Pgauguin - Vorstellung

  • Hallo,

    Ich bin Paul und 66 Jahre alt, habe zwei Söhne (38 und 36). Der jüngere lebt und arbeitet in den USA. Der ältere, na ja, hat selber große Probleme mit Drogen und Alkohol. Meine Frau ist vor 5 Jahren an Krebs verstorben. Wir waren schon viele Jahre geschieden, doch haben uns nie aus den Augen verloren. Kurz vor ihrem Tod wollte sie mich nochmal heiraten, was wir auch gemacht haben.

    Alkohol begleitet mich schon lange Zeit, seit so Mitte 20. Ich habe immer gern und viel getrunken. Wenn gesundheitliche Probleme auftauchten, habe ich immer die Reißleine gezogen, habe dann auch für längere Zeit (bis zu einem Jahr) abstinent gelebt.

    Ich lebe in gesicherten Verhältnissen mit Haus; Autos und genügend Geld). Erst recht nach dem Tod meiner Frau brachen jedoch alle Dämme. Ich hatte die Kontrolle verloren. Es gab Tage, da fing ich schon am Morgen an zu saufen, den ganzen Tag, bis ich betrunken eingeschlafen bin. Mein Haus zeigt schon Spuren der Vernachlässigung. Ich trank täglich, Bier, Wein und auch härtere Sachen. Manch einer wird denken, na ja, er trauert noch um seine Frau, doch diese Exzesse gab es früher auch schon zu genüge.

    Ich habe hier einige Geschichten gelesen und ich könnte sie problemlos fortsetzen. Ich habe eine richtige Saufvergangenheit, doch nie berufliche Probleme. Ich bin nie richtig auf die Schnauze gefallen. Doch einmal, besoffen im Keller, beim Bierholen, habe dabei die oberen Schneidezähne verloren.

    Ich will nicht rumjammern. Mein älterer Sohn befindet sich gerade im freien Fall, Job weg, Frau und KInd weg und nur wegen Alkohol und Drogen.

    Ich möchte mein Leben ändern und nicht mehr trinken. Ich kenne den Saufdruck, es geht bis zur Bettschwere, wanke die Treppe hoch und schlafe ein, bzw. falle in Ohnmacht. Ich denke, das Leben kann auch ohne Alkohol funktionieren, es gibt genügend Beispiele.

    Ich suche nicht die klassischen Ratschläge wie: "Such dir Hilfe, geh um Arzt usw."

    Es wäre schön, wenn ich mich hier austauschen könnte und freue mich, den Weg zu euch gefunden zu haben.


    Viel Gutes

    Paul

  • Hallo Paul,


    Auch wenn Du das nicht so gern wolltest, aber: Den Ratschlag "Geh zum Arzt" gebe ich Dir trotzdem, denn wenn Du plötzlich den Alkohol absetzt (einen kalten Entzug machst) kann das gefährlich werden. Hier mal ein Artikel dazu.



    Den Ratschlag "Such Dir Hilfe" muss ich Dir tatsächlich nicht mehr geben, denn das hast Du bereits erledigt, indem Du hier bist :)

    Das freut mich sehr und wird Dir sicherlich eine große Unterstützung sein. Wir sind hier ein Selbsthilfeforum und indem Du Dich hier angemeldet hast, konntest Du Dich ja auch schon zu einem großen Schritt durchringen.


    Wann hast Du denn zuletzt etwas getrunken?


    LG Cadda

  • Auch von mir herzlich Willkommen. Das mit deiner Frau tut mir sehr sehr Leid. Ich kann dich nachvollziehen und kann mir im gleichen Moment gar nicht vorstellen wie schrecklich das sein muss.


    Mir hat die Frage: Bringt mich Alkohol beim Lösen meiner Probleme weiter?

    oft geholfen.


    Die Antwort kennt jeder.


    Wenn du was brauchst sag gerne Bescheid.


    Gruß. der Moon

  • Willkommen Paul

    Gut das du dich hier angemeldet hast.

    komm zuerst mal an,lies dich ein .

    Den ersten wichtigen Schritt hast du gemacht.Ein Weg besteht nun mal aus Schritten.Ganz klassisch.

