Mareike108 - Nach Trennung von ihm (nasser Alkoholiker) schmerzhafte Erkentnisse

  • Hallo zusammen,


    ich bin sehr dankbar für dieses Forum. Alleine durch das Lesen der Erfahrungen werde ich gerade immer klarer über meine Situation. Was bleibt ist ein tiefer Schmerz, auch sieben Wochen nach Trennung.

    Ich lernte meinen jetzt Ex Partner kennen und war innerhalb von kürzester Zeit über beide Ohren verliebt. Gar nicht auf der Suche, als glückliche geschiedene Frau Mitte 30 habe ich meiner Meinung nach den Hauptgewinn gezogen: Er sieht gut aus, ist witzig, einfühlsam und lebt seit Jahren alleine. Und scheint damit auch nicht unglücklich zu sein. Ganz im Gegensatz zu meinem Ex Mann, der während unserer Ehe niemals alleine sein konnte und sehr an mir und meiner Kraft hang. Gerade weil er so anders als mein Ex Mann ist, viel mir der dicke Bauch zwar auf, störte mich aber nicht weiter. Ich fand ihn irgendwie sogar anziehend, warm zum „dran-kuscheln“.

    Schon beim ersten Date trank er Bier. Er trinkt hauptsächlich Bier, weil es ihm so gut schmeckt. Später sagte er mal beiläufig, dass wenn anderes Zeug da wäre, er das auch wegtrinken würde. Ich hingegen trinke Tee, weil ich selbst seit jetzt knapp vier Jahren auf Alkohol verzichte. Innerhalb der Beziehung habe ich allerdings ihm zu Liebe einige Ausnahmen gemacht… Sowohl in meiner genetischen Familie, als auch in meiner Ex Schwiegerfamilie wurde und wird regelmäßig bis täglich vor allem Wein getrunken. Als Kind habe ich irgendwann mal kleine Schnappsflaschen im Badezimmerschrank gefunden, ich weiß nicht, ob mein Vater oder meine Mutter sie da versteckt hatten. Beide tranken, vor allem am Wochenende und auf Feiern gerne auch mal zu viel. Dabei funktionierten beide aber im Alltag recht gut.

    Aber zurück zu meiner jetzt Ex Freund: kurz nach dem ersten Date telefonierten wir regelmäßig stundenlang. Ich dachte, ich hätte meinen Seelenpartner gefunden. Wir hatten die gleichen Interessen, ähnliche Traumata erlebt und verstanden uns super. edit. Zu diesem Zeitpunkt, hatte ich noch nicht auf dem Schirm, dass er alkohlkrank sein könnte. Er sagte immer, wie toll er es fände, dass ich nichts trinken würde und er auch mit detoxen wollte. Ich wollte ihm aber auch zeigen, dass ich es nicht schlimm fände, wenn er ab und an mal ein Bier trinkt und habe ihn aus Gastfreundschaft auch immer Bier gekauft, wenn er mich besuchte. Wir führten insgesamt 1,5 Jahre eine Fernbeziehung.

    Nach knapp 4 Monaten dann sein erster Absturz: als ich morgens bei der Arbeit war erreicht mich plötzlich eine FB Nachricht, dass er am Morgen von einer S Bahn Mitarbeiterin geweckt wurde, weil die letzte Station erreicht war. Er hatte alles verloren, Tasche samt Portmonee, Handy, Laptop. Das war ihm sehr peinlich, als er mir das erzählte. Aber noch immer kein Grund, mit dem Trinken aufzuhören. Ab dann wurde ich skeptisch, habe ihm aber trotzdem nie verboten zu trinken.

    Was zunahm war, seine ungelenkten Wutausbrüche und seine Unzufriedenheit über sein Leben. Er verdiente immer weniger Geld, lieh sich von Familienmitgliedern Geld und wurde was Verabredungen anging immer unzuverlässiger. Ich konnte nie mit ihm gemeinsam Dinge planen. Irgendwann gestand er mir, dass er wirkich zu viel trinke. Ich schenkte ihm das Buch von Daniel Schreiber, was ich damals als ich selbst noch trank las und dadurch nüchtern wurde. Das hat er dankend angenommen, dann zwei Monate nicht getrunken und wieder mit einem Freund beim Wandern begonnen. „Es waren ja nur zwei Bier“ als ich dies dann als inkonsequent betitelte, wurde mir das bitter böse vorgehalten, dass ich nicht das Recht hätte, soetwas zu sagen. Diese kleinen Manipulationen nahme zu, bis ich mich am Ende immer wie auf Eierschalen laufend beobachten konnte. Ich habe immer weniger meine Bedürfnisse und meine Wahrheit geäußert. Ich wusste zwischenzeitlich gar nicht mehr, was meine Wahrheit ist. Mein Ich Gefühl verblasste.

