Muriel - Ich möchte mich gerne bei euch vorstellen

  • Hallo zusammen,

    seit geraumer Zeit lese ich hier still mit und habe mich nun heute angemeldet, um mich vorzustellen.

    Ich bin weiblich und demnächst 50 Jahre alt und seit 41 Tagen nüchtern und habe währenddessen 95 Flaschen Wein nicht getrunken und 277 € dafür nicht ausgegeben. Ich führe ein Tagebuch darüber, jedoch könnte ich mir mittlerweile auch ein wenig Austausch vorstellen.

    Kurz zu mir: Meine ersten Erfahrungen mit Alk machte ich im Teeny-Alter. Recht schnell merkte ich, dass mit Alk vieles viel lustiger war, mich eingeschlossen.

    Zwischen 20 und 30 Jahren folgte eine ziemlich wilde Partyzeit mit durchtanzten Nächten und allem was für mich dazu gehörte. Während viele um mich herum kifften oder Drogen nahmen, soff ich. Kiffen konnte ich nichts abgewinnen, schließlich wollte ich nicht ruhiger werden und vor anderen Drogen hatte ich Schiss. Ich soff gerne bis zum Blackout oder soweit, dass ich Filmrisse hatte und mich anschließend tagelang schämte.

    Zu dieser Zeit soff ich nur an den Wochenenden.

    Zwischen 30 und 40 Jahren ist in meinem Leben viel passiert, die wilden Partynächte wurden deutlich weniger, die Leute wurden ruhiger, widmeten sich anderen (besseren) Dingen und ich begann immer häufiger für mich alleine zu trinken. Zwar nicht täglich, aber doch regelmäßig und insgesamt zu viel.

    Zwischen 40 und 45 nahm das alleine Trinken zu, war ich in Gesellschaft, trank ich moderat und unauffällig. Meist hatte ich eh schon vorher getrunken, nicht zu viel und nicht zu wenig, und nahm dann später zu Hause noch ein paar Absacker. Spätestens da war mir klar, dass ich abhängig bin. Zu diesem Zeitpunkt las ich bereits über Hilfsangebote und generell viel über Alkohol. Doch mein eigener Scham hat mich regelrecht aufgefressen oder ich habe die Augen wieder fest verschlossen.

    Die letzten Jahre trank ich dann täglich 2 Flaschen Wein. Samstag und Sonntag dann 3. Nach den 2 Flaschen war ich im eigentlichen Sinn nicht besoffen, ich torkelte und lallte nicht, ich wurde nicht laut oder aggressiv, ich fühlte mich "gut" und bin irgendwann zufrieden ins Bett.

    Ich war/bin funktionierende Alkoholikerin. Immer mit Job, Auto, gepflegten Äußeren und tunlichst darauf bedacht, die Fassade aufrecht zu erhalten.

    Was jedoch in mir vorging, konnte keiner ahnen. Der Beschaffungsdruck, sprich das tägliche Einkaufen in unterschiedlichen Geschäften, der Entsorgungsdruck, die Scham darüber und die Verachtung, die unzähligen Versuche "Morgen kaufst du wirklich nix ein" und die Feststellung bereits Mittags wieder zu überlegen, welches Geschäft ich nach Feierabend anfahren kann.

    Um es jetzt kurz zu machen.. .Das ich zunehmend vergesslicher wurde, mich immer häufiger an Gespräche oder zumindest Details nicht erinnern konnte, nüchtern oft nervös war, das morgendliche Händezittern immer länger dauerte, das alles merkte ich natürlich.

    Dann wurde ich seit Ende letzten Jahres mehrere Male krank und Haus-und Hautarzt hatten keine wirklichen Ideen, was die Ursache sein könnte. Beim letzten Mal war es so schlimm, dass ich tatsächlich nicht rauskonnte, um einzukaufen. Gleichzeitig wuchs in mir die Angst, dass der Auslöser vom jahrelangen (jahrzehntelangen) Alkoholmissbrauch käme, bzw. von den Histaminen, welche im Wein enthalten sind.. Zusätzlich hatte ich sowieso schon lange Angst vor Organschäden, speziell natürlich Leber. Ich las wieder viel über Alkohol und die körperlichen Folgen und dachte, wenn du jetzt nicht aufhörst, dann säufst du dich zu Tode.

