Muriel - Ich möchte mich gerne bei euch vorstellen

  • Nun habe ich häufiger gelesen, man soll zu einer Suchtberatung gehen. Da ich nichts falsch machen möchte, frage ich mich, was man mir dort genau noch vermitteln kann. Denn mit dem körperlichen Entzug bin ich durch und eine Langzeittherapie kommt für mich aktuell nicht in Frage.


    Dann gäbe es u.a. noch die AA. Da werde ich mit diesem 12 Schritte Programm nicht so wirklich warm. Es klingt alles so demütig, ich weiß nicht recht. Vermutlich wird bei einem solchen Treffen ja doch erwartet, dass ich meine Geschichte erzähle. Und ich weiß nicht, ob ich schon so weit bin. Andererseits möchte ich keine wichtigen Chancen verpassen.


    Cadda :

    "Mal in den Ort gehen und mich beim Bäcker einfach mit nem Kaffee oder Brötchen hinsetzen, in meinem Handy rumtippen, nebenbei die Leute beobachten und einfach mal die Zeit genießen" Stimmt, so etwas habe ich schon viele Jahre nicht mehr getan.

    Wenn du aufhören willst zu trinken, musst du das Nüchternsein mehr lieben <3

  • Hi Muriel,

    es gibt auch andere Gruppen, nicht nur die AA, du kannst ja ausprobieren, wo du dich am wohlsten fühlst und wenn das alles nix ist, hast du unser Forum hier. Ist ja genauso eine SHG.

    Ich hatte Glück, daß ich mich in meiner AA-Gruppe gleich angekommen gefühlt habe. Da sind unterschiedlichste Menschen jeden Alters aus allen Gesellschaftsschichten, die zum Teil schon über 30 Jahre trocken und immer noch zu den Treffengehen. Ist schon ne gute Gemeinschaft. Eben weil alle aus dem gleichen Grund dort sind. Und übrigens musst du gar nichts sagen oder preis geben, du kannst auch einfach nur zuhören.

    Liebe Grüße,

    Hera*

  • Hallo Muriel,

    es gibt ja auch andere Selbsthilfegruppen. Da kann dich zum Beispiel die Suchtberstungsstelle informieren. Außerdem gibt es auch ambulante Therapien, vielleicht ist das etwas für dich. Auch hier gibt die Suchtberatung Auskunft. Du kannst ja einfach mal einen Termin vereinbaren und dir alles anhören. Nimm jede Hilfe an, die sich bietet.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Hallo Muriel,

    das ist einfach eine Sache, die jeder für sich persönlich entscheiden und auch abchecken muss. Für manche sind die AA ein Segen, manche können damit so gar nichts anfangen und das gilt auch für andere Selbsthilfegruppen. Ist ja letztendlich bei unserer Selbsthilfegruppe auch so. Hier bleiben ja auch nicht alle, weil sie mit manchen Grundsätzen hier nichts anfangen können :)

    Ich kann Dir nur aus eigener Erfahrung Folgendes sagen: Ich war bei der Suchtberatung, also eine offizielle Stelle, die auch Gruppenabende ein Mal die Woche beinhaltete. Die Einzelgespräche haben mir gut getan, auch die Gruppentreffen fand ich interessant.

    Letztendlich wurde mir dort aber genau das vermittelt, was ich auch hier in dieser Selbsthilfegruppe, also dem Forum "gelernt" habe. Es hat mir begleitend sicherlich geholfen, diese persönlichen Gespräche zu führen und auch mal von Betroffenen ganz persönlich zu erfahren, dass man beispielsweise auch nach 15 Jahren "nur mal ein bisschen was trinken" innerhalb einer Woche wieder genau an den gleichen Stand wie vor 15 Jahren ist (das war ein Bericht, der bei mir sehr hängen geblieben ist), aber auch das hatte ich hier im Forum schon erfahren.

    Ich würde sagen, dass mir die Suchtberatung und dazugehörigen Gruppentreffen quasi geholfen haben, weil sie "in echt bewiesen haben", also persönlich, was hier alles im Forum schon stand. Es hat das ganze Erlesene hier nochmal unterstrichen quasi.

