Ophelia, Neu und traurig

  • Und würde ihn sehr gerne unterstützen. Nach den letzten Monaten fällt mir das schwer

    das glaube ich dir. Aber das könntest du nur, wenn er eine Krankheitseinsicht hätte, ansonsten hast du keinen Einfluß auf seine Trinkerei. Wichtig wäre es jetzt auf dich achten. Was kannst du für dich tun, damit es dir besser geht. Hast du da eine Idee?


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Liebe Morgenrot,

    Danke! Das wusste ich gar nicht. Diese Einsicht hat er nicht.

    Ich bin ja in meiner eigenen Wohnung in einer anderen Stadt und habe hier Arbeit, Familie und Freunde. Ich kann mich ab sofort wieder mehr um mich kümmern.

    Wir haben uns, seitdem wir nicht mehr zusammen wohnen, nur an den Wochenenden und im Urlaub gesehen und das meistens bei ihm, da er ungern die weite Fahrt macht.

    Daher habe ich einen Rückzugsort und dort auch Kraftquellen

    Er ist mir immer noch wichtig, da er ein sehr wertvoller Mensch ist

    Ich wünsche ihm, dass er glücklich ist. Vielleicht ist er das ja mit Alkohol, das weiß ich wohl nicht.
    Das weiß nur er

    Danke nochmal 💗

  • Er ist mir immer noch wichtig, da er ein sehr wertvoller Mensch ist

    ja das ist sehr oft so, bei uns Angehörigen. Natürlich sind es wertvolle Menschen, die aber von der Sucht gesteuert sind. Es ist nicht so wie bei anderen Erkrankungen, dass wir mit Hilfe etwas ändern können. Bei Sucht gilt : Hilfe durch Nichthilfe.

    Würde quasi auch bedeuten, dass er sein Bett selbst hätte beziehen müssen, dafür bist du nicht zuständig. Ich weiß, dass sind harte Worte aber der nasse Alkoholiker braucht (s)einen Tiefpunkt.

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Würde quasi auch bedeuten, dass er sein Bett selbst hätte beziehen müssen, dafür bist du nicht zuständig. Ich weiß, dass sind harte Worte aber der nasse Alkoholiker braucht (s)einen Tiefpunkt.

    Auch das wusste ich nicht. Ich wollte ihm helfen. Ich konnte ihm ja schon die Scham und das Schuldgefühl nicht nehmen.

    Danke für diesen Hinweis.
    Ich hoffe sehr, dass er glücklich wird und ein Leben führen kann, das er selber gut findet.

    Ich glaube, dass ich nicht mehr dazu gehöre

  • Nach fünf Jahren und vier Monaten gemeinsamen Lebens ist es einfach, unabhängig vom Trennungsgrund, hart ohne den Anderen. Das wird sicher schwer.

    Meine Entscheidung war und ist aber richtig, denke ich

  • Du hörst Dich sehr reflektiert an, vielleicht wäre es gut, genauer hinzuschauen, warum Du zum zweiten Mal an einen Alkoholiker geraten bist? Damit Du beim nächsten Mal noch früher die Reißleine ziehen kannst?

    Hast Du vielleicht familiäre Vorerfahrungen mit dem Thema oder einer anderen Sucht, dass Du Betroffenen gern helfen möchtest - mehr, als evtl. sogar für diese und vor allem für Dich gut ist?

    Dies als Anregung, nicht als Frage, die direkt beantwortet werden soll...

  • Ja, ich habe mich auch schon gefragt…. Ich bin schon immer mit Helfersyndrom unterwegs gewesen und habe das auch zu meinem Beruf gemacht. Und vermutlich ist es aus meiner Familiengeschichte erwachsen.