    Und so kam es, dass ich seit dem 15.03.keinen Alkohol mehr getrunken habe.

    Das war es erstmal zu meiner Vorstellung. Ist eh schon sehr lang geworden.

    Wer es bis hierher geschafft hat: Danke fürs Lesen.

    Muriel

    Wenn du aufhören willst zu trinken, musst du das Nüchternsein mehr lieben <3

  • Guten Abend Muriel,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe.

    Über einen Monat schon ohne Alkohol. Das ist sehr gut!

    Hast Du es mit einem begleiteten Entzug mithilfe eines Arztes geschafft?

    Wie geht es Dir derzeit, körperlich und auch seelisch?

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo und willkommen Muriel,

    ich hab's geschafft :) .

    Zuerst einmal Glückwunsch zu 41 Tagen ohne Alkohol, das ist ja schon ein gute Anfang.

    Hast du mit ärztlicher Begleitung aufgehört zu trinken?

    Hier bist du in unserer Selbsthilfegruppe gelandet, an Austausch mangelt es nicht. Und das ist auch gut so, denn es macht vieles leichter, Erfahrungen können ausgetauscht werden, Gemeinsamkeiten erkannt werden. Ganz wichtig ist auch der Aspekt, dass das, was du durchlebt hast und jetzt durchlebst, verstanden wird. Denn jeder hat mal so oder ungefähr so, angefangen. Menschen, die diese Erfahrungen gemacht haben, sind die besten Experten.

    Für den Austausch kannst du dich hier bewerben:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken, kurz ausfüllen und los geht's. Dein Thema findest du dann im Bereich für Alkoholiker wieder.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Bewundernswert. Bei mir hört das Zittern nicht auf, auch mit Wein (1,5 Flaschen) nicht. Wann hörte es bei Dir auf? Mach weiter so, ich schaffe es leider noch nicht.

  • Hallo Elly, Aurora und Luscina,

    vielen Dank für euer Feedback und die Wünsche.

    An meinem ersten trockenen Tag, den 15.03. bin ich nur zum Arzt, damit ich eine Krankmeldung bekomme. Ich konnte in meinem Zustand nicht raus und erst recht nicht ins Büro. Und nein, ich habe von Alkohol nichts erzählt und ja ich weiß, dass das falsch ist!

    Ich war einfach nur von Panik erfüllt, dass mein Doppelleben nun auffliegt. Gleichzeitig war das mein erster ernster Versucht aufzuhören. Und ich habe mir gesagt, wenn du das nicht schaffst, säufst du dich tot oder du musst in die Entgiftung. Und damit habe ich meinen letzten Ehrgeiz zusammengekratzt.

    Die ersten 2 Tage habe ich viel geschlafen und Literweise Tee getrunken. Am dritten Tag war ich wirklich entzügig, bin draußen rumgelaufen, habe Blutdruck gemessen und das Handy griffbereit gehabt. Am vierten Tag bin ich frisch und erholt sehr früh aufgewacht und war meiner Meinung nach mit dem körperlichen Entzug grob durch.

    Es folgten sehr euphorische, energiegeladene Tage mit mehr oder weniger ausgeprägten Saufdruck. Heißhunger auf Süßes (Ich wusste gar nicht, wie viel Zucken in Wein enthalten ist) und generell viel Hunger und Appetit. Meine Strategien gegen Saufdruck, mein Tagebuch und das Lesen über die Wirkung von Alkohol und was dieser mit und in uns macht, sind mir wertvolle Stützen geworden.

    Luscinia :

    Das Zittern hörte nach einer halben/dreiviertel Flasche auf. Schlimm war auch meine Handschrift, krakelig, wie die eines Erstklässlers, gerade auf Arbeit, denn dort trank ich nie. Auf einer Jubiläumsfeier bat mich mein Chef, ein Foto von ihm zu machen, das war für mich Horror pur. Ich musste sein Handy schnell unter einem fadenscheinigen Grund an meine Kollegin weitergeben, denn ich hätte es nie geschafft, ein scharfes Foto zu machen.!

