Elraine Einsicht nach dem dritten Klinikaufenthalt?

  • ich versuche das und eigentlich dachte ich auch bisher, dass mich viele andere Dinge ausmachen. Derzeit habe ich aber Angst, das für Ihn nur noch dieses "Elend" geblieben ist. Er zeigt es mir aber ganz anders, ich kann nur diese gesagte Sachen nicht vergessen.

    Liebe Elraine,

    Iwona-w und Lanananana haben heute Abend etwas geschrieben, was ich auch für zentral halte: "Ich habe gelernt mich selbst zu lieben".

    Dass Dich so viele andere Dinge ausmachen, das tief im Inneren zu wissen, kannst nur Du selbst Dir mit der Zeit erschließen. Das hat nichts mit Deinem Partner zu tun.

    Es geht ganz allein um Dich. <3

    Die Liebe zu sich selbst, die ist ja da. Aber Du darfst sie Dir auch erlauben! Zumindest war das bei mir ein Schlüssel zur langsamen Heilung, dass ich das darf. Das zu wissen und zu spüren, erzeugt bei mir eine große innere Freude.

    Ich weiss nicht, wie ich es formulieren soll: aber ohne diese Selbstliebe konnte ich auch die Geschenke von anderen kaum annehmen. Das macht es dann so schwer. Ich musste es auch erst lernen.

    Liebe Grüße Siri

  • Guten Morgen Seeblick,

    ich bin momentan intensiv auf der Suche, wie sich die Rückfälle bei mir angekündigt haben. Meisten war es so, dass sich emotionale Situationen gehäuft haben. Und ja, man denkt nicht den ganzen Tag "ich habe eine Alkoholkrankheit". Die Idee mit dem Zettel im Portemonnaie ist nicht schlecht, die nehme ich gerne mit. Nun ist es aber so, dass mir an jenem Freitag auch "vorgeworfen" wurde, dass ich ja für die Situationen alleine verantwortlich bin und einfach mal ein wenig gleichgültiger sein sollte und die Sachen nicht zu meinen machen soll. Das kann ich zum einen verstehen und da muss ich einiges an mir ändern. Auf der anderen Seite denke ich die letzten Tage viel darüber nach, dass ich ja aber eine sehr mitfühlende und emotionale Person bin. Und wie soll ich denn mein ganzes Wesen ändern?

    Danke für Deine Anregungen, ich nehme sie gerne mit auf meinem Weg.

    Liebe Grüße
    Elraine

  • Liebe Siri,

    einmal mehr danke, für Deine Antwort. Wie gerne würde ich diesen Schlüssel finden. Wie hast Du ihn denn gefunden? Und ja, es fällt mir schwer, Komplimente anzunehmen, z.B. Einfach weil ich mich so ganz anders sehe. Und ich weiß auch, dass ich mein Wohlbefinden nicht von meinem Partner abhängig machen kann.

    Was ich aber merke, ist dass ich momentan einfach nach den gesagten Sachen (obwohl ich ihn so sehr verstehen kann und er so für mich da gewesen ist und natürlich mit seinem Latein irgendwann auch am Ende ist) wieder so sehr an mir zweifel. Er war der Jenige, von dem ich tatsächlich auch etwas annehmen konnte und auch die erste Beziehung, in der ich mich wirklich geliebt fühlte. Nun habe ich das Gefühl, welches mich mehrmals am Tag beschleicht, dass ich alles kaputt gemacht habe. Und kippe schnell in das mir so bekannte Muster, dass ich nichts wert bin und auch nicht fähig bin, eine dauerhafte Beziehung zu führen. Das Gesagte nagt so sehr an mir... Und ich weiß, ich bin nicht in der Position zu jammern, denn ich bin ja schuld an allem.

    Danke fürs Zulesen, das musste einfach raus.... es tut mir gut mich hier auszutauschen. Danke dafür.

    Elraine

    Einmal editiert, zuletzt von Elraine (7. November 2023 um 07:11)

  • Wie gerne würde ich diesen Schlüssel finden. Wie hast Du ihn denn gefunden?

    Gedankenkarussell stoppen! Nicht grübeln, sondern die Liebe zu sich selbst praktizieren und kultivieren.

