Newchance - Hallo zusammen - Meine Vorstellung :)

  • Ich glaube, ich habe eine grundsätzliche Verknüpfung hergestellt zwischen der Trinkerei und meinem Befinden.

    Grüße von Freddy

    Hallo FREDDY68 :)

    Diese Einschätzung teile ich auch. Bei mir ist es eben nur nichts Negatives wie bei vielen anderen. Also ich gerate nicht in Versuchung, wenn ich gestresst bin, traurig bin oder sonst irgendeine bedrückende Befindlichkeit. Sondern eher, wenn es mir (zu) gut geht, die Sonnen scheint, Sommerfeeling herrscht...

    Ich schätze, in meinem Kopf erfolgt dann eine Art "Belohnungsverlangen" für noch mehr gute Laune. Schon crazy, dass man sich mit etwas "belohnen" möchte, was einem nicht schmeckt und dem Körper nicht gut tut. Und genau diese Erkenntnis manifestiere ich gerade und versuche andere Möglichkeiten der Belohnung zu finden. Ganz nebenbei begibt man sich auf der Suche nach etwas passendem auch auf unbekanntes Terrain, was durchaus spannend sein kann. :mrgreen:

    Ich gebe dir absolut recht, dass man die Krankheit nicht unterschätzen darf. Sie ist heimtückisch, manipulierend, zerstörerisch und gehässig. Ein wachsames Auge auf den Teufel zu haben ist essentiell. Ein Rückfall kündigt sich schon weitaus früher an, als in dem Moment, wo man den Alkohol kauft. Und das ich mich für diesen Zeitabschnitt sehr viel mehr sensibilisiere ist unglaublich wichtig. Ich bin mir der Suchttherapeutin gerade dabei en Rückfall (bzw. auch die vorangegangenen) aufzuarbeiten. Das tut gut und verschafft neue Denkansätze.

  • Die eigene Abstinenz wird zu einer Art Selbstverständlichkeit, das Problem verschwindet aus den Augen, das Abstinenztraining (Trockenarbeit) gerät aus dem Blickwinkel und langsam, aber sicher ist der Weg für den Rückfall bereitet.

    Wenn sich dann noch der Gedanke einschleicht, man könne ja mal wie ein "Normaler" was trinken, dann kommt's zum Rückfall.

    Aus dem Grund bin ich hier regelmäßig am Ball. Mit jedem Aufruf dieser Seite, halte ich mir mein Problem vor Augen, um mich zu schützen.

    Carl Friedrich

    Das unterschreibe ich absolut. Genauso ist es gewesen. Der Leichtsinn hat sich eingeschlichen und die Aufmerksamkeit davon geschlichen. X/

    Aber ein erster Schritt ist es, dass ich mir dessen eindringlich bewusst bin und daran arbeiten kann. :)

  • Hallo FREDDY68 :)

    Bei mir ist es eben nur nichts Negatives wie bei vielen anderen. Also ich gerate nicht in Versuchung, wenn ich gestresst bin, traurig bin oder sonst irgendeine bedrückende Befindlichkeit. Sondern eher, wenn es mir (zu) gut geht, die Sonnen scheint, Sommerfeeling herrscht...

    Ich denke der Grund zu trinken ist immer eine Art Unzufriedenheit. Da sind wir Alkoholkranke und "gesunde Alkoholkonsumenten" sehr ähnlich. Zumindest so lange man den Alkohol nicht braucht. Man hat Stress oder ist nach eigener Einschätzung nicht locker genug, man ist angespannt oder die Feier ist nicht lustig genug ohne Alkohol etc.. Nur kann sich der Nicht-Alkoholiker ein Glas gönnen zur Entspannung oder damit er etwas redseliger wird - wir aber dürfen, wollen und können das nicht (mehr).

    Bitte nicht falsch verstehen - ich trauere dem nicht nach.......

  • Hallo,

    bitte schreibt wenn ihr zitiert immer UNTER DAS ZITATFELD, sonst kann man nicht mehr wirklich erkennen, wer was geschrieben hat.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Soooo liebe SHG :)

    Heute bin ich bei Tag 52 8| Eigentlich ist es ja Quatsch die Tage mitzuzählen. Aber irgendwie macht es gerade am

    Anfang Mut und motiviert mich. Mir geht es sehr gut, ich nutze weiter die Gespräche mit der Suchttherapeutin und

    bin sehr froh, dass ich die Lage ernst nehme. Es ist schön, wieder voller Elan zu agieren.

