Volka - Auf dem Weg!?

  • Bei mir hat es einige Wochen gedauert, bis ich mich entspannen konnte und mehr Vertrauen aufkam, dass er es tatsächlich durchzieht. Mein Mann ist jetzt fast ein Jahr trocken, Schreckmomente gibt es aber immer mal wieder.

    Und dass er wirklich lebenslang abstinent bleibt, kann ich auch immer noch nicht glauben. Dazu ist es für ihn auch noch zu sehr Verzicht.

  • Das Vertrauen, das man als Alkoholiker über die Jahre zerstört hat,und der Respekt der ganz verloren gegangen ist, muss eben langsam wieder verdient und erarbeitet werden.

    Das hat bei mir Jahre gedauert.

    Auch nach einem oder zwei Jahren Trockenheit kam noch manchmal ein zweifelnder Blick.

    Ein gewisses restrisiko bleibt ja immer, denn eine Garantie für lebenslange Trockenheit gibt es nicht.

    Aber man kann dafür sorgen das es so bleibt.

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

    Seit 1.1.2014 trocken

  • Das glaube ich dir gerne Panama.

    Der Unterschied ist allerdings, dass ihr darüber offen kommuniziert und auch die klare 0,0 Grenze habt. Das erscheint mir insgesamt etwas klarer.

    In der Kommunikation ist das bei mir etwas schwieriger, da ich mit "ich schaff das schon - mit dem Rauchen aufhören hab ich schließlich auch geschafft" abgekanzelt wurde und wir aktuell nicht weiter darüber sprechen. Keine Ahnung, ob es ihr leicht- oder schwerfällt, ob sie Suchtdruck verspürt, o.ä. .

    Und ja Bolle, das glaube ich auch, dass es sehr viel Zeit braucht, das wieder aufzubauen. Gerade auch den Respekt, den hatte ich tatsächlich zusehends verloren.

    Mal schauen, ob ich die Gelegenheit bekomme, das alles wieder herzustellen. Ich für mich freue mich einfach gerade, dass der erste Blick zu Hause nicht zur Bierkiste geht. Klingt bescheuert...

    LG

    Volka

  • Das stimmt, wir haben offen gesprochen, er hat es auch eingesehen, dass er ein Problem hat und so nicht weitergeht. Aber bis er dann tatsächlich was unternommen und geändert hat, das hat einige Monate gedauert.

    Dieses phasenweise 1-2 Wochen weniger oder gar nichts trinken hatten wir auch, danach wurde es aber immer schlimmer als vorher. Bei uns hat dieser Prozess ca 9 Monate gedauert und zum Glück nicht mehrere Jahre.

  • Hey Volka,

    wo ich das bei dir gerade lese mit der Beratung: mein Mann hatte einen halbherzigen Versuch bei einem privaten Suchtberater gestartet. Da war der Tonus ähnlich "man müsste ja erstmal schauen ob wirklich ein Alkoholproblem vorliege..." Und das nachdem mein Mann da schon seinen Lappen mit 3 Promille verloren hatte. Mich hat das damals tierisch aufgeregt. Das war natürlich Wasser auf den Mühlen meines Mannes. Der private Berater ließ sich seine Therapiestunden selbstverständlich gut bezahlen. Und mein Mann schaffte es gerade Mal zu 2 Terminen, danach wurden seine Trinkphasen so heftig, dass er keine Termine mehr einhalten konnte. Ich hab den Berater dann nochmal angerufen, nachdem er verstorben war, um ihm den Ausgang zu erzählen und ihn darauf hinzuweisen, dass er in Zukunft mit solchen Aussagen vorsichtiger sein sollte. Suchterkrankte wollen doch genau diese Absolution vom Fachmann hören. Daraufhin bot er mir an mich zu therapieren, als Trauernde (:

    Was ich damit nur sagen will: lass dir von den sogenannten Fachkräften nicht reinreden, auch wenn es erstmal verlockend klingt. Deine persönliche Einschätzung ist die richtige.

    Viele Grüße simsala

  • Hey liebe Simsala,

    puh, das stimmt natürlich extrem nachdenklich. Da heisst es tatsächlich mit Vorsicht heranzugehen. Eigentlich unfassbar, wenn man sich überlegt, welche Verantwortung diese Stellen/Berater eigentlich haben. Bei deinem Mann war der Besuch ja sogar noch kontraproduktiv.

    Sein Angebot dich zu therapieren liest sich wie Hohn.

    Vielen Dank für deine Ermunterung, auf meine Wahrnehmung und meine Einschätzung zu vertrauen.