    Obwohl es sich zunächst komisch angefühlt hat, habe ich auf Rat einer Therapeutin damit begonnen, mich jeden morgen zu begrüßen und mich über mich selbst zu freuen: schön, dass ich Du da bist! So wie Eltern ihre Kinder anstrahlen, wenn sie sie sehen: Du bist ein Schatz! Mit der Zeit nahm das viele verschiedene Formen an, ich bin richtig kreativ und auf liebevolle Weise humorvoll mit mir selbst.

    Es ist zunächst sehr floskelhaft, aber gerade dass es so einfach ist, ist gut. Es ist die Wiederholung, die hilft.

  • Guten Morgen Elraine,

    über diesen Satz bin ich gestolpert:

    Und ja, man denkt nicht den ganzen Tag "ich habe eine Alkoholkrankheit".

    Ich denke nicht den ganzen Tag daran, dass ich Alkoholiker ist. Das mag sein, aber ich habe verinnerlicht, dass ich eine Krankheit habe, die ich zum Stillstand gebracht habe.

    Es hat mich am Anfang viel Kraft gekostet, damit ich aus dem Suchtstrudel herausfinde. Und mein abstinentes Leben ist mir sehr wichtig.

    Wichtiger als vieles anderes. Und ich arbeite noch immer dran, Faktoren auszuschalten, die mich zum Glas greifen lassen könnten. D.h. ich passe auf mich auf und nehme mich aus Situationen heraus, die mir nicht guttun.

    Und nur Du allein bist für Dein Wohlbefinden zuständig. Du weißt, wo Deine Grenzen sind.

    Es ändert sich viel am Anfang der Abstinenz. Und wenn man begriffen hat, dass man Probleme nicht mit Alkohol löst, sondern sie nur noch verstärkt, ist man einen Schritt weiter.

    Du kannst Deine Einstellung ändern, indem Du Dir klarmachst, dass Du nicht für jeden verantwortlich bist, sondern nur für Dich selbst.

    Andere kannst Du nicht ändern, aber sehr wohl Dich!

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Und nur Du allein bist für Dein Wohlbefinden zuständig. Du weißt, wo Deine Grenzen sind.

    Moin

    Da möchte ich auch noch meinen Senf dazugeben. Das erkennen der eigenen Grenzen ist auch ein Prozess des trockenwerdens.

    Neben denen aus den grundbausteinen sind es bei mir noch einige andere, die ich für mich definieren musste.

    Da wirds dann individuell. Sich selbst kennenzulernen und persönliche stolpersteine festzumachen.

    Wo bin ich besonders anfällig, wo muss ich sehr gut auf mich achten, wo sollte ich jedes Risiko vermeiden sind die Fragen die wichtig sind.

    Ein bekannter von mir hat es mal als persönliches Minenfeld bezeichnet.

    LG Bolle

    Der Weg ist das Ziel(Konfuzius)

  • Nun habe ich das Gefühl, welches mich mehrmals am Tag beschleicht, dass ich alles kaputt gemacht habe. Und kippe schnell in das mir so bekannte Muster, dass ich nichts wert bin und auch nicht fähig bin ...

    Stell Dir eine Mutter, einen Vater vor, die ihren kleinen Liebling, der stehen lernen und am liebsten sofort laufen will, wieder mal auf den Boden plumpsen sehen.

    Es gibt ja nichts niedlicheres als diese Szene!

    Was machen die Eltern, wenn sie gesund sind und was machen wir alle? Vielleicht zucken wir kurz zusammen, hoppla! aber sofort strahlen wir das Baby an. Ihm wird versichert, dass es das super macht, es ist einfach ganz toll und das kleine Missgeschick nicht schlimm. Im Gegenteil, durch die liebevolle Interaktion werden alle kleinen Schritte, die dazu führen, dass das Kind dann schließlich läuft, zum Quell großer Freude für alle, die das miterleben dürfen. Denn es ist ja ein Wunder all diese Entwicklungsprozesse. Das Baby wird ermutigt, es wieder und wieder und wieder zu probieren – bis es klappt.

