Maja - Ganz am Anfang

  • Ohje, ich habe mich mittlerweile hier durch so viele Fäden gelesen. Es ist fast überall das Gleiche.
    Ich bewundere jede/n von euch, die schon so viel weiter sind, als ich.

    Liesel, wie ist denn bei dir der aktuelle Stand? Weiß deine Tochter von der Alkoholerkrankung ihres Vaters?

    Wie sage ich es den Kindern? Was sage ich ihnen? Und wann? Erst, wenn er sicher weg ist? Ich habe solche Angst, dass er sie im Vollsuff anruft, unzuverlässig ist usw.

    Aktuell weint mein Mann im Vollrausch viel, auch vor den Kindern. So richtig: Herzzereißend, laut, Schnodder läuft aus der Nase, man versteht seine hohe Stimme nicht usw. Wir wissen nie warum, er erklärt es nicht. Im nächsten Moment lacht er wieder. Oder aber er provoziert uns, indem er ständig unsere Grenzen überschreitet. Wir sagen etwas dagegen und er fängt einen Streit an. Er wertet uns drei so oft ab, das kleine Kind bekommt am wenigsten ab.

    Heute war er angeblich auf Wohnungssuche. Es gibt eine Wohnung, die ihn interessiert. Da hat er vor Wochen bereits hingeschrieben, keine Antwort. Meine Nachfragen seiner heutigen Aktion, bleiben aber unbeantwortet. Eben sagte er, er könne auch zu seinen Eltern ziehen. Ich musste auflachen, weil ich eure Antworten hier im Kopf hatte.
    Aber das wäre die schnellste Lösung, doch dann müsste er seiner Mutter reinen Wein einschenken.
    In meiner Schwiegerfamilie bin ich ohnehin die Blöde. Seine Eltern und sein Bruder sind ebenfalls alkoholkrank, meine Vermutung. Mein Mann kam von Besuchen dort immer auch angetrunken nach Hause. Einmal hatte er die Kinder im Auto, seitdem lasse ich sie nicht mehr mit. Nun bin ich für alle die Blöde. Aber das ist mir egal. Konnte mich da immer klar abgrenzen und bin froh dort nicht mehr hinzumüssen.

    Doch im betrunkenen Zustand hält mir mein Mann immer wieder vor, wie wenig Verständnis ich für seine Eltern aufbringe, dass ich die Beziehung zwischen ihnen und den Kindern zerstöre. Bla bla bla.

    Nerve ich ihn weiter so sehr mit meinen Fragen, bis er freiwillig hier verschwindet? Klare Ansagen ignoriert er! Er sagt dann immer: Zieh du doch aus. Ich bewerbe mich wirklich für jede Wohnung im Umfeld, aber erhalte entweder Absagen oder gar keine Antworten.

    Ich hasse mich für diese Gedanken: Aber ich wünsche mir in solchen Phasen wie derzeit, er würde einfach tot umfallen. Dann wären wir alle Probleme los. Und das erschrickt mich. Ich bin so ein harmoniebedürftiger Mensch, der niemanden etwas Schlechtes wünscht.

    Wie lange dauert es, bis man sich von einer Co-Abhängingkeit erholt hat? Kommen wir alle unbeschadet aus der Nummer raus?

    Es tut so gut endlich mal alles loszuwerden, bisher habe ich mit niemanden darüber gesprochen.

  • Hallo Maja.

    Wie sage ich es den Kindern? Was sage ich ihnen? Und wann? Erst, wenn er sicher weg ist? Ich habe solche Angst, dass er sie im Vollsuff anruft, unzuverlässig ist usw.

    Aktuell weint mein Mann im Vollrausch viel, auch vor den Kindern. So richtig: Herzzereißend, laut, Schnodder läuft aus der Nase, man versteht seine hohe Stimme nicht usw. Wir wissen nie warum, er erklärt es nicht. Im nächsten Moment lacht er wieder. Oder aber er provoziert uns, indem er ständig unsere Grenzen überschreitet. Wir sagen etwas dagegen und er fängt einen Streit an. Er wertet uns drei so oft ab, das kleine Kind bekommt am wenigsten ab.

    Es zerreißt mir das Herz, was Deine Kinder erleben müssen.

    Wie kann es sein, dass Du überlegst, wann und was Du den Kindern sagst? Denkst Du, das wäre schlimmer, als das, was sie eh schon erleben müssen?

    LG Cadda

  • Aktuell weint mein Mann im Vollrausch viel, auch vor den Kindern. So richtig: Herzzereißend, laut, Schnodder läuft aus der Nase, man versteht seine hohe Stimme nicht usw. Wir wissen nie warum, er erklärt es nicht. Im nächsten Moment lacht er wieder. Oder aber er provoziert uns, indem er ständig unsere Grenzen überschreitet.

