Sani - ich bin am Ende meiner Kräfte

  • Hallo Liebe Community,

    weiß garnicht womit ich hier anfangen soll, habe mir viele andere Beiträge durchgelesen und erkenne viele Parallelen zu meiner aktuellen Beziehung. Ich bin 25 Jahre alt und mein Partner 41 und Alkohol und Cannabisabhängig. Wir sind seit 2 Jahren zusammen. Bereits zu Beginn unserer Beziehung war Alkohol meist Teil unserer gemeinsamen Zeit, v.a. zu Beginn als ich auch nicht wusste dass er schon öfter mit vermehrtem Alkoholkonsum zu kämpfen hatte. Wir haben oft zusammen getrunken um anfängliche Unsicherheiten zu beseitigen und einfach ne lockere Zeit zu haben. Aber immer nur alleine, Party oder unter anderen Leuten sein war nicht so seins.

    Es war von Anfang an immer ein hin und her, weil er sich nicht sicher war was er wollte und doch ein großer Altersunterschied besteht. Genau das hat bei mir vermutlich den Kämpferinstinkt geweckt um ihn zu 'erobern' und ein gemeinsames Leben aufzubauen. Daran habe ich auch lange fest gehalten aber ich bin am Ende meiner Kräfte. Zunächst war der Alkoholkonsum noch dezent, also nicht jeden Tag Alkohol und auch kein hartes Zeug sondern nur Wein oder Bier.

    Durch multiple Ereignisse, bei denen ich auch große Schuld mit dran habe, gab es immer mehr Situationen in denen ein trinken bis zum Umfallen statt fand. Er hat große Vertrauensprobleme und unterstellte mir jedes mal wenn ich auf der Arbeit war dass ich ihn dort betrüge, während er daheim auf der Couch liegt (weil er gerade arbeitssuchend ist). Dadurch kam es oft zum Streit weil er betrunken dann verbal ausfallend und beleidigend wurde. Ich habe immer mehr versucht ihm die Sicherheit zu geben dass er mir mehr vertraut, mich isoliert und bloß keine Gründe zu geben an mir zu zweifeln. Dadurch habe ich viele Freundschaften und Familienbesuche aufgegeben und stehe gerade fast alleine da. Er hat durch seinen Konsum und seine Depression auch eigentlich keine Freunde außer mir.

    Dann kam der erste Urlaub und ich dachte das wird jetzt richtig gut. Mal nen romantischen Sonnenuntergang zusammen anschauen oder schön essen gehen. Aber letztendlich war er jeden Tag betrunken und bekifft, und Erinnerungen habe nur ich an diese Zeit. Bei ihm meist kompletter Blackout.

    Wenn ich das so lese kann ich selbst nicht nachvollziehen was mich noch so bei ihm hält, aber wenn er nüchtern ist ist er meist sehr verständnisvoll, ein liebevoller Partner. Und an diesen positiven schönen Zeiten halte ich immer noch fest und denke nur wenn ich mich noch mehr anstrenge ihn zu bespaßen und zeit zusammen zu verbringen, abzulenken und zu unterstützen wird er der Partner der er manchmal nüchtern ist und wir haben noch eine gemeinsame Zukunft.

    Er hat auch oft gesagt er will was ändern und kann so nicht weiter machen, aber maximal bleibt es bei 2 oder 3 nüchternen Tagen, danach ist der Absturz dann um so stärker. Und jedes mal wenn es am Abend aufgrund seines Zustandes wieder verbale Beleidigungen gibt weil ich ihm nicht sein 13. Bier von der Tanke holen will habe ich fast schon Koffer gepackt, nur um dann am nächsten morgen wieder von Entschuldigungen eingehüllt zu werden.

    Seine Eltern wissen inzwischen dass er etwas Probleme mit Alkohol hat aber kennen das Ausmaß nicht. Ich versuche ihn immer zu unterstützen aber es gibt mir jedes mal so einen Stich ins Herz wenn er wieder komplett besoffen neben mir liegt. Und es fällt mir in solchen Momenten dann so schwer an mich zu denken und mich nicht komplett zu vernachlässigen.

    Habe meine Schwester auch sehr früh verloren und konnte sie nicht retten und habe eine große Angst dass es bei ihm auch so wird und ich noch einen geliebten Menschen begraben muss.

    Haben oft darüber geredet aber letztendlich redet er zwar viel und reflektiert darüber aber ändert einfach nichts..

