Maja - Ganz am Anfang

  • Hallo,

    seit einigen Wochen lese ich mich still durchs Forum. Seitdem begreife ich langsam: Mein Mann ist alkoholanhängig, und ich Co.

    Dass mein Mann ein Problem mit dem teuflischen Zeug hat, kam mir schon ein paar Mal in den Kopf. Auch bereits vor vielen Jahren. Doch wahrhaben wollte ich es nie.
    In den letzten Monaten ist es bewusster geworden, offensichtlicher. Vorher hat er immer versucht mich zu täuschen, mir meine Wahrnehmungen abzusprechen, das typische halt- wie ich jetzt weiß.

    Wir haben zwei Kinder, im vorpubertären sowie im pubertären Alter. Bis zum Einlesen in dieses Forum dachte ich immer: Ich kann meinen Mann nicht verlassen, müsse wegen der Kinder bei ihm bleiben, sie würden eine Trennung nur schwer verkraften. Außerdem wollte ich doch an unserer Familie festhalten. An Trennung habe ich jedoch häufig gedacht. Ich war so oft so unglücklich.

    Ich liebe den nüchternen Mann, den betrunkenen verabscheue ich zutiefst.

    Er putzt mich dann runter, schreit mich an, beleidigt mich, macht mich klein und wertet mich ab. Körperliche Nähe, Zuwendung, Zuneigung, Aufmerksamkeit, Interesse: Alles Fremdwörter für ihn.

    Nun leiden aber auch die Kinder immer mehr unter ihm. Ich habe erkannt, dass wir ihn verlassen müssen. Es ist nur so schwer und scheint unüberwindbar.

    Die Kinder lieben ihren nüchternen Papa. Der Betrunkene verunsichert sie. Unser großes Kind rebelliert immer häufiger gegen seinen Vater, es knallt fast täglich zwischen den beiden, verbal. Mein Mann wertet dann auch unser großes Kind ab. Das kleine Kind scheint er zu bevorzugen, ihm lässt er mehr durchgehen. Was macht das nur mit meinem großen Kind und der Geschwisterbeziehung auf Dauer?

    Ich habe meinem Mann vorgeschlagen auszuziehen, dann könne er saufen ohne Kontrolle und ohne Verpflichtungen. Der Gedanke gefällt ihm, aber er unternimmt nichts dafür.

    Heute sagte mein jüngeres Kind: Was habe ich nur für eine Kindheit, wenn Papa immer so ist? Es zerreißt mir das Herz.

    Die Kids bringen sein Verhalten nicht mit Alkohol in Verbindung, sondern mit Traurigkeit.

    Morgen muss ich lange arbeiten, ich habe solche Angst die Kinder mit ihm allein zu lassen. Er „vernachlässigt“ die Kinder, er streitet mit ihnen und beide werden weinend einschlafen. Sie sind so voller Zweifel.


    Sobald ich mal abends oder am WE nicht zuhause bin, endet es in einem Besäufnis seinerseits. Wenn ich da bin, passe ich auf, reguliere, ermahne, streite, kontrolliere, erwarte usw. Die schönsten Tage sind die, an denen er auf Nachtschicht ist. Dort geht er tatsächlich nüchtern hin (bei den Früh- und Spätschichten bezweifle ich, dass er bereits ausgenüchtert ist)

    Dann ist hier abends und nachts eine herrliche Ruhe und Harmonie, ich mache mir keine Sorgen und Gedanken, wie er wieder drauf sein könnte, die Kinder sind unbeschwert…

    Ich fühle mich so schlecht, weil ich nicht eher gegangen bin und den Kindern das alles so lange zugemutet habe. Weil ich manchmal eine Diskussion vor ihnen mit ihm angefangen habe,

    Welchen Schaden haben sie bereits erlitten? Kann man das wieder aufarbeiten?

    Wie soll ich das nur alles schaffen?

    Ich weiß, viele standen vor diesem Schritt und haben es geschafft. Aber momentan sehe ich kein Licht am Ende des Tunnels und weiß, dass ich noch lange brauche ihn hier rauszuwerfen. Wir haben ja auch gute Momente. Nun steht der Urlaub vor der Tür. Immer eine schöne Zeit. Nehme ich uns den?