    Bei diesem Mann habe ich es anfangs nicht gemerkt . Und meine Freunde, seine Freunde, unsere Familien wissen und merken das ebenfalls nicht. Ich, die ihm räumlich am nächsten war, habe es dann im abendlichen Alltag und nachts gemerkt

  • und habe das auch zu meinem Beruf gemacht. Und vermutlich ist es aus meiner Familiengeschichte erwachsen.

    ich habe auch in diesem Bereich gearbeitet, hatte aber im Bezug auf zuhause "ein Brett vorm Kopf". Ich dachte du weißt es doch, wie du damit umgehen kannst / mußt. Ich kann dir sagen all das fachliche Wissen, nützt dir in diesem Moment nichts.

    Wir haben alle irgendwelche erlernten Muster, die wir lernen müssen zu überschreiben, das ist echte Arbeit. Du hast jetzt den ersten Schritt getan, bleib jetzt dran, auch wenn du gerade um die verlorene Beziehung trauerst. Dieses Abschiednehmen ist nützlich, auch wenn es wehtut.

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo und willkommen Ophelia,

    ich hab jetzt mehrmals bei dir gelesen, dass du dich als " schwierige" Frau bezeichnest. Zum Beispiel weil du Anerkennng brauchst.

    Jeder Mensch ist doch aber " schwierig", finde ich. Jeder hat doch seine " Macken", bestimmte Eigenarten und so. Dafür sind wir doch lebendige Lebewesen und nicht perfekt programmierte Maschinen.

    Wenn dein Ex also meinte , er hätte wegen deiner schwierigen Persönlichkeit trinken müssen, dann ist das eine Ausrede gewesen um seinen Konsum zu rechtfertigen. Um dir Schuldgefühle zu machen. Das ist eine Art Muster von Abhängigen. Ich hab das auch so erlebt.

    Mein erster Mann hat mir oft genug eingeredet, er müsse ja trinken um mich aushalten zu können. Mein Gemecker ( wegen seiner Trinkerei), meine Unfähigkeit, Unfreundlichkeit, Unlust zu Intimität. Das wäre nicht ohne Alkohol zu ertragen.

    Der Effekt davon war, dass ich mich verdreht habe, versucht habe mich immer mehr anzupassen um ihn nicht zu ärgern. Damit er keinen Grund zum Trinken hätte.

    Und - dreimal darfste raten - es hat nix gebracht. Er hat immer was gefunden.

    Dass Alkoholiker trinken liegt nicht am Gegenüber, es liegt an der Sucht. An gehirnchemischen Vorgängen die der Alkohol verursacht hat.

    Da du aber schon vorher einen suchtkranken Partner hattest lohnt es sich hinzuschauen, ob du einem Muster folgst. Bei mir war es so. Und ich habe es hier in all den Jahren, in denen ich hier im Forum Mitglied bin, immer wieder auch gelesen. Bei den Cos.

    Gut ist, wenn du da Muster erkennst hast du die Möglichkeit, sie zu verändern. Abzuschwächen. Achtsam mit dir umzugehen um nicht immer wieder in Beziehungen zu sein, in denen du ausgenutzt wirst weil du eine große Hilfsbereitschaft hast.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Ich selber brauche auch ein bisschen Zuneigung und Zuspruch. Mein jetziger ex Freund ist eher wortkarg und macht keine Komplimente. Das hat mir immer gefehlt und das habe ich auch gesagt.

    Das fand er blöd.

    Und: ich finde weder ihn, noch andere alkoholkranke Menschen ‚schlimm‘

    Ich weiß, dass sie krank sind und nichts dafür können.

    Mein eigenes Leben wurde nur sehr schwer und belastend dadurch. Ich liebe meinen Ex Freund noch immer sehr.

    Hey Ophelia,


    ich finde mich bei dem von dir beschriebenen sehr wieder. Ich arbeite auch im sozialem Bereich, wir waren auch 5 Jahre zusammen und ich hatte auch schon vor meinem jetzt Ex auch schon süchtige Partner und mein Ex hat sich genauso wie im Zitat von dir beschrieben mir gegenüber verhalten... Vllt liegt es auch am Alkohol? Ich weiß es nicht, aber ich weiß dass es sehr schwer ist loszulassen, vor allem wenn man (wie ich auch) noch liebt.