    Gruß Bolle(67)zufrieden mit dem tockenen Weg

  • Hallo Paul,


    willkommen hier im Forum. Nun sind es oft die „klassischen“ Ratschläge, die aber wichtig sind. Wie schon geschrieben der Besuch beim Arzt, um alles zu besprechen. Die Entgiftung muss ja nicht zwangsläufig stationär durchgeführt werden, theoretisch geht das ja auch ambulant.


    Ebenso „klassisch“ ist der Blick in die Artikel zu den Grundbauseinen und dem Notfallkoffer. Wenn du dauerhaft abstinent leben möchtest, gehört ja einiges an Veränderungen dazu. Wie kann man bei akutem Suchtdruck gegensteuern und wie kann ich verhindern, dass es soweit kommt?


    Ist deine Wohnung denn schon alkoholfrei? Hast du dir schon überlegt, wie du deine Zeit anders gestalten kannst?


    Viele Grüße

    Seeblick

  • Dane für die Antworten und guten Wünsche

    Nein, Seeblick, meine Wohnung ist noch nicht alkoholfrei. Ich denke, in einer Zeit, wo Alkohol immer und jederzeit verfügbar ist (keine 10 Minuten Aufwand), ist es unerheblich. Oder: Lieber schaue ich dem Feind ins Auge. Ich habe das Gefühl es stärkt mich. Natürlich bin ich, wie fast jeder Alkoholiker, schon mehrfach kläglich gescheitert aber nicht weil Alkohol im Haus war.

    Ich ängstige mich nicht vor dem Entzug. Hätte ich jedoch schweren Entzug, würde ich sicherlich einen Arzt aufsuchen. Ich sehe das in etwa so. Der Entzug ist die erste große Rechnung, die ich dem Alkohol zahlen muss und ich bin bereit zu zahlen. Ich weiß, nach dem Entzug ist es noch lange nicht vorbei, es fängt gerade mal richtig an.

    Meine bisherigen Versuche waren nicht von dem Gedanken begleitet, nie mehr zu trinken. Ich wollte mir nur etwas beweisen. Doch nun denke ich anders. Ich will den Rest meines Lebens ohne Alkohol sein.

  • pegaugui bei mir ist es genauso. Alkohol befindet sich nach wie vor in der Wohnung (hab drei Mitbewohner und da wird ab und an einfach getrunken. Ich sehe das nicht als Bedrohung, zumal eine 24\7 Tankstelle direkt vor der Haustür ist. Gerade mal 20 Sekunden Fußweg. Auch ich habe die Entscheidung nie mehr zu trinken gerade erst getroffen. Pausen hatte ich in der Vergangenheit öfter. Fühlt sich diesmal wohl auch bei dir etwas anders an als nur "mal wieder" eine Pause zu machen, hm?

  • Guten Abend pgaugin,


    mit der Zeit werden die Gedanken an Alkohol ja immer weniger. Aber jedes Mal, wenn Du eine Deiner Alkflaschen daheim zu Gesicht bekommst, wirst Du daran erinnert. Das ist sehr nervig und es trifft einen vielleicht in einer Situation, in der man gerade psychisch angeschlagen ist.

    Da Du ja nie wieder trinken möchtest, sehe ich keinen Sinn darin, weiterhin Alkohol im Haus zu haben.


    Es ist auch noch ein Unterschied, mit dem Geldbeutel aus der Tür zu marschieren, oder den Stoff direkt schon vor der Nase zu haben.

    Deinen "Feind" wirst Du mit "ins Auge schauen" nicht beeindrucken können. Es ist eine passive Flüssigkeit. Die rennt nicht weg.


    VG Alex

  • Es ist auch noch ein Unterschied, mit dem Geldbeutel aus der Tür zu marschieren, oder den Stoff direkt schon vor der Nase zu haben.

    Denn auf dem Weg zur Tränke, kannst Du Dich noch mal selbst am Riemen reißen, während der Stoff daheim in der Zwischenzeit schon getrunken wäre.


    Überdenke Deinen Standpunkt besser noch mal. Zumal der optische Trigger schon heftig ausfallen kann.