    Morgen wird mein Engelchen eingeschult und ich freu mich unfassbar sie bei diesem neuen Lebensabschnitt

    absolut klar begleiten zu dürfen. Ich bin sicher, es wird ein gigantischer Tag. <3

    Ich habe mich in letzter Zeit ein paar mal dabei erwischt, dass ich beim Einkauf sehr eindrucksvoll absichtlich

    das Weinregal mit meinem Blicken umgangen bin. Nicht, weil ich es meiden wollte aufgrund eines Suchtgedanken.

    Nein, weil ich mich schäme und total verlegen bin, dass es vor nicht allzu langer Zeit viele Tage gab, in denen ich

    nur dieses Regal wegen überhaupt den Laden betreten habe. :? Ich war richtig beschämt und verlegen in diesem

    Moment, wirklich ein seltsames Gefühl.

    Ich habe kein Verlangen nach der Wirkung, aber seit der Abstinenz wieder ein ausgeprägtes Appetitgefühl auf

    vielerlei Leckerbissen, Eis zum Beispiel.

    So, dann werde ich jetzt noch die letzten Vorbereitungen für morgen angehen und wünsche euch allen einen

    wundervollen und nüchternen Start ins Wochenende.

    Newchance :)

  • Liebe Newchance,

    dein Beitrag ist voll schön und Glückwünsche zu den 52 Tagen!

    Morgen wird mein Engelchen eingeschult und ich freu mich unfassbar sie bei diesem neuen Lebensabschnitt

    absolut klar begleiten zu dürfen. Ich bin sicher, es wird ein gigantischer Tag. <3

    Da freu ich mich ganz besonders für dich! Als mein ältestes Kind eingeschult wurde, hatte ich am Tag davor viel zu viel getrunken und hab mich den ganzen Tag ganz schlimm gefühlt. Das bereue ich bis heute. Ich find es wirklich ganz schön, dass du den Tag und den großen Schritt deines Kindes so klar erleben wirst.

    Nein, weil ich mich schäme und total verlegen bin, dass es vor nicht allzu langer Zeit viele Tage gab, in denen ich

    nur dieses Regal wegen überhaupt den Laden betreten habe. :? Ich war richtig beschämt und verlegen in diesem

    Moment, wirklich ein seltsames Gefühl.

    Kenne ich auch so gut das Gefühl! Zu Beginn meiner Nüchternheit konnte ich auch gar nicht einkaufen gehen…hatte richtig Panik, dass ich an den Regalen nicht vorbeikomme. Weil auch ich so oft nur wegen dieser Regale in den Laden gegangen bin. Mittlerweile kann ich sie links liegen lassen und bin innerlich jedes Mal so dankbar dafür.

    Auch dir ein schönes nüchternes Wochenende und einen tollen Tag morgen!

  • Ich habe mich in letzter Zeit ein paar mal dabei erwischt, dass ich beim Einkauf sehr eindrucksvoll absichtlich

    das Weinregal mit meinem Blicken umgangen bin. Nicht, weil ich es meiden wollte aufgrund eines Suchtgedanken.

    Nein, weil ich mich schäme und total verlegen bin, dass es vor nicht allzu langer Zeit viele Tage gab, in denen ich

    nur dieses Regal wegen überhaupt den Laden betreten habe. :? Ich war richtig beschämt und verlegen in diesem

    Moment, wirklich ein seltsames Gefühl.

    Kann ich gut nachvollziehen,

    bei mir kamen früher an der Kasse auch noch Schuld/Schamgefühle dazu, die ich versucht habe, zu überspielen.

    Beim Ausladen der Bierkästen zu Hause, habe ich immer gehofft, dass mich kein Bekannter sieht. (Obwohl bekannt war, dass ich regelmäßig trinke)

    Neulich hatte ich den Korb voll mit alkoholfreien Getränken und da kamen Gedanken auf, hoffentlich merkt die Verkäuferin nicht, dass ich früher immer nur Alkohol gekauft habe und jetzt keinen mehr. (Der Verkäuferin wird das ziemlich egal gewesen sein, sind halt so die eigenen Kopfsachen)

    Ist schon manchmal seltsam, was man da selbst noch im nüchternen Zustand "posttraumatisch" noch am Schuh klebt.

    Ich gehe jetzt immer in den Laden und suche mir bewusst was aus, was ich früher keines Blickes gewürdigt habe und das schmeckt auch noch gut.