    Was mir aber hilft loszulassen ist dass sich hier alle einig sind dass nur durch den räumlichem Abstand und eine Trennung beide Parts die Chance haben richtig zu heilen. Und die wünsche ich uns beiden. Und ich wünsche mir auch aus meinen Mustern ausbrechen zu können... Und ihm wünsche ich aus seinen auszubrechen.Auch wenn es erstmal hart ist, aber anscheinend funktioniert das nur allein...

    (Ich dachte immer ich hätte alles Wissen und hab mich trotzdem Co Abhängig verhalten... Naja... Es tröstet sehr hier zu lesen wie vielen es auch so ging)

  • Danke an Euch Lieben für die Worte.

    Ich habe hier jetzt sehr viel gelesen und oft gesagt, das ist mein Leben. Das ist meine Geschichte und das sind meine Erfahrungen.

    Das hat mich geschockt und erleichtert zugleich. Ich habe mir immer eingeredet, dass ich mir das alles einbilde, dass ich Mega empfindlich bin und eine komplizierte Partnerin, die zu viel verlangt und zu recht runter geputzt und kritisiert wird. Dass sein Alkohol Konsum normal ist und eine gerechtfertigte Bewältigungsstrategie für den Stress isr, den er hat.

    Dabei wusste ich recht früh, dass es sehr viel Alkohol ist. Und ich dachte, er hat es im Griff. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass das nicht der Fall ist.

    Dass Liebe und Mühe, Zeit und Zuneigung und naive ‚Opferbereitschaft‘ nicht helfen, wusste ich intellektuell schon, auch aus meiner eigenen beruflichen Tätigkeit. Aber ich gehöre zu den hilflosen Helfern…. Kriege also selber privat nichts hin, was ich im Job predige und tue.

    Ich liebe meinen Ex Freund und wünsche ihm das Leben und das Glück, das er will

    Ich will ihm nicht meine Weitsicht und meine Moral aufdrücken. Dass er trinkt, ist seine Sucht - und in Maßen, das habe ich hier im Forum erst verstanden, seine Entscheidung.

    Dass ich ein märchenhaftes Happy End will, mit Glückseligkeit und einem trockenen Mann, ist naiv und falsch

    Und doch hoffe ich gegen alle Vernunft, dass er einsieht, dass er ein Problem hat und dass nur er es alleine für sich lösen kann. Nicht wir, nicht ich.

    Und dass ich co abhängig bin habe ich hier mehr als begriffen. Danke dafür an Euch

    Was ich tun soll, weiß ich nicht. Ich liebe ihn und ich weiß, dass er sich wieder melden wird und weiter machen will.

    Ändern wird sich nichts….


    Liebe Grüße an euch alle hier ❤️

  • Hallo Ophelia,

    Dass ich ein märchenhaftes Happy End will, mit Glückseligkeit und einem trockenen Mann, ist naiv und falsch

    Nö, da ist nicht falsch dran außer der Mann, den du gerade hast. Mal so gesagt.

    Ich hab auch immer so Hoffnungen gehabt. Erst, dass mein erster Mann wieder so wird wie am Anfang, später, dass mich ein goldener Ritter da rausholen um mich dann auf Händen zu tragen.

    Na jaaaaa, erstmal kam kein Ritter... Da musste ich selbst handeln. Meinen eigenen inneren Helden rausholen und machen.

    Und dann, dann kam der goldene Ritter in Form meines zweiten Mannes. Es gibt sie, die Happy Ends. Nur nicht mit einem nassen Alkoholiker ohne Handlungsbedarf.

    Liebe Grüße Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Hallo Ophelia, schön das Du hier bist :)

    Ich selber habe zwar gar nichts mit Co Abhängigkeit zutun und meine Frau ist ebenfalls alles andere als eine Co Abhängige. Dennoch fällt mir zu Deinem Thema etwas ein.

