Marli - Letzter Versuch

  • Diese Phase mit dem vollen Weinglas kenne ich auch. In dieser Phase hat er auch gerne großmächtig angekündigt sich heute Abend ein Glas Wein zu gönnen und dann tatsächlich nur ein halbes getrunken und den Rest demonstrativ bis zum nächsten Tag stehen gelassen. Die Flasche und das Glas waren aber nur für mich. Er hatte seine Verstecke, aus denen er sich an diesen Abenden parallel bedient hat. Das ist leider auch kein Einzelfall. Flasche 1 steht sichtbar für den Partner und Flasche 2 haben sie im Schrank. Und wir stehen morgens auf und denken uns wow wie toll ist mein Mann. Die Flasche ist ja noch 3/4 voll

  • Hope21688 Der Gedanke kam mir natürlich auch. Aber wenn es so ist: wie soll ich das herausfinden? Die üblichen Verstecke sind alle gefunden, da wird nichts mehr hingestellt.

    Hast du Flaschen gefunden? Oder wie bist du ihm auf die „Schliche“ gekommen?

  • Ich hatte erst dann das Gefühl, aus der Co-Abhängigkeit draußen zu sein, als mich nicht mehr interessiert hat, wo die Verstecke sind. Solange man das Verlangen hat, dem Alkoholiker "auf die Schliche" Kommen zu müssen, steckt man noch tief drin imho.

  • Mona

    Ich weiß, was du meinst. Dieses nicht-sicher-wissen ob er trinkt oder nicht macht mich kirre.

    Bzw. nein, eigentlich ist es anders: ich weiß, dass er abends trinkt.

    Ich merke vor allem, dass ich das gar nicht so schlimm finde. Solange er trinkt, wenn wir alle im Bett sind, ist es seine Sache. Mir ist es gerade in erster Linie wichtig, dass die Kinder das nicht mitbekommen.

    Bei mir kommt dann nur die Unsicherheit hoch, ob er wirklich nur abends trinkt, oder auch am Tage. Er scheint nüchtern zu sein, aber ich merke, dass ich, sobald er nach Hause kommt, anfange, seinen Atem zu kontrollieren. Sind seine Begrüßungsküsse nur flüchtig, oder schmeckt bzw riecht er nach Kaugummi, frage ich mich sofort: liegt das daran, dass er getrunken hat? Manchmal meine ich, etwas zu riechen. Aber ich weißt es eben nicht. Das ist es, was mich wahnsinnig macht.

    Ach verdammt, es ist einfach eine ätzende situation…

  • Bei mir kommt dann nur die Unsicherheit hoch, ob er wirklich nur abends trinkt, oder auch am Tage. Er scheint nüchtern zu sein, ...

    Das kann noch Jahre so weiter gehen.

    Ich trank immer erst am Abend, es wurde immer mehr, ganz langsam über die Jahre, am nächsten Tag war ich wieder äußerlich nüchtern, doch Restalkohol hatte ich sicherlich.

    Ich war ein Meister im Verstecken und den Anderen etwas vorzumachen, heimlich trinken beherrschte ich, auch im Vorgaukel geringer Trinkmengen war ich sehr geübt.

    Je mehr mir misstraut wurde, desto mehr feilte ich an meinen Täuschungsmanövern, schon aus Trotz.

    Den Schein wahren hatte oberste Priorität.

    Ich kann nur von mir berichten.

    Was dein Mann tut ....???

    Doch ich gebe allen Recht, es ist sinnlos, herausbekommen zu wollen, was, wieviel er wann trinkt.

    Selbst wenn du es weißt, was ändert das?

  • Den Schein wahren hatte oberste Priorität.

    Ich kann nur von mir berichten.

    Ja, das Gefühl habe ich momentan auch.

    Selbst wenn du es weißt, was ändert das?

    Ja, was ändert das? Vielleicht, dass ich es endlich schaffe, die rosarote Brille abzusetzen. Entscheidung zu treffen, die getroffen werden müssen. Schritte einzuleiten, die ich dann machen muss. Und vor allem: mich von ihm zu verabschieden.

  • Und ja, ich kann mir schon euren Einwand bzw eure Meinung vorstellen: das ist co abhängiges Verhalten.

    Und jetzt kommt das große ABER: es ist auch mein Verhalten als Partnerin, als Mutter von zwei Kindern. Die hier alles über den Haufen werfen müsste. Da brauche ich einen Grund und zwar einen handfesten, keine Vermutungen.

  • Hallo Marli,

    du wartest vielleicht auf etwas, das so nie eintreffen wird. Als Partnerin eines Trinkers passiert es leicht, dass man vieles schluckt, immer wieder entschuldigt und die Augen verschließt, weil die Veränderung, die nötig wäre, so anstrengend und angsteinflößend ist.

    Wie viele Gründe zu gehen hat er dir schon geliefert, die immer wieder im Sande verlaufen sind oder über die wieder das Gras der Hoffnung gewachsen ist?

    Ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, obwohl ich mehr als nur einen Grund von meinem Mann geliefert bekommen habe, war alles, was ich dann im Zuge der Trennung tun musste, zunächst einmal völlig gegen mein Gefühl, gegen meinen Wunsch und Willen. Ich musste nur nach meinem Verstand, aber völlig gegen mein Gefühl (Angst, Schmerz, Verzweiflung, Hoffnung, Nichtwahrhabenwollen) handeln.

    Ich glaube, es ist ein totaler Wunschtraum, dass irgendwann der Zustand eintritt, indem man mit totaler verstandes- und gefühlsmäßiger Überzeugung geht - es sei denn, man ist ein völlig anderer Typ, aber ich denke, ein solcher Typ wäre gar nicht in "unsere" Lage gekommen.