    Ich fühle mich gerade nur nicht (mehr) in der Lage, die richtigen, Schlüsse daraus zu ziehen. Ich nehme wahr, dass sie sich zusammennimmt, ich nehme wahr, dass sie aktuell nichts trinkt. Ich nehme wahr, dass sie toll mit den Kindern umgeht und auch auf mich eingeht.

    Ich bin aber auch nicht gänzlich naiv, sie verhält sich erst seit 4 Wochen so und ich weiß, dass sie keine Abstinenz anstrebt. Entgegen meiner Wahrnehmung steht eben die Einschätzung, auch durch die Berichte hier, dass das vermutlich nur eine Phase ist. Sie reicht aber aus, um mich zu verunsichern. Es ist alles so kurios, so konträr, so schwer zu fassen.

    Liebe Grüße

    Volka

  • Hallo Volka,

    diese Verunsicherung kenne ich leider auch. Diese Trinkpausen, die durchaus auch mal länger andauerten. Bei meinem ersten Mann hat die letzte Trinkpause ca 4/5 Monate angedauert, zwischendurch hat er aber schon auch mal was getrunken. Aber nicht bis zur Besinnungslosigkeit wie sonst.

    Dadurch war ich sehr verunsichert. Ob er vielleicht doch nicht abhängig wäre. Ob er endlich die Kurve gekriegt hätte. Und es kam, wie so oft, leise Hoffnung auf.

    Der Absturz danach war heftig wie nie zuvor. Und das war dann mein Punkt, an dem ich nicht mehr wollte und vor allem nicht mehr konnte. Ich habe mich dann getrennt.

    Das kann bei deiner Frau jetzt anders sein aber die Möglichkeit, dass es so ähnlich abläuft, besteht eben auch. Ich habe es so erlebt und schon hunderte Male gehört und hier gelesen. Es ist halt auch ein Muster.

    Lass dich nicht zu sehr verunsichern sondern versuche, diese ruhige Phase für dich zu nutzen. Kraft zu sammeln, dich zu sortieren. Das fällt mir gerade zu deiner Situation ein.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Es ist doch klar, dass dich das verunsichert. Da steckt ja auch so vi Hoffnung drin. Mein Mann war ja sogar in einer Klinik zur Entwöhnung. Da war er 2-3 Wochen vorher abstinent, in der Klinik auch und danach vielleicht nochmal 1-2 Wochen.

    Da wollte er aber noch nicht wahrhaben, dass er nie wieder trinken „darf“. Und dann wurde es nochmal richtig schlimm. Bis ich ihn eben gebeten habe zu gehen und ihm dann nach ein paar Wochen gesagt habe, dass ich mich trenne, wenn er nicht aufhört zu trinken.

  • Guten Morgen,

    wer nicht hören will, muss fühlen. Dennoch denke ich, dass es richtig so war, wie ich es gemacht habe.

    Meine Frau hat gestern anscheinend offiziell ihre 10-wöchige Trinkpause (wenn man das so mit gemäßigtem Konsum nennen kann) aufgegeben.

    Es ist und bleibt einfach ein Muster und kontrolliertes Trinken geht nicht auf Dauer. Ich weiß - keine neue Erkenntnis hier, aber diese Erfahrung musste ich vermutlich einfach selber machen. Für mich und mein Gewissen.

    Das kam jetzt irgendwie aus dem Nichts - wir hatten zuletzt wirklich eine schöne Zeit, mit vielen schönen und entspannten Unternehmungen. Meine Distanz habe ich zum Glück nicht vollkommen aufgegeben, mein Misstrauen blieb, mein Vertrauen konnte sich nicht nachhaltig erholen. Trotzdem hatte ein Hoffnungsschimmer Einzug erhalten, ein zartes Pflänzchen, was gestern ertränkt wurde.

    Einerseits meldet sich eine Stimme der Genugtuung in mir, die sagt: "Siehste, du wusstest es doch die ganze Zeit - du hattest Recht!", andererseits fühle ich tiefe Enttäuschung und Schmerz ob der Erkenntnis.

    Mein Thementitel "Auf dem Weg!?" ist wieder aktuell - ich war auf einer Umleitung unterwegs (es gibt halt so viele Baustellen überall), nun wurde ich wieder auf den Weg geleitet.

    Ich nehme meine Vorhaben und Pläne wieder auf, zu denen ich mich schon im Juli entschlossen hatte.

    Das Niederschreiben hier festigt meine Motivation.

    Viele Grüße

    Volka

  • Hallo Volka,

    ich nehme meine Vorhaben und Pläne wieder auf, zu denen ich mich schon im Juli entschlossen hatte

    das ist gut, denn oft bedeuten solche reduzierten Phasen, oder die Trinkpausen leider nur, den Angehörigen ruhig zu stellen. Da keimt dann wieder Hoffnung auf, um dann wieder zerstört zu werden.

