Hallo Zusammen,
Alkohol bestimmt unsere Gesellschaft. Whiskeysammler, guter Rotwein zum Geschäftsabschluß, auf Geburtstagen und Feiern.
Es gab Phasen in denen habe ich, männlich 50 Jahre alt, monatelang nichts getrunken und auch jahrelang sehr wenig und dann wieder Phasen in denen ich fast täglich 1/2 Flasche Wein trank. Ein authistisches Kind und ein anspruchsvoller Internationaler Job sind Herausforderungen. 30 Jahre spielte Alkohol eine mehr oder weniger grosse Rolle in meinem Leben.
Dann kam meine neue Partnerin und es wurde mehr. Später monatelang fast täglich 1/2 selten 1 Flasche Wein. Dann wieder Tage, Wochen oder gar Monate Pause und wieder von vorne. Ich habe mitgetrunken und getrunken um zu entspannen. Ich war immer hochfunktional, beruflich erfolgreich, habe Sport gemacht und war für alle da - nur für mich nicht.
Zum Schluß trank meine Freundin jedes Wochenende an zwei Tagen bis zum Gedächnisverlust und vor jedem Wochenende. Manchmal habe ich mitgetrunken, fand es aber zunehmend abstoßend und trank bewusst wenig bis gar nichts und habe sie überall hingefshren oder abgeholt. Ich dachte es sei eine Phase.
Party, Bewunderung, das Saufen per Whatsapp zur Schau stellen. Fürs saufen und feiern muss man nichts können.
Angefangen hat dies durch eine Freundin, die wieder nach Jahren in ihr Leben trat, die mit 40 keine Kinder, nie eine langfriste Beziehung, nie Verantwortung für etwas übernommen hat. Aber sie trank, machte Party und war immer gut drauf.
Meine Partnerin fing an sich nach 5 Jahren Beziehung komplett zu verändern. Überdorderung im Job, überforderung mit ihrem Teenager-Kind, Überforderung in der Beziehung und den alltäglichen Pflichten. Es wurde nichts mehr mit pflichtbewusstsein oder Freude gemacht, ausser zu saufen.
Sie kleidete sich wie diese Freundin, sie sprach wie sie, sie hörte plötzlich Ballermannmusik, sie trank enorm und ihr Freundeskreis bestand wie der der Freundin zunehmend aus Menschen ohne echten Zielen im Leben , Menschen mit unzureichender Körperhygiene. Die Woche rumkriegen und am Wochenende abschiessen. In der Woche gab es auch immer mehr Anlässe zu trinken.
Unsere vormals tolle Beziehung veränderte sich, sie veränderte sich. Sie log mich an, wobei ihr Wahrheit immer so enorm wichtig war (nicht in Bezug auf Alkohol). Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl sie hätte ein schlechtes Gewissen, es gab eine Distanz zwischen uns, die unüberwindlich war. Sie wurde kalt und hart zu ihrem Sohn und dann auch zu mir.
Eines Tages beendete sie Beziehung. Am Vortag verführte sie mich noch, morgens kuschelten wir, mittags lud sie noch eine andere Freundin zum grillen in ein paar wochen ein und abends machte sie schluss: Die Gefühle reichen nicht. Sie zog nach 6 Jahren Beziehung am Folgetag zu dieser Freundin und kümmerte sich seit dem um nichts mehr. Weder den gemeinsamen Hund, den sie so liebte, noch die Patchworkinder, noch um organisatorische Dinge einer Trennung. Gespräche sind kaum möglich, mit mir kann man nicht reden, mir kann man nichts recht machen - alles ist meine Schuld.
Dann kam wieder, dass sie mich ewig lieben wird, immer die tollen Jahre in Erinnerung halten wird, das wir mit getrennten Wohnungen vielleicht wieder zusammen kommen können.
Nach vielen vergebenen Versuchen Gespräche zu führen habe ich sie blockiert und aus meinem Leben gestossen - ich konnte nicht mehr.
Ich bin WirdWerden und war mindestens an der Grenze zur Abhängigkeit. Ich habe mit der Trennung gänzlich aufgehört zu trinken. In den ersten Wochen noch verteilt drei kleine Bier und nun seit 2,5 Wochen nichts mehr. Ich hatte nie Suchtdruck aber ich glaube eine gewisse psychische Anhängigkeit war vorhanden.
Ich denke um und bin erschrocken wie sich ein Mensch verändern kann. Ich bin enttäuscht von mir, dass ich es bei ihr nicht gesehen habe, dass ich das Problem völlig falsch angegangen bin.
Das ist meine Geschichte und der Grund warum ich hier bin.
Beste Grüße
WirdWerden