    Also es wird besser :)

  • Neulich hatte ich den Korb voll mit alkoholfreien Getränken und da kamen Gedanken auf, hoffentlich merkt die Verkäuferin nicht, dass ich früher immer nur Alkohol gekauft habe und jetzt keinen mehr. (Der Verkäuferin wird das ziemlich egal gewesen sein, sind halt so die eigenen Kopfsachen)

    Ist schon manchmal seltsam, was man da selbst noch im nüchternen Zustand "posttraumatisch" noch am Schuh klebt.

    renoo

    Oh ja, dieses Thema hatten wir in der Klinik während der Entgiftung in der dortigen Suchtgruppe. Der Gedanke, die Verkäuferin merkt sich was wer wie und wann kauft. Ich habe zur nassen Zeit tatsächlich die Läden abgewechselt, damit ich nicht permanent im selben Laden kaufe. :oops:

    Aber auch uns wurde gesagt, dass es nur die eigenen Spinnereien sind und es den Verkäufern herzlich egal ist was man im Einkaufswagen hat.

    Ich selbst schaue aber als Kunde was andere Kunden aufs Band legen. Vielleicht rührt es auch daher. Insbesondere natürlich, wenn es sich um alkoholische Getränke handelt. Dann kommen häufig Gedanken wie: "Du wirst morgen ordentlich Kopfweh habe und dir wird hundeübel sein - mir nicht!" In der nassen Zeit habe ich Personen immer beneidet, die keine alkoholischen Sachen in ihrem Korb hatten. Im Gegensatz zu mir, mussten sie sowas nicht kaufen. Ich habe sie für ihre Klarheit bewundert. Sie hatten das was ich wieder wollte. Aber jetzt bin ich selbst auf einem guten Weg, zum Glück.

    Da freu ich mich ganz besonders für dich! Als mein ältestes Kind eingeschult wurde, hatte ich am Tag davor viel zu viel getrunken und hab mich den ganzen Tag ganz schlimm gefühlt. Das bereue ich bis heute. Ich find es wirklich ganz schön, dass du den Tag und den großen Schritt deines Kindes so klar erleben wirst.

    Sahnehaube

    Ganz herzlichen Dank, es war einfach wunderschön. Während der Veranstaltung in der Schule bekam ich nasse Augen, ich war einfach so unfassbar gerührt. Mein kleines Mädchen ganz groß. <3 Ich bin super gespannt auf die kommende Zeit, sowohl ihre Entwicklung als auch die meine.

    In dieser Woche habe ich ein Vorstellungsgespräch, darauf bin ich auch sehr gespannt. :thumbup:

    Genießt den Sonntag und lassen wir alle gemeinsam das erste Glas stehen! :)

  • Ich selbst schaue aber als Kunde was andere Kunden aufs Band legen. Vielleicht rührt es auch daher. Insbesondere natürlich, wenn es sich um alkoholische Getränke handelt.

    Als Neuling ist Dein Blick noch stark alkoholfixiert. Das erging mir 2015 auch so. Mit der Zeit hat sich das gelegt. Ich scanne nicht andere Einkaufswagen, das Kassenband o.a. nach Alkohol ab. So was nehme ich allenfalls beiläufig, ohne emotionale Regung wahr.

    Der Grund für die Alkoholfixierung ist im Suchtgedächtnis zu suchen. Dieses funktioniert wie eine Software, die sich nicht deaktivieren, jedoch überschreiben lässt. Dennoch zuckt es auch später noch ab- und an mal und führt dann zu temporärem und ruckeligen Betrieb. Zumindest mir ist es so ergangen. Mittlerweile sind die Abstände deutlich größer geworden. Das letzte Mal liegt bei mir schon mehrere Jahre zurück.

  • Ich selbst schaue aber als Kunde was andere Kunden aufs Band legen.

    Wenn ich meine Sachen aufs Band lege passiert das automatisch.

    Letztens ist mir dann aber doch aufgefallen wie eine ältere Dame vor mir eine nicht endende Batterie von alkoholischen Getränken aufs Band beförderte. Wodka, Wein, Jägermeister, Bier... alles was das Herz wohl begehrt.

    Ich kam nicht umhin mir die Dame näher anzusehen und mir meine Gedanken zu machen.

    Ist nicht weiter tragisch... das ist das Leben und wir haben Erinnerungen.

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Geht bei mir schon am Pfandautomaten los.

    Dabei ist mir aufgefallen, dass es fast keinen gibt, der so viele Pfandbierflaschen, wie ich es habe, in den Automaten schiebt.