    Dennoch war es nur ein Bruchteil von dem, was ich hier aus dem Forum mitgenommen habe. Das ist hier für mich das Allerwichtigste und ich habe nach dem halben Jahr von den Rentenversicherung übernommenen ambulanten Therapie auch dort aufgehört und mich ausschließlich dieser Selbsthilfegruppe im Forum gewidmet. Ich möchte mal behaupten, dass das auch (für mich!!!) gereicht hätte, aber geschadet hat das andere zusätzliche natürlich auch nicht, wie oben beschrieben.

    Schau einfach, was Dir gut tut. Probiere notfalls mal was aus. Gerade falls Du das Gefühl hast, noch nicht so gefestigt zu sein, kann es am Anfang hilfreich sein, sich zusätzlich noch eine Stütze anzulegen, um es mal plump auszudrücken.

    Ich find es toll, dass Du Dir Gedanken dazu machst.

    LG Cadda

  • Ich kann mich Cadda voll und ganz anschließen. Auch ich habe eine ambulante Therapie gemacht. Sie ging incl. Vorgruppe über 9 Monate.

    Eine wichtige Erkenntnis für mich war, wie die Therapie, das Forum hier und die Lektüre von Fachliteratur sich ergänzten und wie ein Rädchen ins andere griffen. Wenn alle 3 Varianten ungefähr gleichlautende Empfehlungen gaben, sich anfangs zurück zu nehmen, riskanten Veranstaltungen aus dem Weg zu gehen, dem Alkohol nicht hinterher zu laufen, die Erkenntnis gewinnen, dass ich den Alkohol niemals kontrollieren kann, er aber mich umso mehr, dann hat mich das geleitet und geprägt. Ich lebe seit 8 Jahren, abzüglich weniger Tage, abstinent.

  • Danke für eure Beiträge.

    Gestern überlegte ich ja den ganzen Tag, ob ich mal zu einer SHG gehe. Denn wenn ich nichts ausprobiere, kann ich nicht beurteilen, ob es mir gut tut und mich unterstützt. Hintergrund war auch, dass gestern Abend ein Treffen der AA stattfand. Jedenfalls habe ich all meinen Mut zusammengenommen (ich war wirklich sehr aufgeregt) und bin dann hingefahren und vor dem Eingang noch 2x drumrumgeschlichen und dann reingegangen.

    Die Begrüßung war ganz, ganz herzlich und man hat mich nur nach meinem Vornamen gefragt. Nachdem alle etwas erzählten, wollte ich nicht ganz so anonym und schweigend da sitzen und habe zum allererstsen Mal (!) im reellen Leben vor anderen Menschen meine Alkoholsucht eingestanden und den Verlauf grob umrissen.

    Joo, das hat schon was mit mir gemacht, teilweise fühlte es sich völlig unwirklich an, so als ob ich die Szene aus der Ferne nur beobachte. Und dann das Gefühl, dass dort um mich herum Menschen sitzen, die das was ich sage, nachvollziehen können oder ähnliches erlebt haben. Zum Schluss fühlte ich mich erleichtert und auch stolz den Mut gehabt zu haben, solch einen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Danach bin ich zwar mit Kopfschmerzen (wg. der Anspannung) aber erleichtert und mit guter Laune nach Hause gefahren.

    Inwieweit das jetzt dauerhaft was für mich ist, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber es hat mir gut getan und ich fahre nächste Woche wieder hin :)

    Wie Carl Friedrich auch schrieb, sehe ich es als eins von mehreren Rädchen die optimaler Weise ineinandergreifen. Wegen Suchtberatung mache ich mir auch noch mal Gedanken, aber ich muss ein Schritt nach dem anderen machen, weil ich mich aktuell doch noch schnell überfordert fühle.

    Liebe Grüße

    Wenn du aufhören willst zu trinken, musst du das Nüchternsein mehr lieben <3

  • Hallo liebe muriel

    Glückwunsch zum

    Schritt - so wie dir ging es mir auch. Ichs gehe Montags und Freitag zu den AA „ weil das Wochenende für mich gerade am Anfang zur „kritischen Zone“ gehörte

    Man kann nach den AA Regeln leben muss es aber nicht.ich freue mich Montags richtig auf meine Gruppe und freue mich immer so, weil ich immer mit einem positivem Gefühl da raus gehe.

