Ist eine Therapie das Allheilmittel für Alkoholiker?

  • Guten Morgen,

    ich würde gern meine Gedanken zum Thema "Therapie" hierlassen:

    Für eine Therapie benötigt es ein klares Denken, bereits nüchtern zu sein, ist die Voraussetung für eine Therapie. Und damit meine ich nicht, das Nüchtern-Sein, wenn man gerade eine Trinkpause macht. Nein, ich meine "trocken"sein. Also bereits alles in die Wege geleitet zu haben, eine lebenslange Abstinenz anzustreben und das auch bereits zu leben!

    Ein Alkoholiker kann sich jegliche Arten von Therapien sparen, solange er trinkt. Das ist völlig verschwendete Energie!

    Deshalb wird es auch nie funktionieren, wenn Alkoholiker ihren Co.s zur Beruhigung erzählen: „Ich höre bald auf zu trinken, denn ich beginne eine Therapie“.
    Eine Therapie ist keine Gehirnwäsche, die einen Alkoholiker trocken legt. Sie sorgt weder dafür, dass der Alkoholiker aufhört zu trinken noch dafür, dass er weniger trinkt.

    Auch das ist ja ein Gedanke, den viele Alkoholiker haben. Dass sie nur so viel trinken und so über die Stränge schlagen, weil sie Sorgen haben. Nein, das stimmt so einfach nicht. Sie trinken, weil sie süchtig sind. Wenn eine Grenze erst einmal überschritten ist, dann wird ein Alkoholiker niemals wieder kontrolliert trinken können. Es ist, als ob sich ein Schalter im Gehirn umgelegt hat. Da kann er noch so glücklich und zufrieden werden in seinem Leben. Ist er erst einmal der Alkoholsucht verfallen, gibt es keinen Rückwärtsgang mehr und wird nie wieder kontrolliert trinken können, völlig unabhängig von Therapien, Glück oder Zufriedenheit.

    Und selbst wenn der Alkoholiker eine lebenslange Abstinenz anstrebt, wird er nicht mit einer Therapie erreichen, trocken zu werden. Eine Therapie kann unterstützen, wenn der Alkohol bereits aus dem Leben verbannt ist, niemals aber ist eine Therapie der START in ein abstinentes Leben.

    Erst kommt der Gang zum Arzt wegen des Entschlusses mit dem Trinken aufzuhören und die Entgiftung/Abstinenz!

    Erst dann kann man zusätzlich eine Therapie beginnen, wenn man es für nötig erachtet!

    Niemals wird umgekehrt ein Schuh draus, auch wenn das immer total gern als Vorhaben von Alkoholikern kommt. Ganz nach dem Motto:

    „Ich mach ne Therapie, bekomme dadurch meine Probleme in den Griff und dadurch ändert sich mein Trinkverhalten automatisch, denn ich trinke ja nur, weil ich Probleme habe“

    Nee. Das ist Schwachsinn! Denn ein Alkoholiker trinkt, weil er süchtig ist. Da kann er tausend Therapien machen. Das wird nichts ändern.

    Ich merke gerade, wie mich das Thema beschäftigt, weil ich es auch oft gehört habe damals und da hatte ich noch nicht das Wissen, dass meine Hoffnung, die ich mir beim Wort „Therapie“ gemacht habe, völlig umsonst war.

    Auch hier im Forum lese ich das seit Jahren immer wieder "Er will ne Therapie machen" und schon sind alle Hoffnungen auf Sendung. Eine Therapie ist keine Wunderheilung. Ich kenne übrigens persönlich Alkoholiker, die Therapien gemacht haben und trotzdem noch trinken. Das Eine hat mit dem Anderen einfach gar nichts zu tun und wenn es nicht geklickt hat, dann wird auch keine Therapeutin der Welt dafür sorgen können, dass es klickt! Weil ein nasser Alkoholiker nicht therapiefähig ist.

    Ich würde mir wirklich sehr wünschen, dass sich das Co-Abhängige verinnerlichen. Und wenn Co-Abhängige das jetzt lesen und denken, dass es bei ihrem XY aber anders ist, weil es eine Ausnahme ist, dann glaubt mir: Nein, das ist bei Eurem XY auch nicht anders, er ist keine Ausnahme.

