Holdy - Bin verzweifelt mit Alkoholikerin

  • Hallo Holdy!

    Ich bin vom Fach aber trotzdem werde ich nie verstehen wie ein nasser Alkoholiker tickt. Mein ganzes Wissen hat mir nicht dabei geholfen meinen Mann vom Alkohol wegzubringen. Ich musste im Grunde hilflos zusehen wie er sich zu Tode getrunken hat. Ich konnte nur dafür sorgen daß ich nicht mit in den Abgrund gerissen wurde.

    Was aber sehr wichtig ist wenn man solche Dinge beruflich machen möchte ist zu lernen wie man sich distanziert um nicht aufgerieben zu werden.

    LG Marie

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hi Holdy,

    ich bedanke mich bei Dir für die Erkenntniss, das es für mich absolut keinen Sinn macht, meine Energie weiterhin an jemanden zu verschwenden, der das Forum hier benutzt, um Studien zu betreiben oder Menschen damit beschäftigt, ihm zu erklären das seine momentan geplante Berufswahl eventuell noch etwas.... wie soll ich sagen verfrüht ist....

    Ich wünsche Dir alles Gute für deine Zukunft


    lg

    Mg

  • Hallo Holdy.

    Ich selbst bin trockene Alkoholikerin und interessiere mich auch sehr für dieses Gebiet.

    Eines wüsste ich jedoch schon vor einem Studium:

    Dass eine Suchtberatung nur Sinn macht, wenn diese vom Alkoholiker gewollt- und eingefordert wird und ansonsten jedes Wort und jeder Ratschlag eines Suchtberaters/Therapeuten (oder Angehörigen) verschwendete Energie ist.

    Diese Tatsache geht jedem anderen Wissen über Suchthilfe hinaus.

    Und wenn ich als Suchthelfer mein Wissen bei mir selbst nicht anwenden oder einhalten könnte, wäre es mir unangenehm, Anderen das beibringen zu wollen, was ich selbst nicht lebe.

    Aber gut, das ist letztendlich Deine Sache.

    Du sagst, Du bist wegen Deiner Selbsthilfe hier.
    Wie ist da denn der Stand der Dinge? Schon eine Veränderung in Sicht?


    LG Cadda

  • Wir hatten auch einmal einen sehr erfahrenen Therapeuten, schon über 35 Jahre in der Suchtberatung tätig, der immer noch der festen Ansicht ist, dass Alkoholismus keine Krankheit ist, sondern ausschließlich eine Willensschwäche mit einer psychischen Verhaltensstörung. Und auch, dass die WHO Alkoholismus 1968 als anerkannte Krankheit bestätigt hat, wird seine Meinung darüber nicht ändern.

    Das sind noch die Jungs vom alten Schlag. Alkohol wurde als Willensschwäche behandelt... wenn überhaupt. Wir können froh sein, das es in der Psychiatrie um die 90er ein Umdenken gegeben hat und das Krankheitsbild als solches auch wahrgenommen wurde. Statt kalter Entzug und kalte Wasserbäder als Abschreckung wird heute mit Medikamenten gearbeitet, damit es die Seele nicht noch mehr zerreißt als sowieso schon geschehen.

    Alkoholismus ist eine Krankheit welche unbehandelt zum Tode führt. Ich denke alleine das würde den Begriff schon rechtfertigen. Es ist aber noch viel mehr und deshalb so gefährlich.

    Brich das mit der Lernerei ab. Du kannst einen alkoholkranken Menschen, welcher in der Sucht steht, nicht verstehen.

    Selbst Alkoholkranken selber kann das manchmal schwerfallen. Die Sucht ist eine eigene Welt mit eigenen Regeln. Und mit ganz anderen Überlebensschwerpunkten als in der "gesunden Norm" .

    Der Körper und die Psyche sind in diesem Zustand schwerkrank und im roten Überlebensmodus. Das Suchtmittel hat überall Priorität, rund um die Uhr und in allen Lebensbereichen.