    Die Gruppe ist homogen gemischt von Jung bis alt und die normale Mittelschicht

    Die freitags Gruppe erfüllt das Klischee der alkoholiker Karriere bis hin zu Obdachlosigkeit, zwangseinweisung in die Nervenklinik, Rückfällen usw

    Da muss ich mich schon vom Gesprächs Stoff und Slang abgrenzen- das Gefühl ist nicht immer so positiv wenn ich da weg gehe

    Deshalb ist es gut das du es für dich probiert hast. Wirst du wieder hingehen ?

    Liebe Grüße

    Wolke

  • Hallo liebe Wolke,

    ja, ich gehe nächsten Donnerstag wieder hin. Dann werde ich vermutlich auch deutlich weniger aufgeregt sein.

    Mit mir waren es gestern 10 Leute und was mich erstaunte, mit mir genau auch 5 Frauen. Auch alles normale Mittelschicht, jedoch zum Teil schon älter, also in oder vor der Rente. Und gerade bei den Frauen, hätte ich "diese Gemeinsamkeit" so gar nicht vermutet. Fast alle sind schon viele, viele Jahre trocken und gehen trotzdem immer noch regelmäßig zu ihrer Gruppe. Das finde ich total stark und erzeugt größten Respekt bei mir.

    Liebe Grüße

    Muriel

    Wenn du aufhören willst zu trinken, musst du das Nüchternsein mehr lieben <3

  • Heute Früh war ich endlich zum Blutabnehmen und habe explizit noch mal nachgefragt, ob auch sämtliche Leberwerte bestimmt werden. Morgen ist dann der Tag der Wahrheit und ich habe ganz schön Bauchschmerzen.

    Meine Hoffnung ist ja, dass die Werte - jetzt nach 7 Wochen ohne Alk - nicht mehr ganz so katastrophal sind.

    Habt einen schönen Tag

    Wenn du aufhören willst zu trinken, musst du das Nüchternsein mehr lieben <3

  • Hallo Muriel

    und Glückwunsch für das erreichte!!

    Deine Geschichte liest sich sehr vertraut, vor allem Beschaffung und Entsorgung, grauenhaft ||

    Bei mir im Dorf gibts sogar mittlerweile Automaten mit Wein, an denen ich mir 24/7 theoretisch Stoff holen könnte....danke auch.

    Den Mut zu einer SHG zu gehen hab ich bisher nicht aufgebracht, bzw. bin ich auf dem Standpunkt, auch ohne klarzukommen.

    Ich hab aber schon mehrere male aufgehört und bins gescheitert...allerdings waren das im Nachhinein betrachtet auch nur halbherzige Versuche, die eigentlich nur Pausen waren, nie mit dem lebenslangen, ernsthaften Entschluss im Hinterkopf.

    Mach so weiter, du schaffst das!! :)

  • Meine Hoffnung ist ja, dass die Werte - jetzt nach 7 Wochen ohne Alk - nicht mehr ganz so katastrophal sind.

    Davon gehe ich mal aus. Während meiner früheren Saufpausen habe ich auch erst mal 2-3 Wochen gewartet und bin erst dann zum Doc. Dann stimmten die Werte wieder. Und ich, von der Sucht verblendet, zu meiner Frau: "Siehst Du, alles in bester Ordnung."

    Nach 7 (!) Wochen müssten die schon top sein.

    Ein ehrliches Bild gibt's erst, wenn aus der Sauferei heraus oder gleich in den ersten Tagen der Abstinenz der Aderlass folgt.

    Ich lasse mir vom Doc die Ergebnisse immer ausdrucken und nehme sie mit nach Hause, um in aller Ruhe die Einzelwerte im Netz zu checken.

  • Heute habe ich telefonisch nun endlich meine Blutwerte, speziell Leber, in Erfahrung bringen können.

    Lediglich Cholesterin ist leicht erhöht! Ich konnte das gar nicht glauben und habe noch mal speziell wegen den Leberwerten nachgefragt und auch diese sind wirklich im grünen Bereich. Vor Aufregung habe ich vergessen zu fragen, ob ich die Ergebnisse in ausgedruckter Form haben könnte. Ich bin so so glücklich und erleichtert und gleichzeitig motiviert, meinen trockenen Weg weiterzugehen. Faszinierend auch, wie schnell sich speziell die Leber scheinbar regenerieren kann.