    Denn auch das ist ja immer wieder hier im Forum herauszulesen: Der Glauben, dass es in der eigenen Geschichte ja so anders ist. Denn man selbst hat ja einen Alkoholiker erwischt, der ohne Alkohol total lieb ist und man selbst hat ja außerdem einen Alkoholiker an seiner Seite, der WIRKLICH aufhören will zu trinken und außerdem ist man selbst ja so fähig, Einfluss auf den Alkoholiker zu nehmen, weil man ja selbst so gut darin ist, jemandem zu helfen. Deshalb ist es einfach bei einem selbst in der eigenen Geschichte ganz anders und die Dinge, die hier geschrieben werden, zählen für einen selbst ja nicht. Der eigene Alkoholiker manipuliert ja nicht, auch nicht unbewusst, das machen nur die anderen Alkoholiker.

    Na? In dem Geschriebenen wieder erkannt? Dann glaubt mir: Es ist bei Euch exakt genau so, wie bei allen anderen Suchtgeschichten auch!

    Wie ihr merkt, kämpfe ich gerade gegen den Satz "Die Hoffnung stirbt zuletzt" und das mache ich auch ganz bewusst, denn das ist das nächste Thema, was mich beschäftigt:

    Immer wieder lese ich hier, dass Co-Abhängige denken, dass sie ihren Alkoholiker doch nicht allein lassen können, denn er wäre ja krank und er erreicht bestimmt bald seinen Tiefpunkt. Hier im Forum sind ja schließlich auch so viele trockene Alkoholiker, mein Alkoholiker schafft es sicherlich auch. Moment! Bitte immer daran denken, dass hier quasi die "Zentrale der trockenen Alkoholiker" ist. Da "draussen" gibt es unzählige Alkoholiker, die ihren Tiefpunkt niemals erreichen, weil es für sie keinen Tiefpunkt geben wird. Es gibt etliche Alkoholiker, die um ihr Leben kämpfen mussten, weil sie im Krankenhaus gelandet sind, die dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen sind und dennoch saufen sie ein halbes Jahr nach dem Vorfall wieder, weil sie denken, dass sie ja nun aufgewacht sind und kontrolliert trinken könnten. "Mal ein Bier kann ja nicht schaden". und dann landen sie innerhalb kürzester Zeit wieder genau dort, wo sie waren, bevor sie eingewiesen wurden.

    Bitte liebe Co.´s denkt nicht, dass es irgendwann bei jedem Alkoholiker klickt und man nur genügend Geduld benötigt. Dem ist nicht so.

    "Die Hoffnung stirbt zuletzt...". Ein Satz, auf den man sich nicht stützen sollte, denn letztendlich ist es der Alkoholiker, der irgendwann stirbt. Vielleicht unter dem Deckmantel einer anderen Krankheit oder eines anderen Grundes. Aber Fakt ist, wenn nichts dazwischen kommt, dann säuft er sich tot. Die Frage ist dann, ob man dabei sein möchte bzw. das Begleiten möchte.

    Und schon ist das die Überleitung für das nächste Thema in meinem Kopf: "Ich kann ihn doch nicht allein lassen, ich muss ihn schließlich begleiten, er ist doch krank".

    Nee! Kein Co-Abhängiger der Welt muss seinen Alkoholiker begleiten und ist egoistisch, wenn man sich für ein Leben entscheidet, ohne jemanden an seiner Seite, der trinkt! Ja, Alkoholismus ist eine Krankheit. Diese ist aber nicht zu vergleichen mit z. B. Krebs. Hab ich hier nämlich auch schon gelesen, ganz nach dem Motto, wenn er Krebs hätte, würde ich ihn ja auch nicht verlassen.

    Dennoch ist es aber kein Vergleich, denn die Alkoholkrankheit kann ich als Alkoholiker in jedem Fall stoppen! Bei Krebs oder anderen Krankheiten verhält es sich anders. Ich kann da zwar auch alles dafür tun, diese Krankheit zu heilen oder stoppen, aber es liegt nicht in meinem Einflussbereich, ob das funktioniert.

    Und nochmal: Die Alkoholsucht jedoch kann ich stoppen mit der lebenslangen Abstinenz.