    Bleib dran am Thema, denn das ist wichtig für dich.


    lg Christiane

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Das kam jetzt irgendwie aus dem Nichts - wir hatten zuletzt wirklich eine schöne Zeit, mit vielen schönen und entspannten Unternehmungen.

    Das kenn ich auch aus meiner vergangenen Beziehung. Neue Hoffnung geschöpft und dann aus dem Nichts BÄÄÄM. Schrecklich war das immer. Hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Tut mir sehr leid für euch!

    Aber eine Ent-Täuschung hat auch was Gutes. Zumindest für Dich. Die Täuschung ist weg. Du hast jetzt nochmal die Bestätigung, dass Du wirklich handeln musst. Dass es so nicht weitergeht. Dass Umwege/-leitungen Dich nicht ans Ziel bringen. Dass die Ruhe trügerisch war.

    Ich wünsch Dir ganz viel Kraft bei der Rückkehr auf deinen Weg und eine klare Sicht!

  • Hallo Volka,

    Meine Frau hat gestern anscheinend offiziell ihre 10-wöchige Trinkpause (wenn man das so mit gemäßigtem Konsum nennen kann) aufgegeben

    Das kam jetzt irgendwie aus dem Nichts - wir hatten zuletzt wirklich eine schöne Zeit, mit vielen schönen und entspannten Unternehmungen

    Nein, das kann man nicht Trinkpause nennen und deshalb kam es eigentlich auch nicht aus dem Nichts. Die Alkoholsucht lässt sich nur durch die vollständige Abstinenz stoppen. Kontrollierter Konsum ist nur für eine gewisse Zeit möglich, deshalb war es leider vorprogrammiert.

    Ich nehme meine Vorhaben und Pläne wieder auf, zu denen ich mich schon im Juli entschlossen hatte.

    Das ist eine gute Entscheidung! Ich wünsche Dir, dass Du so motiviert bleibst!

    LG Cadda

  • Hallo zusammen,

    ich möchte wieder ein paar Zeilen hier lassen.

    Es fühlt sich alles echt Mist an. Seit ihrem Trinktag letzte Woche bin ich mir sicher, dass sie wieder nichts getrunken hat. Ich glaube, sie kämpft, dennoch weiß ich, dass sie wohl keine Chance hat, wenn sie sich keine Hilfe sucht. So wird es immer und immer wieder kommen. Es tut einfach alles so unfassbar weh.

    Wie viele Jahre habe ich das nun schon alles ertragen? Gehofft, unterstützt, geredet - geändert hat sich nie wirklich viel, und wenn, dann meist nur sehr kurzfristig. Und nun? Wir haben ein Wochenende hinter uns, an dem war sie nahe der Frau, wie ich sie kennen und lieben gelernt habe. Diese Frau gab es sicher 7-8 Jahre nicht mehr.

    Warum jetzt, wo ich begonnen habe mich zu lösen? Das macht es nicht einfacher und vermittelt mir das Gefühl, dass ich alles falsch mache und vielleicht doch auf dem Holzweg bin.

    Ich habs selber noch geschrieben: Gefühl aus - Kopf an. Puh, ist das schwer.

    Was hab ich bisher gemacht:

    Ich habe mich um einen Beratungstermin bemüht hinsichtlich einer Beziehungsberatung. Da kann man auch alleine hin und sich hinsichtlich Trennungs- und Scheidungssituationen, persönlicher Krisen, usw. beraten lassen. Lt. deren Auskunft eine psychologische Beratung zu Alkoholmissbrauch, Beziehung und Kindern. Eigentlich genau das, was ich gerade brauche.

    Termin: Januar 2024... Na prima, das hat mich letzte Woche ziemlich deprimiert. Das sind noch fast drei Monate! Soll ich so lange zum Stillstand verdammt sein?

    Jedoch wurde mir von dort eine juristische Kurzberatung bei einer Anwältin vermittelt um zumindest die juristischen Aspekte mal zu beleuchten. Der Termin ist immerhin in zwei Wochen.

    Viele Grüße

    Volka

  • Ja, das ist echt ätzend mit den Wartezeiten.

    Gibt es bei euch in der Stadt eine Suchtberatungsstelle? Da hatte ich einen Termin für mich als Angehörige ausgemacht, da musste ich ca. 6 Wochen drauf warten.

  • Ja, da war ich ja schon.