    Ist es an der Zeit loszulassen oder muss ich einfach nur länger durchhalten? Habe auch große Angst dass es ihn dann komplett in den Abgrund reißt wenn ich mich trenne und er keinen Sinn mehr im Leben sieht. Das hat er betrunken schon oft durchblicken lassen. Ob er sich daran erinnert weiß ich nicht, hab ich mich nicht getraut anzusprechen.

    Manchmal denke ich es ist egoistisch von mir ihn jetzt fallen zu lassen obwohl ich am Anfang ja so um uns gekämpft hab. Aber ich weiß nicht mehr weiter und komm oft selbst auch kaum aus dem Bett und bin nur am weinen.. wenn er es dann mal mitbekommt dass es mir schlecht geht und ich weine kommt nur du machst wieder unnötig Drama, nerv nicht. Und diese Gefühl auf der Arbeit immer nachzudenken und zu kontrollieren ob ich mich auf einen schönen Abend freuen kann oder einen Betrunkenen vorfinden werde ist so belastend.

    Macht mir auch große Angst dann wieder bei 0 anzufangen und alleine zu sein. Oder dass ich niemanden mehr finde der mich so versteht wie er. Denn wir haben schon viele Gemeinsamkeiten und ich hab auch mit einigen Altlasten zu kämpfen, und er liebt mich trotzdem.

    Hoffe ich hab nicht zu weit ausgeholt und freue mich auf Rückmeldungen..

    LG

  • Liebe Sanni,

    Wilkommen im Forum, schön dass du hergefunden hast. Ich fall gleich mal mit der Tür ins Haus

    Ist es an der Zeit loszulassen

    Ja!

    Du bist so jung, dir steht dein ganzes Leben offen. Vergeude es nicht weiter in einer ungesunden Beziehung. Er ist über 40 und hat viele Baustellen, das zeugt nicht wirklich von erwachsenem, reflektierten Verhalten.

    Ich habe den Fehler gemacht mich in so eine Beziehung reinzustürzen und viel, viel investiert. Der Weg raus ist kein Pappenstiel (Kinder, Haus,...). Also kann ich dir wirklich nur raten...lauf! So schnell du kannst. Und schau ganz genau hin, warum du in dieser Beziehung gelandet bist und warum du dich so schwer trennen kannst. Es wird für deinen zukünftigen Weg von großer Bedeutung sein.

    LG,

    Kintsugi

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Hallo Sanni,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum, in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    Warum glaubst du Schuld, oder eine Mitschuld am Alkoholismus deines Freundes zu haben? Das hast du ganz bestimmt nicht.

    Wenn du dich hier austauschen möchtest, klicke bitte unten auf den Link, stell dich nochmal ganz kurz vor, damit wir dich für die offenen Bereiche freischalten können. Dort beginnt dann der eigentliche Austausch.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Kintsugi,

    Danke für deine ehrlichen Worte.

    ich kann mir garnicht vorstellen wie schwer es ist aus so einer Situation mit Kinder oder Haus rauszukommen. Beides haben wir zum Glück nicht. Wünsche dir weiterhin viel Kraft!

    ich bin dabei das in der Therapie herauszufinden was mich so an ihm hängen lässt, und ich denke ich habe einen Ersatz für meinen Vater gesucht und gefunden und das jetzt loszulassen und diese Beziehung und Wärme aufzugeben und wieder 'allein' dazu stehen macht mir große Angst.

  • Hallo Morgenrot,

    danke das mach ich!

    er hat das ein paar mal gesagt dass ich v.a. am Anfang der Beziehung um lockerer zu werden Alkohol getrunken hab und er dann erst wieder richtig auf den Geschmack von dem Rausch gekommen ist. Und auch einige Belastungen während unserer Beziehung ihn eher in diese Richtung getrieben haben. Wenn ich versuche reflektiert darüber nachzudenken hab ich daran wenig Schuld, ich wusste es am anfang der Beziehung ja auch nicht und er hat nichts gesagt dass er Probleme mit Alkohol hat.. trotzdem fühl ich mich natürlich schuldig wenn ich seh wie schlecht es ihm durch den Alkohol aktuell geht und er dann solche Aussagen trifft

  • Hallo Sanni,

    was die sehr viele Alkoholiker absolut grandios beherrschen, ist die Fähigkeit, dem Umfeld die Schuld für ihr eigenes Trinkverhalten zu geben. Ich konnte das auch sehr gut. So musste ich nicht bei mir selber hinschauen.