    Bei mir waren das gerne mal über 50 Flaschen. Ich weiß nicht, vielleicht verteilen sie das besser. Jedenfalls wird Lebensmitteleinkauf, ohne den 15 € Pfandbon erst mal teuerer. ;)

    Am Band gibt es viele potenziellen "Kandidaten". Auch da schaue ich mir dann gerne die Leute dazu an. Muss allerdings aufpassen, dass ich nicht zu intensiv glotze. Inzwischen ist es aber nicht mehr ganz so spannend. So ein "getarnter" Einkauf ist interessanter, als ein Berg Flaschen.

    Auch habe ich immer gehofft, dass irgendwer zu sieht, wie ich meine alkfreien Flaschen in den Automaten stecke. Das interessiert natürlich keine Sau. ^^ Aber egal.

    War halt das neue. Und das war auch gut so. Es ist aber immer schön zu lesen, dass das wohl auch anderen so geht, oder ging. Bin halt auch nur ein Alkoholiker von der Stange.

  • Ich habe zur nassen Zeit tatsächlich die Läden abgewechselt, damit ich nicht permanent im selben Laden kaufe. :oops:

    Das habe ich auch gemacht,oh jemine…was für ein Stress das auch war. Alleine dieses beschaffen und entsorgen. Ganz schlimm. Ich war auch bis zum Schluss so,dass ich nie auf Vorrat gekauft habe,weil ich wusste,dass ich damit dann überhaupt nicht umgehen kann. Also mehrmals los und unterschiedliche Läden und so. Furchtbar.

    beneidet, die keine alkoholischen Sachen in ihrem Korb hatten

    Absolut! Oder die nur so kleine Mengen gekauft haben…da war mein Neid fast noch grösser. Ich hab mir dann vorgestellt,dass ihnen die kleine Menge dann bestimmt auch noch eine lange Weile reicht. Das war für mich so weit weg,da hab ich mich dann immer besonders elend gefühlt.

    Am Anfang der Nüchternheit war ich dann fast „stolz“ auf meine Einkäufe (als ich dann wieder einkaufen konnte,ganz am Anfang konnte ich nicht). Mittlerweile ist einkaufen ziemlich „neutral“ für mich. Wichtig für mich, mich daran zu erinnern durch deinen Beitrag,Newchance! Danke!

    Einmal editiert, zuletzt von Sahnehaube (27. August 2023 um 23:46)

  • Guten Morgen,

    das ging mir ganz genau so. Ich habe auch in unterschiedlichen Läden gekauft, obwohl ich auf Vorrat gekauft habe.

    Ich freue mich auch heute nach 6 Jahren manchmal noch über meinen Einkauf an der Kasse. Es sei denn, ich habe gerade Bock auf Süßigkeiten, das artet bei mir auch aus manchmal und ist daher hart an der Grenze zum schämen :S

    Ich arbeite in einem kleinem Laden, in den jeden Tag eine junge Frau kommt, ich schätze Mitte 20, um jeden Tag einen Liter Wein zu kaufen. Mehr nicht. Nur den Wein. Meinen Kolleginnen fiel das auf und es wurde Thema, dass sie ja bestimmt ein Problem hat, wenn sie jeden Tag ne Flasche kaufen muss.

    Ich war der Meinung, dass sie die nicht für sich holt. Sie wirkt einfach so ungezwungen dabei.

    Meine Kolleginnen meinten, vielleicht stört es sie nicht, weil es ja auch immer „nur“ eine Flasche ist, dass sie deshalb denkt „ist ja nichts bei“. Ich war anderer Meinung. Hört sich blöd an, aber ich sehe wenn jemand säuft. Bei ihr hatte ich null das Gefühl.

    Manchmal holt sie nun inzwischen sogar 2 Flaschen Wein. Sie lässt sich den Bon mitgeben. „Tarnung“ meinte meine Kollegin. „Nee“ meinte ich. Sie nimmt nicht mal zur Tarnung eine andere Kleinigkeit mit. Ich sehe das, rieche das. Sie trinkt nicht.

    Neulich kam sie das erste Mal nicht allein, um ein Stück Kuchen zu essen. Ihre Begleitung war älter als sie und sah ihr total ähnlich. Vielleicht war es ihre Mutter. Sie roch extrem nach Alkohol, sah völlig fertig aus mit der Welt.

    Am Ende holte die junge Frau wieder die Flasche Weißwein, die andere Frau sagte leise zu ihr „eine Flasche Rosé bitte noch dazu“, was sie dann auch tat.