    Nach zu viel Kaffee am frühen Morgen, zittern meine Hände noch ganz leicht. Links mehr als rechts. Damals konnte ich auch nur schlecht mit der linken Hand die Gabel halten. Ich wünsche dir viel Mut und Kraft und Ehrgeiz für deinen neuen Lebensabschnitt

    Wenn du aufhören willst zu trinken, musst du das Nüchternsein mehr lieben <3

  • Guten Morgen Muriel,

    Deine Bewerbung ist eingegangen und Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet.

    Hier geht es für Dich weiter.

    Einen guten und erfolgreichen Austausch wünsche ich Dir!

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ganz kurz will ich noch auf Deinen kalten Entzug eingehen, Muriel.

    Du hattest großes Glück, dass Du das so gut durchgestanden hast. Das nächste Mal oder bei anderen

    kann es sehr gefährlich werden. Ein Entzug ist nicht zu unterschätzen.

    Außerdem solltest Du bei Deinen Ärzten in Zukunft offen sein. Denn bei einem trockenen Alkoholiker ist

    einiges anders. U.a. wirken bei mir die Spritzen beim Zahnarzt nicht so schnell, wie bei anderen Patienten.

    Oder aber beim Hausarzt ist bei der Behandlung einiger Symptome es ratsam, die Trockenheit zu erwähnen.

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Elly,

    ich weiß, du hast recht.

    Mein Hausarzt hatte im März schon angesprochen, dass er gerne ein kleines Blutbild machen möchte. Ich sagte ihm, dass ich mich melde..

    So weit ich weiß, werden im kleinen Blutbild die Leberwerte nicht bestimmt, sondern nur Entzündungswerte. Spätestens dann werde ich nach einem großen Blutbild fragen und mich ihm anvertrauen. Den Termin dafür habe ich schon gemacht.

    Wenn du aufhören willst zu trinken, musst du das Nüchternsein mehr lieben <3

  • Mein Hausarzt hatte im März schon angesprochen, dass er gerne ein kleines Blutbild machen möchte

    Meine Frau und ich lassen immer das große Blutbild machen, mit allen Werten, incl. Vitaminstatus und bei mir noch mit PSA Wert.

    Wenn der Arzt weiß, dass Du eine Alkoholvorgeschichte hast, müsste er es m.E. eigentlich von sich aus veranlassen.

    Es ist letztlich ein Abrechnunsgproblem mit den Kassen.

    Vuiel Glück.

  • Herzlich Willkommen hier und Herzlichen Glückwunsch zu inzwischen 42 nüchternen Tagen.

    In deinem Eingangspost erkenne ich mich in ganz Vielem wieder. Vor allem das alleine Trinken, das organisierte Beschaffen und das heimliche Entsorgen der Flaschen, das Nichtmehrwissen von Gesprächen oder Teilen davon.….die Panik, dass das Doppelleben auffliegt….die Scham..,,

    Ich habe ausschließlich alleine zu Hause gesoffen. Es gab für mich auch nur noch: Entweder saufe ich mich zu Tode oder ich muss aufhören zu saufen. Dazwischen gibt es nichts. Weniger trinken ging nicht, seltener trinken ging nicht. Weiter trinken wollte ich nicht. Ich wollte mich nicht mehr ekeln vor mir selber. Ich wollte leben.

    Ich bin auch ein „nüchterne-Tage-Zähler“, inzwischen sind es auch die Wochen und Monate, die ich mir im Kalender vermerken darf Das motiviert mich sehr und immer, wenn da eine ganz besonders schöne Zahl steht, mache ich mir eine besondere Freude. 😀

    Geh zum Arzt, sprich deine Sucht an.

    Mir war damals wirklich ein Stein vom Herzen gefallen als ‚es raus war‘. Das laute Aussprechen der schon lange vorhandenen Gedanken: „Ich bin alkoholabhängig und möchte nicht mehr trinken müssen“ ist so schwer und beim Arzt doch so befreiend gewesen.

    Ich hatte auch Angst, dass ich verurteilt werde, dass der Arzt denkt oder sogar sagt: „Selbst schuld, dann saufe doch einfach nicht mehr.“ Aber nichts von dem war zu spüren. Ich wurde beglückwünscht für meine Entscheidung und ich bin mit dem Gefühl nach Hause gegangen, dass ich das schaffen werde.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo Stern,

    wie viel nüchterne Tag darfst du mittlerweile verzeichnen?

