• Liebe alle,

    ich möchte mich kurz bei euch vorstellen: ich habe mit mitte 20 den Entschluss gefasst, mit dem Alkohol aufzuhören nachdem ich 2 Jahre lang jeden Abend exzessiv getrunken habe. Ich hatte seit meiner Jugend mit schweren Depressionen zu kämpfen und weil es mir damals so peinlich war, psychisch krank zu sein, habe ich schrittweise mit Alkohol als vermeintliche Selbsttherapie angefangen:

    Nun bin ich seit 3,6 Jahren abstinent und wahnsinnig stolz drauf. Diese Herausforderung anzunehmen war das Schwierigste, was ich jemals gemacht habe und ich kämpfe jeden Tag weiter, um mein nüchternes Leben zu schützen.

    Ich bin aber nach wie vor sehr unsicher, was Veranstaltungen wie z.B. Weihnachtsfeiern angeht. Ich habe mittlerweile besseres vor, als in meiner Freizeit KollegInnen zuzusehen, wie sie sich nach der Reihe wegschießen (nicht alle, aber die meisten). Auf der anderen Seite denke ich mir, dass die KollegInnen ev. enttäuscht sind und die Vorgesetzten es nicht gerne sehen, wenn ich fernbleibe.

    Ich hoffe auf einen Austausch mit Leuten, die in einer ähnlichen Situation sind/waren und ev. Ratschläge geben könnten.

    Alles Liebe

  • Hallo SoMu, herzlich willkommen in unserer Online-Selbsthilfegruppe.

    Wer ein zufriedenes, trockenes Leben haben möchte, der stellt seine Trockenheit an die erste Stelle. Das heißt, du musst niemandem etwas Recht machen außer dir selbst. Du darfst es genau so machen, wie es sich stimmig und sicher für dich anfühlt.

    Bei Firmenveranstaltungen kann das bedeuten, dass du nicht hingehst. Oder nach kurzer Zeit gehst. So kann das für alle Veranstaltungen sein, auch für Familienfeiern oder so.

    Ich selbst bin Keine Alkoholikerin aber mein 2. Mann ist Alkoholiker, seit 17 Jahren glücklich trocken. Und er macht das so. Zu Feiern etc, bei denen das Trinken im Vordergrund steht, geht er garnicht erst hin und ansonsten machen wir uns ( ich lebe mit ihm gemeinsam abstinent) vom Acker, wenn es richtig losgeht mit der Sauferei. Immer macht mein Mann das so, wie er es braucht.

    Um dich in unserer Selbsthilfegruppe auszutauschen, klick bitte auf diesen Link:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Füll kurz aus, warum du freigeschaltet werden möchtest und dann kann es losgehen. Dein Thema findest du dann im Bereich

    Erste Schritte für Alkoholiker

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora,

    vielen Dank für die Rückmeldung und für‘s Verschieben.

    Ich weiß, dass ich es niemandem Recht machen muss. Ich frage mich nur öfters, ob es eine Art „Flucht“ ist, nicht auf so eine Feier zu gehen. Ich würde so gerne sagen, dass ich nichts trinken möchte, weil ich mal schwer krank war deswegen (damit meine ich die nasse Zeit, süchtig ist man ja ein Leben lang). Einfach mit der Wahrheit raus und dazu stehen, fertig.

    Aber ich weiß, wie sehr diese Krankheit noch verpönt ist in dieser Gesellschaft und ich möchte nicht einen Stempel bekommen.

    Ich habe unfassbare Angst davor, „entdeckt“ und abgestempelt zu werden. Oder dass jemand ein einfaches „Nein“ nicht akzeptiert und mir unangenehme Fragen stellt. Daher habe ich für mich entschieden, im beruflichen Umfeld nicht offen mit meiner Sucht umzugehen (im privaten Bereich schon).

    Mittlerweile wird mir auch so schlecht, wenn Leute neben mir sitzen, welche nach Alkohol riechen, mein Körper reagiert da total mit Ablehnung. Ich habe das Gefühl je länger man abstinent ist, desto mehr nimmt man so etwas wahr.