    Schrecklich!!!

    Ein klassisches Beispiel: Frau schämt sich so sehr und ist vermutlich zu fertig, um sich jeden Tag aufzuraffen.

    Tja und die Tochter eventuell Co-Abhängig, schafft ihr das Zeug ran.

    Ich bin froh, dass ich das los bin. Flaschen kaufen, aussaufen und entsorgen. Ekelhaft der Gedanke zurück.

    LG Cadda

  • Ein klassisches Beispiel: Frau schämt sich so sehr und ist vermutlich zu fertig, um sich jeden Tag aufzuraffen.

    Tja und die Tochter eventuell Co-Abhängig, schafft ihr das Zeug ran.

    Hallo Cadda - Die Geschichte macht mich ganz traurig. :cry: Aber leider sind das alles Gesichter der Sucht.

    Ich bin sehr froh, dass wir uns hier austauschen können, denn wir wissen worum es wirklich geht.

    Viele Menschen begreifen Sucht, egal welches Suchtmittel es betrifft, nicht. Wahrscheinlich nicht, weil sie es

    nicht möchten, wohl eher, weil sie es gar nicht vollends erfassen können.

  • Guten Morgen zusammen :)

    mir geht es sehr gut, natürlich ohne Alkohol. In dieser Woche hatte ich auch wieder ein Gespräch mit der Suchttherapeutin, welches

    wirklich super lief. Da sie jetzt für 3 Wochen im Urlaub ist, hat sie mir ein paar "Denksport-Aufgaben" mitgegeben. :wink:

    Da ich als eines meiner Zugpferde für eine zufriedene Abstinenz meine Tochter sehe, meinte sie, ich möge mir einmal Gedanken

    machen, welches Zugpferd ich haben werde, wenn sie einmal ausgezogen ist. Ich muss gestehen, diese Frage ist reichlich

    spannend für mich. Zunächst einmal beläuft sich der Zeitraum mit Blick in die Zunft auf 12 Jahre (sie ist erst 6). Was schon

    reichlich herausfordernd ist. Zudem bin ich ein sehr analytischer Mensch mit ausgeprägten autistischen Zügen. In dieser

    Aufgabe sind mir einfach zu viele unbekannte Variablen. :mrgreen: Zur Erklärung: Ich habe zwei Zugpferde: Meine eigene Gesundheit/

    Wohlbefinden/Zufriedenheit als auch meine Tochter.

    Aber ich stelle mir meine Zukunft in dieser besagten Situation so vor, dass ich mehr Zeit habe, um meine eigenen Wünsche

    zu erfüllen. Reisen, Senioren-Uni oder Fernstudium, Hobbys. Solche Herausforderungen sind für mich Triebwerkzeug genug. Natürlich muss

    sich das alles im Laufe der Zeit entwickeln, ich mich stabilisieren, dazu lernen, im Austausch bleiben. Aber ich stelle mir die

    kommende Zeit erfüllt und glücklich vor, auch wenn ich dann mein Kind irgendwann nicht mehr ständig um mich haben werde.

    Ich denke, ich bin durchaus in der Lage mir selbst Glück zu erschaffen und an jeder Herausforderung zu wachsen.

    Und wenn irgendetwas aus irgendeinem Grund nicht rund laufen sollte, weiß ich wo ich Hilfe bekommen kann.

    Was mir auch nach dem Rückfall immer mehr klar wurde, ist, dass ich nicht immer alles allein schaffen muss. Sondern durchaus

    auch um Hilfe und Rat bitten darf. Als Alleinerziehende ist das manchmal etwas einfach in einem drin, ein permanenter

    Alleinkämpfer zu sein. Und dann kann es, wie der Rückfall ja sehr deutlich zeigte, auch mal wesentlich nach hinten

    losgehen. In der Alkoholsucht (wahrscheinlich wie bei vielen anderen Dingen im Leben auch, ist falscher Stolz wohl ein

    ziemlich schlechter Ratgeber. :?

    Meine Maus und ich haben die erste Schulwoche super gemeistert. Ich bin sehr stolz auf sie und sie geht sehr gern hin.

    Wollen wir hoffen, dass diese Phase noch eine Weile anhält. :D By the way bin ich heute bei Tag 59, wie mir gerade

    auffiel. Schon Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Und eigentlich traurig, dass man viel davon bereits sinnlos im Rausch vergeudet

    hat. Umso deutlicher muss ich mir machen, den Rest wirklich mit Sinn, Verstand und Glück zu nutzen. Schlechte Tage

    werden immer mal wieder kommen. Aber es muss klar sein, dass nach jedem Regen auch wieder die Sonne scheint.