    Das organisierte Beschaffen der Flaschen war wirklich mit das Schlimmste - Wie fremdbestimmt zu den unterschiedlichen Geschäften fahren, dann irgendeinen Unsinn zusätzlich kaufen, damit nur die Pullen alleine nicht so auffällig sind. Währenddessen diskretes Umgucken im Geschäft, ob irgendwo Kollegen, Bekannte oder Nachbarn ebenfalls einkaufen. Der nächste Blick ging dann zur Kasse...Wer sitzt da? Die selbe Person, die da vorgestern auch saß? Hat vielleicht auch ne zweite Kasse offen?

    Ich konnte auch schlecht mehr als 2 Flaschen kaufen, denn wenn, hätte ich die Dritte auch aufgemacht und bei mehr als 2 Flaschen, habe ich am nächsten Tag im Job nicht funktioniert. Alkohol auf Vorrat ging bei mir nicht, es wurde alles sofort niedergemacht. Selbst die teure Flasche Rotwein (Geschenk vom nichtsahnenden Vorgesetzten) wurde am selben Abend aufgemacht und ausgetrunken. Das war einfach wie "Perlen vor sie Säue werfen". Wein brauchte nicht teuer sein, war ja kein Genuss im eigentlichen Sinn.

    Nur am Wochenende habe ich 3 Flaschen getrunken. Das hieß Samstags 6 Flaschen kaufen und da bin ich auch gerne mal weiter weg gefahren, um die Gefahr jemand Bekanntes zu treffen, zu minimieren.

    Volle und leere Flaschen standen im Kleiderschrank, denn es hätte ja mal spontan jemand an der Tür klingeln können. Zum entsorgen habe ich die leeren Flaschen fast immer einzeln in Stoffbeutel gepackt und diese dann in einen Rucksack... Weil, die Flaschen hätten - ohne einzeln in Stoffbeutel verpackt - im Treppenhaus verdächtig aneinander schlagen können.

    Das klingt und ist alles so erbärmlich!! Selbst hier im geschützen Bereich ist dieses Gefühl von Scham unfassbar groß!

    Und welch ein riesen Aufwand ich betriebe habe, welch ein Stress, Organisation, Zeit, die Wege, das Geld, die Panik, wenn zum Wochenende auch noch zusätzlich Feiertage kamen, wie Weihnachten, Ostern oder jetzt, wo kommender Montag der 1.05. ist. Dann musste ich diese Tage auch noch einplanen, um mich ausreichend zu versorgen.

    Ein Albtraum! Nein, noch schlimmer - Mir fällt gerade keine passende Beschreibung ein. Ich weiß nur, dass ich da nie, nie wieder hinmöchte.

    Ich werde zum Arzt gehen, ganz bestimmt. Immerhin habe ich nächsten Mittwoch schon mal den Termin fürs Blutbild.

    Wenn du aufhören willst zu trinken, musst du das Nüchternsein mehr lieben <3

  • Deine Schilderungen von den Alibi-Einkäufen könnten von mir sein. Ich habe das damals genauso getan, Muriel.

    Das alles und noch viel mehr sollte für Dich eine weitere Motivation sein, Deinen trockenen Weg weiterzugehen.

    Die körperlichen Beschwerden brauche ich bestimmt nicht noch zusätzlich zu erwähnen, nicht wahr?

    Es ist wichtig, dass Du Dich weiter stabilisierst und dabei können Dir unsere Artikel über die Grundbausteine

    Das Forenteam
    17. Mai 2021 um 16:40

    sowie der Notfallkoffer

    Das Forenteam
    27. August 2021 um 21:40

    sehr behilflich sein. Die Artikel sind zum Anklicken und Lesen. Du findest sie auch oben in der blauen Leiste.

    Außerdem ist der Austausch mit anderen, trockenen Alkoholikern hier bei uns im Forum eine gute Unterstützung

    zur Selbsthilfe.

    Es ist gut, dass Du zu uns gefunden hast!

    Übrigens schreibst Du hier noch nicht im geschützten, sondern im offenen Bereich unseres Forums.