    Zum kalten Entzug hat Cadda ja schon den entscheidenden link gesetzt.

  • Ja, Carl Friedrich und Alex, ihr habt vollkommen recht. Ich dachte mir, wenn ich dieser Gefahr widerstehen kann, bin ich auch gegen andere Gefahren (und sie werden kommen) gewappnet. Dies mag mein Irrtum sein. Vielen Dank für die Hinweise, ich werde meinen Standpunkt überdenken.

  • Hallo pgauguin,

    als ich meinen Alk. zu Haus entsorgte, war es für mich eine Manifestation.

    Ich entschied mich, ich "brach die Brücke" hinter mir ab!

    Auch ich hätte mir jeder Zeit neuen Stoff kaufen können, doch das hätte für mich Schwäche bedeutet ... doch ich wollte, nicht mehr trinken. Ich wollte zu mir ehrlich sein und mit der ständigen Herumgeeierei aufhören.

    Ich wollte mir etwas beweisen!

    Und mir das eventuelle Scheitern erschweren.

  • Guten Morgen pgauguin,


    viele denken anfangs, dass es gerade richtig ist, den Alkohol vor sich stehen zu lassen. Das ist es aber nicht. Gerade am Anfang wäre es richtig, Dich zu schützen. Natürlich kannst Du vor dem Alkohol nicht weglaufen, denn er ist überall. Aber Du solltest ihm auch nicht entgegengehen und das Zuhause gehört einfach alkoholfrei, damit machst Du es Dir wesentlich leichter.


    Du hast zwar nun schon eine Woche nichts getrunken, aber überlege Dir trotzdem ob Du vorsichtshalber noch einmal zum Arzt gehst. Es geht ja letzendlich nicht nur (wenn auch hauptsächlich) darum, die Gefahren eines kalten Entzuges zu vermeiden.

    Auch wenn Du nun schon eine Woche nüchtern bist, ist es auch für die Psyche ein großer Schritt. Es ist nie verkehrt, dem Arzt einfach mit auf dem Weg zu geben "Ich bin alkoholabhängig und möchte da raus". Dann kann er Dich einmal durchchecken und weiß es einfach zukünftig und Du wirst dann sicherlich irgendwie Erleichterung verspüren. So berichten es zumindest viele.


    Wie dem auch sei ist es gut, dass Du hier bist. Da Du etwas unsicher zu sein scheinst, wie Du Dich am besten verhältst, sende ich Dir einmal unseren Artikel über die Grundbausteine. Da steht einiges drin:



    LG Cadda

  • Cadda

    Hat den Titel des Themas von „Vorstellung“ zu „Pgauguin - Vorstellung“ geändert.
  • Guten Tag beisammen,

    ich habe in den letzten Tagen hier viel gelesen und einige Schicksale haben mich sehr berührt. Ich bin nicht allein. Dies Erkenntnis ist schon mal eine gute Sache. Aber ich erkenne auch die Schwere des Themas. Sich selbst einzugestehen Alkoholiker zu sein ist leicht gesagt. Doch zu hinterfragen: "Ist es tatsächlich mein Wunsch nie mehr Alkohol zu trinken?" Das ist schon schwieriger. Wie werde ich reagieren, wenn es mir besonders gut geht oder wie, wenn ich einen Tiefschlag erhalte. Und ich weiß, diese Situationen werden kommen. Das macht mir gerade Sorgen.


    Viel Gutes

    Paul

  • HeHe , welch ein Ansatz aber überflüssig. Es mag heimliche, gar unheimliche Säufer geben aber ein zufriedener ist mir noch nicht untergekommen. Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich will nicht mehr selbstzerstörerisch trinken, selbst wenn es bedeutet, nie mehr zu trinken. Und ich scheue mich nicht dabei um Hilfe zu bitten. Ich suche die Schuld nicht bei anderen, sondern nur bei mir. Es gab kein Glas, das ich nicht freiwillig getrunken hätte. Leider gibt es keine Checkliste, die man abarbeiten kann. 1.2.3...., dann wird es schon klappen. Wir sind alle Einzelfälle. Jeder hat seinen Rucksack zu tragen.

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