    LG, Saphira

    Einmal editiert, zuletzt von Saphira (2. Februar 2023 um 13:32)

  • Hallo Marli,

    ich hätte da einen super guten Grund - Du fühlst dich nicht mehr wohl in der Beziehung, es geht dir nicht gut damit. So wie der Alkoholiker für sein Leben verantwortlich ist, bist du es genauso für deins und in diesem Fall für das deiner Kinder. Sorge dafür, dass es euch gut geht und lass ihm seinen Teil an der Verantwortung.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hey Marli,

    ich muss da Saphira leider zu 100% zustimmen.

    Ich hab das jetzt ganz aktuell und es ist schmerzhaft, ja, aber irgendwann kehrt etwas Ruhe zurück. Die Gefühle für ihn haben sich bisher auch nicht geändert. Ich liebe diesen Mann immer noch sehr. Ich bin jetzt seit 6 Wochen weg und ich habe gemerkt, dass ich wieder etwas inneren Frieden bekomme und auch, dass ich den Umbruch schaffe. Klar bin ich traurig und manchmal falle ich in das Loch, da es mir auch Angst macht, wie es für mich weitergeht. Aber mir gehts trotzdem generell besser. Die ständige (mir selbst gemachte) Verantwortung für ihn. Das ständige auf und ab zwischen Hoffen und Enttäuschung. Das, was mich tagtäglich so zermürbt hat. Genau das ist nicht mehr präsent.

    Ich kann dir nur empfehlen, auf dich und deine Bedürfnisse mehr Rücksicht zu nehmen, als auf seine. Stärke deinen Selbstwert. Besorg dir Hilfe. Vor allem Selbsthilfe: Tu dir Gutes. Ich hab Meditationen angefangen. Ich lese viel über die Co und die Alkoholsucht. Hab ganz tolle Podcasts gefunden, die mir unheimlich helfen, sowohl mein Verhalten als auch seins zu verstehen. Damit wird’s ein wenig leichter. Du musst nichts von heute auf morgen entscheiden. Aber du musst dich abgrenzen. Sein Problem bei ihm lassen und nicht weiter zu deinem machen. Und irgendwann kannst du deine Entscheidung treffen. Nämlich dann, wenn du selbst deinen absoluten Tiefpunkt erreicht hast oder wenn du durch deine Selbsthilfe die Erkenntnis hast, dass es so für dich und die Kids nur besser werden kann. Ich wünsche dir, das Zweite 😘

  • Hallo in die Runde!

    Mir geht seit ein paar Tagen eine Frage im Kopf herum, von der ich gerne mal eure Meinungen wissen würde.

    Meinem Mann zufolge ist einer der Hauptgründe für sein trinken, dass unsere Beziehung ziemlich eingeschlafen ist. Soll heißen: kaum Zeit zu zweit, weder abends noch am Tage, die Kids sind im Grunde immer dabei. Kein abendliches Fernsehen, kein kuscheln, keine Nähe. Sehr oberflächlich alles, es wird nur noch das nötigste, sprich, organisatorische besprochen.

    Was soll ich davon halten? Mir ist natürlich bewusst, dass das noch lange kein Argument ist, zu trinken. Die Schuld dafür lasse ich mir nicht mehr zuweisen.

    Dennoch kreist in meinem Kopf die Idee, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Zeit mit ihm verbringen, die Kinder mal zur Oma bringen, damit wir zusammen essen gehen können etc.

    Mich abends mit ihm zusammensetzen, fern schauen, reden, Zeit verbringen.

    Einerseits denke ich: Nein! Es ist jetzt erstmal an ihm, mit zu zeigen, dass er sein Problem ernsthaft angeht. Erst dann lasse ich mich wieder mehr auf ihn ein. Ein Teil von mir sträubt sich dagegen, sagt: das ist der falsche Weg.

    Andererseits denke ich: was habe ich zu verlieren? Lass es doch auf einen Versuch ankommen, vielleicht wirst du überrascht. Wenn dann nach wie vor keine Veränderung einsetzt, habe ich Klarheit dazu bekommen, habe mir nichts vorzuwerfen und kann mir auch nichts mehr vorwerfen lassen. Kann mit guten Gewissen sagen, dass ich alles mit mögliche getan habe, die Situation zu verändern. Ist das wieder co denken?

    Mein Mann und ich haben, bevor die Kids da waren, im Prinzip jede Minute miteinander verbracht. Waren viel unterwegs, viel Nähe.

    Doch jetzt kommt das große ABER: Alkohol war immer im Spiel. Seit wir uns kennen. Doch da habe ich noch mitgetrunken. Es gab auch schon damals Situationen, in denen er deutlich zu viel getrunken hat, in denen er mir unangenehm war, regelrecht peinlich.

    Mache ich mir etwas vor, wenn ich nun versuche, wieder zum damaligen Stand zurückzukehren, nur aber eben ohne Alkohol? Macht das überhaupt Sinn oder ist von vornherein zum scheitern verurteilt?

    Ich weiß natürlich, dass jeder Mensch, jede Beziehung anders ist, doch mich würden einfach mal eure Erfahrungen/Meinungen dazu interessieren. Kann die Rückkehr zu einer engeren Beziehung einen alkoholiker dazu bringen, mit dem trinken aufzuhören bzw. sich Hilfe zu holen? Oder ist das nur wieder ein vorgeschobener Grund, um das trinken zu rechtfertigen? Und vermittelt das nicht ein völlig falsches Bild? So nach dem Motto: Super, sie hat aufgehört zu motzen und die Beziehung läuft wieder, dann kann ich ja ungestört weitertrinken!

    Liebe Grüße, und ein schönes Wochenende euch,

    Marli

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