Kalinka - Mein Mann, seine Sucht und ich

  • Guten Abend liebe alle.

    Ich bin verheiratet und wir haben ein gemeinsames Kleinkind. Mein Mann trinkt. Er funktioniert, bleibt immer höflich und nett, kümmert sich fürsorglich und liebevoll um unser Kind und schmeißt den Haushalt, während ich die Alleinverdienerin bin. Er fehlt mir als Partner und als Mann, denn ich finde es abstoßend, dass er täglich seine Sinne mit Alkohol betäubt und nach Bier riecht. Ich habe keine Lust, mich mit ihm zu unterhalten, wenn ich merke, dass er gar nicht mehr klar im Kopf ist. Und ich mache mir Sorgen, ob er denn überhaupt tatsächlich in der Lage ist, Verantwortung für unser Kind zu übernehmen.

    Ich bin EKA und auch mein Großvater war ein funktionierender Pegeltrinker. Ich habe mich intensiv mit der Thematik beschäftigt und auch lange eine Selbsthilfegruppe besucht. Ich habe sehr viel Zeit und Energie damit verschwendet, meine Eltern aus der Alkoholabhängigkeit zu ziehen.

    Tja, und jetzt habe ich einen Mann an meiner Seite, dessen Alkoholproblem mir schon bei unserem ersten Kennenlernen aufgefallen ist. Ich habe das Ausmaß seiner Abhängigkeit total unterschätzt. Ich weiß, dass er heimlich trinkt. Wieviel er tatsächlich trinkt und wann er sich für gewöhnlich das erste Bier genehmigt, kann ich nicht einschätzen. Ich kann jedoch bei vielen Gelegenheiten beobachten, dass er keine Kontrolle über sein Trinkverhalten hat.

    Ich merke, dass meine Liebe ertrinkt und dass mein Respekt ihm gegenüber immer weniger wird. Ich habe versucht, mit ihm darüber zu sprechen. Und ich habe ihm erklärt, was das mit mir macht, wenn er jeden Tag Alkohol trinkt. Er glaubt, dass er kein Alkoholproblem hat. Ich habe mich oft in Diskussionen verwickeln lassen und war mir am Ende unsicher, ob ich nicht doch übertreibe.

    Er war nun zwei Wochen mit unserem Kind bei Freunden, die weiter weg wohnen, zu Besuch und ich weiß, dass er dort für gewöhnlich jeden Tag betrunken ist. Ich habe das ausgeblendet und mich am Tag seiner Rückkehr wahnsinnig darauf gefreut, ihn wiederzusehen, ihm (auch körperlich) nah zu sein und Sex mit ihm zu haben. Als er angekommen ist, war er nüchtern. Nicht mal eine halbe Stunde nach seiner Ankunft ging er einkaufen. Und natürlich hat er Bier gekauft und sofort getrunken. In diesem Moment bin ich wohl aufgewacht und kann seither nicht mehr ausblenden, dass unsere Beziehung ein Ablaufdatum hat, weil er trinkt und ich nicht damit leben kann. Ich will nicht mehr gegen seine Sucht kämpfen. Ich will meinen Mann NÜCHTERN; aber diesen Mann gibt es nicht. Ich will unser Kind beschützen und es tut mir im Herzen weh, dass ich unserem Kind den Vater wegnehmen muss. Ich möchte nicht, dass es eine Bierfahne für normal hält. Und ich möchte nicht, dass etwas passiert, weil sein Vater getrunken hat.

    Als ich ihn kennen gelernt habe, standen für mich seine tollen Eigenschaften als Mensch, als Mann und als Partner im Vordergrund. Und mittlerweile ist das in meiner Wahrnehmung alles hinter dem Alkohol verschwunden.

  • Hallo Kalinka,

    schön, dass Du Dich meldest. Es zeigt, dass Du an Deine Grenzen kommst und vermutlich denkst Du darüber nach, was zu ändern könntest.

