Liebe Leute, ein Hallo an euch!
Heute ist Tag 10. Noch nie hab ich aufgehört unter der Prämisse "Ich trink nie wieder!". Habe voll Angst, dass ich es nicht schaffe und mir täte Unterstützung gut in Form von Leuten, die schon weiter sind als ich, damit ich nicht so allein mit dem Problem bin.
Bisher hab ich es immer mit kontrolliertem Trinken versucht.
Ich bin Ende 40 und alleinerziehend, arbeite Teilzeit. Getrunken hab ich immer schon viel, also mehr als andere. Aber in den letzten 8 Jahren wurde es immer schlimmer.
Mir ist klar: 'kontrolliert' funktioniert nicht. Jeden 2.Tag Pause? Klappt nicht auf Dauer. Nur am Wochenende? Klappt nicht. Nur noch 3 Liter Wein verteilt auf die Woche? Klappt nicht.
Es klappt nicht, weil da immer diese Trigger sind,... wie Nadelstiche in meinem Gehirn, die auslösen: "ich halt das nicht aus! Ich brauch was zu trinken!"...und weil ich es so gewöhnt bin, dem nachzugeben. Spätestens abends, wenn der Tag geschafft ist.
Ich habe es so satt, dass die einzige Zeit des Tages Abends ist, wo ich 'glücklich' bin, weil ich endlich in Ruhe trinken kann. Ansonsten zieht mein Leben in anstrengender Natur an mir vorbei. Das ist kein Leben mehr!
Ich bin fast täglich aufgewacht mit einer grauen Wolke in mir und um mich herum...ein Gefühl, als läge ich schon im Sarg.
Ich hatte bereits den Verdacht, dass das besser wird, wenn ich weniger trinke.
Dadurch, dass ich jetzt viel über Konsum gelesen und Podcasts gehört habe, weiß ich: das hört nicht auf, solange ich trinke.
Und wenig trinken - geht nicht.
Es ist eigentlich die einzige Stellschraube, an der ich noch drehen kann.
Gestern - Tag 9 - hab ich in einem Podcast gehört: solange du noch trinkst, nimmst du deine Probleme nicht in Angriff.
Und ich dachte nur so: das trifft auf mich nicht zu.
Ich tue so viel dafür, dass es mir besser geht, ich schaffe es, meinen Haushalt gut zu führen, ich erledige meine Arbeit gewissenhaft. Ich unterstütze mein Kind in allem, ich sorge für Unternehmungen, habe keine Schulden, versuche viel, an meiner Situation etwas zu ändern, bemühe mich um Sozialkontakte (wenn auch mit mäßigem Erfolg).
Aber all das kostet so extrem viel Kraft und Geduld.
Kraft, die ich nicht habe, weil der Alkohol mich psychisch fertigmacht. Wenn ich mich freue, feier ich es mit einem Glas Wein ab. Wenn ich traurig bin, tröstet er mich, wenn ich wütend bin, bringt er mich runter.
Nur bleibt es nie bei einem Glas. Im Durchschnitt ist es ein Liter.
Nun ist Tag 10 und ich fühl mich so schutzlos.
I've no place to hide.
Ich habe mir ein Tagebuch zugelegt, da stehen schon seitenweise Gründe, weshalb ich ganz aufhören will.
Habe Alternativen gesammelt, was ich stattdessen machen kann. Von der Chilischote bis zum Fußbad.
Und ich vermeide bewusst Situationen, die mich triggern.
In den Podcasts höre ich reihenweise Erfolgsgeschichten. Die klingen immer so:
"Hallo, ich bin die Clementine und seit ich nicht mehr trinke, bin ich sooo glücklich! Ich bin eines morgens aufgewacht, habe mir gesagt: nie wieder!...und ab da war es nur noch leicht! Hätte ich nie gedacht!"
Und ich gestern so: einen Sch€!# ist das leicht!! Es ist verdammt hart!
Mir geht's schlecht.
Ich will mich auch endlich so glücklich fühlen. Aber jetzt hab ich immer noch meine Probleme UND keinen Ort mehr, um mich von ihnen mal auszuruhen.
Deshalb habe ich mich hier angemeldet. Ich brauch Menschen, die mir sagen: "Du bist nicht falsch, es IST hart, halt durch, es wird besser. Ich hab das auch durch, bleib dran, es lohnt sich!"
Liebe Grüße, Annamela