    Dazu bedarf es für mich keinem Alkohol - nie wieder!

    Wo ich vorhin einen Beitrag von renoo zu Musik las, wurde mir wieder bewusst, dass ich mir einige meiner Lieblingslieder

    durch den Alkohol (zumindest für den Moment) total versaut habe. Ich kann sie nicht hören, weil ich sie während des

    Rückfalls gehört habe und sie natürlich eine noch frische Verbindung schaffen. Sofort überkommt mich ein derart

    schlechtes Gewissen, ein negatives Gefühl voller Scham, dass ich es entweder sofort ausstellen muss, oder gar nicht

    erst dran denken mag. :cry: Vielleicht ändert sich das irgendwann mit der Zeit einmal. Momentan jedenfalls

    kann ich bestimmte Lieder einfach nicht hören ohne mich schlecht zu fühlen. Und das möchte ich nicht.

    Sooo, dann wünsche ich allen einen super Start ins wohlverdiente und nüchterne Wochenende. :)

    Ich hätte da noch eine Frage: Meine Suchttherapeutin meinte, dass ich nicht mehr trinken darf, wüsste ich ich.

    Aber der Rückfall zeigt, dass es noch nicht wirklich im Kopf verankert ist. Wie gesagt, ich bin ohnehin Theoretikerin

    und weiß an sich alles rund um die Alkoholsucht. Meine Frage wäre also: Wie kann ich es erreichen, dass

    es sich in meinem Kopf wirklich innig verankert. Ich bin ehrlich etwas ratlos. :/

  • Ich kann dich da sehr gut verstehen und mir geht es mitunter ganz ähnlich.

    Meiner Ansicht muss man wirklich sehr aufpassen, was man indem Falle nicht oral, sondern "Ohr"ral einnimmt und welche Stimmung das eventuell erzeugen könnte.

    Ich merke aber auch für mich, dass ich viele ehemlige "Lieblingslieder", die meine damalige Stimmung wiedergespiegelt haben (eher düster/ melancholisch), wo ich mich zusagen mit genug Alk-Pegel selbst bemitleiden konnte, nicht mehr hören möchte.

    Sie gefallen mir einfach nicht mehr.

    Auf der anderen Seite gibts natürlich auch Lieder, die habe ich gehört, als ich noch getrunken habe und höre sie jetzt auch wieder gerne.

    Es ist aber auch so, dass man jetzt z.B. ganz andere Facetten heraushört (in Text oder Melodie), weil man wieder eine viel feinere, umfänglichere Wahrnehmung hat.

    Als ich noch trank, habe ich immer meine 2-3 Standardalben gehört und mir dazu ein Bier nach dem anderen aufgeklickt, mich in meinem Nebel selbst bemitleidet/ den Rausch gesucht (der Rausch war zu der Zeit, das Beste, was ich hatte. Platz für wirklich gute Sachen, echte Freude und Enspannung war da nicht)

    Ich habe irgendwie gedacht, so ist es nun, so muss es nun sein.

    Ich merke aber immer mehr für mich, dass es nämlich überhaupt nicht so sein muss.

    Nee, danke :)

    Wie gesagt, ich bin ohnehin Theoretikerin

    und weiß an sich alles rund um die Alkoholsucht. Meine Frage wäre also: Wie kann ich es erreichen, dass

    es sich in meinem Kopf wirklich innig verankert. Ich bin ehrlich etwas ratlos.

    Mir hilft es wirklich sehr, das ich meine Nüchterheit nicht als einen Verlust sehe, sondern als einen riesigen Gewinn. Etwas, was mich im Leben wirklich weiterbringt und ich bin so froh, diesen Rucksack, aus Trinken müssen, Scham-Und Schuld losgeworden bin.

    Und das ich ohne Alkohol zu dem Mensch werde, da ich wirklich bin.

    Und das eigene Gewissen gibt mir da zumindestens recht. Ist vielleicht auch bei jedem anders.

    Ich meine damit auch nicht die Vernunft, denke das Einsehen hat ja jeder Trinker, dass ihm Alkohol nicht guttut.

    Und wenn da nur nicht das Suchtgedächtnis/ Belohnungszentrum wäre, dass der Vernunft entgegenspielt, wäre ja alles schick bzw. ganz einfach.

    Für mich ist es wichtig, dem Belohnungszentrum neue, bessere Alternativen anzubieten.