    Und wo wir wieder beim Anfangsthema wären: Ich kann die Alkoholsucht nicht mit einer Therapie stoppen ;)... sondern mit einer lebenslangen Abstinenz!

    LG Cadda

  • Liebe Cadda,

    Danke für diesen Beitrag, der meiner Meinung nach den Nagel auf den Kopf trifft. Er sollte hier irgendwo bei der allgemeinen Wissenssammlung für Co's angeheftet werden.

    Ich habe am Anfang ähnliche Gedanken gehabt, welche Du hier beschreibst. Wenn Freunde zu mir gesagt haben, dass mein Ex wahrscheinlich nie "aufwachen" wird, habe ich für mich gedacht, "Die haben doch keine Ahnung. Bei ihm ist das anders. Und dann bin ich da und Alles wird gut...." 😶‍🌫️

    Was ein Wunschdenken.

    Danke liebe Cadda!

    LG Momo

  • Für eine Therapie benötigt es ein klares Denken, bereits nüchtern zu sein, ist die Voraussetung für eine Therapie. Und damit meine ich nicht, das Nüchtern-Sein, wenn man gerade eine Trinkpause macht. Nein, ich meine "trocken"sein. Also bereits alles in die Wege geleitet zu haben, eine lebenslange Abstinenz anzustreben und das auch bereits zu leben!

    Ich frage mich, wie es ein Alkoholiker ohne Vorwissen erkennen kann, dass es nur so funktioniert? Als ich das Glas aus einem Tiefpunkt weggestellt hatte, war ich noch pitsche patsche nass in meinen Gedanken. Da war nichts mit klar denken.

    Ansonsten sehe ich es ähnlich.

    Zudem stehe ich auch bei einer laufenden Therapie in bestimmten Aspekten kritisch gegenüber. Zielführend ist sie nicht, wenn sie aufgezwungen wurde. Damit meine ich nicht nur Ärzte und Therapeuten, sondern auch alle, die mit Halbwissen glänzen und salopp in den Raum schmeißen . Mach eine Therapie, der braucht eine Therapie.

    Ich habe keine Therapie gemacht. Es handelt sich lediglich um meine Meinung und nicht um eine Erfahrung. Dennoch hat mir der jahrelange Austausch mit Alkoholiker diesen Eindruck vermittelt.

    Und ein CO sollte sich da grundsätzlich heraushalten. Viele stehen nur vor dem Problem, dass sie nicht einmal wissen, dass sie CO sind.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich frage mich, wie es ein Alkoholiker ohne Vorwissen erkennen kann, dass es nur so funktioniert?

    Leider gar nicht. Deshalb meinen ja auch so viele Alkoholiker, dass sie "einfach" eine Therapie machen und der Rest würde sich dann schon zurecht laufen.

    Ich bin jedoch der Meinung, dass die Alkoholiker, die denken, dass es mit einer Therapie besser wird, eh der Meinung sind, sie könnten durch die Therapie wieder "normal" trinken. Was jedoch Blödsinn ist, wenn die Grenze zur Abhängigkeit erstmal überschritten ist.

    Zielführend ist sie nicht, wenn sie aufgezwungen wurde.

    Auf gar keinen Fall. Das sehe ich auch so.

    Eine Therapie ist nicht nötig um trocken zu werden, davon bin ich überzeugt. Sie kann lediglich unterstützend sein, sich selbst zu festigen und damit auch die innere Stärke und Abstinenz.

    Ich finde es völlig in Ordnung, wenn jemand es als nicht nötig empfindet, eine Therapie zu machen. Ebenso in Ordnung finde ich es, wenn jemand das Bedürfnis hat, an Dingen zu arbeiten und eine Therapie macht.

    Was aber für mich absolut klar ist: Eine Therapie sorgt nicht dafür, aus der Sucht auszusteigen.

    LG Cadda

    Einmal editiert, zuletzt von Cadda (15. August 2024 um 10:16)

  • Leider gar nicht. Deshalb meinen ja auch so viele Alkoholiker, dass sie "einfach" eine Therapie machen und der Rest würde sich dann schon zurecht laufen.