    Fakt ist aber: Niemand hat mir das Glas an den Mund gehalten. Die Entscheidung zu trinken kam immer von mir. Von mir alleine.

    Und nein, so sieht keine liebevolle Beziehung aus. Niemand muss sich in einer Beziehung beleidigen oder erniedrigen lassen. Aber da kommt halt das Thema Co-Abhängigkeit ins Spiel. Es gaukelt dir vielleicht vor, dass du nichts wert bist oder dass du es alleine nicht schaffen kannst.

    Das ist aber genau die Spirale. Denn meistens ist es der Alkoholiker, der dem Co genau das vermittelt.

    Das ist oft der Fall, ich möchte es aber nicht verallgemeinern.

    Du kannst für dich mal schauen, wie sehr du dich darin wieder findest.

    und denke nur wenn ich mich noch mehr anstrenge ihn zu bespaßen und zeit zusammen zu verbringen, abzulenken und zu unterstützen wird er der Partner der er manchmal nüchtern ist und wir haben noch eine gemeinsame Zukunft.

    Siehst du das als deine Aufgabe an? Deinen Partner zu bestärken und zu bespaßen? Ist das für dich eine Beziehung auf Augenhöhe? Ich stelle es mir sehr anstrengend vor, seinen Partner immer bei Laune halten zu müssen, nur damit er nicht trinkt. Und dann? Soll das ein Leben lang so weitergehen?


    Er hat auch oft gesagt er will was ändern und kann so nicht weiter machen, aber maximal bleibt es bei 2 oder 3 nüchternen Tagen, danach ist der Absturz dann um so stärker.

    Worte sind hier wirklich Schall und Rauch. Wenn er wirklich etwas ändern möchte, muss er von sich aus, aus freiem Willen, aktiv werden. Das wird er aber nicht. Darum brauchst du darauf nichts geben was er sagt.

    Habe auch große Angst dass es ihn dann komplett in den Abgrund reißt wenn ich mich trenne und er keinen Sinn mehr im Leben sieht. Das hat er betrunken schon oft durchblicken lassen.

    Es ist nicht deine Aufgabe ihn zu retten. Wenn er so weitermacht wird er untergehen. Mit dir oder ohne dich. Denn die Entscheidung zu einer Veränderung muss von ihm kommen. Du hast da keinen Einfluss drauf.

    Und wenn er dir so etwas sagt, ist das emotionale Erpressung. Genau so etwas wirkt beim Co natürlich absolut. Da kommen Schuldgefühle und Verantwortungsgefühl. Frei nach dem Motto "Du bist schuld, wenn mir etwas passiert, wenn du mich verlässt."

    Nein liebe Sanni, so funktioniert so etwas nicht. Die Verantwortung für sein Leben trägt er ganz alleine. Er ist erwachsen und darf selber entscheiden wie und ob er leben möchte.

    Manchmal denke ich es ist egoistisch von mir ihn jetzt fallen zu lassen

    Darf ich den Satz mal für dich umstellen, so dass er nicht mehr so negativ klingt?

    "Ich denke, es wäre sehr selbstliebend und selbstfürsorgend, wenn ich ihn in Liebe gehen lasse und dafür sorge, dass es mir zukünftig gut geht"

    Liebe Sanni, du hast ein Recht auf ein glückliches Leben.

    Und genau wie er auch, bist du selber dafür verantwortlich das zu bekommen.

    Alles Liebe

    Twizzler

  • Hallo Twizzler,

    danke für deine Antwort.

    Siehst du das als deine Aufgabe an? Deinen Partner zu bestärken und zu bespaßen? Ist das für dich eine Beziehung auf Augenhöhe? Ich stelle es mir sehr anstrengend vor, seinen Partner immer bei Laune halten zu müssen, nur damit er nicht trinkt. Und dann? Soll das ein Leben lang so weitergehen?

    Nein da hast du recht das ist nicht meine Aufgabe. Und es ist so auch keine Beziehung auf Augenhöhe.. oft kann ich nicht ich selbst sein weil ich Angst habe was falsches zu sagen was ihn triggert und ich dadurch den Tag ruiniere und er wieder trinkt.. so stelle ich mir nicht den Rest meines Lebens vor

    Es ist nicht deine Aufgabe ihn zu retten. Wenn er so weitermacht wird er untergehen. Mit dir oder ohne dich. Denn die Entscheidung zu einer Veränderung muss von ihm kommen. Du hast da keinen Einfluss drauf.