    Mir ist ganz besonders das hier ins Auge gesprungen:

    denn ich finde es abstoßend, dass er täglich seine Sinne mit Alkohol betäubt und nach Bier riecht. Ich habe keine Lust, mich mit ihm zu unterhalten, wenn ich merke, dass er gar nicht mehr klar im Kopf ist.

    Direkt im Anschluss:

    Und ich mache mir Sorgen, ob er denn überhaupt tatsächlich in der Lage ist, Verantwortung für unser Kind zu übernehmen.

    Im Grunde genommen beantwortet sich Deine „Frage“ mit Deinen Schilderungen zuvor. Also verstehe mich nicht falsch, es kann natürlich gut sein, dass er ein lieber Papa ist. Doch was für Dich unangenehm ist (trinkt ständig, riecht nach Bier, ist nicht klar im Kopf) wird für Dein Kind nicht angenehmer sein.

    Das weißt Du als EKA natürlich im Grunde genommen selbst, was Du danach in Deinem Text ja auch total realistisch selbst sagst und das find ich wirklich klasse.

    Du machst Dir nichts vor.

    Möchtest Du Dich gern austauschen? Dann klicke bitte den link an und fülle es kurz aus, damit wir Dich freischalten können.

    LG Cadda


    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

  • Hallo Kalinka,

    ich habe Dich für den offenen Bereich freigeschaltet. Du kannst nun überall schreiben, jedoch bitte nicht in den ersten 4 Wochen im Vorstellungsbereich.

    Habe Dein Thema in den Angehörigenbereich verschoben. Es gibt zwar auch einen EKA Bereich, aber da es in Deiner Vorstellung vorwiegend um die Probleme wegen Deines trinkenden Mannes geht, habe ich Dich erstmal hier her geschoben, ich hoffe, das ist ok für Dich. Du könntest es aber später auch noch ändern lassen, wenn Du magst.

    LG Cadda

  • Hey Kalinka,

    toll, dass du deine Gedanken so strukturiert herunter geschrieben hast.

    Du siehst das vollkommen klar und meiner Meinung nach richtig.

    Ich merke, dass meine Liebe ertrinkt und dass mein Respekt ihm gegenüber immer weniger wird. Ich habe versucht, mit ihm darüber zu sprechen. Und ich habe ihm erklärt, was das mit mir macht, wenn er jeden Tag Alkohol trinkt.

    Ich kenne das sehr gut, das ist ein schleichender Prozess. Was ich gut finde ist, dass du ihm gesagt hast, was es mit dir macht. Du hast deine Botschaft damit gesendet. Wie es DIR damit geht. Das habe ich bspw. erst sehr spät kommuniziert. Nun kannst du schauen, ob er Rücksicht auf das nimmt, was du ihm gesagt hast. Vermutlich kennst du die Antwort bereits. Daran erkennst du die Prioritäten.

    Ich habe mich oft in Diskussionen verwickeln lassen und war mir am Ende unsicher, ob ich nicht doch übertreibe.

    Ich glaube, wir Partner kennen alle die Diskussionen, die du beschreibst. Wir gehen aus einer Diskussion heraus und zweifeln, ob es wirklich so schlimm ist. Wir kommen ins Zweifeln und drehen uns so im Kreis. So wie du es auch beschrieben hast, kannst du deiner Wahrnehmung glauben. Lass dich in diesen Diskussionen nicht beirren.

    In diesem Moment bin ich wohl aufgewacht und kann seither nicht mehr ausblenden, dass unsere Beziehung ein Ablaufdatum hat, weil er trinkt und ich nicht damit leben kann. Ich will nicht mehr gegen seine Sucht kämpfen. Ich will meinen Mann NÜCHTERN; aber diesen Mann gibt es nicht. Ich will unser Kind beschützen und es tut mir im Herzen weh, dass ich unserem Kind den Vater wegnehmen muss. Ich möchte nicht, dass es eine Bierfahne für normal hält. Und ich möchte nicht, dass etwas passiert, weil sein Vater getrunken hat.