    Nach 4 Wochen Beteiligung im offenen Bereich kannst Du Dich für den geschützten Bereich bei uns Moderatoren bewerben.

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hi Muriel, willkommen!

    Deine Scham kenne auch ich nur zu gut, aber hier verstehen dich ganz viele. Es ist ein gutes Gefühl, damit nicht alleine zu sein. Ich hab manchmal eine Geschenkverpackung für Flaschen mit auf's Band gelegt. Oder mich unnötigerweise "beraten lassen", weil ich einen Wein "verschenken" wollte.

    Jetzt kommt mir das so unwirklich vor...

    Bleib dran, es lohnt sich.

    LG, Hera

  • Hallo liebe muriel

    Willkommen hier im Forum

    Und Glückwunsch zu deinen nüchternen Tagen

    Deine Geschichte kommt mir in Teilen sehr bekannt vor, außer Beschaffung und weg bringen. Ich habe einen vollen Weinkeller aber auch wein zugekauft damit es meinem Mann nicht auffällt. Und mein leergut hab ich immer am nächsten Tag auf dem Weg zur Arbeit gleich mitgenommen. Außerdem habe ich nicht so viele Jahre getrunken, bis auf die letzten Wochen nur am Wochenende. Ich hatte keine körperlichen Symptome, Das nächtliche schwitzen hatte ich auf Beginn der Wechseljahre geschoben, ist aber in der Abstinenz nach 2-3 Wochen weg gegangen.


    bist du alleine oder hast du noch einen Partner / Familie

    Liebe Grüße

    Wolke

  • Hallo Stern,


    wie viel nüchterne Tag darfst du mittlerweile verzeichnen?

    Heute durfte ich mir eine wunderschöne 694 in den Kalender malen. 😀

    Das sind 1 Jahr, 10 Monate und 25 Tage …..und ich platze noch immer vor Stolz, wenn ich meine Zahlen sehe.

    Ich konnte auch immer nur für einen Tag Wein und Sekt kaufen. Habe ich mal mehr gekauft, weil gerade was in der Werbung recht günstig war, habe ich auch alles ausgesoffen. Egal, was da war, ich habe alles in mich reingekippt. Manchmal war ich früh (oder mittags :roll:) so erschrocken über die leeren Flaschen und konnte gar nicht glauben, dass ich das wirklich alles ausgesoffen hatte. Aber es war ja kein anderer da. :roll:

    Diese Alibieinkäufe kenne ich auch nur zu gut. Als ich dann nüchtern geworden bin, brauchte ich über 1 Jahr nix kaufen, was haltbar war ….Nudeln, Reis, Konserven, Mehl, Zucker, Hülsenfrüchte, Kaffee, Tee ….alles war reichlich im Haus.

    Und ich habe mich so geschämt …. bin ich doch die einzige Frau auf dieser Welt, die sich so tief gesoffen hatte … so waren meine Gedanken.

    Meine Wohnung war ein Saustall, ich bin manchmal tagelang total versackt….aber nach außen hin …perfekt, ich habe super funktioniert. Und ich hatte immer genügend überzeugende Erklärungen gehabt, wenn ich ‚krank‘ war.

    Das ist wirklich erbärmlich, du sagst es. Aber jetzt haben wir die Chance, unser Leben nüchtern zu leben. Ich nutze meine Chance…jeden Tag. Und es ist super, dass du deine Chance auch nutzt.

    Du siehst, du bist nicht alleine.

    Und du wirst hier viele wundervolle ‚Geschichten‘ lesen und du wirst noch ganz viele tolle Zahlen in deinem nüchternen Leben zählen. 😀

    Selbst hier im geschützen Bereich ist dieses Gefühl von Scham unfassbar groß!

    Ich glaube, im geschützten Bereich bist du noch nicht. :/

    Aber es ist gut, dass du hergefunden hast und hier schreibst.

    Sei stolz auf dich und freue dich auf morgen …da ist wieder ein nüchterner Tag. 😀

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Hallo zusammen,

    vielen lieben Dank für eure lieben Worte und auch Links. Ich freue mich sehr!