    Hallo Maja,

    die Kinder sehen den Vater besoffen und als heulendes Elend. Das sind Eindrücke, die sie nie vergessen werden.

    Er ist in seinem Suff gefangen und so wird das weitergehen, eventuell sogar noch schlimmer werden, weil er nichts dagegen tut.

    Aber Du kannst etwas tun!

    Beschütze Deine Kinder und Dich vor diesen Auswirkungen des Nervengifts Alkohol!

    Die Idee, dass er zu seinen Eltern zu ziehen will, solltest Du unterstützen und vorantreiben.

    So könnt Ihr Euch erstmal von dem ganzen Schrecken erholen und distanzieren!

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Danke Elly und Cadda für diese ehrlichen und direkten Worte.

    Ja, ich habe bis vor Kurzem wirklich geglaubt, dass eine Trennung schlimmer gewesen wäre, als hier alles aufrechtzuerhalten . Ich wusste es doch nicht besser! Und machen wir uns nichts vor: Für die Kinder wird das Gespräch unglaublich hart! Sie wollen doch, dass wir zusammenbleiben und dass alles so wird wie früher. Mir war nie klar, dass der andere Weg der bessere ist.
    Bitte verurteilt mich! Mir wird es doch gerade alles bewusst. Ich habe mir seine Alkoholerkrankung nie eingestanden, weil er ständig meine Wahrnehmung getäuscht hat.

    Ich will doch was ändern! Ich bin halt noch ganz am Anfang!

    Ich möchte schon gern vorbereitet in das Gespräch mit den Kindern gehen und wäre wirklich dankbar, wenn mir jemand von seinen Erfahrungen berichten kann.

  • Aktuell weint mein Mann im Vollrausch viel, auch vor den Kindern. So richtig: Herzzereißend, laut, Schnodder läuft aus der Nase, man versteht seine hohe Stimme nicht usw. Wir wissen nie warum, er erklärt es nicht. Im nächsten Moment lacht er wieder. Oder aber er provoziert uns, indem er ständig unsere Grenzen überschreitet.

    Ganz schlimm! Bitte bring Deine Kinder in Sicherheit! Sofort!

  • Ganz schlimm! Bitte bring Deine Kinder in Sicherheit! Sofort!

    Wenn das so einfach wäre… Du verunsicherst mich. Ist es wirklich so dramatisch? Wo sollen wir so schnell hin? Richtet man mit so einer plötzlichen Aktion nicht noch mehr Schaden an?

    Für euch klingt es vielleicht nach Ausreden, aber ich bin wirklich verzweifelt, weil vorher einiges geklärt werden muss. Wir können nicht einfach weg, ich kenne niemanden, der uns aufnehmen könnte. In unserer Großstadt findet man nicht so schnell eine Wohnung. Ich schaue wirklich täglich, bin ehrlich bemüht. Morgen rede ich mit meiner Chefin. Aktuell arbeite ich Vollzeit im Wechselschichtmodell. Ich brauche eine neue Stelle, die gibt es nicht ab morgen.

    Einfach weg, ohne Aussicht auf eine Wohnung? Ich hoffe so sehr, dass er einfach geht und wir dann in Ruhe suchen können.

  • Liebe Maja

    Meine Tochter weiß es, aber mein Mann trinkt ja nicht zur Zeit wg Fuehrerscheinentzug.
    Doch er spielt - ist auch spiel süchtig,

    Hat viele Schulden.
    Er wird aber nicht auffällig- nicht einfach nur in seinem Zimmer, kümmert sich um nichts , ist unzuverlässig usw.
    lG

  • Er wird aber nicht auffällig

    Wie bitte? Liesel seit einem Jahr sagen Dir hier diverse Menschen, es ist bereits fünf nach 12 für Dein Kind - dass sein Vater sich nicht kümmert, weil er lieber zockt, findest Du nicht auffällig?!


    Ich bin selbst ein Kind aus einer solchen Familie. Bis heute fühle ich mich ungeliebt und unsicher auf dieser Welt, weil ich als Kind eines Süchtigen und einer leugnenden und verharmlosenden Mutter aufgewachsen bin.

    Bis heute bin ich auf der verzweifelten Suche nach jemandem, der mich sieht, weil ich mich meine ganze Kindheit nicht gesehen gefühlt habe!

    Bis heute sehne ich mich nach Gerechtigkeit. Bis heute versuche ich zu verzeihen. Anders als ihr waren meine Eltern nicht in einer Selbsthilfegruppe. Weil sie in einer Zeit gelebt haben, wo man solche Probleme versucht hat zu verstecken.