    Als ich ihn kennen gelernt habe, standen für mich seine tollen Eigenschaften als Mensch, als Mann und als Partner im Vordergrund. Und mittlerweile ist das in meiner Wahrnehmung alles hinter dem Alkohol verschwunden.

    Das hast du stark und prägnant geschrieben.

    Ich verstehe deinen Schmerz, das alles zu realisieren tut unglaublich weh. Du hast dir das in deinem Leben sicher alles anders vorgestellt. Leider hat man da nur bedingten Einfluss darauf.

    Was du damit meinst, dass der Mensch hinter deiner "Alkohol-Wahrnehmung" verschwindet, kann ich gut nachvollziehen. Das ging und geht mir auch so. Es nimmt einfach immer mehr Raum ein.

    Hast du eine Idee, was du nun machen willst?

    Liebe Grüße

    Volka

  • Vielen Dank fürs Freischalten und vielen Dank für die Rückmeldungen.

    Habe Dein Thema in den Angehörigenbereich verschoben.

    Das passt gut, vielen Dank!

    Du machst Dir nichts vor.

    Du siehst das vollkommen klar und meiner Meinung nach richtig.

    So wie du es auch beschrieben hast, kannst du deiner Wahrnehmung glauben.

    Oh man, ein kleiner Teil in mir hat natürlich doch darauf gehofft, dass es nicht so ist, wie ich glaube. Gleichzeitig bestärkt mich die Zustimmung von außen darin, mir zu überlegen, wie es weitergehen soll.

    Nun kannst du schauen, ob er Rücksicht auf das nimmt, was du ihm gesagt hast.

    Wenn ich meine Sorgen angesprochen habe, hat er weniger getrunken. Oder besser gesagt, er hat vor meinen Augen und in meiner Anwesenheit weniger getrunken. Ich bin mir allerdings sicher, dass er Gelegenheiten erzeugt hat, um heimlich zu trinken.

    Vorhin hat es sich ergeben und ich habe ihm in einer ruhigen Minute gesagt, dass ich mich trenne, wenn er nicht aufhört zu trinken, weil mich das zu sehr belastet. Er hat mich sehr ernst angesehen und nichts gesagt.

    Ich will mir gar nicht erhoffen, dass er mit dem Trinken aufhören könnte, denn es würde mich zu sehr enttäuschen, wenn ers nicht tut. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger Bedeutung hat es für mich, ob er aufhört zu trinken oder nicht. Ich werde immer Sorgen haben, ob er nicht doch heimlich trinkt oder ob er einen Rückfall erlebt. Sein Alkoholproblem wird mich also weiterhin Energie kosten und mich belasten.

    Hast du eine Idee, was du nun machen willst?

    In den letzten Tagen beschäftigt mich immer mehr der Gedanke, wie ich meinen Alltag als alleinerziehende Mutter organisieren könnte/müsste. Das hilft mir, mit der Trauer um meine Beziehung und um meine Familie konstruktiv umzugehen. Zuerst brauche ich wohl einen Betreuungsplatz für meine Tochter.

  • Liebe Kalinka,

    herzlich willkommen im Forum, schön dass du hergefunden hast (auch wenn der Grund ein trauriger ist).

    Du klingst schon sehr klar und sortiert und ich kann Dich auch nur ermutigen, dich und euer Kind zu schützen und euch eine Möglichkeit zu geben aus der Suchtstruktur auszusteigen.