    Da mir das mit meinen Blutwerten keine Ruhe lässt, habe ich in der Arztpraxis angerufen und gesagt, dass ich nächste Woche, wenn wegen dem kleinen Blutbild eh Blut abgenommen wird, ich auch meine Leberwerte überprüfen lassen möchte. Die Artzhelferin wollte das mit dem Arzt besprechen. Sie meinte, noch mal melden bräuchte ich mich nicht, denn Blut müsse ja eh abgenommen werden. Jedenfalls hoffe ich, dass das nun gleich mitgemacht wird.

    Puh, das liegt mir ganz schön im Magen und hat mich einiges an Überwindung gekostet. Zumal mein Angst vor schlechten Werten sicherlich nicht ganz unbegründet ist. Aber letztendlich muss ich jetzt da durch und auch endlich mal stark genug und mich dieser Angelegenheit stellen...


    Ansonsten habe ich eine Doku über alkoholabhängige Frauen gesehen. Alle beruflich erfolgreich und mitten im Leben stehend - Also weit entfernt von immer noch gängigen Klischees. Außerdem wurde recherchiert, dass Frauen mit einem höheren sozioökonomischen Status in höheren Anteilen und riskanteren Maß Alkohol trinken, als Frauen aus mittleren oder niedrigen Statusgruppen - Das stimmt mich heute sehr nachdenklich und zeigt wieder einmal, dass sich auch in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch viel ändern muss und Alkohol schon lange kein sogenanntes Randproblem oder gar Randgruppenproblem ist.

    Stern : 695 Tage! Boah... Das ist so, so toll!! Ich kann mir kaum vorstellen, wie unfassbar stolz du sein musst.

    Seid liebe gegrüßt

    Muriel

    Wenn du aufhören willst zu trinken, musst du das Nüchternsein mehr lieben <3

  • Hallo Muriel,

    willkommen in dieser Gruppe. Deine Schilderungen kenne ich auch nur zu gut. Die Beschaffung, das Funktionieren, die Scham.

    Lass dich von den negativen Gefühlen diesbezüglich nicht zu sehr vereinnahmen. Du kannst es nicht mehr ändern, aber du kannst es jetzt besser machen und nach vorne blicken. Schön, dass du dich auf den Weg gemacht hast.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Alle beruflich erfolgreich und mitten im Leben stehend - Also weit entfernt von immer noch gängigen Klischees.

    Das Klischee habe ich auch bedient als ich noch gesoffen hatte. Entschuldige bitte, wenn ich immer ‚saufen‘ sage, aber für mich macht das meinen Alkoholkonsum noch mal ne Nummer schlimmer als einfach nur ‚trinken‘.

    Deshalb war die Scham bei mir ja auch so groß. Ich habe mich niemandem anvertraut, obwohl ich schon einige Jahre wusste, dass ich Alkoholiker bin. Selbst, als mein Arzt mal meine Leberwerte nicht so toll fand, habe ich alles herunter gespielt.

    Ich habe mich so schämt, dass sterben manche Tage gar nicht das Schlimmste gewesen wäre.

    Ich habe akzeptiert, dass ich krank bin, alkoholabhängig. Diese Akzeptanz machte es mir möglich, nüchtern zu werden. Ich habe es in der Hand, ob ich Sekt und Wein saufe oder Tee und Wasser trinke.

    Wie gestaltest du jetzt deine Abende und die Wochenenden? Ein nüchterner Tag hat ja gefühlt ein paar Stunden mehr. Die Zeit, wo du deinen Wein getrunken hast und benebelt durch die Stunden gegangen bist, will ja ‚gefüllt‘ werden.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ja, die Dinge lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Trotzdem oder gerade deshalb fallen mir ständig die unterschiedlichsten Situationen ein, wie: "Als ich dies und das dass letzte Mal getan habe, war ich auch angetrunken" oder andersherum gesagt, es gibt aktuell soo viele Momente und Situationen, die ich seit langen mal wieder komplett nüchtern erlebe. Diese Erkenntnis ist für mich dermaßen erschreckend, dass ich aufpassen muss, mich nicht allzu sehr davon runterziehen zu lassen.

    Grundsätzlich prasseln gerade so viele neue Erkenntnisse auf mich ein und vieles ist so positiv , z. B. dass das nüchterne Erleben so viel schöner ist, dieses klar sein im Kopf und das realisieren , wie befreit ich mich fühle, nicht mehr saufen zu müssen. Endlich die Tage genießen können oder mal einen entspannten Wochenendtripp machen zu können..