    Zieht er wirklich aus? Überlässt er uns das Haus? Ich suche nach Wohnungen, finde aber nichts Bezahlbares, trotz vieler Abstriche. Schaffe ich Kinder, Vollzeitjob, Haus und Garten allein? Wann und wie sage ich es den Kindern?

    Ich freue mich auf den Austausch mit euch.

    Eure Maja

  • Hallo Maja und herzlich willkommen,

    die Vergangenheit ist wie sie ist, dass du nicht eher gegangen bist ist nicht zu ändern. Du hast es alles ja immer so gemacht wie du dachtest, es wäre das beste für euch.

    Aber ich verstehe das, es ging mir ja nicht anders. Ich hab mal einen ganzen Tag geweint damals als mir klar wurde, was ich ausgehalten und auch den Kindern zugemutet hatte.

    Jetzt bist du an einem neuen Punkt angekommen, du erkennst, dass es Zeit ist zu handeln. Das ist doch super. Der Austausch kann dir sehr gut helfen auch Wege für dich zu finden. Und du bist nicht alleine.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Danke Aurora, für deine lieben Worte…

    Noch bin ich nicht so weit zu gehen. Aber ich bin froh, dass ich mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen bin, dass wir gehen müssen. Zehn lange Jahre grüble ich bereits und hatte immer das Gefühl zu übertreiben, habe gehofft und war wohl zu naiv.
    Ich muss einen Plan entwickeln.

    Früher hat mich mein Mann immer eingeschüchtert, dass er eher das Haus abfackeln würde, als es uns zu überlassen. Ich möchte es ja gar nicht haben und schon gar nicht mich daran finanziell zu bereichern. Doch ich möchte den Kindern so wenig wie möglich Veränderung zumuten. Eine Wohnung kann ich mir bei den Preisen derzeit nicht leisten. Die Hausrate ist günstiger. Habe meinem Mann vorgeschlagen, dass ich alles selbst bezahle und wir das Haus verkaufen, wenn die Kinder ausgezogen sind. Das war viele Jahre undenkbar für ihn, gerade lenkt er ein. Die Chance muss ich nutzen, doch er sucht nicht aktiv nach einer Wohnung. Er schafft es noch uns mit seinen wenigen nüchternen Tagen „einzulullen“.

    Der Vorschlag, er könne sich eine Wohnung für die Besäufnisse suchen, hat ihn dahingehend aber immerhin zum Umdenken gebracht, dass es für ihn attraktiv ist. Er denkt noch, dass er dann seine nüchterne Zeit weiterhin bei uns verbringen kann und zum Trinken in seine Wohnung fährt. Das wird aber auf keinen Fall passieren, wenn ich ihn erstmal los bin, ist er für immer weg…


    Wie gehen deine Kinder mit ihrem alkoholkranken Vater um? Besteht Kontakt? Umgang? Ich habe Angst, dass mein Mann nicht zuverlässig ist und sie weiterhin so verletzt.

    VG, Maja

  • Hallo Maja,

    meine Trennung ist jetzt 17 Jahre her. Da waren meine Tochter 25 und mein Sohn 22. Sie waren froh, dass ich endlich diesen Schritt gemacht habe und haben mich unterstützt. Sie haben ihren Vater geliebt aber hatten keine Achtung mehr vor ihm.

    Mein Exmann wurde im Zuge der Trennung nüchtern, für gut 4 Jahre. Dann lernte er eine trinkfreudige Dame kennen und fing wieder an. Im November 2018 ist er verstorben, mit 64 Jahren. Er hat sich totgesoffen.

    In der nüchternen Zeit hatten meine Kinder auch wieder Kontakt zu ihm, als er wieder trank wurde das immer weniger.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Hallo Maja,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Leider ist es so, dass sich viele Geschichten der Angehörigen bei uns im Forum ähneln.

    Möchtest Du Dich mit den anderen Angehörigen austauschen?

    Hier ist der Link zur Freischaltung für den offenen Bereich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und ganz kurz etwas dazu schreiben.

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema in den Bereich "Erste Schritte für Angehörige" verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • guten Morgen Maja,

    herzlich willkommen bei uns.

    Ich habe dich jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet. Jetzt kann der Austausch beginnen, dein Thema verschiebe ich. Du kannst darin einfach weiterschreiben.

