Midnightsun - Soll ich mich trennen?

  • Hallo!

    Mein Freund hat ein Alkoholproblem. Wir sind seit knapp über 1 Jahr zusammen und haben relativ schnell beschlossen zusammen zu ziehen, da unsere Beziehung eigentlich super läuft und wir sehr viele Gemeinsamkeiten haben und sehr gut miteinander harmonieren. Er behandelt mich wie eine Königin solange er nüchtern ist und er ist ein anständiger und liebevoller Mensch. Er erfüllt alle meine Wünsche und Vorstellungen, die ich mir von einer Beziehung erwarte. Im letzten Jahr kam es allerdings vermehrt zu einzelnen Rückfällen ca. alle paar Wochen. Wenn mein Freund besoffen ist, wird er plötzlich zum Monster und ich erkenne ihn nicht wieder. Er wird aggressiv, fängt an mich zu beschimpfen und zu beleidigen, tritt bedrohlich auf, sodass ich Angst vor ihm kriege. Er fängt an in der Wohnung zu randalieren und schlägt Möbel kaputt. Handgreiflich ist er bisher nicht geworden. Am nächsten Tag, wenn er wieder nüchtern ist bereut er alles ganz schrecklich und macht sich Vorwürfe und schämt sich. Mein Freund zeigt sich einsichtig bzgl. seines Alkoholproblems und möchte es in den Griff bekommen. Er war gerade für 2 Monate in einer stationären Entwöhnungstherapie. Davor haben wir besprochen, dass die Therapie unsere letzte Chance sei, da ich sein Verhalten einfach nicht mehr dulden kann, wenn er betrunken ist. Die Hoffnung in die Therapie war groß. Er wurde vor 3 Wochen entlassen und wollte direkt im Anschluss an die Therapie mit einem Maschinenbau Studium neu durchstarten. Alles war in die Wege geleitet. 3 Tage nach seiner Entlassung wurde er wieder rückfällig und legte das gleiche Verhalten wie immer an den Tag (Aggressionen, Beleidigungen, Bedrohungen, Randalieren). Seit der Entlassung hat es nun bereits 3 Rückfälle gegeben. Letztes Wochenende war es so heftig, dass ich die Polizei gerufen habe. Er wurde für 10 Tage der Wohnung verwiesen. Ich wusste mir einfach nicht mehr zu helfen und wollte dieses Verhalten auch einfach nicht mehr durchgehen lassen. Nun liegt unsere Beziehung auf Eis. Mein Freund hat sich entschlossen sein Studium wieder abzubrechen und erneut in die stationäre Therapie zu gehen. Diesmal für 6 Monate. Ich stehe nun vor der Entscheidung wie es für uns weitergehen soll. Soll ich mich trennen oder diesen Weg erneut mit ihm gehen? Ich liebe ihn sehr und möchte ihn eigentlich nicht verlieren. Außerdem würde es mir das Herz zerreißen unsere gemeinsame, wunderschöne Wohnung aufzugeben, in der wir erst so kurz zusammen leben, aber alleine kann ich sie mir nicht halten. Ich habe auch keine Garantie ob mein Freund es nach den 6 Monaten schafft trocken zu bleiben oder ob das ganze Theater dann wieder von vorne los geht. Ich bin ehrlich gesagt am Ende meiner Kräfte und weiß nicht was ich tun soll. Habt ihr einen Rat für mich?

  • Hallo Midnightsun,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Es ist gut, dass Du Dich bei uns angemeldet hast!

    Ihr seid gerade 1 Jahr zusammen und in dieser Zeit hast Du erschreckende Erlebnisse mit ihm gehabt.

    Und Du selbst siehst es sehr realistisch, was die Zukunft angeht. Kein Wunder, Du hast schon mehrere Vorfälle zu verarbeiten und bist jedes Mal wieder enttäuscht worden.

    Wenn Du Dich hier im Forum einliest, wirst Du feststellen, dass es nicht nur Dir allein so geht.

    Der Austausch mit anderen Angehörigen wird Dir bei Deiner Entscheidung, die Dir niemand abnehmen kann, helfen.

    Alex hat Dir schon den Bewerbungslink dagelassen.

    Klicke den an und schreibe ganz kurz etwas dazu. Nach der Freischaltung werden wir Dein Thema in den offenen Bereich zu den "Erste Schritte für Angehörige" verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Herzlich willkommen Midnightsun,

    ich habe Dich freigeschaltet und in den öffentlichen Bereich für Angehörige verschoben.