    Du hast einen völlig veränderten Menschen vor Dir, welchen Du nicht mit " normalen " Maßstäben behandeln oder gar einschätzen kannst. Das geht immer schief.

    Die besten Therapeuten welche ich kennengelernt habe ,waren selbst mit Suchtvergangenheit. Sie waren manchmal auch sichtbar von der Sucht gezeichnet, sahen im Gesicht aus als ob ein Panzer drübergefahren wäre. Wenn die allerdings den Mund aufgemacht haben , hat jedes Wort die Punkte getroffen die wichtig waren.

    Es gibt nur einen Weg um erfolgreich diese Krankheit zu behandeln. Zuerst muss das akute Suchtverhalten gestoppt und der Körper und auch das Gehirn entgiftet werden.

    Die Wesensveränderung durch das Gift muss zuerst in " normale " Bahnen gelenkt werden. Das alles schafft ein nasser Alkoholiker schon meist garnicht mehr alleine. Dann kann therapeutisch vorgegangen werden und es muss auf die personenbezogenen Eigenschaften / Erlebnisse / Werdegänge und den Charakter eingegangen werden. Bei jedem etwas anders, deshalb so schwierig.

    Grundvoraussetzung für einen Erfolg ist unabdingbar der Wille des Patienten nie wieder Alkohol zu trinken, der entsteht meist bei langem anhaltenden Leidensdruck und muss sich entwickeln und manifestieren.

    Dann auch die Aufklärung darüber was im Körper passiert, um zu zementieren das jeder Schluck eine alte Festplatte im Körper neustartet und alles wieder von vorn losgeht.

    Es ist ein langer Weg.

    Was dabei für Dich interessant ist, ist die Tatsache das ein gesundeter ( nicht gesunder, die Krankheit ist nur gestoppt, lebenslang ) Mensch ein ganz anderer ist als in der Sucht.

    Vermutlich würdest Du Deinen Partner nicht mehr wiedererkennen, das führt oft zu Trennungen, weil König Alkohol im vorherigen Leben die Psyche und das Verhalten maßgeblich beeinflusst haben.

    Du gerätst als Nicht-Süchtiger in einen Strudel, den Du nicht kontrollieren und beherrschen kannst, jede unfachmännische Hilfe ist nur Leidensverlängerung auf beiden Seiten und endet im Desaster.

    Das ist der Grund, warum so viele User hier versuchen Dir aus diesem Co-Dilemma Wege zu zeigen. Es ist ein sinnloser Kampf den Du da führst und er kostet Deine Kraft und Lebenszeit. Versuche um Himmelswillen den Fokus auf Dich zu setzen , sonst hat die Alkoholkrankheit zwei Opfer.

    Gruss WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Zitat von Holdy: ….ausschließlich eine Willensschwäche mit einer psychischen Verhaltensstörung…

    Und sagt das nicht allgemein, dass es eigentlich gar keine Süchte gibt? Der Magersüchtige kann doch essen, wenn er nur WIRKLICH will? Die Heroinabhängige kann die Nadel an den Nagel hängen, wenn sie nur WIRKLICH will?
    Wo ist der Unterschied?

    Schönen Tag!

    Evelin

  • ….

    Und sagt das nicht allgemein, dass es eigentlich gar keine Süchte gibt? Der Magersüchtige kann doch essen, wenn er nur WIRKLICH will? Die Heroinabhängige kann die Nadel an den Nagel hängen, wenn sie nur WIRKLICH will?
    Wo ist der Unterschied?

    Schönen Tag!

    Evelin

    Guten Morgen Evelin,

    zu einer psychischen Verhaltensstörung gehört auch eine Suchterkrankung.

  • zu einer psychischen Verhaltensstörung gehört auch eine Suchterkrankung.

    Ich bin froh das Du nicht " stoffliche " Suchterkrankung geschrieben hast.

    Das Verhalten in der Co-Abhängigkeit beinhaltet nämlich auch Sucht-Aspekte ( Persönlichkeitsstörung). Nun weisst Du ja schonmal wo Du stehst, bzw. wo das hinführt.

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

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