    Du bist deinem Mann sicher eine große Stütze, wenn du ihn zu Veranstaltungen begleitest. Das macht mein Freund auch, nur bei der anstehenden Weihnachtsfeier ist leider keine Begleitung erwünscht…

    Liebe Grüße SoMu

  • Hallo Somu,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Du kannst auch stolz auf Deine Abstinenz von über 3 Jahren sein! Meinen Glückwunsch zu Deiner Entscheidung damals!

    Im Grunde bist Du niemanden gegenüber verpflichtet Dich zu erklären. Die Aussage, dass Du keinen Alkohol trinkst, ist völlig ausreichend. Es gibt viele Menschen, die aus verschiedenen Gründen keinen Alkohol trinken. U.a. weil Alkohol ihnen nicht schmeckt, nicht bekommt, weil sie Medikamente nehmen, etc.

    Man erklärt ja auch niemanden, warum man keine Milch in den Kaffee nimmt, oder? ;)

    Auch ich nehme den Alkoholgeruch an anderen Menschen sofort wahr. Ich sehe es jemand auch an, wenn derjenige ein Alkoholproblem hat, das bilde ich mir auf jeden Fall ein. Denn die Anzeichen sind eindeutig und man weiß es ja auch von sich selbst noch, wie es war und was es mit einem gemacht hat.

    Bei mir wissen es auch nur die engsten Vertrauten, dass ich seit 10 Jahren trocken bin. Und natürlich die behandelnden Ärzte. Aber das ist wieder etwas anderes. Im Grunde geht das doch auch keinen etwas an!

    Du kannst doch auf die Weihnachtsfeier gehen und sobald Du merkst, der Pegel steigt, steigst Du unauffällig aus dem Ganzen aus. D.h. Du verabschiedest Dich nicht, sondern verschwindest einfach.

    Es gibt doch keine Verpflichtung bis zum Ende der Veranstaltung zu bleiben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Liebe SoMu

    Sag doch einfach, dass du Alkohol nicht verträgst und fertig.
    Ich bin als Angehörige hier im Forum, trinke aber selbst auch keinen Alkohol aus verschiedenen Gründen - einer davon ist, dass ich ihn einfach nicht vetrage. Mir wird schell total schlecht, je nach Alkohol Sorte bekomme ich Migräne und der nächste Tag ist dann sowieso gelaufen. Ich fühle mich dann regelrecht krank, was Alkohol zum Glück extrem unattraktiv für mich macht.
    Ich habe noch nie komische oder schlechte Erfahrungen gemacht, bei Veranstaltungen oder privaten Anlässen nicht zu trinken. Also im Sinne von irgendwelchen Kommentaren - warum auch?
    Es wurde oft sogar positiv bewertet a la: ‚du machst es richtig, Alkohol ist eigentlich auch Mist.‘. o.Ä.
    Ich finde unsere Gesellschaft braucht dringend positive Vorbilder, die kein Alkohol trinken. Es wird einfach überall zu viel gesoffen. Seh dein nüchternes Leben als Leuchtturm ☺️

    Wenn du unbedingt noch eine Erklärung brauchst, sag einfach dass du am Abend oder am nächsten Tag früh Autofahren musst - fertig.

    Im Grunde interessiert es die meisten auch gar nicht so wirklich.

    Mach einfach dein Ding, sei stolz auf dich.

  • Hallo SoMu,

    bin mal mit einer anderen Familie in der Hausbrauerei gesessen. Als ich noch nass war. Der Mann hat sich ein Apfelschorle bestellt. Dachte natürlich, dass geht ja gar nicht. Habe ihn gefragt, wie er das denn hier bestellen kann. Hier muss man doch ein Bier trinken. Er meinte nur "schmeckt mir nicht".

    Und aus die Maus. Im schmeckt es nicht. Keiner muss trinken, was ihm nicht schmeckt.

    Das mit dem Beruflichen ist schon schwieriger. Das nichts trinken nicht. Da zieht "mir schmeckt es nicht" z. B. genauso.

    Aber warum gehe ich nicht hin? Die Kollegen und der Chef könnten das auf sich beziehen. Haben sie auch.

    Es kann sicher berufliche Nachteile bedeuten sich zu outen. Ich habe das Glück, dass ich da schon sehr viele Jahr gut gearbeitet habe. Also habe ich bei einer Kollegin angefangen und mich nach und nach durchgearbeitet. Als Reaktion kam eigentlich fast immer, dass die Kollegen sich selbst angefangen haben zu hinterfragen. Bin da meist nicht groß drauf eingegangen, da ich nicht bekehren will.