    Das volle Ausmaß des Dramas und der schlimmen Langzeitschäden kommt für mich erst Scheibe für Scheibe zum Vorschein. Weil Entwicklungstraumata ganz komplexe Traumata sind.

    Es macht mich fassungslos, dass ihr eure Kinder nicht schützt. Und ehrlich gesagt auch sehr wütend!

    Einmal editiert, zuletzt von Lanananana (20. Juni 2024 um 19:17) aus folgendem Grund: Tippfehler korrigiert

  • Das volle Ausmaß des Dramas und der schlimmen Langzeitschäden kommt für mich erst Scheibe für Scheibe zum Vorschein. Weil Entwicklungstraumata ganz komplexe Traumata sind.

    Genauso ist es und das ist kein Kinderspiel. Das ist ein schweres Erbe, dass die eigene Entwicklung behindert.

  • Es macht mich fassungslos, dass ihr eure Kinder nicht schützt. Und ehrlich gesagt auch sehr wütend!

    Meine Eltern waren nicht alkoholkrank aber psychisch krank. Beide. Schizophrenie mama und papa wahnhaft Depression mit mehreren Suizid versuchen. Seit meiner Geburt.
    da muss man schauen, wie man überlebt als Kind. Komplexe Traumata…. Eltern die keine Verantwortung übernehmen, übrigens auch nicht die mitMenschen die sehen und nicht eingreifen.
    Ich habe viel erreicht im Leben, weil ich einfach eine Frohnatur bin und ein sehr starkes Gemüt habe wie mein Opa. Aber was ich mit mir trage, hat mich in allem eingeschränkt. Übrigens bis heute. Meine Eltern leben noch und ich habe immer noch unfassbar Schuldgefühle, wenn ich nicht ständig bei Ihnen bin und mich kümmere.

    Nach jahrelanger Therapie kann ich das aber nun. Darum ärgert mich es auch so, wenn manche Frauen von Alkoholikern so ignorant sind. Entschuldige bitte für den Ausdruck, aber ich hab da eine gewisse Wut in mir.
    nun bin ich selbst die Frau eines Alkoholikers und ich habe gehandelt. Und zwar nicht zum Schutze des Alkoholikerssondern zum Schutze von mir und in aller erster Linie von meinen Kindern.
    ich habe mit meinen Kindern gesprochen sie sind sehr stolz darauf und haben großen Respekt vor meinem Handeln. Ich habe ihnen aber auch gleich den Giftstachel gezogen und gesagt euer Vater ist krank. Bitte keinen Hass gegen ihn Herzen offen halten und schauen was die Jahre bringen. Habe Ihnen jegliche Schuld Gefühle genommen und gesagt ihr müsst euch entwickeln und gute und stabile Menschen werden dann könnt ihr Papa eventuell irgendwann mal zur Seite stehen wenn er auf euch zukommt und natürlich nur wenn ihr das möchtet

    Nun ist die Fröhlichkeit in unser Haus eingekehrt. Zumindest bei den Kindern. Für mich ist es natürlich sehr schwer zu aber ich weiß, dass ich das Richtige getan hab auch wenn ich nun recht wieder leiden muss und die Familie meines Mannes mich absolut in den Dreck zieht. Drüber stehen Krone richten und wissen was man gesehen und erlebt hat nicht einschüchtern lassen.

  • Für die Kinder wird das Gespräch unglaublich hart! Sie wollen doch, dass wir zusammenbleiben und dass alles so wird wie früher.

    Wer sagt das? Ist das deine Meinung oder haben das die Kinder gesagt?
    Auch Kindern egal in welchem Alter kann man sagen es wird nicht mehr wie früher da steht eine Krankheit im Weg man muss die jetzige Situation sehen und so entscheiden, dass es für alle zum Besten ist. Bitte nicht aussitzen und wegschauen beziehungsweise verdrängen sonst tut man nichts anderes als Alkoholiker selbst.
    wirklich die harten Worte, aber ich finde, dafür ist dieses Forum auch gedacht, um eventuell Ruhe in einige Familien hinein zu bekommen oder Kinder zu schützen. Man sollte nicht meinen Mann meldet sich an so einem Forum an und wird als Opfer bemitleidet.
    nicht böse gemeint, ich war genau in der gleichen Situation. Hier melden sich Menschen zu Wort die genau wissen von was du sprichst und ihre Erfahrungen mitteilen

  • Ich habe ihnen aber auch gleich den Giftstachel gezogen und gesagt euer Vater ist krank. Bitte keinen Hass gegen ihn Herzen offen halten und schauen was die Jahre bringen. Habe Ihnen jegliche Schuld Gefühle genommen und gesagt ihr müsst euch entwickeln und gute und stabile Menschen werden

    Danke dafür. Deine Worte werde ich in unser Gespräch mit einfließen lassen.

