Liebe Forumsmitglieder, ich möchte mich einmal vorstellen. Ich bin weiblich, 53 Jahre alt und habe mich in einen Alkoholiker verliebt. Ich arbeite als psychisch Kranke als Teilnehmerin in einem Projekt für psychisch Kranke und Menschen mit Suchtabhängigkeiten. Natürlich kann man nicht alkoholisiert zur Arbeit kommen.
Anfang des Jahres bekam ich einen neuen Arbeitskollegen der mir ziemlich schnell sagte (nachdem wir uns anfreundeten), das Alkohol sein Problem ist, Krankheitseinsicht ist da Er ist monatelang/wochenlang trocken und ist dann im Leben immer wieder abgestürzt und das schon seit jungen Jahren (jetzt ist er 60). Er hat jetzt eine Selbsthilfegruppe, diverse selbstgewählte Klinikaufenthalte und Therapien hinter sich und stürzt doch immer wieder ab. Eine intensive ambulante Begleitung durch ein Suchthilfezentrum wurde abgebrochen, da er immer wieder abstürzte. Erst kürzlich hatte er wieder Kontakt zu diesem Suchthilfezentrum aufgenommen und ich weiß nicht ob die ihn wegen seines jetzt neuerlichem Absturzes (Beginn vor ca. 3 Wochen) weiterhin nehmen in die gerade erst wieder begonnenen Gesprächstermine. Im Moment befindet er sich wieder freiwillig in der Klinik.
Trocken ist er ein total toller Mann. Er ist einfühlsam, sensibel und sehr hilfsbereit. Wir haben uns bald nach dem Kennenlernen auf der Arbeit regelmäßig privat getroffen und ich habe mich in ihn verliebt. Er hat mir deutliche Signale gegeben, das er auch Gefühle für mich hat (Näheres dazu später), sagte aber auch, das er noch Zeit bräuchte, um etwas miteinander zu starten bzw. um stabiler zu werden (sein letzter Absturz vor dem jetzigen war erst letztes Jahr vor jetzt fast 6Monaten).
Ich weiß, das er eine irgendwie traumatisierende Kindheit hatte. Daraus resultiert ein ganz schlechtes Selbstwertgefühl. Er hat mir von Anfang an gesagt, das er mir nicht versprechen könnte, das er nicht irgendwann wieder abstürzt, so real war er. Er hat mir schon häufiger gesagt, das er auf sich selbst böse ist u.a. weil er wegen der Alkoholsucht schon Familie und Freunde verloren hat (u.a. den Kontakt zu seinen Kindern, worunter er sehr leidet, die wollen verständlicherweise keinen Kontakt mehr).
Ich komme ursprünglich beruflich selbst aus dem sozialen Bereich, aber es ist eine ganz andere Hausnummer, persönlich betroffen zu sein. Ich war selbst schon mal zu einem Gespräch einer Suchtberatungsstelle als quasi fast "Angehörige". Ich will einfach nicht Co-Abhängig werden. Ehrlicherweise bin ich aber schon etwas darein geraten indem ich bei seinem neuerlichen Absturz vor ca. 3 Wochen bei diversen Kliniken angerufen habe (waren alle belegt bis auf eine etwas weiter weg). In seinem besoffenem Kopf wollte er mal hin,mal nicht. Im Endeffekt hat er selbst das Gesundheitsamt informiert und ist mit deren Hilfe in die Geschlossene gekommen, jetzt auf einer offenen Station.
Hatte auch totale Angst, das er stirbt. Ich wundere mich, das er vom Kopf her noch so klar ist, wenn er nüchtern ist. Ich habe mich wohl auch in seine Verletzlichkeit verliebt, so komisch es klingt. Das selbst meine Liebe ihn nicht retten kann auch aus dem schlechtem Selbstwertgefühl heraus weiß ich. Ich brauche Euren Rat.