    Wenn Sie es nicht wissen, dann sollten doch Ärzte und Beratungsstellen die richtigen Ansprechpartner sein. Das System zeigt jedoch Schwächen, wenn Ärzte nach der Diagnose einfach den Behandlungskatalog öffnen und eine Therapie vorschlagen. Nicht jeder Arzt ist auf Sucht spezialisiert. Nicht jede Beratungsstelle hat ausschließlich trockene Alkoholiker da sitzen, die wissen, wie es funktioniert.

    Es wird pauschalisiert und der Alkoholiker erhält keine individuelle Beratung. Jedoch sollte der Alkoholiker auch hinterfragen. Es ist ja nicht so, dass er völlig unbeteiligt ist und ihm das eigenständige Denken abgenommen wird. Zumindest, wenn er sein Hirn nicht gänzlich versoffen hat.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Mir ist schon oft aufgefallen, dass so mancher Alkoholiker hier hereinkommt und panisch nach Therapie schreit.

    Dann, die Wartezeiten, keiner greifbar, zu weit weg, etc.

    Tatsächlich wäre dann Dein Beitrag sehr hilfreich.

    Bei Cadda #365 (wie die Tage im Jahr)

    Gerade nachgeschaut. Immerhin steht es schon mal im offenen Bereich.

    Er sollte hier irgendwo bei der allgemeinen Wissenssammlung für Co's angeheftet werden.

    Und auch für Alkoholiker. Wie eben von mir beschrieben. Erst mal selbst an seiner Trockenheit arbeiten und dann in Ruhe ggfs. nach einer Therapie schauen. So wird ein Schuh draus. Ich hätte diesen Beitrag schon öfters schicken können. Wäre er denn schon da gewesen.

    Danke dafür.

  • Toller Text Cadda !

    Mein Arzt hat auch gemeint, dass eine Therapie nicht unbeding nötig ist. Und die Ärztin in der Suchtklinik hat nach unserem Gespräch zu mir gesagt, dass sie nicht denkt, ich bräuchte eine. Ich denke, weil ich keine Spur von Unsicherheit gezeigt habe, dass ich es schaffen will, abstinent zu bleiben. Ich war so felsenfest davon überzeugt, dass ich nicht mehr trinken will. Aber sie haben beide gesagt, wenn ich es möchte, steht diese Tür immer offen. Ist jetzt ja über 2 Jahre her und ich hatte das Bedürfnis bisher nicht. Aber wenn es jemandem hilft, die Sucht besser zu verstehen, dann soll er/sie das machen. Keine Frage.

  • Wenn Sie es nicht wissen, dann sollten doch Ärzte und Beratungsstellen die richtigen Ansprechpartner sein

    Richtig. So hab ich es gemeint:

    Nein, ich meine "trocken"sein. Also bereits alles in die Wege geleitet zu haben, eine lebenslange Abstinenz anzustreben und das auch bereits zu leben!

    Erst kommt der Gang zum Arzt wegen des Entschlusses mit dem Trinken aufzuhören und die Entgiftung/Abstinenz!

    Erst dann kann man zusätzlich eine Therapie beginnen, wenn man es für nötig erachtet!

    Vielleicht wurde ich oft ja auch falsch verstanden, wenn ich psychologische Hilfe befürwortet habe.
    Ich bin grundsätzlich ein Freund davon, das ist kein Geheimnis.

    Jedoch nicht, um mit dem Saufen aufhören zu können. Dafür benötigt es keine Therapie. Keine Therapie bekommt mich trocken gelegt.

  • Nicht jeder Arzt ist auf Sucht spezialisiert. Nicht jede Beratungsstelle hat ausschließlich trockene Alkoholiker da sitzen, die wissen, wie es funktioniert.

    Es wird pauschalisiert und der Alkoholiker erhält keine individuelle Beratung. Jedoch sollte der Alkoholiker auch hinterfragen

    Genau. Es gibt leider auch Ärzte, die sich falsch verhalten, weil es nicht ihr Thema ist.

    Und leider verhalten sich auch Süchtige nicht konsequent beim Arzt.

    Wenn man so auftritt, wie Hera es in ihrem Beitrag beschrieben hat, sieht die Sache auch wieder anders aus. Klar und sicher sagen, was Phase ist.

    Mein Beitrag war ja ursprünglich an Co-Abhängige gerichtet. Hier ist zu bedenken:

    Nicht immer bedeutet der Satz „Ich mach ne Therapie“, dass der Partner aufhören will zu trinken und es nur nicht besser weiß.