    Ich habe die Trennung hinter mir und bin nun alleinerziehend mit zwei Kleinkindern. Alles machbar 😉 ABER schau unbedingt, dass du rechtlich auf der sicheren Seite bist, wenn du zB Schritte wie einen Auszug in Erwägung ziehst (da brauchst du seine Zustimmung, wenn du mit Kind ausziehst). Es wäre auch eine Möglichkeit eine Beratungsstelle (muss nicht gleich das Jugendamt sein) ins Boot zu holen. Bei einer Trennung ist es so, dass für die Kinder meist die Kontinuität im Vordergrund steht. Wenn dein Mann bisher die Hauptbetreuung übernommen hat, dann kann das bei einem strittigen Verfahren dazu führen, dass er den Lebensmittelpunkt für das Kind bei sich beansprucht.

    Es ist kein einfacher Weg und streckenweise richtig ätzend. Aber es wird leichter und besser 😊 das ist zumindest meine Erfahrung.

    LG,

    Kintsugi

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • und euch eine Möglichkeit zu geben aus der Suchtstruktur auszusteigen.

    Ja, das halte ich als Mutter für meine Pflicht. Vor allem, weil ich selbst erfahren habe, was es heißt, mit suchtkranken Elternteilen zu leben. Das würde ich meinem Kind gerne ersparen. Aber inwieweit kann ich unser Kind tatsächlich schützen, wenn ich den Kontakt zum Vater weiterhin zulasse?! Ich mache mir Sorgen, dass unser Kind trotzdem zu viel von der Sucht mitbekommt. Den Kontakt zum Vater komplett zu verhindern, bringe ich allerdings auch nicht übers Herz.

    ABER schau unbedingt, dass du rechtlich auf der sicheren Seite bist, wenn du zB Schritte wie einen Auszug in Erwägung ziehst

    Danke für den Hinweis, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. In meiner Vorstellung werden wir uns wie zivilisierte Erwachsene auf irgendwas einigen... Na ja, aber eigentlich möchte ich ja gerade nicht, dass er weiterhin die Hauptbetreuung übernimmt...

    Es wäre auch eine Möglichkeit eine Beratungsstelle [...] ins Boot zu holen.

    Auch dafür vielen Dank, denn auch daran habe ich noch nicht gedacht. Bisher habe ich nur mit meiner Ärztin darüber gesprochen, aber sie kann natürlich keine umfassende Beratung bieten.

    Du klingst schon sehr klar und sortiert

    Ich bin selbst überrascht, wie klar ich das vor meinem inneren Auge sehe.

    Von meiner eigenen Mutter bzw. von meinen beiden Eltern habe ich mich mein ganzes Leben lang allein gelassen gefühlt. Und ich möchte unbedingt verhindern, dass sich mein Kind von mir im Stich gelassen fühlt. Das könnte ich mir nie verzeihen, wenn unser Kind leidet oder Schaden nimmt, nur weil ich zu feige war, mich zu trennen.


    Es ist schwer, zu gehen. Ich weiß, dass ich es finanziell und organisatorisch auch als Alleinerziehende schaffe. Aber ich liebe den Menschen, den ich geheiratet habe und ich befürchte, ich brauche noch ein wenig Zeit, bis ich mich tatsächlich trennen kann. In der Zwischenzeit schaue ich aber genau hin, ob unser Kind noch gut bei ihm aufgehoben ist.

    Oh man, ich habe so viele destruktive Beziehungen geführt und habe es auch dieses Mal wieder nicht geschafft, richtig hinzukucken und mich frühzeitig abzugrenzen :(

  • Oh man, ich habe so viele destruktive Beziehungen geführt und habe es auch dieses Mal wieder nicht geschafft, richtig hinzukucken und mich frühzeitig abzugrenzen :(

    Mach dir keine Vorwürfe Kalinka.

    Du hattest deine Gründe deinen Mann zu heiraten und es sind noch Gefühle im Spiel.

    Alkohol ist nun mal verdammt gesellschaftsfähig. Man unterschätzt dann oft lange Zeit den Konsum des Partners oder denkt erstmal gar nicht daran, dass es wirklich ein Problem sein könnte.