    Und das belastendste: ich glaubte ihm, wenn er mir sagte, dass es an mir liegt. Ich sollte einfach mehr vertrauen und entspannt bleiben. Dann wird alles so, wie es werden soll…

    Ich gab mein bestes… weil ich ihn so unendlich liebe. Doch dann wurde ich krank. Brach bei einem gemeinsamen Spaziergang zusammen und musste mich nach fachärztlicher Untersuchung für einige Zeit krank melden. Ich wollte nicht wahr haben, dass es an unsere Beziehung liegt. Ich wollte ihn trotz all dem nicht verlieren… Aber er entfernte sich zunehmend. Ich war ihm zu anstrengend geworden. Die ganze Beziehung schien ihn nur noch zu nerven. Und lange Zeit suchte ich den Fehler bei mir.

    Was ich immernoch als sehr schmerzlich erlebe; er konnte nur liebevoll sein, wenn er etwas getrunken hatte. Dass er mich liebt, brachte er nur mit etwas Alkohol über die Lippen… Ich frage mich, ob er mich überhaupt jemals wirklich geliebt hat. Diese abgestumpften Gefühlswelt seinerseits muss schrecklich sein.

    Jetzt nach der Trennung entdecke ich allmählich diese toxische Dynamik. Meine Bereitwilligkeit, die Schuld aufzunehmen. Den Fehler immer bei mir zu suchen ist ein gesundenes Fressen, wahrscheinlich und auch hoffentlich nur unbewusst. Ich will ihm auch jetzt keine Böswilligkeit vorwerfen. Auch wenn ich es natürlich nicht wissen kann.

    Mir ist jetzt klar, dass ich ihn nicht retten werde und auch gar kein Auftrag habe. Diesen Satz zu schreiben bringt zwei Gefühle ans Licht: Erleichterung, aber auch Traurigkeit. Weil bei allem Negativen was ich hier aufgeschrieben habe, hatte wir auch richtig tolle Momenten. Aber natürlich lassen sich diese nicht gegeneinander aufwiegen.

    Der Kontakt ist mittlerer ganz eingestellt. Weil ich zu emotional bin. Er selbst sieht keinerlei Schuld bei sich. Ich habe in der ganzen Beziehung ohnehin nur ein einziges Mal eine Entschuldigung von ihm gehört. Es fällt ihm sehr schwer, Kritik anzunehmen.

    Danke, dass ich mich vorstellen durfte. Ich hoffe mit dem Teilen ein Beitrag in diesem Forum zu leisten und freue mich auf eure Gedanken zu meiner Geschichte.

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (3. Juli 2024 um 20:39) aus folgendem Grund: Bitte achte unbedingt auf den Wiedererkennungswert und die Persönlichkeitsrechte deines Ex-Partners. Ich habe einiges editiert.

  • Hallo Mareike,

    Willkommen hier in der SHG.

    Gleich ein Hinweis, du schreibst unglaublich viele Details über deinen Ex-Partner. Ich habe einiges editiert, würde aber am liebsten ganze Absätze rausnehmen.

    Ist Mareike dein realer Name? Wir haben zig Hinweise, sich auf keinen Fall mit dem realen Namen anzumelden, eben damit du nicht erkannt wirst bzw. sich die Angehörigen in einem Internetforum "wiederfinden". Bitte um dringende Beachtung, sonst wird noch mehr editiert.

    So ganz habe ich nicht verstanden, warum du dich hier angemeldet hast. Es sollte um dich gehen, um deine Selbsthilfe. Unser Forum ist nicht dafür gedacht, die nassen Alkoholiker auseinanderzunehmen, um es mal so auszudrücken.

    Deine eigenständige Bewerbung haben wir erhalten, momentan schreibe aber bitte erst mal hier in diesem Thread weiter, danke.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,


    Danke für das Wilkommenheißen und auch für Deine schnelle Antwort.