    Laufen lernen ist schwer! Wir haben das einfach vergessen. Da hilft das strahlende Gesicht der Erwachsenen, die das wie Helden auf wundersame Weise schon alles beherrschen und wo es völlig mühelos aussieht.

    Das Kind ist völlig zu Recht stolz auf jede seiner Aktionen, die es zum Laufenlernen braucht.

    Diese Szene wiederholt sich unendlich oft zu Beginn eines Lebens. Zumindest sollte sie das.

    Leider gibt es auch Situationen, wo die Eltern das nicht kontinuierlich können, sie können nicht einfühlsam auf das Kind reagieren. Oder reagieren sogar genervt und aggressiv. Oder aber, vor allem später, wenn das Kind immer eigenständiger wird, beginnen sie den Stolz des Kindes zu unterminieren. Da gibt es sicher viele Möglichkeiten, warum das manchmal leider so ist. Nicht immer muss es mit schwerwiegenden psychischen Störungen oder Substanzmissbrauch zu tun haben. Vielleicht befürchten die Eltern einfach nach bald drei Jahren, ihr Kind würde nie laufen lernen und hätte eine ernste Entwicklungsstörung (zB bei Kindern, die das sehr spät in Angriff nehmen) und dann wird jeder Plumpser argwöhnisch beäugt.

    Aber: wir können uns die positive Szene vorstellen und auf uns selbst anwenden. Wer mit einfühlsamen Bezugspersonen aufgewachsen ist, macht das automatisch. Wenn das nicht so war, können wir selbst uns bewusst weiterhelfen: Wir sind jetzt erwachsen und können lernen, freundlich und liebevoll auf uns zu schauen, wenn wir dabei sind unsere Ziele zu verfolgen, dabei Fehler machen, uns dann wieder berappeln und auf diese Weise lernen.

    Es ist die Regelmäßigkeit, die Wiederholung, die hilft.

    2 Mal editiert, zuletzt von Siri (7. November 2023 um 14:06) aus folgendem Grund: falsche Verwendung eines Fremdworts: es muss heißen psychisch statt psychologisch

  • Hallo Elly,

    ich stecke da noch in den Kinderschuhen, aber ja. Das herausnehmen und abgrenzen ist ohnehin ein Thema bei mir, wie ihr sicherlich schon bemerkt habt. Ich möchte lernen meine Gefühle und Gedanken auch anbringen zu können, jedoch sind die Konsequenzen dessen eben genau das, was mir dann den Boden nimmt. Negative Stimmungen auszuhalten, ist für mich sehr schwer. Ich weiß auch, das ich wohl meine Grenzen auch zu oft überschritten habe. Und dies gilt es nun eben zu lernen.

    Ebenso weiß ich genau, dass der Alkohol keine (nur eine sehr kurze und in der Konsquenz sehr verschlimmernde) Lösung ist. Der Kopf weiß das... der Verstand auch. Ich stelle mich jeden Tag meiner Verantwortung, daher weiß ich auch, dass ich für die aktuelle Stimmung zuhause verantwortlich bin. Das auszuhalten ist aber .... ein unbeschreibliches Gefühl für mich.

    Danke für Deine Antwort.

  • Hey Bolle,

    danke auch für Deine Antwort. Ich bin noch, wie bereits oben beschrieben, sehr am definieren. Heute merke ich die Stolpersteine sehr genau. Die aktuelle Lage auszuhalten, kostet einiges an Kraft. Persönliches Mienenfeld finde ich übrigens... eine sehr schöne Metapher. Ich hoffe sehr, meine Mienen lassen sich Stück für Stück entschärfen...

    Liebe Grüße, Elraine

  • Liebe Siri,

    wow, was für eine schöne Verknüpfung. Macht mich sehr nachdenklich... aber ist wohl sehr wahr. Ist es aber nicht so, dass man sich grundsätzlich schon sehr über seine Außenwelt definiert bzw. durch seine Wirkung auf andere? Gerade in der Situation, in der ich mich jetzt befinde. Hier ist eine sehr angespannte, schwierige Stimmung (welche ich verursacht habe, durch mein Handeln etc.). Diese Situation auszuhalten, ist sehr schwer für mich. Wie kann ich mir da in diesem Moment etwas positives abgewinnen, wenn ich mir doch selbst die Schuld für das gebe, was passiert ist.