    Und wenn er dir so etwas sagt, ist das emotionale Erpressung. Genau so etwas wirkt beim Co natürlich absolut. Da kommen Schuldgefühle und Verantwortungsgefühl. Frei nach dem Motto "Du bist schuld, wenn mir etwas passiert, wenn du mich verlässt."


    Nein liebe Sanni, so funktioniert so etwas nicht. Die Verantwortung für sein Leben trägt er ganz alleine. Er ist erwachsen und darf selber entscheiden wie und ob er leben möchte.

    auch da hast du recht. In den meisten Momenten ist mir das klar und ich habe schon so oft den Entschluss gefasst jetzt geh ich wirklich, vielleicht fällt ihm dann doch auf wenn ich nicht mehr da bin dass er etwas ändert. Aber dann kam meist ein guter Tag und mein Entschluss ist wieder verpufft.

    Und über Verantwortung hab ich auch viel nachgedacht. Manchmal merke ich wie ich in der Opferrolle versinke und Angst hab Verantwortung für mein eigenes Leben zu übernehmen. So ist es manchmal leicht zu sagen: ich kann heute dies oder jenes nicht machen weil ich mich um meinen betrunkenen Partner kümmern muss.

    Habe lange Zeit gehofft dass ich es schaffe mich da abzugrenzen und trotzdem was alleine in der Welt da draußen zu machen auch wenn ich dann genau weiß wenn ich wieder komm ist er betrunken und ich konnte nicht verhindern dass er doch noch betrunken mit dem Auto neuen Alkohol kaufen fährt..

    aber das schaff ich nicht und bleibt dann doch lieber daheim und vergesse dass es mich und mein Leben auch noch gibt.

    "Ich denke, es wäre sehr selbstliebend und selbstfürsorgend, wenn ich ihn in Liebe gehen lasse und dafür sorge, dass es mir zukünftig gut geht"


    Liebe Sanni, du hast ein Recht auf ein glückliches Leben.

    Und genau wie er auch, bist du selber dafür verantwortlich das zu bekommen.

    Ich danke dir für diese Worte!

    und denke es wird langsam wirklich mal Zeit für mich und mein Leben zu sorgen und ihn gehen zu lassen. Hoffe ich bin stark genug und schaffe es nicht wieder schwach zu werden..

    Was mich auch oft beschäftigt ist die Frage ob ich mich seiner Schwester oder Familie anvertrauen soll damit sie ein Auge auf ihn haben und vielleicht besser unterstützen können als ich es konnte? Oder gibt das nur mehr Probleme und ich habe darauf kein Recht mich in seine Angelegenheiten einzumischen wenn ich vorhabe zu gehen?

    LG Sanni

  • Hallo Sanni,

    hier geht es nun weiter mit dem Austausch.

    Du kannst dich seiner Familie anvertrauen, wenn du ein gutes Verhältnis zu ihnen hast. Dass du dich trennst weil er abhängig ist und nichts daran ändern will.

    Aber ihnen sozusagen die Verantwortung für deinen Partner zu übergeben ist nicht gut. Denn dann sind sie auch sehr schnell coabhängig.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Genau das, was Aurora geschrieben hat, lag mir auch auf der Zunge.

    Es ist ebenso wenig die Aufgabe der Familie sich um ihn zu kümmern, wie es deine ist.

    Es ist einzig und alleine seine Aufgabe.

    Es gibt so viele Hilfsangebote. Er müsste theoretisch nur zugreifen, wenn er denn wollen würde.

    Aber er will (noch) nicht.

    Bleib hier in diesem Forum, lies dir die Geschichten durch und schreibe was das Zeug hält. Dann hast du alles schwarz auf weiss und kannst es dir wieder und wieder durchlesen.