    Wichtig ist nur, was man dann mit der Erkenntnis anfängt - und dass man die Kinder schützt.

    Dass du auf jeden Fall für dein Kind da sein möchtest und das stark im Blick hast, weil es dir anders widerfahren ist, ist schon mal eine gute Basis.

    Lass dich auf jeden Fall in verschiedene Richtungen beraten, damit du für dich weitere Klarheit bekommst .

  • Hallo in die Runde,

    ich bin zurück aus meiner Blase und wieder am Anfang meines Weges...

    Mein Mann hatte die letzten Wochen nur noch heimlich und vermutlich weniger getrunken. Ich hab mich deshalb ein bisschen der Illusion, er hätte kein Alkoholproblem, hingegeben. Ehrlich gesagt, habe ich das bewusst getan, weil ich ne Pause gebraucht hab von diesen Sorgen um meine Familie. Es ging mir wieder besser und ich war wieder fröhlicher und zuversichtlicher.

    Die Blase ist nun geplatzt und es geht mir wieder schlechter. Er trinkt zwar weiterhin heimlich, aber wieder so viel, dass er eine deutliche Bierfahne hat. Die Fahne widert mich an und es widert mich an zu sehen, wie sein Gehirn gar nicht mehr aufnehmen kann, was um ihn rum vor sich geht.

    Vorgestern Abend, nachdem wir ins Bett gegangen waren, habe ich ihn gebeten, sich doch bitte den Mund auszuspülen oder die Zähne zu putzen, weil es für mich unangenehm ist, die ganze Nacht seine Bierfahne in der Nase zu haben. Hat er gemacht. Aber ich empfinde das als so respektlos, dass er sich überhaupt mit dieser Fahne neben mich legt. Das war schon seit einigen Abenden vorher der Fall, aber da habe ich nichts gesagt. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich nicht schon früher für meine Bedürfnisse und meinen gesunden Schlaf eingetreten bin! Ich hab mir vorgenommen, das nun immer anzusprechen, wenn mich seine Fahne stört. Das sind schließlich nachvollziehbare Tatsachen, die kann er nicht einfach wegwischen.

    Und ich habe festgestellt, dass ich mich einsam fühle. Wir sind vor ein paar Monaten aus beruflichen Gründen umgezogen und haben hier noch kein soziales Umfeld. Mein Mann hat leider kaum Interesse, neue Leute kennen zu lernen. Er pflegt stattdessen intensiv die Kontakte zu seinen langjährigen Freunden, was ja auch wichtig ist. Ich selbst bin in Vollzeit berufstätig und habe dadurch nicht so viel Zeit und Energie, ein Umfeld aufzubauen. Mit meinen neuen Arbeitskollegen fühle ich mich sehr wohl, aber mir fehlt jemand, mit dem ich mich privat austauschen kann. Mit unserem Kind besuche ich eine Eltern-Kind-Gruppe, dort haben sich allerdings leider noch keine Kontakte ergeben. Ich habe mir nun eine zweite Gruppe rausgesucht und hoffe, dass dort eher Bekanntschaften zustande kommen. Kürzlich habe ich eine andere Mutter mit Kind im gleichen Alter kennen gelernt. Das Treffen war nett, allerdings haben wir kaum gemeinsame Gesprächsthemen.

    Mit meinem Mann kommt auch kaum noch ein Austausch zustande. Er kümmert sich wirklich vorbildlich um Haushalt und Kind, allerdings unternimmt nichts, von dem er mir etwas erzählen könnte. Und umgekehrt versteht er meistens nicht, was ich ihm erzähle. Gemeinsame Unternehmungen sind selten geworden, weil oft einer von uns müde ist. Meistens unternehme ich dann alleine was mit unserem Kind. Ich gönne meinem Mann zuhause die Ruhe und bin gerne mit unserem Kind unterwegs. Wenn wir nach Hause kommen, erzähle ich ihm, was unser Kind heute erlebt hat, aber darauf geht er nur selten ein. Ja, meistens hat er halt getrunken und ist nicht mehr aufnahmefähig.