    Es war ja nicht der erste Fehler... und ich habe viel Verständnis. Kann all das gesagte nachvollziehen, obwohl ich lange nicht mit allem einverstanden bin. Wie aber kann ich in so einem Moment zu mir selbst sagen, hey, du hast einen Fehler gemacht, steh auf... mach weiter und verzeih dir, wenn ich das Gefühl habe, dass ich alles kaputt gemacht habe, was mir wichtig war und diesen so geliebten Menschen leiden sehe. Vermutlich wegen mir?

    Entschuldigt bitte das sentimentale Geholze, aber das schwebt mir im Moment im Kopf rum. Ich freue mich sehr darüber, dass ihr euch so viel Zeit nehmt um mir hier zu antworten.

    Elraine

  • Ist es aber nicht so, dass man sich grundsätzlich schon sehr über seine Außenwelt definiert bzw. durch seine Wirkung auf andere?

    Hallo Elraine,

    was ich meine, hat vor allem mit Selbstvergewisserung zu tun. Es ist kein bewusster Prozess. Kleine Kinder sind darauf angewiesen, sie würden ohne diese Aufmerksamkeit nicht überleben.

    Zum Beispiel schauen kleine Kinder immer mal wieder zurück zu den Bezugspersonen, wenn sie anfangen krabbelnd und dann auf zwei Beinen die Welt zu erobern. Dennoch bleibt es ihre eigene Erkundungsleistung. Da wird nichts durch die Aussenwelt definiert, auch wenn die Kinder die Rückversicherung bei den Bezugspersonen suchen. Das ist wie ein magisches Band zwischen Eltern und Kindern, das je nach Erkundungslust des Kindes, Situation und Persönlichkeit bzw. Stimmung der Eltern mal länger und mal kürzer wird. Den Weg und den Abstand bestimmt aber das Kind, ausser bei Gefahr natürlich. Gut beobachten kann man das in Wartehallen am Flughafen oder der Bahn.

    Für mich war und ist es wichtig zu lernen, mir selbst diese liebevolle Aufmerksamkeit zu geben.

    Weil Du aber weiter auf Deinen Fehlern herumreitest, mache ich weiter mit meinen sentimentalen Geschichten ;--)

    Denn für mich ist es eine große Freude und auch heilsam, Interaktionen mit Kindern aufmerksam zu beobachten. Ich selbst habe keine Kinder, aber liebe es, mit Kindern von Freunden etwas zu unternehmen. Generell freue mich immer sehr, wenn ich (auch in der Öffentlichkeit bei völlig Fremden) mitkriege, wie eine potenziell schwierige Situation gemeistert wird. Wobei es oft so ist, dass nur ich die Situation schwierig finde, die Eltern sie aber als ganz normal und unspektakulär empfinden. Und das ist für mich dann oft der Schlüssel!

    So waren wir mal mit einer Freundin und ihrem vierjährigen Kind spazieren. Das Kind konnte schon sehr gut Fahrradfahren und ist mal hinter, mal vor uns geradelt. Wir waren noch nicht lang unterwegs, als es eine geheimnisvolle, sehr dunkle, von Bäumen und Sträuchern überwucherte, sehr matschige Stelle unten am Wasser entdeckt hat. Unbedingt dort und nur dort sollte die geplante Essenspause eingelegt werden, denn da lockte das Abenteuer. Wir Erwachsenen fanden das nicht attraktiv: kalt, dunkel und dreckig. Zwar kam die Sonne gerade hinter den Wolken hervor, aber da es zuvor geregnet hatte, war alles noch nass und zu dieser Stelle drang wirklich kein einziger Sonnenstrahl durch. Wir wollten nicht im düsternen Schatten auf einer klitschklatsch nassen Bank sitzen, sondern die nächste Bank in der Sonne aufsuchen.

    Die Mutter hat unsere Erwachsenenpräferenz freundlich bestimmt mitgeteilt und dem Kind verboten dort runterzugehen.