    Der letzte Städtetripp ging letzten Sommer nach Dresden. Wie sehr hatte ich mich auf die Stadt gefreut und gleichzeitig war ich vorher schon gestresst, weil ich dachte, wie bekomme ich dort bloß diskret meine Sucht gestillt. Letztendlich war es genauso wie ich dachte, das Wenigste konnte ich genießen, weil ich immer nur daran dachte, wann und wo kann ich endlich wieder was trinken, ohne dass es den anderen auffällt.

    Und jetzt, jeden Morgen Freude wieder einen alkoholfreien Tag vor mir zu haben, und als wenn das noch nicht reicht, auch noch frisch und erholt aufzuwachen :)

    Unter der Woche läuft es schon ganz gut. Anstatt nach Feierabend sofort zur Weinflasche zu greifen, mach ich jetzt bewusst Pause und trinke 1 bis 2 Tassen Kaffee. Dann folgt der Haushalt, Essen machen. Nun mache ich nach dem Essen häufig einen kleinen Spaziergang, lasse den Tag noch mal vorbeiziehen oder erfreue mich einfach am Gezwitscher der Vögel. Was auch so schön ist, einen Tag später, kann ich mich jetzt an abendliche Gespräche, Telefonate, Details erinnern oder weiß, wie die Serie ausgegangen ist. Auch habe ich wieder angefangen Bücher zu lesen, denn Lesen und besoffen sein ging nicht.

    Die Wochenenden sind noch etwas hakelig, was daran liegt, dass ich seit dem Nüchtern sein oft sehr früh wach bin und der Tag somit noch mal deutlich länger ist, und sobald ich im Leerlauf bin, sich mein Suchtgedächtnis plötzlich und lautstark zu Wort meldet. Im Moment erledige ich noch Dinge, die ich seit Ewigkeiten vor mir her geschoben habe, aber irgendwann werde ich mir was überlegen müssen oder aber vielleicht ist das Nüchternsein dann auch normal geworden und es bedarf keiner Beschäftigungstherapie mehr?!

    Ich schrieb ja, dass es unter der Woche schon ganz gut geht. Jedoch gab es auch noch keine richtig üblen Situationen, wie extremer Stress, Ärger mit anderen o. ä. Ich hoffe, so eine echte und harte Bewährungsprobe lässt noch ein bisschen auf sich warten, bis ich etwas gefestigter bin.

    Gutes Nächtle

    Wenn du aufhören willst zu trinken, musst du das Nüchternsein mehr lieben <3

  • Guten Morgen Muriel,

    hab keine Angst davor, irgendwann in den Leerlauf zu geraten. Du machst das doch schon ganz richtig. Dinge erledigen und was mir positiv aufgefallen ist: Spazieren gehen!

    Das kannst Du genau so gut auch morgens machen, wenn mal wirklich nichts anderes ansteht, worauf Du Lust hast und die Dinge erledigt sind, die erledigt werden müssen.

    Mal ehrlich: Wenn man so seine To-Do-Liste abarbeitet (die habe ich immer), bekommt man es zeitweise hin, dass mal wenig drauf steht, aber es kommen doch irgendwie immer wieder neue Punkte hinzu oder? :)

    Spazieren gehen oder joggen ist wirklich etwas, was absolut zu meinen Alltag gehört, seit dem ich nicht mehr trinke. Das kann ich immer tun. Egal, ob morgens oder abends oder auch im Dunkeln oder wenn es hell ist.

    Außerdem finden sich auch Dinge, die ich zu Saufzeiten niemals getan hätte: Mal in den Ort gehen und mich beim Bäcker einfach mit nem Kaffee oder Brötchen hinsetzen, in meinem Handy rumtippen, nebenbei die Leute beobachten und einfach mal die Zeit genießen.

    Jetzt wo ich das schreibe, merke ich, dass ich das allerdings zu wenig mache, weil meine To-Do-Liste doch eher abgearbeitet wird :)

    Die Sachen genießen, die jetzt nüchtern gemacht werden. Dadurch wirst Du auch automatisch gefestigt.

    LG Cadda

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!