    Was hält mich bei ihm?! Die Erinnerung an die schönen Zeiten, der Wunsch nach einer intakten Familie und die hoffnungslose Hoffnung, dass er aufhört zu trinken und mit vollem Bewusstsein am Leben teilnimmt...

  • Hallo Kalinka,

    weil es für mich unangenehm ist, die ganze Nacht seine Bierfahne in der Nase zu haben.

    das kannst du ändern, in dem du in einem anderen Zimmer gehst. Ich habe dass sehr genossen , als ich endlich ohne den Gestank schlafen konnte.

    Mein Mann hat leider kaum Interesse, neue Leute kennen zu lernen.

    Das kannst ebenfalls nur du ändern, ich bin damals auf die Menschen zugegangen, wo mir Kontakt wichtig war, und den ich vorher quasi auf Eis gelegt hatte.

    Was kannst du für dich tun? Hast du denn da eine Idee?

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • das kannst du ändern, in dem du in einem anderen Zimmer gehst

    Nun ja, also wenn einer das Zimmer verlassen muss, dann ja wohl eher mein Mann. Klar, ich kann ihn nicht zwingen und im Zweifel muss dann natürlich ich das Feld räumen.

    Bisher habe ich mich einfach nicht getraut, ihn auf die Fahne anzusprechen. Nach dem Zähneputzen wars jedenfalls in Ordnung.


    Mein Mann hat leider kaum Interesse, neue Leute kennen zu lernen.

    Das kannst ebenfalls nur du ändern, ich bin damals auf die Menschen zugegangen, wo mir Kontakt wichtig war, und den ich vorher quasi auf Eis gelegt hatte.

    Auf Eis hab ich keine Kontakte gelegt. Ich hab nur kaum Zeit oder Energie, an unserem neuen Wohnort Kontakte zu knüpfen.

    Ich hatte mir halt vorgestellt, dass er seine Elternzeit nutzt, um an unserem neuen Wohnort Leute kennen zu lernen. Wenn ich von meiner Arbeit komme, bin ich natürlich für unser Kind da, damit sich mein Mann ein wenig erholen kann, möchte das Familienleben pflegen oder erledige, was halt noch zu tun ist. Bisher habe ich mir nicht erlaubt, nach Feierabend regelmäßig irgendeine Aktivität alleine zu unternehmen. Ich möchte ja meinen Anteil zum Familienleben und zum Haushalt beitragen und nicht noch mehr Zeit abwesend sein. Im Ergebnis fühle ich mich überwiegend fremdbestimmt, das belastet mich natürlich aus.


    Was kannst du für dich tun? Hast du denn da eine Idee?

    Danke für die Anregung, ich werde mir die Zeit nehmen und mich damit auseinander setzen, was ich realistisch für mich tun kann. Es fühlt sich allerdings so an, als würde ich mich dadurch von meinem Mann entfernen und meinerseits das Familienleben zerstören.

  • Hallo Kalinka,

    ich hab damals auch gedacht, mein Mann müsse das Feld räumen. Denn ER war ja durch seine Sauferei der Störfaktor und nahm MEINEN Lebensraum ( mit) ein. Schlussendlich musste ich erkennen, dass er dieselben Anrechte hatte wie ich.

    Es war ja auch sein Lebensraum und nur wegen dieser verdammten Sucht durfte er ihn doch trotzdem auch beanspruchen. Das hat mir sehr wehgetan, das zu erkennen. Er wollte bleiben also bin ich gegangen. Zuerst aus dem gemeinsamen Schlafzimmer, dann aus der Wohnung.

    Er war nicht in der Lage, für sich zu handeln. Aber ich für mich konnte das tun. Nach ganz vielen Jahren voller Hoffnung immer wieder, dass alles gut werden könnte. Was aber eher immer schlimmer wurde...