    Daraufhin wurde das vierjährige Kind sehr sehr wütend. Es hat angekündigt, dass es uns von hinten in die Beine fahren werde. Wir sind weitergegangen und haben uns normal weiterunterhalten. Die Mutter hat ruhig nach vorne geblickt, ich muss zugeben, dass ich mich ab und zu umgedreht habe. Es hat nicht lang gedauert und das Kind hat seine Androhung bei der seelenruhig weitergehenden Mutter in die Tat umgesetzt. Resultat war, dass das Kind vom Rad gefallen ist. Es hat laut protestiert und geweint. Uns wurde wütend vorgeworfen, dass wir schuld seien. Die Mutter hat das verneint (ohne laut zu werden, ohne Vorwurf, aber wirklich entschieden) und in Erinnerung gerufen, was zum Sturz vom Fahrrad geführt hat.

    Das Kind ist ersteinmal nicht wieder aufs Rad gestiegen, sondern dort zurückgeblieben und hat geschmollt. Wir sind mit dem Rad vorangegangen. Die Mutter hat ihr Kind nach nicht allzu langer Zeit in freundlichem Ton beim Namen gerufen und es ist irgendwann langsam zu uns gekommen. Es wurde nichts beschönigt, aber es gab keinerlei Moralpredigt. Das Kind wurde einfach freundlich neutral in Empfang genommen, ohne Vorwurf. Ich habe die Mutter sehr für ihre Seelenruhe bewundert. Auf meine Frage, wie es ihr gelingt so ruhig zu bleiben, meinte sie nur lachend: wenn so etwas drei- viermal am Tag passiert! Als wir unsere Bank erreicht haben, wurde das immer noch ein wenig schmollende Kind liebevoll draufgestellt, gefragt ob die Jacke ausgezogen werden solle, weil es so erhitzt war, und dann gab es erst einmal Apfel, Tee und Käsebrot. Alles war wieder gut. Das Kind hat uns begeistert auf Vögel im Strauch über uns aufmerksam gemacht und das schöne bunte Laub und und und. Und als wir zurückgingen wurde das einhändige Fahrradfahren demonstriert und Slalom gefahren.

    Ich weiss nicht, ob Du damit etwas anfangen kannst. Aber für mich ist diese Szene eine Art umgekehrtes Sinnbild für meine eigenen Kindheitserlebnisse. In meiner Kindheit ist es definitiv nicht so ruhig gelaufen, wenn es um das Aushandeln von Grenzen mit meiner nächsten Bezugsperson ging. Da wurde sofort aggressiv reagiert, es ging um die Demonstration der Durchsetzungsmacht. Es gab keine Neutralität gegenüber meiner Person. Ich wurde mit meiner Missetat in eins gesetzt, mit ihr allein gelassen und wohl auch oft beschämt. Es gab niemanden, der mich nach einem Fehltritt einfach fürsorglich wieder in Empfang genommen hätte.

    Wer das in einer bestimmten Phase der Kindheit drei bis viermal am Tag aber so erlebt hat, wie das kleine Kind meiner Freundin, der kann wahrscheinlich auch später negative Gefühle ganz gut aushalten.

    Der weiss: die Tat war mist, ich bin dennoch liebenswert, das miese Gefühl vergeht.

    Mir helfen meine Sinnbilder und ich wünsche Dir, dass Du eigene Bilder und Geschichten findest, die Dir helfen!

    LG Siri

  • Liebe Elraine,

    mir tut es gerade sehr leid, die Wendung "Weil Du aber auf Deinen Fehlern herumreitest" verwendet zu haben.

    Das ist der Tragweite nicht angemessen und ich möchte mich hierfür entschuldigen.

    Besser wäre es vielleicht zu schreiben: "Weil Du die Fehler nicht loslässt", oder eventuell müsste es sogar heißen, "Weil Dich Deine Fehler nicht loslassen".

    Ich merke, es ist für mich ganz schwer, hier die richtigen Worte zu finden. Bitte entschuldige, ich wollte Dich mit meinen Worten keinesfalls verletzen. Es war zu leichtfertig geschrieben.