    Du kannst überall schreiben, nur bitte nicht in den ersten 4 Wochen im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch

    VG Alex

  • Er behandelt mich wie eine Königin solange er nüchtern ist und er ist ein anständiger und liebevoller Mensch. Er erfüllt alle meine Wünsche und Vorstellungen, die ich mir von einer Beziehung erwarte. Im letzten

    Er fängt an in der Wohnung zu randalieren und schlägt Möbel kaputt. Handgreiflich ist er bisher nicht geworden.

    Letztes Wochenende war es so heftig, dass ich die Polizei gerufen habe.

    Ich bekomme das erste Zitat nicht mit den beiden folgenden überein … das Problem bei uns Angehörigen: Wenn wir noch in der Beziehung stecken, blenden wir Dinge oft weg oder reden sie klein/schön. Ich finde, ein Partner, der randaliert und Möbel kaputt schlägt, der trinkt und von der Polizei der Wohnung verwiesen werden muss, ist maximal weit von dem entfernt, was wünschenswert und gesund in einer Beziehung ist. Und der Konsum ist aus meiner Sicht überhaupt keine Entschuldigung dafür. Ebensowenig wie die Entschuldigung danach.


    Ich verstehe, dass Du nicht schon wieder umziehen möchtest … Ich würde es trotzdem empfehlen und auch tun. Wenn er es wirklich schaffen sollte - und ehrlich gesagt sieht es für mich noch nicht so aus als hätte er einen gefestigten Willen für immer abstinent leben zu wollen - ist das ein langer Weg - für euch beide … und da wäre es aus meiner Sicht sehr hilfreich, wenn jeder seinen Rückzugsort hätte. Schau Dir aus sicherer Entfernung an, wie ernst es ihm ist.

  • Schau Dir aus sicherer Entfernung an, wie ernst es ihm ist.

    Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen. Lass dir mal in einer ruhigen Minute deinen Satz "sodass ich Angst vor ihm bekomme" durch den Kopf gehen. Niemals, absolut NIEMALS sollte man in einer Beziehung Angst vor jemandem/um sich selbst haben.

    Du sagst er ist noch nicht handgreiflich geworden, ich würde sagen: doch.

    Aber aktuell trifft seine Faust halt Wände und Möbel. Aggression und Mangel an Impulskontrolle. Nope, bin auch Alkoholiker aber das geht einfach nicht.


    Pass auf dich auf und schau dir das von ganz weit weg an.

  • Danke für eure Antworten, auch wenn diese mich gerade ziemlich hart treffen. Ich finde keine klaren Gedanken. Ich habe mich in den letzten Tagen aber sicherheitshalber bereits mal auf Wohnungssuche gemacht. In der Stadt in der ich wohne ist der Wohnungsmarkt allerdings ziemlich angespannt und es ist schwierig etwas bezahlbares zu finden. Ich hoffe dennoch, dass ich vielleicht in den nächsten Wochen etwas finde was meinen Vorstellungen entspricht und mir den Abschied von unserer jetzigen Wohnung etwas leichter macht. Mein Freund kommt aktuell bei seiner Mutter unter, bis er wieder in die stationäre Therapie kann. Somit habe ich hier wenigstens etwas Zeit zum durchatmen und klarer werden.

    Das nächste halbe Jahr wäre er ja im Prinzip sowieso dann nicht anwesend. Ich habe Angst eine vorschnelle Entscheidung zu treffen bzgl. unserer Wohnung. Wenn die Therapie doch den gewünschten Erfolg bringt, werde ich es bereuen die Wohnung aufgegeben zu haben.

    Ich fühle mich absolut ambivalent.

  • Nach diesen 6 Monaten geht die Arbeit für ihn erst richtig los. Da wäre es für euch beide am besten, wenn jeder seinen Rückzugsort hat. Er muss dann erst einmal seine Trockenheit festigen und das ist wirklich mit Arbeit an sich selbst verbunden.

    Und was wäre, wenn er nach diesen sechs Monaten wieder direkt rückfällig wird und du noch in der gemeinsamen Wohnung bist? Möchtest du wieder in dieser Angst leben?

    Dein Freund ist auch nicht rückfällig. Er war nie richtig trocken, hat immer nur saufpausen gemacht. Warte erst einmal einige Monate oder ein bis zwei Jahre ab, ob es ihm mit der Trockenheit wirklich ernst ist. Dann könnt ihr immer noch wieder zusammen ziehen.