    Unter der Woche läuft es schon richtig gut, fiesen Saufdruck hatte ich schon länger nicht mehr. Dann habe ich festgestellt, dass die sogenannten Trigger urplötzlich und in eigentlich harmlosen und nicht vorhersehbaren Situationen auftauchen, obwohl ich konsequent Risikominimierung betreibe.

    Als Beispiel: Am Wochenende im Auto, Sonnenschein und ein bestimmtes Lied im Radio, welches mich an Strand, feiern und ausgelassene Stimmung mit viel Alk erinnerte, zack da isser.

    Das Klappern der Weinflaschen auf dem Kassenband vom Kunden vor mir, zack.

    Das Aufräumen und Ausmisten des Kleiderschranks ohne Wein oder Prosecco, zack.

    Schlechte Stimmung in meinem Umfeld.

    Diese Trigger scheinen ja am Anfang völlig normal zu sein und ich bin zuversichtlich, dass diese im Laufe der Zeit weniger werden.

    Einen Termin bei der Suchtberatung habe ich auch gemacht und werde mich erkundigen, welche Möglichkeiten es gibt, gerade langfristig mein Leben zufrieden und abstinent zu gestalten.

    So das war es erst einmal.

    @Carl Friedrich:Wir recht du hattest ;) Dann lese ich gerade deinen kompletten Werdegang. Wirklich ganz ganz stark und sehr beeindruckend!

    Wenn du aufhören willst zu trinken, musst du das Nüchternsein mehr lieben <3

  • Schön, dass deine Werte so gut sind.

    Ich finde es gut, wie auf dich achtest und die Situationen erkennst, in denen du aufpassen musst.

    Du wist sehen, es ist toll, immer wieder etwas wieder zum ersten Mal ohne Alkohol machen zu können. Ich nenne das Freiheit.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • @Carl Friedrich:Wir recht du hattest ;) Dann lese ich gerade deinen kompletten Werdegang. Wirklich ganz ganz stark und sehr beeindruckend!

    Die Leber erholt sich, wenn sie nicht zu stark geschädigt worden ist, relativ schnell. Was ich früher gesoffen habe, dann ein Päuschen und anschließend waren die Werte wieder im Normbereich. Mein Therapeut meinte zu mir, dass meine Saufnummer ohne gesundheitliche Schäden aufgrund seiner Erfahrung wohl nur noch 2-3 Jahre gut gegangen wäre.

    Ich bezeichne mein Verhalten, trotz einiger Wackler zu Beginn, letztlich als konsequent. Ich kann aber gar nicht oft genug wiederholen, dass ganz entscheident die Einstellung ist, ob der Ausstiegswillige sich wirklich von dem Gedanken verabschieden kann, irgendwann gehe doch noch mal was mit dem Stoff.

    Diese Trigger scheinen ja am Anfang völlig normal zu sein und ich bin zuversichtlich, dass diese im Laufe der Zeit weniger werden.

    Bei mir war es definitiv so. Abstinenz wurde zur Gewohnheit, so wie ich früher ein gewöhnlicher Trinker war.

    Es dauerte allerdings eine Weile, bis die automatische gedankliche Verknüpfung gewisser Situationen, Geräusche oder Gerüche mit dem Alkoholkonsum. gelöst werden konnte.

    Weiterhin alles Gute.

  • wie schnell sich speziell die Leber scheinbar regenerieren kann

    Erst mal Glückwunsch.

    Das mit der Leber hat mich auch besonders motiviert. Tatsächlich erneuert sie sich (wenn keine bleibenden Schäden, z. B. Narbengewebe) so schnell, dass man nach einem Jahr praktisch ein vollkommen "neues" Organ im Körper hat.

    Ich wollte die neue Leber. Und jetzt soll sie so bleiben, wie sie ist. Denn jetzt hat sie genug Kapazität um nicht nur zu versuchen sich selbst zu retten. Sondern kann das machen, wofür sie eigentlich gedacht ist. Den ganzen Körper sauber zu halten.

    Und wenn Du in einem Jahr die neue Leber hast, werden die Trigger auch stark nachgelassen haben. Ganz sicher. :thumbup:

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!