    LG Siri

  • ich bin momentan intensiv auf der Suche, wie sich die Rückfälle bei mir angekündigt haben. Meisten war es so, dass sich emotionale Situationen gehäuft haben. Und ja, man denkt nicht den ganzen Tag "ich habe eine Alkoholkrankheit".

    Nun braucht es aus meinen Erfahrungen heraus keine Suche, warum es zu dem Rückfall kam, wenn es schon mehre Rückfälle gab, Beim ersten eventuell noch. Wenn ich dieses Tor aufmache, habe ich immer irgendwelche (vorgeschobene) Gründe.

    Die Grund Basic ist verantwortlich für den Verlauf der Trockenheit. Das fängt nun mal mit der Akzeptanz an. Und wenn ich dann den Satz lese "man denkt nicht den ganzen Tag "ich habe eine Alkoholkrankheit", dann ist sie eben noch nicht da.

    Ich muss nicht daran denken erkrankt zu sein, ich weiß, dass der nächste Schluck der Anfang vom Ende ist. Um eine eventuelle Antwort vorwegzunehmen Nein, es ist nicht jeder unterschiedlich. Nicht in der Sucht.

    Du schreibst, sinngemäß, dass du es weißt, dass Saufen keine Lösung ist. Da würde ich mal ansetzen, ob es aus der Sucht heraus passiert oder es einen andern Grund dazu gibt, dass du es umsetzt.

    In der nassen Zeit und aus dem nassen Denken heraus habe ich bewusst gesoffen, wenn mir der Partner auf den Geist ging. Ich mich ungerecht behandelt gefühlt hatte. Hatte den Hintergrund "Seht her, euretwegen saufe ich.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Liebe Siri,

    es gibt nichts wofür Du dich entschuldigen müsstest. Mir sind die offenen Worte, welche aus dem Bauch kommen, die liebsten. Ich hatte nur noch keine Zeit in Ruhe zu antworten. Und ja, im Moment reite ich tatsächlich darauf herum, weil ich sie aktuell nicht loslassen kann und mich dieses Gefühl schon seit Freitag begleitet. Das kann und will ich nicht abstreiten. Jeder Schritt ist sehr unsicher und ich bin völlig gehemmt in meinem Sein.

    Ich kann sehr wohl etwas damit anfangen, auch wenn es teilweise schmerzlich ist. Auch ich habe viel mit kleinen Menschen zu tun. Und es ist wunderbar zu sehen, wie die Welt in Kinderaugen teilweise noch funktioniert. Du scheinst eine tolle Freundin zu haben, welche eine wunderbare Art zu "erziehen" an den Tag legt. Auch die Situation hast Du wunderbar beschrieben. Vielleicht ist es genau das, was mir in meiner Kindheit teilweise gefehlt hat. Ich hatte schon sehr früh andere Aufgaben, auch wenn die eine Seite meiner Familie wunderbar war und mich so liebevoll es möglich war, groß gezogen hat. Die andere Seite aber nicht und da sind sicher viele Verhaltensmuster gefestigt worden. Das meinte heute auch mein Partner zu mir. Umso schwerer ist es, diese wieder zu lösen. Ich bin aber dabei... oder möchte es zumindest.

    Jetzt gerade aber bin ich erst einmal damit beschäftigt, diese Situation hier auszuhalten. Aber ich halte es aus, bis hier hin. Und ich habe mir heute den Gedanken zugestanden, ein wenig stolz auf mich zu sein. Natürlich wäre es jetzt gerade im Moment sicherlich einfacher, den Stein in meinem Magen, welcher dort seit Freitag wohnt und heute ganz besonders groß ist, zu ertränken. Ich würde lügen, würde der Gedanke einem nicht durch den Kopf gehen. Das tue ich aber nicht. Und darauf war ich heute einen kleinen Moment etwas stolz.

    Ich weiß, es braucht alles Zeit und ich darf nicht zu viel auf einmal erwarten. Aber gerade wird alles auf eine sehr harte Probe gestellt. Aber das war ja zu erwarten, irgendwie und ich muss einfach nun auch die Konsequenzen für mein Handeln tragen.

    Ich danke Dir noch einmal ganz herzlich für Deine vielen Worte, welche mich sehr beschäftigen und mich zum nachdenken bringen.