    Nicht, dass hier wegen dieses Austausches nun der „Schön-Reden-Vorgang“ beim Co. in Gang gesetzt wird ;)

    In den meisten Fällen bedeutet „ich mach ne Therapie“: Beruhigen, weiter saufen, Zeit schinden“…

    Wer wirklich aufhören will, wartet auf keine Therapie sondern sagt:

    „Ich will für den Rest meines Lebens komplett abstinent leben“ und beginnt sofort (nicht bald oder nächsten Monat) eine ärztlich begleitete Entgiftung.

    Wer aufhören will, tut das. Ohne Ausflüchte.

  • Und leider verhalten sich auch Süchtige nicht konsequent beim Arzt.

    Die eigene Scham kann einen manchmal verstummen lassen.;)

    Schnell hin und schnell raus und bloß nicht offen über die Sucht sprechen. Besonders dann nicht, wenn man es selbst jahrelang es als Schwäche angesehen hat und jedem, der es hören wollte oder nicht, postuliert hat. Ich kann immer aufhören; ich bin nicht süchtig, oder es ist nur eine Wellensache .

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich denke auch, dass die Therapie teilweise gemacht wird, damit die Angehörigen „beruhigt“ sind. Klingt es doch auch für Angehörige wahrscheinlich so, als wäre Therapie quasi das Allheilmittel gegen den Alkohol.
    Sie wissen es einfach nicht besser, da ihnen das Wissen über die Sucht und die Mechanismen der Sucht fehlt.
    Und ich glaube auch, dass mancher Alkoholiker tatsächlich denkt, dass die Therapie die Lösung ist. Auch hier fehlt dann das Wissen.

    Leider wissen viele Ärzte viel zu wenig oder nichts über Sucht und wenn ein Alkoholiker an so einen Arzt gerät, ist das halt leider für die Katz…


    Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Therapie nicht die Sucht stoppt. Das muss der Alkoholiker schon selbst machen. Die Therapie macht nicht trocken…

    VG Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Ich sehe, hier sind einige Therapien gegenüber kritisch eingestellt.


    Hat denn jeder der Kritiker incl. einiger Mods denn eine solche Therapie gemacht? Es scheint mir, dass gerne gerade von solchen Leuten gegen Therapien gemeckert wird, die nie eine Alkoholtherapie, sei es stationär oder ambulant, gemacht haben.

    Ich habe eine ambulante Therapie durchlaufen, die mich unterstützt hat, einen stabilen Weg aus der Flasche zu finden. Deshalb halte ich Pauschalkritik an Therapien für völlig verfehlt.


    Nur die Therapie allein reicht nicht aus. Es muss im Zuge der Zeit die innere Einstellung zum Alkohol und zum Trinken verändert werden. Ich habe seinerzeit noch als Trinker, auf Druck meiner Familie hin, den Kontakt mit der Suchtberatung aufgenommen und mich über das I-net, Fachliteratur, diesem Forum und den Therapeuten letztlich bis heute aus dem Griff der Flasche lösen können. Die Therapeuten und die Ausführungen einiger Teilnehmer, insbesondere der Rückfälligen, waren mir wichtige Ratgeber und passten häufig 1:1 zu den Beiträgen hier.


    I.Ü. kann dezenter Druck von außen z.B. Familie, Arbeitgeber, Führerscheinstelle, als zusätzliche Befeuerung des eigenen Ausstiegswunsches sehr dienlich sein.


    Falls mich ein aktiver Alki fragen sollte, was er machen könne wäre mein Rat:

    1. Kontakt zur Suchtberatung

    2. Gang zum Doc

    3. Literatur

    4. I-Net + Foren.


    Diese parallele mehrfache Vorgehensweise, um das Problem ganzheitlich anzugehen und von allen Seiten zu beleuchten. Da ich von Natur aus ein eher kritischer Mensch bin, hinterfrage ich eh sehr viel, da wäre mir nur ein Ratgeber entschieden zu wenig.

  • Also ich als Co bin Therapien gegenüber aufgeschlossen, für mich. Start der Diskussion war ja das oft im Co- Bereich das Wort Therapie allein schon Alles wieder gut macht. Ich denke hier hat niemand etwas gegen Therapien.

