Ist eine Therapie das Allheilmittel für Alkoholiker?

  • Jetzt habe ich mal noch eine Frage. Was meint ihr?

    Wenn es bei einer Therapie ans "Eingemachte" geht, kann das schon ganz schön aufwühlen. Kenne ich von mir selbst.

    Ist da nicht sogar die Gefahr gegeben, dass der frisch abstinente Alkoholiker zu seinem "altbewährten" Mittel - den Alkohol - greift?

  • Ist da nicht sogar die Gefahr gegeben, dass der frisch abstinente Alkoholiker zu seinem "altbewährten" Mittel - den Alkohol - greift?

    Dann müsste man Alkoholiker ja immer schonen.

    Ich glaube, wenn deshalb ein Rückfall passiert, wäre er eh passiert beim nächsten „passenden Grund“.

    Die nächste Krise, der nächste Jobverlust, Schicksalsschlag, Liebeskummer…

    Wer zu altbewährten Mitteln greift, tut das eh, egal durch welche „Gründe“.

  • st da nicht sogar die Gefahr gegeben, dass der frisch abstinente Alkoholiker zu seinem "altbewährten" Mittel - den Alkohol - greift?

    Unabhängig davon, ob man eine Therapie macht oder nicht, ist das nur ein vorgeschobener Grund, um wieder zu saufen. Wenn man sich entscheidet aufzuhören und alles dafür tut, um es durchzuhalten, in Therapie geht, dann gehört Saufdruck dazu.

    Da würd eher die Frage aufkommen, ob er überhaupt schon so weit war. Sollte er saufen, dann würde es zum Thema passen.

    Therapie ist kein Allheilmittel, sowie auch keine Therapie ein Allheilmittel wäre.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich hatte eine ambulante Langzeitterapie gemacht. Anfangs konnte ich dort sehr viel mitnehmen. Irgendwann wurde es aber sehr anstrengend und zäh für mich. Es wurden immer wieder Themen durchgekaut, die mich nicht betrafen wie Depressionen, Angststörungen und andere Psychiche Erkrankungen. Die Leute benötigten da echt Hilfe, ich konnte damit aber überhaupt nichts anfangen da ich selber überhaupt nichts zutun habe. So habe ich nach etwas über 4 Monaten in Absprache mit meinem Therapeuten und der Leiterin der Einrichtung die Therapie als abgeschlossen beendet.

    So eine Langzeittherapie ist sicher für viele Menscher sinnvoll und hilfreich. Ich bin nicht unglücklich, diese mitgenommen zu haben weil ich ALLES mitnehmen wollte, was mich vom Alkohol weg bringt. Heute glaube ich aber auch, das ich ohne LZT auch trocken geblieben wäre. Dennoch hat sie mich gefestigt. Schaden glaube ich wird sie keinem.

  • ich würde gern meine Gedanken zum Thema "Therapie" hierlassen

    Danke dafür, Cadda. Da passt für mich alles, was du geschrieben hast

    Er sollte hier irgendwo bei der allgemeinen Wissenssammlung für Co's angeheftet werden.

    Yep

    Und auch für Alkoholiker

    Yep

    Ich frage mich, wie es ein Alkoholiker ohne Vorwissen erkennen kann, dass es nur so funktioniert? Als ich das Glas aus einem Tiefpunkt weggestellt hatte, war ich noch pitsche patsche nass in meinen Gedanken. Da war nichts mit klar denken.

    Kann er meiner Meinung nach auch nicht.

    Aber jetzt mal aus reiner Mitmenschlichkeit - sollte einem Alkoholiker nicht eine Suchttherapie vorgeschlagen werden, weil man annimmt, der packt das eh nicht? Jemanden eine Chance geben, bedeutet für mich, er hat die Chance, aus den pitsche patsche nassen Gedanken herauszukommen und klar zu werden. (Hier, mein Name ist Wacholderfrau, ich konnte die Chance nutzen)

    Eine Therapie sorgt nicht dafür, aus der Sucht auszusteigen.

    Eine Therapie sorgt niemals für eine Veränderung, geschweige denn, aus der Sucht auszusteigen, es sei denn, der Patient will es.

    Ich hätte mir sehr gewünscht, dass meine Probleme nun in Ordnung gebracht werden würden, es war die Unterstützung, die ich bekommen habe, die mir geholfen hat. Mir hat aber niemand den Müll weggeräumt oder mich therapiert. Ich musste die Arbeit selbst machen.

    Nicht jeder Arzt ist auf Sucht spezialisiert.

    Natürlich nicht. Manche haben leider auch keine Ahnung von Sucht. Auch bei Therapeuten darf man nicht davon ausgehen, dass sie sich mit Sucht auskennen. Bei Suchttherapeuten jedoch darf ich das erwarten.

