.

    Es macht mich oft ohnmächtig.


    Ich habe auch unterschwellig oft ein schlechtes Gewissen, auch weil ich denke ,ich sollte ihr vielleicht wirklich helfen, was ich aber nicht mache ,auch weil ich zu feige bin ,direkt anzusprechen, was ich denke und worüber ich mir Sorgen mache.


    Ich habe durch meine Biographie nie wirklich das Gefühl von Vertrauen gehabt, in meiner Familie war es nicht leicht ,als Kind aufzuwachsen:

    Krankheit des Vaters ,Mutter überfordert, Schwester mit Drogen und Alkohol unterwegs ,ich die kleine Schwester in ständiger Unsicherheit.

    Ich will damit sagen ,dass es mir sehr schwer fällt ,Situationen, die schwierig sind ,richtig anzugehen, ja auch heute zweifle ich an meiner Wahrnehmung.

    Was ist richtig? Was ist in Ordnung? Was muss ich tun ?

    Ich weiß nicht ,ob ihr versteht, was ich meine..




    Es hilft mir sehr ,eure Rückmeldung zu hören.

    Danke.


    Croissy

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