    Elraine

  • Nun braucht es aus meinen Erfahrungen heraus keine Suche, warum es zu dem Rückfall kam, wenn es schon mehre Rückfälle gab, Beim ersten eventuell noch. Wenn ich dieses Tor aufmache, habe ich immer irgendwelche (vorgeschobene) Gründe.

    Die Grund Basic ist verantwortlich für den Verlauf der Trockenheit. Das fängt nun mal mit der Akzeptanz an. Und wenn ich dann den Satz lese "man denkt nicht den ganzen Tag "ich habe eine Alkoholkrankheit", dann ist sie eben noch nicht da.

    Ich muss nicht daran denken erkrankt zu sein, ich weiß, dass der nächste Schluck der Anfang vom Ende ist. Um eine eventuelle Antwort vorwegzunehmen Nein, es ist nicht jeder unterschiedlich. Nicht in der Sucht.

    Du schreibst, sinngemäß, dass du es weißt, dass Saufen keine Lösung ist. Da würde ich mal ansetzen, ob es aus der Sucht heraus passiert oder es einen andern Grund dazu gibt, dass du es umsetzt.

    In der nassen Zeit und aus dem nassen Denken heraus habe ich bewusst gesoffen, wenn mir der Partner auf den Geist ging. Ich mich ungerecht behandelt gefühlt hatte. Hatte den Hintergrund "Seht her, euretwegen saufe ich.

    Hallo Hartmut,

    ich finde (ich meine das wirklich in keinster Weise böse) deinen Namen doch recht passend :) Auch bei Dir schätze ich Deine unverblümte Art sehr.

    Ich kann aber nicht alles so unterschreiben, wie Du es sagst. Auch wenn Du mit Sicherheit sehr viel mehr Erfahrung als ich hast und schon sehr viel weiter als ich bist. Ich finde die Suche schon in gewisser Weise wichtig. Vor allem, wenn man es sich selbst nicht in geringster Weise erklären kann, da einem vom Intellekt bzw. in der Theorie alles so sonnenklar ist. Zumal man vielleicht auch in seinem sonstigen Leben ein sehr willenstarker Mensch ist. Und doch, die Alkoholkrankheit ist da, aber ich kann und will doch nicht den ganzen Tag mit dem Gedanken rumlaufen. Nein, vielmehr möchte ich wieder leben und funktionieren bzw. klar sein, weil ich Abstand davon nehmen kann. Und nicht mein ganzes Handeln und Dasein darauf stützen. Das hat für mich aber wenig damit zu tun, nicht auf hab Acht zu sein und mir gewiss zu sein, dass der Drache nur in der Höhle schlummert und das vermutlich auch so bleiben wird.

    Und zum Thema, Euretwegen saufe ich... ein interessanter Gedanke. Aber erstens habe ich das noch niemals gesagt oder gedacht (Schuld war für mich lange der Kloos in meinem Bauch) und wie erklärt es sich dann, dass ich in der Vergangenheit, selbst dann, wenn ich sehr betrunken war, abgestritten habe, etwas getrunken zu haben. Bis zuletzt. Auf keinen Fall wollte ich, dass jemand das weiß oder gar merkt (wie dumm....) Und das auch immer nur heimlich gemacht habe. Das eine lässt sich für mich nicht mit dem anderen vereinbaren.

    Liebe Grüße, Elraine

  • Ich kann aber nicht alles so unterschreiben, wie Du es sagst

    Keine Sorge, du musst nichts unterschreiben.;) Mal stehen lassen, läuft ja nicht weg und eventuell zu einem anderen Zeitpunkt darüber sinnieren oder auch nicht. Es sind gesammelte Erfahrungen, die ich hier schreibe.

    Auch, wenn ich paar Tage länger trocken bin, sitzen wir beide nur eine Handbreit vom Glas weg. Der Unterschied ist eventuell nur, dass es bei dir Gründe gibt, die dich angeblich saufen lassen und ich keinen Grund, außer der Sucht, kenne.

    Das eine lässt sich für mich nicht mit dem anderen vereinbaren.

