Marli - Letzter Versuch

  • Ja, es ist gemein! Nicht falsch verstehen, ich bemitleide mich gerade nicht selbst. Warum auch, schließlich hab ich diese Entscheidung selbst getroffen. Für den Moment. Manchmal braucht es vielleicht diese Traurigkeit, um wieder ein Stück klarer zu sehen.

  • Hallo Marli,

    Es ist kein Fortschritt für einen Alkoholiker weniger zu trinken. Aber das sieht er nicht ein und somit kannst Du reden und erklären so viel Du willst, es wird an ihm abprallen. Das ist Energie, die in der Luft verpufft. Spare sie Dir.

    Eine Deiner beiden Möglichkeiten ist nur auf den ersten Blick unattraktiv. Denn lass Dir eines sagen: Wenn der Liebeskummer vorüber ist (und das wird irgendwann passieren, auch wenn Du Dir das nicht vorstellen kannst), dann wirst Du Dich frei fühlen. Kein Beobachten mehr, kein Kontrollieren mehr, die Traurigkeit wird weniger, kein Spießrutenlauf mehr (ich wollte immer alles richtig machen, um keinen Anlass zum saufen zu geben und um eine Chance zu haben, dass er mir den Gefallen tut mal nichts zu trinken). Das alles fällt weg und das ist verdammt erleichternd und insofern eine doch sehr attraktive Möglichkeit/Aussicht :)

  • Hallo Marli,

    ich habe heute dein gesamtes Thema gelesen.

    Es ist wirklich Wahnsinn, wie sich die Situationen und Denkweisen doch ähneln.

    Ich konnte deine Gedankengänge, Hoffnungen, Ängste, die Knoten im Kopf, die innere Zerrissenheit, die Verwirrtheit ob der eigenen Gefühle zu 100% nachvollziehen. Ich habe das auch schon Erfahren und stecke auch noch in diesem Prozess drin.

    Gerade dieses nervöse Gefühl, wenn der Konsum ausbleibt. Ja, ich fühle die eigene Enttäuschung, weil ich mich bestätigt fühlen möchte, dass ich nicht falsch liege. Diese Phase erlebe ich gerade auch - völlig verrückt.

    Wenn man an einem Tag dein Thema liest, was ja nun schon seit Jahresanfang geht, ist es wie in einem Zeitraffer. Ich finde deine Entwicklung und deine Erkenntnis klasse.

    Was aber in diesem Zeitraffer auffällt: Du schriebst anfangs von einer letzten Chance.

    Findest du, er hat sie ergriffen?

    Auf was wartest du?

    LG

    Volka

  • Hallo volka,

    wahrscheinlich ging es dir beim lesen meiner Geschichte genau wie mir, als ich deine gelesen habe… so viele Parallelen, sie viele ähnliche Gedanken.

    Tja, meine Überschrift passt tatsächlich nicht mehr so richtig. Und von außen betrachtet hat sich wahrscheinlich nicht wirklich viel verändert. Aber in meinem Kopf arbeitet es. Ständig, pausenlos.

    Worauf ich warte? Vor einem knappen Jahr wäre die Antwort gewesen: dass er es in den Griff bekommt, seine Sucht angeht.

    Heute sieht das etwas anderes aus. Ich warte auf viele Dinge: darauf, dass die Kinder älter werden und es ihnen nicht mehr so wichtig ist, einen großen Garten zum Spielen zu haben (ich weiß schon, die meisten, insbesondere die EKAs unter uns werden jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber ich will einfach ehrlich sein. Vielleicht gibt es hier den ein oder anderen, der dieses Argument verstehen kann)

    Ich warte darauf, endlich den Mut zu haben, zu gehen. Ich warte darauf, dass der kleine, vielleicht etwas dumme Teil in mir, der immer noch Hoffnung hat, endlich verstummt. Ich warte darauf, dass mich diese Phasen, in denen der Konsum ausbleibt, wie du es sagst, eben nicht mehr nervös machen und in meiner Überzeugung schwanken lassen. Ich warte darauf, voll und ganz hinter der Entscheidung zu stehen, mich zu trennen. Ich warte darauf, die Kraft zu finden, Verantwortung zu übernehmen.

    Vielleicht warte ich auf das gleiche wie du…

    Ich wünsche uns beiden, dass das warten irgendwann ein Ende hat.

    Viele Grüße,

    Marli

  • Hm… und wenn eine Trennung, jetzt sofort, ihn dazu bringen würde auf zu wachen und trocken zu werden?

    Was, wenn du es drauf ankommen lässt?