  • Gerade gab es wieder einen mega Streit. beim spazieren gehen ging es mir nicht gut und ich hab gefragt ob wir umkehren können und er meinte jetzt hab ich ihm den gesamten Ausflug vermiest und er braucht jetzt Alkohol um den Abend mit mir zu ertragen.. als ich gesagt hab dass er garnicht verstehen kann wie ich mich jetzt fühle wenn er mir das Gefühl gibt dass ich daran schuld bin dass er trinkt meinte er nur ist mir egal was du denkst

    Ich sitz wieder weinend da und schwöre mir dass das jetzt zu viel war und ich mich nicht mehr beschimpfen lassen werde und alles keinen Sinn mehr hat ..

    spricht da nur die sucht aus ihm und ich übertreibe?

    muss das nur mal ausschreiben dass ich mich am nächsten morgen wenn es ihm wieder leid tut nicht einwickeln lasse und wirklich gehe ;(

  • Liebe Sanni, also wenn es mir nicht gut gehen würde auf einem Spaziergang, dann würde mein Mann vorschlagen heim zu gehen. Er würde sich um mich kümmern und gucken, wie wir trotzdem eine möglichst gute gemeinsame Zeit haben könnten.

    Völlig egal was da aus ihm spricht, es ist auf jeden Fall kein liebevoller und dir zugewandter Umgang.

    Aus meiner Perspektive kann jemand dem egal ist was du denkst, grundsätzlich kein Partner auf Augenhöhe für dich sein. Von fehlender Liebe möchte ich gar nicht erst anfangen.

    Sammle diese Momente und überleg dir genau, ob du dir deine Zukunft wirklich so vorstellst.

    Liebe Grüße, Lea

  • Liebe Sani,

    Schau doch mal für einen kurzen Augenblick in die Zukunft. Sagen wir fünf Jahre. Möchtest du dann nach wie vor genauso dastehen wie jetzt? Oder denkst du, dass du das so lange nicht aushalten magst und dann lieber einen Schlussstrich ziehst?

    Wenn zweiteres der Fall ist, dann komm in die Handlung, bevor weitere Monate und Jahre ins Land ziehen.

    Auch wenn dir fünf Jahre lang erscheinen mögen, diese Zeit kommt schneller als du denkst und dann blickst du zurück und ärgerst dich über diese vergangene Zeit in der du diese Beziehung einfach nur ausgehalten hast statt ein glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen.

  • Liebe Sanni,

    ich kann mich Kintsugi nur vollumfänglich anschließen! Lauf, solange du noch laufen kannst! Es wird nicht von selbst besser!

    Ich kann dir aus eigener Erfahrung genau wie Kintsugi bestätigen, was für ein Kraftakt es ist sich mit Kindern und allem drum und dran aus so einer kranken Beziehung zu lösen.

    Du denkst vielleicht, so wie er sich nüchtern und in guten Zeiten zeigt, ist sein wahres Gesicht. Das Gegenteil ist der Fall. Die Beschimpfungen und Beleidigungen zeigen, wer er wirklich ist.

    Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Würdest du gerne einmal Mama werden? Könntest du dir ihn als Vater deiner Kinder vorstellen, wenn er so bleibt, wie er ist?

    Du bist noch so jung - dir steht noch die ganze Welt offen! Erobere sie!

    Lass ihn los und halte an dir selbst fest!

    Alles Gute, Saphira

  • Hallo Sanni,

    Ich möchte dir auch ein paar Gedanken dalassen.

    Wenn der Partner nicht mehr trinken würde, wer wäre er dann? Glaubst du wirklich, dass diese Beziehung ohne Alkohol auf Augenhöhe wäre? Und selbst, wenn er sich entscheiden würde, ein trockenes Leben zu führen, wäre da immer noch deine Co.

    Du kannst ihn nicht ändern. Aber du kannst dich ändern! Du kannst aufhören, seine Krücke zu sein. Du kannst aufhören, sein Sündenbock zu sein! Du kannst anfangen, für dich da zu sein und Dinge zu machen, die dir gut tun. Du kannst lernen, dass du es Wert bist: auch ohne Partner! Und wenn du soweit bist, deinen Wert zu erkennen und danach zu leben, dann kommt auch sicher der Richtige.

    Kette dich nicht so jung schon an jemanden, der dir nicht gut tut. In einigen Jahren, schaust du sonst zurück und haderst mit deiner Entscheidung und fragst dich, was das Leben ohne die Co und ohne einen alkoholkranken Partner, für dich bereitgehalten hätte.

  • Erstmal danke euch allen für die Antworten.

    Eure Worte bringen mich wirklich zum Nachdenken und geben mir hoffentlich die Kraft weiter zu machen und ihn/uns aufzugeben.

    Und wenn ich genauer darüber nachdenke kann ich mir ihn auch garnicht als möglichen Vater meiner Kinder vorstellen. Selbst wenn er trocken wäre.