    Also wussten alle meine "nahen" Kollegen Bescheid. Irgendwann dachte ich, dass ich mit meinem Chef darüber reden muss, bevor er es von woanders erfährt. Kenne ihn aber auch schon seit 25 Jahren. Also habe ich sogar um einen Gesprächstermin gebeten. Normalerweise reden wir immer frei raus und so war ihm schon klar, dass etwas wichtiges kommt. So, dann wusste auch er Bescheid.

    Als es beim Teamevent um die Location ging, war ich bei Oktoberfest-Abklatsch gleich raus. Das war allen sofort klar und es wurde sogar eine Alternative gewählt. Bowlen gehen.

    Nach meinem "Outing" war es nicht sehr lange spannend. Vielleicht haben sie genauer hingeschaut. Aber es gibt ja nichts zu sehen. Wird schnell langweilig.

    Bei mir hat es funktioniert. Aber ich denke, je nach beruflichem Umfeld kann das schon schwierig sein.

    Ach ja. Im Privaten hat es mein Kleiner Sohn einfach jedem auf die Nase gebunden. Mein Papa trinkt kein Bier mehr und geht zu den AAs. ^^

    Auch hier gab es sicher einige Blicke. Aber das gleiche. Gibt ja nichts zu sehen. Dafür passt hier auch der Spruch "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert"

    Vielleicht hat hier ja noch einer eine Idee?

  • Ich würde weder lügen noch mich rechtfertigen…. Einfach dankend ablehnen.

    Die anderen rechtfertigen sich doch auch nicht, warum sie das Gift in sich rein schütten

    Ich glaube als Betroffener macht man sich viel zu viele Gedanken aller was wäre wenn und was denken die anderen.

    Dabei sollten sich die die trinken eher die Gedanken machen.

    LG

    Hope

  • Hi SoMu.

    Es ist doch eher seltsam, wenn ich nicht trinke, wenn es alle um mich rum tun. Da kommt eher die Frage "Trinkst du nicht(s)?"

    Trinkt nur einer am Tisch Alkohol fragt keiner "Warum trinkst du denn jetzt als einziger Alkohol?"

    Ich versteh die Problematik des sich Rechtfertigens schon. Aber nicht, weil es die anderen böse meinen. Sie wundern sich vielleicht wirklich kurz.

    Die Gedanken, die du dir machst, hatte/habe ich auch. Vor Allem steht bei mir beruflich auch einiges auf dem Spiel, deshalb möchte ich mich nicht outen.

    LG,

    Hera

  • Hallo,

    vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen!

    Eure Inputs bedeuten mir wirklich sehr viel, es tut gut verstanden zu werden.

    Ich werde mir die Weihnachtsfeier mal ansehen und über meinen Schatten springen. Wenn mich jemand darauf ansprechen sollte, warum ich nicht trinke sage ich, dass ich Alkohol nicht vertrage und dass er mir nicht schmeckt. Das wäre nicht mal gelogen: ich war geschmacklich nie ein Fan davon und hab meistens Kopfschmerzen bekommen. Mein Körper hat sich so gewehrt, dass ich mich sogar oft übergeben musste. War die totale Wirkungs- und Betäubungstrinkerin. Vielleicht hilft es, wenn ich mir das in Erinnerung rufe.

    Falls ich Suchtdruck bekomme, gehe ich. Falls es nervige KollegInnen gibt, die das nicht akzeptieren wollen und nachbohren werde ich zur nächsten Feier einfach nicht mehr erscheinen.

    Generell finde ich ja, dass es die größte Herausforderung ist, sich ohne jegliches Substanzmittel zu entspannen, sich zu belohnen und Krisen zu meistern. Das versteht nur leider der Großteil der konsumierenden Gesellschaft nicht. Über Drogen und Zigaretten wird geschimpft, es sieht aber keiner ein, dass Alkohol die Volksdroge Nummer 1 ist, es wird weiter munter Werbung an jeder 2. Bushaltstelle gemacht, sodass schon die Schulkinder wissen: Alkohol ist etwas Normales.

    Bin gespannt, ob sich das in Zukunft irgendwann ändern wird.

    Wünsche euch noch einen schönen Abend!

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