    In der nassen Zeit besteht auch nasses Denken(sucht orientiertes Denken) Da ist ein irrationales Verhalten an der Tagesordnung. Dieses Denken ist ja nicht mit dem Wegstellen des Glases weg.

    Deswegen bietet die Sucht am Anfang des Weges alles, was um mich herum passiert, als Lösung an.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Keine Sorge, du musst nichts unterschreiben.;) Mal stehen lassen, läuft ja nicht weg und eventuell zu einem anderen Zeitpunkt darüber sinnieren oder auch nicht. Es sind gesammelte Erfahrungen, die ich hier schreibe.

    Auch, wenn ich paar Tage länger trocken bin, sitzen wir beide nur eine Handbreit vom Glas weg. Der Unterschied ist eventuell nur, dass es bei dir Gründe gibt, die dich angeblich saufen lassen und ich keinen Grund, außer der Sucht, kenne.

    In der nassen Zeit besteht auch nasses Denken(sucht orientiertes Denken) Da ist ein irrationales Verhalten an der Tagesordnung. Dieses Denken ist ja nicht mit dem Wegstellen des Glases weg.

    Deswegen bietet die Sucht am Anfang des Weges alles, was um mich herum passiert, als Lösung an.

    Hallo Hartmut,

    ich nehme einiges mit, aber Dinge stehen lassen, ist auch so eine Sache bei mir. Das ist ebenfalls ein Lernfeld auf einem persönlichen Mienenfeld :) Naja, ich kann das noch nicht so klar wie Du sehen. In meinen Augen muss es ja Gründe geben, was einem so den Verstand nimmt und man dann diese absolut irrationalen Entscheidungen trifft. Wobei ich jedes Mal, wenn man mich danach fragt, nicht mal eine Antwort geben kann ("Warum hast Du dich entschieden, dir was zu kaufen, warum bist Du zum einkaufen gefahren?").

    Aber ich gehe davon aus, dass sich mein Blickwinkel dahingehend auch noch ändern wird. Ich habe jedenfalls (und das war nicht einfach) die letzten Tage gut überstanden und heute ist auch die Stimmung daheim besser. Gestern Abend hat es mich schier zerrissen. Aber auch da habe ich mich in Zurückhaltung geübt und versucht, es einfach auszuhalten. Mein Partner bat mich nämlich darum, dass ich nicht immer automatisch alles auf mich münzen sollte... (ich bin Schuld an seiner Laune, etc.).

    Heute ist seit langem Mal wieder ein wirklich ganz guter Tag. Ich werde jetzt noch ein wenig arbeiten und dann ist auch Feierabend für heute.

    Liebe Grüße,
    Elraine

  • Liebe Elraine,


    hast du denn nochmal mit deinem Partner gesprochen?

    Vielleicht hilft dir ein offenes Gespräch mit ihm, dass du einen Haken dran machen und weiter nach vorne schauen kannst.

    Du kannst die Vergangenheit nicht mehr ändern, aber du jeden einzelnen Moment entscheiden wie du sein möchtest und wie nicht.

    Schau nach vorne, nicht zurück


    Lieben Gruß

    Hope

  • Hallo Hope,

    ja, wir haben schon noch ein wenig geredet. Auch sehr offen, aber irgendwann hat man vermutlich dann auch genug über ein Thema geredet. Ich denke, dass nun meinerseits Taten das einzige sind, was zählt. Verständlicher Weise. Ich kann mir vorstellen, dass er ständig in der Angst lebt, wann es das nächste Mal so weit ist. Wir waren am Wochenende im Kino und haben uns one for the road angesehen. Das hat den Ausschlag für ein intensives Gespräch über das Thema gegeben und das war auch gut.

    Es ist jetzt an mir, zu zeigen, dass er keine Angst mehr haben braucht. Was mich sehr zermürbt, ist, dass er das Gefühl hat (auch verständlicher Weise), dass mir der Alkohol mehr bedeutet hat, als er. Bzw. das die Beziehung zu ihm nicht ausgereicht hat, um mir nichts zu kaufen. Und das tut mir so unendlich leid, weil so ist es ist nicht. Aber das kann man ja auch nicht plausibel erklären ... :(

    Liebe Grüße, Elraine

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!