    LG Momo

  • Am Anfang meiner Erkenntnis über meine Coabhängigkeit und seinen Alkoholismus war Therapie für mich gleichzusetzen mit: erstmal Entgiftung, dann gleich anschließend Therapie.

    Für mich als aktive Coabhängige damals hat eine Therapie bedeutet, dass in dem Falle mein erster Mann sich mit seiner Sucht auseinandergesetzt hätte. Wege gefunden hätte um abstinent bleiben zu können. Das hätte für mich einfach die Ernsthaftigkeit unterstrichen, was ändern zu wollen.

    Aber er hat das als Quatsch abgetan, genauso wie den Besuch einer SHG...

    Und inzwischen sehe ich das auch etwas differenzierter. Eine Therapie kann super sein, das weiß ich auch aus eigener Erfahrung mit meiner Verhaltenstherapie. Und aus den Erzählungen von Dante über seine ambulante Therapie.

    Ich kenne inzwischen aber auch viele, die es ohne geschafft haben.

    LG Aurora

    Glücklichsein ist eine Entscheidung

  • Hat denn jeder der Kritiker incl. einiger Mods denn eine solche Therapie gemacht?

    Nun zähle ich mich auch zu den kritischen Menschen, in dieser Hinsicht sind wir uns ähnlich.

    Eine Suchttherapie hatte ich nicht, aber eine ambulante Therapie aus anderen Gründen. Außerdem habe ich durch mehrere Reha- und Krankenhausaufenthalte ähnliche Erfahrungen gemacht.

    Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen ambulanter und stationärer Therapie. Der Begriff" Käseglocke" ist sicherlich bekannt.

    Reicht 17 Jahren Erfahrung im Umgang mit Alkoholikern nicht aus, um sich ein Bild über Therapie zu machen?

    Es ist nicht die Frage, ob eine Therapie stattfindet, sondern vielmehr, wie vorteilhaft sie für die betreffende Person ist. Es ist zumindest zu hinterfragen, inwieweit die Maßnahmen in der Therapie anhand der Rückfallquote wirksam sind.

    Du hast es für dich notwendig erachtet, an dir gearbeitet und wahrscheinlich auch den richtigen Therapeuten gefunden, sonst wärst du nicht so lange trocken .

    Die hypothetische Frage, ob es ohne Therapie geht, kann ich nur anhand meines eigenen Beispiels in den Raum schmeißen.

    Und vor allem ist es kein Wettbewerb, wer Therapie macht oder dagegen ist. Am Ende muss trocken stehen

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Vielleicht wurde ich oft ja auch falsch verstanden, wenn ich psychologische Hilfe befürwortet habe.
    Ich bin grundsätzlich ein Freund davon, das ist kein Geheimnis.

    Nein, das hat nicht immer etwas mit Missverständnissen zu tun. Ein eigener Beitrag wird auch aus der eigenen Perspektive geschrieben, da kann sich schon mal etwas überschneiden. Es darf auch mal als Bestätigung dessen gesehen werden, was "man" selbst geschrieben hat.

    Hin und wieder ist ein Baum auch nur ein Baum.:mrgreen::whistling:

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Nur die Therapie allein reicht nicht aus. Es muss im Zuge der Zeit die innere Einstellung zum Alkohol und zum Trinken verändert werden.

    Da gehe ich voll und ganz mit. Eine Therapie ist in meinen Augen eine gute Bereicherung. Ich selbst hatte bereits zwei. Die nicht direkt mit dem Alkohol in Verbindung standen. Ich war ja kein Alkoholiker ;) Bei der zweiten, hatte ich das Thema aber mit aufgenommen.

    Hat aber nichts gebracht. Siehe "innere Einstellung" und es mir selbst eingestehen, dass ich Alkoholiker bin.

    In meinen Augen könne fast jeder mal eine gescheite Therapie gebrauchen. Und wenn es nur ist, um nicht die ganze Zeit so unreflektiert durch die Weltgeschichte zu rennen.

    Aber die Einstellung zum Alkohol ist das a und o.

  • Hallo Carl-Friedrich.

    Ich habe nichts gegen eine Therapie. Ganz im Gegenteil. Sie kann mit Sicherheit unterstützend sein und die Abstinenz und Einstellung dazu stärken!