    Ich finde es gut, dass du Kontakte zu anderen Müttern suchst. Auch wenn es noch nicht geklappt hat, Freunde zu finden. Leider geht sowas manchmal nicht so schnell.

    Was hält mich bei ihm?! Die Erinnerung an die schönen Zeiten, der Wunsch nach einer intakten Familie und die hoffnungslose Hoffnung, dass er aufhört zu trinken und mit vollem Bewusstsein am Leben teilnimmt...

    Ich finde das einen super Denkansatz, es lohnt sich, weiter darüber nachzudenken und dabei ganz ehrlich zu dir zu sein.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Ich sehe das anders, wenn Kinder betroffen sind.

    Eine Trennung ist schon hart für die Kinder, ich bin der Meinung, sie sollten dann wenigstens in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Und es ist auch meist einfacher, als Einzelperson eine neue Wohnung zu finden.

  • Vielen Dank für eure Anregungen. Ich habe die letzten Tage genutzt und mich damit beschäftigt, was ich für mich tun kann. Tatsächlich habe ich ein paar Aktivitäten gefunden, die ich mehr oder weniger problemlos in meinen Alltag und meine "Verpflichtungen" integrieren kann. Es fühlt sich gut an, dass ich wieder aktiver und selbstbestimmter bin.


    Ich bekomme Gänsehaut wenn ich daran denke, dass du den ganzen Tag auf der Arbeit bist und dein Kind mit dem alkoholkranken Vater alleine zu Hause

    Wie kommst du damit klar?

    Damit geht es mir oft nicht so gut, weil ich nicht einschätzen kann, wie klar er tatsächlich im Kopf ist. Und weil ich mir Sorgen mache, dass für unser Kind der Weg in die Sucht damit schon vorporgrammiert wird.

    Soweit ich das beurteilen kann, ist mein Mann ein Pegeltrinker und kann seinen Alltag noch sehr gut bewältigen. Ich erlebe ihn als verantwortungsvollen, fürsorglichen und zugewandten Papa und Hausmann. Er erinnert mich dabei an meinen Großvater, der auch immer funktioniert hat und ein toller Opa war, obwohl er nie etwas anderes als Bier oder Wein getrunken hat. Das bringt mich natürlich in Zweifel, ob das Problem wirklich so groß ist, wie ich es empfinde.

    Es fühlt sich furchtbar an, unserem Kind dieses Schicksal zuzumuten. Und es fühlt sich auch furchtbar an, unserem Kind nicht nur den Vater zu nehmen, sondern gleichzeitig auch die Hauptbezugsperson.

    Ich schätze, mein Weg zur Trennung ist noch lang, denn ich merke, wie sehr mich "trockene Tage" Hoffnung schöpfen lassen. Und wie ich immer noch bereit bin, Energie in (sinnlose) Gespräche zu investieren.

  • Ich schätze, mein Weg zur Trennung ist noch lang, denn ich merke, wie sehr mich "trockene Tage" Hoffnung schöpfen lassen. Und wie ich immer noch bereit bin, Energie in (sinnlose) Gespräche zu investieren.

    Du klingst sehr reflektiert - deshalb finde ich es wirklich schlimm, dass Du das so schreibst. Du kann mit deinem Leben machen, was Du willst aber du verschwendest dabei auch kostbare Lebenszeit deines Kindes! Ich arbeite noch heute an meiner psychischen Gesundheit, weil meine Mutter nicht gegangen ist und mich die Kindheit in einer suchtbelasteten Familie mehr beeinträchtigt hat als das auf den ersten Blick zu erkennen ist. Denk nochmal drüber nach, ob Du wirklich noch warten oder doch endlich handeln willst.