  • Also ich bin Alkoholikerin, aber so eine Gewalt ist niemals akzeptabel. Selbst wenn der angeblich trocken aus der Therapie kommt ,hätte ich weiterhin Angst. Liebe baut nicht auf Angst.

    Gut das du dich nach ei er Wohnung umschauen willst. Aber für mich persönlich gäbe es kein Happy End. Ich hätte viel zu viel Angst das alles wieder von vorne anfängt.

  • Du hast Dir Deine Frage schon beantworte . Du kannst nur gehen.

    Er wird Sich ja auch nicht mehr ernst nehmen wenn Du ihm das verzeihst.

    Ich bin Anfang des Jahres gefährlich angegriffen worden und ich hätte das. niemlas gedacht. Er rennt jetzt rum und erzählt, so sei er nicht... und er schäme sich so.... Es war aber niemand Anderes im Raum. Nur er und ich... Und es war völlig aus dem Nichts...

    Allerdings stehen ein Entzug und eine Langzeittherapie nicht Raum.

    Suche das Weite und gehe !!!! Das ist keine Beziehung wert. Ich Kämpfe sehr mit dieser besch... Erfahrung und wünsche sie niemandem.

    Suche Dir einen gescheiten Mann und gehe nicht zurück.

    LG

  • Ich lese hier immer wieder von Frauen in gewalttätigen Beziehungen mit Alkoholikern: aber er hat ja auch so gute Seiten, er ist ja eigentlich ein total toller Freund, ich liebe ihn ja so usw. Aber das Negative überwiegt in all diesen Fällen massiv. Wenn das Objekt der Liebe immer wieder besoffen herumrandaliert und verbale Gewalt ausübt, und du Angst hast, dass er dir bald etwas antun könnte, ist das ein ganz schlechtes Zeichen. Hör auf dein Bauchgefühl und trenne dich von deinem Problemfall!

  • Danke für eure Ratschläge!

    Ich merke selber, dass ich immer wieder versuche mir die Situation schön zu reden. Aber ich muss mir wohl eingestehen, dass ihr recht habt und ich nun die Konsequenzen ziehen muss. Zumindest eine räumliche Trennung ist wohl unabwendbar. Alles andere wird sich zeigen. Ich beobachte alles erstmal aus sicherer Entfernung und schaue wie ernst es ihm ist mit dem Trocken werden. Ich hoffe ich finde zeitnah eine passende Wohnung für mich. Was das angeht macht mir mein Freund zumindest kein Druck und hat mir zugesichert, die nächsten 4 Monate noch die Miete in unserer jetzigen Wohnung mitzutragen.

  • Ich bin mittlerweile bei dem Punkt, dass das "trocken" sein ja alleine nicht reicht. Da ist ja viel in demjenigen was nicht bearbeitet ist und mit dem Alkohol "stumm" geschaltet wird. Es muss ja Gründe geben, warum jemand aggressiv wird. Das macht ja nicht jeder Alkoholiker welcher noch in der Sucht steckt.

  • Ja genau, die wird es sicherlich geben. Das weiß er auch und er möchte da auch psychotherapeutisch hinter kommen in der Therapie und auch nach der stationären Therapie weiter dran arbeiten mit professioneller Hilfe.

  • Mein Bauchgefühl sagt mir das auch. Zumal Taten mehr als Worte sprechen. Ich würde mindestens 1 Jahr auf Abstand gehen. Und wenn es dann so sein soll und er wirklich trocken ist und seine Themen bearbeitet, kann es ja ggf nochmal weitergehen.

  • Abstand ist schon eine Gute Alternative ...aber Sicher keine Lösung!

    Du änderst den Menschen deswegen nicht!!

    .......(kennst du einen trocknen Alkohliker der mit dem alten Umfeld weiter lebt??)...Ich nicht!

    Wenn ja ist er und das Umfeld dann Zufrieden?...

  • Alex_Auf dem Weg..........schreibst echt gut `!

    Das mit der Charaktersache kann ich nur Unterschreiben.

    Meine Grossmutter pflegte immer zu sagen....Wenn du jemand kennenlerntst warte mal ab wenn er ein über den Durst getrunken hat :/..so ist er im Leben!

    Dies kann ich heute noch nur Unterschreiben!!!

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