    Du kannst jetzt überall schreiben, nur bitte in den ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich. Ich wünsche dir einen guten Austausch.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Maja,

    schön, dass du hier gelandet bist. Ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Geschichten ähneln. Mein Mann erinnert mich in vielerlei Hinsicht an den deinen. Er ist vor dreieinhalb Wochen einfach im Suff gegangen. Wahrscheinlich sollte ich froh sein, aber das Gefühl stellt sich noch nicht so ganz ein. Mein Vorteil ist, dass ich nur auf mich schauen muss, mein Sohn ist erwachsen und wohnt nicht mehr hier. Dennoch komme ich schwer mit der Situation zurecht.

    Vielleicht brauchst du auch noch den einen oder anderen "Schubs" von Seiten deines Mannes, bis du bereit bist wirklich loszulassen - ich hoffe um dich und der Kinder willen, dass du bald so weit bist und wieder positiv in die Zukunft schauen kannst.

    Alles Liebe

    Jana

  • Liebe Jana,


    mich nehmen die Geschichten hier alle so mit, weil einfach so viel Leid dahinter steckt. Es tut mir leid, dass du dein Glück noch nicht ausleben kannst. Ich wünschte, ich wäre schon so weit…

    Wohin ist dein Mann gegangen? Habt ihr Kontakt?


    Ich habe gleich Feierabend und schon große Angst, nach Hause zu kommen. Hoffentlich ist alles gut gegangen.

  • Wohin ist dein Mann gegangen?

    Er ist zur Mama gegangen, mit 56. Naja, muss er selber wissen. Er hat mir im Suff unterstellt ich würde fremdgehen und ist Türen knallend abgehauen, x whatsapp geschrieben, dass es vorbei ist und am nächsten Tag nochmal, da aber dann plötzlich weil wir eh nicht zusammenpassen. ja, muss ich ihm recht geben, habe völlig andere Vorstellungen vom Konzept EHE. Jetzt läuft EM und er kann ungehindert trinken. Herrlich für ihn.

    War natürlich nicht das erste Mal dass es eskaliert ist, aber zum ersten Mal so, dass er nicht reuig nach Hause gekommen ist. Wahrscheinlich mein Glück, aber noch ists halt sehr schmerzhaft.

    Hoffe, du findest deinen Weg raus, geht ja doch schon 10 Jahre und wird wohl auch nicht von alleine besser, auch wenn wir uns das so sehr wünschen würden

  • Hallo Maja,

    Ich habe meinem Mann vorgeschlagen auszuziehen, dann könne er saufen ohne Kontrolle und ohne Verpflichtungen. Der Gedanke gefällt ihm,

    Der Vorschlag, er könne sich eine Wohnung für die Besäufnisse suchen, hat ihn dahingehend aber immerhin zum Umdenken gebracht, dass es für ihn attraktiv ist. Er denkt noch, dass er dann seine nüchterne Zeit weiterhin bei uns verbringen kann und zum Trinken in seine Wohnung fährt.

    Es gibt ihn also doch noch: Den Alkoholikerhimmel

    Ein Saufloch mit nem Stuhl, ner Matratze, Kühlschrank, Fernseher und nem Klo? Keine Kontrolle und Meckereien? Paradiesisch . Ich glaube garnicht was ich da lese.

    Zum ausnüchtern nach Hause? ( das wolltest Du ja dann verhindern wie Du schon geschrieben hast, scheint er aber wohl anders zu sehen)

    Wenn das mit der Wohnung tatsächlich ernst gemeint war und er das gut fände, solltest Du schnellstens Abstand gewinnen. Wie auch immer.

    Das schlimmste hast Du dann nämlich noch vor Dir. Es gäbe da einige Szenarien und Abläufe die man sich dann vorstellen kann und alle haben eins gemeinsam: Es würde für Ihn, Euch schlimm ausgehen. Es scheint wohl so, als ob er der Alkoholkrankheit keine Bedeutung als Bedrohung zukommen lässt.

    Seit 10 Jahren bestimmt der Alkohol Dein / Euer Leben, Dich trifft die Alkoholkrankheit genauso wie Ihn.

    lG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Schrecklich Jana. Ich wünsche dir, dass dein Mann nie mehr nach Hause kommt und du den Absprung dadurch schneller schaffst.