  • Soweit ich das beurteilen kann, ist mein Mann ein Pegeltrinker und kann seinen Alltag noch sehr gut bewältigen. Ich erlebe ihn als verantwortungsvollen, fürsorglichen und zugewandten Papa und Hausmann. Er erinnert mich dabei an meinen Großvater, der auch immer funktioniert hat und ein toller Opa war, obwohl er nie etwas anderes als Bier oder Wein getrunken hat. Das bringt mich natürlich in Zweifel, ob das Problem wirklich so groß ist, wie ich es empfinde.

    Hallo Kalinka,

    die Zweifel kenne wohl hier jeder. Du hast weiter oben geschrieben das dein Mann auch heimlich trinkt. Spätestens hier sollte dir klar sein das das Problem da ist. Er wird vermutlich immer mehr Alkohol benötigen um seinen Pegel zu halten. Und dann kommt auch der Punkt wo der Alltag eben nicht mehr funktioniert.

    Es fühlt sich furchtbar an, unserem Kind dieses Schicksal zuzumuten. Und es fühlt sich auch furchtbar an, unserem Kind nicht nur den Vater zu nehmen, sondern gleichzeitig auch die Hauptbezugsperson.

    Das kann sicher jeder hier nachvollziehen. Es ist schlimm. Die Frage ist welches Schicksal schlimmer ist. Vielleicht bringt eine Trennung ja auch bei deinem Mann eine Veränderung im positiven Sinne in Gang.


    Ich schätze, mein Weg zur Trennung ist noch lang, denn ich merke, wie sehr mich "trockene Tage" Hoffnung schöpfen lassen. Und wie ich immer noch bereit bin, Energie in (sinnlose) Gespräche zu investieren.

    Warte nicht zu lange. Eure Gesundheit leidet definitiv. Vieles zeigt sich erst später.

    Ich merke jetzt auch das einige meiner gesundheitlichen Probleme mit der ganzen Situation zusammen hingen. (einige sind nämlich verschwunden bzw. deutlich besser geworden)

    LG

  • Willkommen zurück und ich stelle mit Erstaunen und ein wenig Entsetzen fest, dass mein letzter Besuch auf dieser Seite fast exakt ein Jahr her ist!

    Ich bin seither leider in die Co-Abhängigkeit geblieben und habe weiter weggeschaut. Gleichzeitig habe ich jedoch einige Kleinigkeiten verändert, um mein Selbstbewusstsein und mein Selbstwertgefühl zu stärken. Aus dem gemeinsamen Schlafzimmer bin ich vor einiger Zeit schon ausgezogen und genieße nun wieder erholsame Nächte!

    Ab nächstem Monat hat unser Kind einen Platz in der Ganztagesbetreuung - ein weiteres entscheidendes Teil im Mosaik meines Lebens!

    Letzte Woche habe ich mir dann ein Herz gefasst und habe meinem Mann mit "liebevollem Ernst" mitgeteilt, dass ich seinen Alkoholkonsum nicht länger toleriere, dass ich erwarte, dass er mit dem Trinken aufhört, und dass er im Januar ausziehen muss, wenn er sich bis dahin nicht darum gekümmert, mit dem Trinken aufzuhören. Es ist mir ganz gut gelungen, mich nicht auf seine Beschwichtigungen und Verharmlosungen einzulassen. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass er meine Ansage tatsächlich ernst genommen hat.

    Um ihm zu verdeutlichen, wie ernst es mir damit ist, das Alkoholproblem aus meinem Leben zu verbannen, werde ich mich ab sofort wieder unabhängiger von meinem Mann machen.

    Außerdem möchte ich versuchen, mit ihm über (s)ein Leben ohne Alkohol im Gespräch zu bleiben bzw. erstmal so richtig ins Gespräch zu kommen.

    Es fällt mir schwer, mit Freunden oder Familie über das Thema zu sprechen. Deshalb suche ich nun wieder den Austausch in diesem Forum.

    Drückt mir die Daumen und wünscht mir viel Mut und Entschlossenheit!

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