    An meinem Selbstwert muss noch etwas gearbeitet werden, wenn mir manchmal wieder bewusst wird wie ich mich zum Teil hab behandeln lassen und trotzdem immer wieder zu ihm zurück bin und als Belohnung dass er mich zurück genommen hat u.a. noch massiert hab, kann ich mich selbst kaum respektieren.

    Aber ich hoffe einfach dass man mit der Zeit vielleicht auch sich selbst verzeihen kann.

    Es tut gut sich mit anderen auszutauschen und eure Erfahrungen zu lesen, nochmal danke dafür!

    Heut morgen nach dem Ausfall gestern haben wir versucht zu reden und uns eigentlich auf eine Trennung geeinigt auch wenns kein respektvolles Gespräch war. Da wir aber grade im Urlaub sind geht mein Flieger erst morgen (den ich immerhin schon mal geschafft hab zu buchen) meinte er vorhin wieder zurückrudernd ob ich nicht doch bitte bleiben kann. Ich versuche wirklich stark zu bleiben und nicht wieder nachzugeben ..

  • Hallo Sanni,

    lies dir ruhig immer wieder deine und andere Beiträge hier durch.

    Und wenn du dir unsicher bist, dann schreib hier. Hier ist ja wirklich fast immer jemand da.

    Es KANN sein, dass er jetzt, wo er merkt, dass es dir ernster wird, eine Vielzahl von Gefühlen durchlebt die er auch zum Ausdruck bringt.

    Das muss nicht passieren, aber weil ich es hier schon soo oft gelesen habe, warne ich dich lieber mal vor.

    Das geht dann von Liebesbekundungen über weinen bis hin zu Wutausbrüchen.

    Es ist oft vorgekommen, dass ein Alkoholiker plötzlich alle Mittel einsetzt um seinen Co zu behalten.

    Wie gesagt, das muss nicht passieren, wäre aber nicht ganz untypisch.

    Nur, dass du schon mal vorgewarnt bist, falls es passiert und dann nicht absolut hilflos da stehst und nicht weisst was du machen sollst.

    Das sollte dann eher die Bestärkung für dich sein, schnellstens weg zu kommen.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut für deinen Schritt in ein selbstbestimmtes Leben.

  • Hallo :)

    dachte ich schreib mal ein kurzes Update..

    ich bin noch geblieben und er hat sich für all die Sachen entschuldigt die er im Streit und betrunken gesagt und gesagt er braucht Hilfe..

    Die letzten Tage hat er auch nichts getrunken und es war ein friedliches und schönes Zusammenleben wir haben so viel gelacht wie schon lange nicht mehr. Habe das Gefühl unser letzter Streit hat ihm die Augen geöffnet dass ich wirklich schon mit gepackten Koffern da stand und hoffe dass es so bleibt.

    Oder bin ich zu naiv? Wie war das denn bei euch, und denkt ihr das kann funktionieren?

    Wenn er so lieb und nett ist und sagt er will so nicht mehr sein und es geht ihm so gut wenn er nüchtern neben mir einschläft und aufwacht fallen mir kaum Argumente ein zu gehen..

    Und wenn ich an die Streits zurück denke möchte ich mich so natürlich nicht mehr fühlen, aber denke es gibt in jeder Beziehung auch Streitigkeiten und man sagt mal Dinge die man nicht so meint v.a. wenn man getrunken hat und trotzdem versöhnt sich danach wieder.

    Ich bin wieder so hin und her gerissen

  • Natürlich ist jede Geschichte individuell - und deshalb muss es bei Dir natürlich auch nicht so laufen, wie bei mir.

    Aber weil Du fragst: Bei mir war es exakt so wie Du beschreibst - gepackte Koffer, Drama - Aussprache, Beteuerungen, Entgiftung, Therapien - neue Hoffnung, wundervolle Gespräche, Lachen, Planungen, Wachstum - und dann aus heiterem Himmel, wenn ich niemals damit gerechnet hätte, neue Saufphase! Bis zum nächsten „Neubeginn“…

    Ich hab einige Runden gebraucht, um zu verstehen, dass das nichts wird - jedenfalls nicht auf die lange Strecke - zumindest nicht gemeinsam.

    Also sei nicht zu enttäuscht, wenn irgendwann - trotz der schönen Momente und der Hoffnung - die Hölle wieder losbricht.

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