    Und ich meine damit nicht dieses positive Denken, wo ich mir sage, mir geht es gut, obwohl es mir schlecht geht. Davon halte ich nicht viel.

    Für mich sind das vor allem echte erlebbare Dinge, z.B. wie die eigene mentale und körperliche Gesundheit zurückehrt, ich Sachen ohne Alk durchstehe, die ich vorher so nie durchgestanden habe. Wie es mit mir vorangeht, wie ich "positiv" wachse ,wie ich die Welt wieder ohne Verzerrung wahrnehme, früh ohne Kater aufstehe, Situationen gut durchstehe und nüchtern ins Bett gehe.

    Ich zelebriere das teilweise richtig.

    Ich versuche sozusagen das Loch mit echten positiven Erlebnissen/ Erfahrungen zu stopfen.

    Vor allem versuche ich, nicht dem Alkohol hinterherzutrauern. Ich hatte schon mal das Beispiel mit dem Expartner'in gebracht, der man jahrelang hinterhertrauert und in einem Moment der Klarheit merkt, dass man nur verarscht wurde und sie/ihn eigentlich nie gebraucht hatte/mir nie gut getan hat.

    Und so ist es m. A. nach auch mit dem Alkohol und wenn diese Erkenntnis "sackt", geht alles deutlich leicher.

    Schönes WE

  • Hallo Newchance!

    Deine Zeilen lesen sich gut! Gratulation zu 59 trockenen Tagen!

    Wie Du Deine Alkoholkrankheit verankern kannst? Du kannst nicht mit Alkohol umgehen und Du willst nie

    wieder da hin, wo Du mal warst.

    Der Ansatz: Du darfst nicht mehr trinken ist falsch.

    Du musst nicht mehr trinken!

    Früher war jeder Tag ein Kampf, weil ich trinken musste. Mit meiner Abstinenz habe ich mir selbst das

    größte Geschenk gemacht. Ich muss nicht mehr trinken, klar dürfte ich trinken, aber zu welchem Preis?

    Ich will nicht mehr trinken!

    Wenn Du es so herum betrachtest, wird vieles leichter!

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Als ich noch trank, habe ich immer meine 2-3 Standardalben gehört und mir dazu ein Bier nach dem anderen aufgeklickt, mich in meinem Nebel selbst bemitleidet/ den Rausch gesucht (der Rausch war zu der Zeit, das Beste, was ich hatte. Platz für wirklich gute Sachen, echte Freude und Enspannung war da nicht)

    Ich habe irgendwie gedacht, so ist es nun, so muss es nun sein.

    Ich habe ja nie getrunken, wenn ich schlecht drauf war, sondern, wenn es mir sehr gut ging und ich das Gefühl einfach noch tippen wollte. Daher waren es bei mir immer sehr positive Musik. Ist auch eine Herausforderung, dass man bei guter Laune nicht überheblich wird. :?

    Mir hilft es wirklich sehr, das ich meine Nüchterheit nicht als einen Verlust sehe, sondern als einen riesigen Gewinn. Etwas, was mich im Leben wirklich weiterbringt und ich bin so froh, diesen Rucksack, aus Trinken müssen, Scham-Und Schuld losgeworden bin.

    Die Abstinenz ist für mich kein Verlust, ich sehe sie wirklich als Bereicherung. Ich konnte es ja schon mehrere Jahre gut leben. Dennoch hat sich ja

    irgendwo im Unterbewusstsein irgendein Hintertürchen geöffnet, so dass ich leichtfertig wurde. Und genau diese Luke suche ich.

    Ich möchte nicht, dass es mir noch einmal widerfährt. Ehrlicherweise mag ich mir nicht sagen, dass ein Rückfall zur Krankheit dazugehört. Ich weiss natürlich, dass es so ist. Aber in meinem Ohren klingt dieser Satz nach einer Art "Entschuldigung", der ganz schnell zu einem Freibrief wachsen kann. Von daher gehe ich lieber davon aus, dass ich einem solchen Rückfall nicht noch einmal gegenübertreten will.


    Vor allem versuche ich, nicht dem Alkohol hinterherzutrauern. Ich hatte schon mal das Beispiel mit dem Expartner'in gebracht, der man jahrelang hinterhertrauert und in einem Moment der Klarheit merkt, dass man nur verarscht wurde und sie/ihn eigentlich nie gebraucht hatte/mir nie gut getan hat.

    Und so ist es m. A. nach auch mit dem Alkohol und wenn diese Erkenntnis "sackt", geht alles deutlich leicher.