    Start der Diskussion war ja das oft im Co- Bereich das Wort Therapie allein schon Alles wieder gut macht. Ich denke hier hat niemand etwas gegen Therapien.

    Ganz genau darum ging es mir.

    Eine Therapie begleitend ist sicher super.

    Trinkend eine Therapie beginnen und meinen, dass dadurch mein Alkoholproblem gelöst wird, funktioniert sicher nicht.

    Und das sollten Co-Abhängige verinnerlichen denke ich.

    LG Cadda

  • Cadda, dein Beitrag ist wirklich klasse! So gut auf den Punkt gebracht. Ich musste mir beim Lesen andauernd an die eigene Nase greifen 🙈!

    Zum Thema Therapie möchte ich noch was sagen. Erst mal gibt es ja einen großen Unterschied zwischen Sucht-Therapie und Psychotherapie. Das wird hier etwas durcheinander geworfen habe ich den Eindruck.

    In der Psychotherapie gibt es ja sowieso die Vorgabe, dass der Betreffende spätestens nach der 10. Sitzung trocken sein muss, sonst muss aufgehört werden. Aktuell wird versucht das auszuweiten. Halte ich ebenso für sinnlos.

    In einer Psychotherapie geht es normalerweise nicht darum Abstinenz herzustellen. Jeder gute Therapeut würde hier zunächst an die Suchtberatung verweisen. Und sagen, dass die Person wieder kommen kann, wenn sie trocken ist.

    Ich halte es aber für sehr wichtig im Sinne der Rückfallprophylaxe, dass psychische Störungen behandelt werden nachdem jemand trocken wurde. Jemand mit selbstunsicherer Persönlichkeitsstörung wird vermutlich ein höheres Rückfallrisiko haben. Angststörungen, Depressionen - sind nicht direkt ursächlich, aber belasten sehr. Unbehandelt kann es die Trockenheit sehr erschweren.

    Aber darum ging es, glaube ich, gar nicht primär in diesem Thema, sondern eben darum, dass Psychotherapie nicht zur Abstinenz führt und nass auch wirkungslos bleibt. Das sehe ich ganz genauso.

    Und dass wir Co's uns einreden bei uns ist es anders, besser, hoffnungsvoller.

    Danke Cadda für diesen schonungslosen Realitätscheck!

  • Zum Thema Therapie möchte ich noch was sagen. Erst mal gibt es ja einen großen Unterschied zwischen Sucht-Therapie und Psychotherapie. Das wird hier etwas durcheinander geworfen habe ich den Eindruck.

    Danke, dass du es ansprichst.

    Ich denke es handelt sich hier um Suchttherapie; andernfalls wäre dieses Forum nicht der richtige Ansprechpartner. Oder?

    Nicht jeder Alkoholiker weist psychische Defizite auf, leidet an Persönlichkeitsstörungen oder an Depressionen. Nicht jeder Alkoholiker hat das selbständige Denken verloren oder ist durch das Trinken unfähig selbst zu handeln. Die meisten Alkoholiker, die ich kennenlernen durfte, bestätigten mir, einfach den Absprung nicht geschafft zu haben.

    Ist das Überstülpen einer Langzeittherapie dann nicht der falsche Ansatz?

    Inwiefern etwas unterstützt wird, war für mich erstmal nebensächlich. Wichtig war für mich, einen Weg zu finden, der mich trocken hält. Wenn ich eine Suchttherapie beginne, sind doch erstmal im nassen Denken meine Erwartungen an den Therapeuten höher als an mich selbst.

    Nicht das er mich trocken legt, sondern um aktive Beteiligung, um zu verstehen, wie man Erfolg haben kann und wo die Risiken liegen – und das nicht psychisch, sondern in der realen Umsetzung.

    Ich halte es aber für sehr wichtig im Sinne der Rückfallprophylaxe, dass psychische Störungen behandelt werden nachdem jemand trocken wurde. Jemand mit selbstunsicherer Persönlichkeitsstörung wird vermutlich ein höheres Rückfallrisiko haben. Angststörungen, Depressionen - sind nicht direkt ursächlich, aber belasten sehr. Unbehandelt kann es die Trockenheit sehr erschweren.

    So denkt der CO? Nicht bös gemeint, aber woher nimmst du diese These?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

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