    Dich trennst und für deine Kinder und dich ein stabiles glückliches Leben aufbaust?

    Wenn du ihm nur so überhaupt eine Chance für einen persönlichen Tiefpunkt geben würdest und er an deiner Seite nie aufwachen wird?

    Nur mal so ein Gedankenspiel…

  • Bei mir war es so. Bzw bei meinem Mann.

    Hätte ich ihn nicht rausgeschmissen, ich bin sicher, er würde immer noch trinken.

    Erst als ich ihm klar gemacht habe, dass es kein uns mehr gibt, wenn er trinkt, hat er es geschafft aufzuhören.

  • Wenn du ihm nur so überhaupt eine Chance für einen persönlichen Tiefpunkt geben würdest und er an deiner Seite nie aufwachen wird?


    Nur mal so ein Gedankenspiel…

    Bei mir ist es so ähnlich gelaufen.

    Mit ihr und ihrem Mitleid und Co Verhalten wäre ich nie dauerhaft trocken geworden.

    Bolle,Alkoholiker, gut 9 Jahre zufrieden trocken.

    Mal von der anderen Seite beleuchtet

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • Hey,

    ich weiß, was du meinst mit den pausenlosen Gedanken. Das geht mir auch so.

    Das kann aber kein Dauerzustand werden. Das habe ich für mich festgelegt. Und die Forenmitglieder haben mir die Augen geöffnet, dass genau das für die Kinder ebenso schädlich ist. Ich würde nie sagen, dass ich für die kinder emotional nicht erreichbar bin.

    Dennoch verschwende ich zu viele Ressourcen daran, mir Gedanken zu machen. Und daher glaube ich schon, dass es Barrieren gibt, die wir aber nicht bewusst wahrnehmen.

    Darauf zu warten, dass die Kinder älte werden: das dachte ich zu anfangs auch, Aushalten, Augen zu und durch. Das ist aber keine echte Option.

    Ich verstehe deine Gedanken bzgl. des Gartens schon, dennoch würde ich sagen, wenn man gegeneinander abwägt, zieht der Garten den kürzeren - meine Meinung.

    Ich weiß auch, was du mit der Hoffnung meinst... ich wünschte mir auch, ich hätte überhaupt keine Hoffnung mehr, dann wären die Entscheidungen leichter und klarer.

    Ich für mich habe beschlossen, mich weiter zu erkundigen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.

    Hast du einen Plan im Hinterkopf, wie es werden könnte, sollte es zur Trennung kommen?

    Wir beide haben es in der Hand, das Warten zu beenden. Und das schaffen wir auch.

    Ich habe bei dir viel Mut und Kraft gelesen. Ich wünsche dir, dass du sie noch einmal aufbringen kannst. Für dich und die Kinder.

    Ich kann nachvollziehen, dass dir die letzte Entschlusskraft fehlt, gerade weil es in letzter Zeit keine Abstürze mehr gab. Das lässt wieder Zweifel aufkommen, das alles nicht so schlimm ist, und es das kleinere Übel ist, es einfach weiter auszuhalten...

    Glaub mir, dein Handeln/Nichthandeln ist für mich gedanklich nachvollziehbar. Absolut. Aber ist es auch richtig??

    Ich zweifle...

    Was ist denn aus deinen Bewerbungen geworden?

    VG

    Volka

  • Liebe Marli,

    deine Kinder brauchen und wollen keinen Garten. Das ist DEIN Wunsch, den du auf sie überträgst. Und stell dir vor sie erfahren irgendwann du hast wegen ihnen gelitten, weil du ihnen einen Garten ermöglichen wolltest. Du schiebst die Verantwortung auf die Kinder, verstehst du wie ich meine.

    Aus Erfahrung kann ich dir sagen (und ich hab meinen ganzen Hof verlassen): meine Kinder würden den Indoorspielplatz immer dem Garten vorziehen und gehen noch viel lieber auf den Spielplatz. Es ist am Ende meine Vorstellung und Bequemlichkeit gewesen, nicht die der Kinder.

    Also das darfst du wirklich, wirklich loslassen!

    LG,

    Kintsugi

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Marli und Volka

    Ich verstehe euer - ich sags jetzt so frech - Herumeiern total gut. Ich hab das ja auch gemacht. Ich verstehe sogar das Argument mit dem Garten. Allerdings gibt es genug Kinder, die ihre gesamte Kindheit ohne Garten aufwachsen und die deswegen keinen psych. Schaden nehmen.