    Nun ja, ich trauere dem Alkohol nicht nach. Es schmeckt nicht, verklärt einen nur, schafft Probleme. Nichts, was der Mensch, am wenigstens ich selbst,

    braucht und in seinem Leben will. Ich fühle mich gut und möchte auch mit dieser Positivität weitergehen. Aber trotzdem muss es ja irgendwas geben,

    was meinen Leichtsinn so wachsen ließ und in den Rückfall schubste.

    Ich habe ja noch etwas Zeit, um mir ausreichend Gedanken darüber zu kommen, bevor ich es mit der Suchttherapeutin besprechen darf. :)

    Danke dir, renoo für deine Worte. :thumbup:

  • Wie Du Deine Alkoholkrankheit verankern kannst? Du kannst nicht mit Alkohol umgehen und Du willst nie

    wieder da hin, wo Du mal warst.

    Der Ansatz: Du darfst nicht mehr trinken ist falsch.

    Du musst nicht mehr trinken!

    Stimmt, das Wort "musst" ist hier fehl am Platz. :)

    Das ist nicht mit Alkohol umgehen kann und dieser auch keinen Platz mehr in meinem Dasein hat, ist mir völlig bewusst.

    Zumindest fühle ich das so, schon seit vielen Jahren.

    Ich bleibe dran mit der internen Recherche :D

    Vielleicht ergibt sich im Laufe der Zeit ein besseres Verständnis und ich grabe vielleicht auch an Stellen, wo die Antwort

    schon klar auf der Hand liegt. Ich weiß was ich will und was nicht, das sollte für den Weg schon einmal ein wichtiger

    Wegweiser sein.

  • Ich hätte da noch eine Frage: Meine Suchttherapeutin meinte, dass ich nicht mehr trinken darf, wüsste ich ich.

    Aber der Rückfall zeigt, dass es noch nicht wirklich im Kopf verankert ist. Wie gesagt, ich bin ohnehin Theoretikerin und weiß an sich alles rund um die Alkoholsucht. Meine Frage wäre also: Wie kann ich es erreichen, dass es sich in meinem Kopf wirklich innig verankert. Ich bin ehrlich etwas ratlos. :/

    Wie DU das innerlich verankern kannst, weiß ich natürlich auch nicht.

    Aber ich kann dir verraten, wie ICH das verinnerlicht habe: Zu wissen, dass ich Alkoholiker bin und dass ich keinen Alkohol trinken sollte oder dürfte, war mir schon viele Jahre klar. Geändert hat sich nix, ich habe mir weiterhin den Alkohol gekauft und auch getrunken. Nicht mal schlechte Leberwerte zwischendurch und eine ziemlich schmerzhafte Bauchspeicheldrüsenentzündung haben mich abhalten können. Obwohl ich wusste, dass ich keinen Alkohol trinken darf.

    Mit diesem Forum lernte ich zu akzeptieren, dass ich Alkoholiker geworden bin.

    Diese Akzeptanz, dass ich alkoholkrank bin, hat mir geholfen, mich mit mir und meiner Sucht zu versöhnen. Ich bin krank…nicht schwach, nicht runtergekommen, nicht charakterlos…ich bin krank.

    Dürfen tue ich alles. Dürfen tue ich sogar Alkohol trinken.

    So ein kleines Wort wie ‚kann‘, hat bei mir viel verändert (An dieser Stelle: Danke, Hartmut.)

    Egal, was andere könne


    Ich trank immer nur aus einem bestimmten Grund: Mehr Selbstbewusstsein, Mut und Lockerheit.

    Mehr Selbstbewusstsein, Mut und Lockerheit….wie hast du das in deinen 2 langen Trinkpausen empfunden?

    Mir gibt mein Nüchternsein Selbstbewusstsein, Mut und Lockerheit. Vor allem Mut und Lockerheit, aber auch mein Selbstbewusstsein ist wieder da, wo es vor meiner Sucht war.

    5 und 7 Jahre nüchtern sein …. Davon kann ich nichts berichten.

    Bei mir sind es jetzt 27 Monate, die ich nüchtern sein darf. Ich will mir nicht vorstellen, wo es endet, wenn ich wieder saufen würde ….ich tue es trotzdem hin und wieder. Einfach, damit das Nüchternsein nicht zu selbstverständlich wird. Denn Nüchternsein war mich nur selbstverständlich, als ich noch nicht süchtig war und einfach nur keinen Alkohol trinken wollte.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

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