    Maraike ist nicht mein richtiger Name.

    Ich schreibe hier nicht so viel, um meinen Ex Partner „auseinander zu nehmen“ sondern viel mehr, um meine Situation mit ihm zu beschreiben. Diese ehrlich geteilten Situationen und Gefühle sind meinerseits geschrieben worden, um zu beschreiben, wie es sich aus meiner Sicht angefühlt hat in der Beziehung gewesen zu sein.

    Ich bin hier gelandet um Unterstützung in der Trennungsphase zu bekommen. Denn ein Teil in mir liebt diesen Mann noch immer. Wahrscheinlich mein Herz. Mein Verstand weiß aber, dass es sehr unvernünftig wäre, um diese Beziehung zu kämpfen.

    Welche Abschnitte würdest du denn am liebsten ganz strichen und warum?

    Liebe Grüße zurück,

    Mareike108

  • Naja, alles womit er sich selber wiedererkennen würde oder ihn andere erkennen würden.

    Bitte achte künftig darauf.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Guten Abend Mareike,

    willkommen hier. Ich habe Dich freigeschaltet und in den Angehörigenbereich verschoben.

    Du kannst jetzt überall schreiben, nur bitte nicht in den ersten vier Wochen, im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch.

    VG Alex

  • Hallo Mareike,

    ich habe deine Zeilen gelesen.

    Mir ging es kurz nach der Trennung genauso wie dir,mittlerweile ist mehr Zeit vergangen und es ist nicht mehr so brisant aber noch oft habe ich dieselben Gedanken wie du.

    Ich wurde hier auch oft Missverstanden,mir nahegelegt ich solle mich nicht mehr um meinen Ex sorgen,sondern um mich.

    Ich lasse das inzwischen weil ich das Gefühl habe meine Gedanken sind hier teilweise nicht erwünscht, dabei habe ich einfach nur Antworten gesucht um weiter zu kommen. Hatte gehofft von einem Ex Alkoholiker zu hören: ja du bist nicht verrückt, wir verhalten uns oft so oder von einer ehemaligen Co-Abhängigen: mir ging es genauso,ich habe dann so und so reagiert. Keine Ahnung,irgendwas was mich unterstützt hätte und nicht mehr alleine zu fühlen, letztlich sind wir ja hier um Hilfe zu bekommen und Antworten zu finden. Es ist eben jeder anders und verarbeitet anders,dazu gehört auch die vorangegangene Situation zu Schildern.

    Aber nun möchte ich anderen helfen, damit es denen nicht genauso geht. Wie dir z.B. , ich kann dich verstehen. Fühl dich gedrückt!

    Der Kontakt ist mittlerer ganz eingestellt. Weil ich zu emotional bin. Er selbst sieht keinerlei Schuld bei sich. Ich habe in der ganzen Beziehung ohnehin nur ein einziges Mal eine Entschuldigung von ihm gehört. Es fällt ihm sehr schwer, Kritik anzunehmen.

    Da sprichst du mir aus der Seele.

  • Ich wurde hier auch oft Missverstanden,mir nahegelegt ich solle mich nicht mehr um meinen Ex sorgen,sondern um mich.

    Ehrlich gesagt finde ich das a) den besten Tipp, den Du als Co-Abhängige bekommen kannst und b) nicht fair denen gegenüber, die sich Zeit genommen haben, dir nach bestem Wissen und Gewissen das nahezulegen, was ihnen geholfen hat .

    Keine Ahnung,irgendwas was mich unterstützt hätte und nicht mehr alleine zu fühlen, letztlich sind wir ja hier um Hilfe zu bekommen und Antworten zu finden.

    Ja, aber aus meiner Sicht ist genau hilfreich - ein Gedanke, eine Perspektive, die ich so delber (noch) nicht habe.


    Ich muss ja nicht alles annehmen, was mir angeboten wird. Aber es hilft, es zu (wert-)schätzen!

  • Ja, aber aus meiner Sicht ist genau hilfreich - ein Gedanke, eine Perspektive, die ich so delber (noch) nicht habe.

    Das habe ich persönlich genau so empfunden, die Antworten die ich bekommen habe haben mich Nachdenken lassen.

    Man ist ja oft so in seinem Gedankenkarussell gefangen, die Ansichten von Außenstehenden können einem die Augen öffnen.

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