    Ich möchte noch eins in den Raum stellen: eine Trennung mit größeren Kindern ist nicht unbedingt einfacher als mit kleineren Kindern. Meine waren bei der Trennung 6 und 10. Das größere Kind hat sowas von rebelliert und macht das auch jetzt oft genug noch. Je älter Kinder werden umso mehr eigene Meinung haben sie. Das kann ein erheblicher Belastungsfaktor werden, den ihr dann auch noch stemmen müsst. Denn die Entscheidung sich vom Alkoholiker zu trennen ist ja in erster Linie eine Vernunftsentscheidung die u.U. für den Co schon sehr schwer durchzuhalten ist. Dem Kind fehlen diese Vernunft und das Durchhaltevermögen noch. Mit meinem 6-Jährigen war das alles viel viel einfacher.

    Beim Warten geht auch wahnsinnig viel Kraft verloren, welche dann möglicherweise für die Trennung fehlt.

    Ich sehe das so: man steht auf einem Sprungturm und wartet darauf, dass das Wasser im Becken wärmer wird. Das kann aber echt lange dauern....vor allem diesen Sommer, in dem es so oft regnet und kalt ist. Selbst wenn das Wasser im Becken plötzlich beheizt wird, müsst ihr immer noch springen. Es bleibt also so oder so nicht aus sich zu überwinden.

    Vieles ergibt sich, wenn ihr anfangt den Weg zu gehen. Ich habe in der ersten Zeit so vieles gegen meinen Willen und mein Herz gemacht, sondern stattdessen nur mit dem Kopf. Es hat sich so falsch angefühlt. Heute, ein Jahr später, kann ich sagen, es war alles richtig! Es waren die richtigen Schritte und ich bin froh, dass ich sie gegen meinen Willen trotzdem gegangen bin.

    LG, Saphira

  • Ich verstehe alle eure Argumente, und in klaren Momenten ist mit ganz deutlich bewusst, dass es nur einen Weg gibt. Leider eben nur in den klaren Momenten. Wo wir bei dem Thema co Abhängigkeit sind. Ich lasse mich noch immer benebeln, leider. Aber ich merke deutlich, dass sich in den letzten Monaten etwas getan habe.

    Hier gibt es kein „alles Paletti, wir haben uns lieb, alles ist toll!“ mehr. Das sah vor ein paar Monaten noch ganz anders aus. Ich nehme die ruhigen Phasen als solche wahr. Eben als Phase, bevor der nächste Knall kommt. Mittlerweile bin ich so realistisch, dass ich weiß, dass nicht alles supi ist. Das ist für mich ein Riesen Schritt, auch wenn es für viele hier nur pipifax ist.

    Manchmal habe ich Angst, hier im Forum zu schreiben. Weil ich genau weiß, wie die antworten lauten. Welche Reaktionen ich bekomme. Aber wenn ich es dann erstmal habe sacken lassen, merke ich, dass es mich wieder einen Schritt voran gebracht hat. Danke für das ehrliche Feedback. Manchmal braucht es eben einen schonungslos ehrlichen Tritt in den hintern.

    Volka

    Ich habe zum 31.8. gekündigt und beginne ab September meine neue Arbeit. Noch immer nicht so bezahlt, wie es meinem Studium entspricht, aber deutlich mehr, als bisher. Ich lege auch mittlerweile etwas Geld zurück. Gibt ein gutes Gefühl, etwas in der Hand zu haben. Und natürlich mache ich mir Gedanken über eine Trennung. Ich würde das schaffen, da mache ich mir keine Gedanken. Mal davon abgesehen, dass die Kinder im Zuge einer Trennung ihrem Vater ja nicht verlieren. Er ist und bleibt ihr Vater, und er ist ein guter. Aber er ist krank…

    Viele Grüße!

  • Hallo Marli,

    das ist doch schonmal ein großer Schritt, dass du die Phasen auch nur noch als solche wahr nimmst.

    Ich glaube am Ende braucht es immer diesen einen Moment wo es klick macht und man genau weiß, was zu tun ist.

    Bei mir war es, als mir folgendes gesagt wurde:

    Sie können ihn nicht ändern. Die einzige Frage, die sie sich beantworten müssen ist, wie lange kann und möchte ich diese Situation noch ertragen

    Meine Antwort darauf war: schon lange nicht mehr. Da machte es Klick und ich habe mich nach ein paar Tagen auch die räumliche Trennung in die Wege geleitet. Weil wenn wir ehrlich sind, emotional waren wir leider schon lange nicht mehr verbunden.

    Ich wünsche dir (und auch dir Volka ) das auch ihr bald diesen einen Moment erfahren dürft und einfach fühlt, was für euch das richtige ist.

    Lieben Gruß

    Hope

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