    Ich bin selber Alkoholiker. Ich war das schon, als ich meine Frau vor vielen Jahren kennenlernte nur wusste ich gar nicht, das ich diese Krankheit in mir habe. Meine Frau auch nicht. Ich war Spiegeltrinker, das heisst, das ich immer einen gewissen Pegel brauche. Eigentlich. Da ich nichts von meiner Krankheit wusste und ich auch so funktionierte, habe ich nur abends meine "Feierabendbier" und noch eine Flasche Wein getrunken. Ich fand das schon sehr viel, ich konnte aber einfach nicht weniger trinken. Meine Frau fand das auch viel. Zu viel und hat entsprechend immer wieder Druck auf mich ausgeübt. Da sie aber raucht und ich nicht, habe ich immer gekontert, das wenn sie aufhört zu rauchen, ich aufhört zu trinken. Da war dann die Diskussion beendet. So sind wir Alkoholiker. Nie um Ausreden verlegen. Dabei wusste ich gar nicht, das ich Alkoholiker bin. Das kam von der Krankheit heraus. Die Alkoholkrankheit ist die einzige Krankheit, die dir sagt, das du sie nicht hast. Irgendwann wurde es immer schlimmer, ich bekam tagsüber Entzugserscheinungen, mein Körper hat sich nicht mehr damit abgefunden, nur abends kurz etwas zu bekommen. Er wollte 24 Stunden Alkohol. Mir ging es tagsüber schlechter und schlechter. Irgendwann an einem Samstag mittag - wir wollten Fahrrad fahren - kam ich auf die Idee mir mal die Flasche Wein an den Hals zu halten. Stört ja beim Fahrrad fahren nicht und ich konnte endlich mal einen Tag genießen ohne Schmerzen, ohne Schwindel und Herzrasen. Als ich die Flasche angesetzt habe, kam prompt meine Frau um die Ecke. Sie war entsetzt und hat mich gefragt, was das soll. Ich wusste genau, das ich ihr keine Märchen erzählen muss. Sie hätte mir den Puls gefühlt. Ich weiss, daß meine Frau mich sehr liebt aber verarschen lässt sie sich nicht. Sie hat das einzig richtige mit mir gemacht: sie wollte eine Erklärung und zwar sofort. Sie wollte wissen, was los ist. Na ja und dann habe ich ihr von meinen körperlichen Problemen erzählt. Wäre ich nicht zur Suchtberatung und zum Arzt gegangen, dann hätte ich sie verloren. Und heute weiss ich auch, das ich nicht nur sie verloren hätte.

    Du kannst einem Alkoholiker nur helfen, in dem Du ihm nicht hilfst. Alles was Du ihm gibst, Packt er in seine Compfortzone immer mit dem Fokus auf das Wichtigste für ihn: seinen Alkohol. Hätte mich meine Frau nicht erwischt oder hätte das "unter den Tisch gekehrt" wäre ich vielleicht heute einsam, alleine in einem dunklen Raum den ich nur verlassen hätte, um Nachschub zu holen, ich hätte vielleicht alles verloren. Es war alles andere als schön, als sie mich erwischte, ich brauchte aber das, die Pistole auf der Brust, konsequent, ohne Ausreden.

    Was ich gelernt habe ist, das ich der wichtigste Mensch in meinem Leben bin. Ich achte auf mich, damit es mir 100% gut geht. Denn nur, wenn ich 100% funktioniere kann ich anderen Menschen, meinen liebsten 100% helfen.

    Das solltest Du auch: der wichtigste Mensch in Deinem Leben werden. Du musst wissen, das Du nicht komisch bist oder kompliziert. Du bist genau so, wie Du bist: richtig! Genau so sollst Du sein. Sorge gut für Dich. Sie zu, das Du dich wohl fühlst. Lass es Dir gut gehen. Dann kannst Du auch 100% gut zu anderen sein. Und nur dann.

    Ich wünsche Dir alles Gute.

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