    Danke Whitewolf, fürs Augenöffnen. Ich glaube, ich brauche das gerade so sehr.
    Natürlich, soll mein Mann nicht mehr zurückkommen und natürlich weiß ich auch, dass unsere Beziehung zu Ende ist. Ich suche nur noch nach einem Weg daraus. Ohne, dass er uns mit seinen Hasstiraden drangsaliert oder seine perfiden Pläne in die Tat umsetzt. Eigentlich möchte er mich aus dem Haus haben oder verkaufen. In den ganz wenigen reuigen Momenten, findet er die Idee, dass ich mit den Kindern bleibe und er sich was sucht, gut. Und das ist mein oberstes Ziel: Den Kindern das Umfeld belassen, ohne Wohnortwechsel, ohne Schulwechsel usw.

    Natürlich war er gestern Abend betrunken, als ich heim kam. Er polterte noch bis nachts um drei durchs Haus. Eigentlich sollte er sich heute morgen um die Kinder kümmern, damit ich zwischen meinen Schichten etwas Schlaf bekomme. Aber so typisch Co: Ich habe mir einen Wecker gestellt und versorge die Kids gleich. Er schläft seinen Rausch im Gästezimmer aus.

  • Da gebe ich White Wolf komplett recht. Vor allem damit, dass ich diese Krankheit genauso betrifft. Ich bin genau in der gleichen Situation und habe mich getrennt. Es war wirklich schrecklich. Es ist noch keine Ruhe da mein Mann einen Kampf gegen mich angefochten hat er einfach nur schrecklich ist. Kannst du in meinem Faden lesen.
    aber was soll ich sagen, mir geht es seit gut zehn Tagen gut bis sehr gut. Das ist ein Prozess schau einfach mal bei mir rein
    ich drück dich und kann nur sagen gehen ist das Beste für alle.

  • Liebe Maja,

    Lies meine Geschichte- ist sehr ähnlich zu Deiner, ausser, dass meiner zusätzlich noch spielsüchtig ist und durch den 2.Fuehrerscheinentzug seit 5 Monaten nicht trinkt. Ist aber erzwungenes Nicht- Trinken und kein gewolltes. Spielen läuft einfach weiter.

    Ich habe auch Angst, dass ich unserer Tochter den Papa nehme, wenn ich gehe und sie vor einem Trümmerhaufen steht. Sie liebt ihren Vater sehr, obwohl er nichts mit ihr macht.

    Liebe Gruesse

  • Sie liebt ihren Vater sehr, obwohl er nichts mit ihr macht.

    Ganz schlimm!!!! Aus eigener Erfahrung sage ich Dir, Du machst Dir offensichtlich keine Vorstellung davon, welche verheerenden(!) Auswirkungen es auf sie haben wird, wenn Du unter den Umständen bleibst. Sie wird ein Trauma entwickeln, dass sich nur ganz schwer auflösen lässt.


    Es ist mir unbegreiflich, warum du sie nicht schützt und endlich da raus holst! Du nimmst ihr nichts. Du bringst sie in Sicherheit!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Lanananana (20. Juni 2024 um 12:20)

  • Oja, den gibts - den hat mein Mann jetzt auch - bei der Mama, da kriegt man das Bier noch hingestellt ;)

    Den Himmel hat mein Xy jetzt auch!

    Und mit großer Wahrscheinlichkeit hat Mami dafür gesorgt! Gewiss hat sie ihm den Floh ins Ohr gesetzt, dass er mit mir ja total unglücklich ist und ich ihm ja nicht gut tue. Armer Kerl, darf wegen mir nicht mehr trinken. Ne das geht nicht! Die setzen wir gleich morgen früh direkt vor die Tür!

    Jetzt können er und seine Familie Tag ein, Tag aus ihrer Sucht frönen. Alle zusammen 🙂 Jucheee hoch die Gläser!

    Die blöde alte, die deswegen immer am schimpfen war ist jetzt endlich weg! Herrlich!

  • Und mit großer Wahrscheinlichkeit hat Mami dafür gesorgt! Gewiss hat sie ihm den Floh ins Ohr gesetzt, dass er mit mir ja total unglücklich ist und ich ihm ja nicht gut tue. Armer Kerl, darf wegen mir nicht mehr trinken.

    Haben wir die gleiche Schwiegermutter ;)

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