  • Wer sagt das? Ist das deine Meinung oder haben das die Kinder gesagt?

    Unser kleines Kind wird weinen, ich kenne es. Es bekommt ja von Papa auch die meiste Zuneigung.
    Und auch die Tatsache, dass sich ihre Eltern trennen werden, wird ihnen den Boden unter den Füßen wegreißen. Wem nicht?

    Ich dachte bis vor kurzem, dass die Kinder leiden nicht unter ihrem Vater. Sie haben es nie zum Thema gemacht. Jetzt so langsam erst…

    Ich bin doch dabei! Ich habe es erkannt! Ich werde etwas ändern! Ich brauche nur einen Augenblick alles zu sortieren, zu klären und vorzubereiten. Ich bin wild entschlossen, aber eben nicht Hals über Kopf!

  • Und auch die Tatsache, dass sich ihre Eltern trennen werden, wird ihnen den Boden unter den Füßen wegreißen. Wem nicht?

    Meinen Kindern hat es nicht den Boden unter den Füßen weggerissen, meinen Kindern hat es den Boden und ihren Halt wiedergegeben!
    und eine Trennung ist für Kinder nur dramatisch, wenn man ein Drama daraus macht beziehungsweise wenn man als erwachsener das nicht positiv verpacken kann. Dass eine Trennung nichts schönes ist, ist klar. Es zerbricht ja etwas, aber die Haltung der Erwachsenen dazu entscheidet über die Gefühle und die Haltung der Kinder dazu.

    Ich bin doch dabei! Ich habe es erkannt! Ich werde etwas ändern! Ich brauche nur einen Augenblick alles zu sortieren, zu klären und vorzubereiten. Ich bin wild entschlossen, aber eben nicht Hals über Kopf!

    Und das finde ich super!! es will ich auch niemand in eine Trennung Drängen. Bei manchen genügt nur eine Veränderung in der Kommunikation oder in konsequentem Handeln. Das kannst nur du beurteilen. Du brauchst nicht nur einen Augenblick um zu sortieren du brauchst viele Augenblicke. Das ist ganz normal. Aber das wichtigste ist du brauchst stärkE und ein fester fester glauben an dich und deine Wahrnehmung. Wenn du spürst, dass du selbst wirksam sein kannst, wirst du dich nicht mehr ohnmächtig fühlen. Ich bin bei dir und ich glaube es sind hier sehr viele stolz auf dich wenn du eine Änderung bewirkst. Und nicht wegen der Vergangenheit ärgern, die ist vorbei. Manchmal brauchen Dinge eben etwas länger.

  • Meinen Kindern hat es nicht den Boden unter den Füßen weggerissen, meinen Kindern hat es den Boden und ihren Halt wiedergegeben!
    und eine Trennung ist für Kinder nur dramatisch, wenn man ein Drama daraus macht beziehungsweise wenn man als erwachsener das nicht positiv verpacken kann. Dass eine Trennung nichts schönes ist, ist klar. Es zerbricht ja etwas, aber die Haltung der Erwachsenen dazu entscheidet über die Gefühle und die Haltung der Kinder dazu.

    Das macht mir große große Hoffnung. Danke für deine Erfahrungen, sie machen so viel Mut.

  • Hallo Maja,

    meine Söhne haben auch ihre Ruhe und ihren Halt wiederfinden können.

    Was Lolli schreibt, finde ich sehr wichtig: Die Art und Weise des Mitteilens.

    Klar kann ich als Mutter weinend berichten, dass die Familie zerbricht, sich unter Tränen entschuldigen und es ganz schlimm und selbst zutiefst enttäuscht rüberbringen.

    Ich kann aber auch optimistisch gestimmt erklären, dass es manchmal besser ist, wenn Mama und Papa nicht mehr zusammen leben und man auseinander zieht, um sich wohler zu fühlen. Dass man trotzdem eine Familie bleibt, auch wenn man sich trennt.

    Sie haben doch so viel mitbekommen in Deinem Fall. Da könnte man auch sagen, dass der Papa sich mit dem Alkohol sehr verändert und das zu schwierig geworden ist über die Zeit.

    Trennungen sind kein Drama.

    Das was die Kinder vorgelebt bekommen ist ein Drama.

    Das was hier schon geschrieben wurde, dachte ich auch:


    Du kannst ihnen mit dem Auszug Halt geben. Nicht nehmen.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!