    Hatte ich ja auch schon in meinem Faden darüber berichtet. Der erste Termin war toll und ein guter Austausch.

    In dem zweiten Termin hatte mich die Beraterin ja komplett verwirrt mit ihren Aussagen. Da sie ja ihren Konsum zurückgefahren habe, könnte es ja sein, dass unser Gespräch Ende Juli, wo es konkret um Trennung ging sie zum Umdenken gebracht haben könnte. Ich sollte probieren, Distanz abzubauen und mich wieder mehr öffnen um ihr eine Chance zu geben. Das war so konträr zu dem, was ich hier auch gelesen habe, dass mich das ziemlich durcheinander gemacht hatte.

    Ich hatte dann noch einen Termin im September, den ich dann aber abgesagt habe. Ich weiß nicht, ob ich da nochmal hin möchte.

  • Hallo Volka

    in Anbetracht der Jahre, die Du, mit Euch durchgemacht hast, ist Januar überblickbar. Wäre der Termin heute, würde sich auch nichts ändern. Die Grundprinzipien der Sucht hast Du für Dich verstanden und da herauszukommen ist kein Spurt. Es ist für CO wie für Alkoholiker ein Marathon.

    Bleibe weiter dran.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Warum jetzt, wo ich begonnen habe mich zu lösen?

    Damit Du eben genau DAS nicht weiter tust.

    In dem zweiten Termin hatte mich die Beraterin ja komplett verwirrt mit ihren Aussagen. Da sie ja ihren Konsum zurückgefahren habe, könnte es ja sein, dass unser Gespräch Ende Juli, wo es konkret um Trennung ging sie zum Umdenken gebracht haben könnte. Ich sollte probieren, Distanz abzubauen und mich wieder mehr öffnen um ihr eine Chance zu geben.

    Über diese „Beratung“ komme ich immer noch nicht hinweg. Sie hat anscheinend null Ahnung vom Thema Sucht.

    Termin: Januar 2024... Na prima, das hat mich letzte Woche ziemlich deprimiert. Das sind noch fast drei Monate! Soll ich so lange zum Stillstand verdammt sein?

    Auf keinen Fall, denn auch der Termin wird ja nichts daran ändern, dass Deine Frau trinkt. Der Ist-Zustand wird also eh nicht von dem Termin beeinflusst werden.

    LG Cadda

  • Ach so, das hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.

    Das ist natürlich sehr schade, dass das Gespräch so verlaufen ist.

    Vielleicht gibts Selbsthilfegruppen für Angehörige in deiner Nähe? Das wäre noch eine Idee.

  • Guten Morgen,

    ich gebe dir natürlich Recht Hartmut. Das klingt halt auf den ersten Blick sehr lange, vor allem, wenn man gerade einen Motivationsschub hat ;-).

    Damit Du eben genau DAS nicht weiter tust.

    Das denke ich ja auch - macht es dann halt trotzdem nicht leichter. Weiss auch nicht, ob das unbedingt mit der Sucht zu tun hat. Ist ja vermutlich ein relativ normales Verhalten, wenn man um eine Beziehung kämpft.

    Auf keinen Fall, denn auch der Termin wird ja nichts daran ändern, dass Deine Frau trinkt. Der Ist-Zustand wird also eh nicht von dem Termin beeinflusst werden.

    Nein, am Ist-Zustand ändert der Termin natürlich nichts. Ich hoffe eben auf weitere Infos, Erkenntnisse und vielleicht auch nochmal Bestätigung auf meinem Weg. Ich habe so chaotische Gedanken im Kopf und sehne mich danach, sie endlich wieder ordnen zu können. Vielleicht ist meine Hoffnung in so einen Termin auch zu groß, aber ich denke, dass der ein wichtiger Baustein sein kann.

    Panama : Die gibt es, ich muss mir das durch den Kopf gehen lassen, aber ich glaube, das ist nicht das richtige für mich.

  • Hallo Volka,

    diese Zweifel ob man die Situation richtig einschätzt, ob man nicht doch Schuld an der Situation hat, Hoffnung auf Änderung und vor allem das es wieder so wird wie früher, das kennen hier wohl die meisten. Und genau das macht es auch so schwer für sich eine Entscheidung zu treffen.

    Es wird aber nicht wieder wie früher. Auch wenn der Partner trocken wird, wird es nicht mehr so sein wie vor der Sucht.

    Du kannst weiterhin versuchen alles zu verstehen, neue Infos sammeln usw. Es wird dich aber nicht weiterbringen. Ich glaube auch nicht das man das in irgendeiner Weise verstehen kann warum der Alkoholiker lieber alles verliert als auf den Alkohol zu verzichten.

    LG

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