    Nicht jede Beratungsstelle hat ausschließlich trockene Alkoholiker da sitzen, die wissen, wie es funktioniert

    Ich weiß nicht, lieber Hartmut, meinst du, nur trockene Alkoholiker können gute Arbeit in der Suchtberatungsstelle machen? Durch die Zusammenarbeit meiner SHG mit der hiesigen Suchtberatungsstelle kann ich sagen, die Leute da wirken auf mich sehr kompetent.

    Deshalb halte ich Pauschalkritik an Therapien für völlig verfehlt

    Auf mich wirken die Beiträge allesamt differenziert, findest du das nicht, Carl Friedrich?

    Nur die Therapie allein reicht nicht aus. Es muss im Zuge der Zeit die innere Einstellung zum Alkohol und zum Trinken verändert werden

    Ob ich nun Therapie mache oder nicht, wenn sich meine innere Einstellung zum Alkohol und Trinken - und meinen ganzen Verhaltensstrategien, die ich mir vor und während der Saufzeit angeeignet habe - nicht ändere, bewege ich mich auf dünnem Eis. Nur die Therapie allein reicht nicht aus, weder bei einer reinen Psychotherapie noch bei der Suchttherapie. Nur nicht trinken reicht nicht, das sollte man wirklich schnellsten verinnerlichen.

    Ich halte es aber für sehr wichtig im Sinne der Rückfallprophylaxe, dass psychische Störungen behandelt werden nachdem jemand trocken wurde. Jemand mit selbstunsicherer Persönlichkeitsstörung wird vermutlich ein höheres Rückfallrisiko haben. Angststörungen, Depressionen - sind nicht direkt ursächlich, aber belasten sehr. Unbehandelt kann es die Trockenheit sehr erschweren.

    Das sehe ich auch so, liebe Jump.

    Es steht in meiner Verantwortung, mich ernst zu nehmen. Wenn mich Dinge belasten, quälen, mir mein Leben schwer machen, liegt es an mir, mich darum (um mich) zu kümmern und das für mich zu tun, was mir möglich ist, mein Leben so leben zu können, wie ich es mir wünsche.

    Ich halte nichts davon zu sagen, ok, jetzt tu ich alles für meine Trockenheit und halte den Deckel auf dem Topf, in dem es köchelt. Die Gefahr, dass es irgendwann überkocht, ist einfach da. Und somit die auch Gefahr für einen Rückfall.

    Danke Cadda für diesen schonungslosen Realitätscheck!

    Yep

    Wenn es bei einer Therapie ans "Eingemachte" geht, kann das schon ganz schön aufwühlen. Kenne ich von mir selbst.

    Ist da nicht sogar die Gefahr gegeben, dass der frisch abstinente Alkoholiker zu seinem "altbewährten" Mittel - den Alkohol - greift?

    Das ist eine sehr interessante und wichtige Frage, lieber Alex, ich kenne nämlich beides.

    Nach meinem Suizidversuch (vor etwa 32 Jahren) war ich in der Psychiatrie. Das war ein einziges Drama, weil ich überhaupt nicht in der Lage war, Hilfe anzunehmen, obwohl ich mir die sehnlichst gewünscht habe. Da hat mich sozusagen etwas ganz schön aufgewühlt, würde sogar eher sagen, da wurde in ein Wespennest gestochen, Ich habe Panik bekommen, habe die Flucht ergriffen, wollte nur noch weg sein, wusste nicht wie - außer zu saufen. Ein bisschen Verstand, den ich noch hatte, hat mich den Psychiater anrufen lassen...

    Danach kam ein halbes Jahr Psychosomatische Klinik, in der mir klar wurde, welche Rolle der Alkohol in meinem Leben spielte. Und dann kamen Jahre der Psychotherapie, mit der ich viel aufarbeiten konnte - weil ich aufarbeiten wollte. Da gab es Phasen, in denen ich alle Register meiner Trockenheitserfahrung ziehen musste, einschließlich meines Lebenswillens, um nicht rückfällig zu werden.


    Abschließend...Hier habe ich noch nicht den Überblick, wer Therapie gemacht hat und wer nicht. Ich kenne nur ein paar Alkoholiker, die ohne Reha/Therapie ein zufriedenes trockenes Leben führen. Die meisten berichten davon, wie wichtig die Therapie war. Müssen tut man nichts. Aber tun muss man tun. Nicht wahr, Hartmut? Das ist einer der besten Sätze, die ich hier im Forum mitgenommen habe.

    Wie ihr merkt, das Thema hat mich auch sehr beschäftigt:S Uff

  • Aber jetzt mal aus reiner Mitmenschlichkeit - sollte einem Alkoholiker nicht eine Suchttherapie vorgeschlagen werden, weil man annimmt, der packt das eh nicht?

    Aus reiner Mitmenschlichkeit würde ich nichts vorschlagen, sondern nur aus einer Notwendigkeit heraus.

    Hier geht es auch nicht um das Vorschlagen, sondern um das Aufzwingen und den Glauben von Co oder Angehörigen, dass Therapien ein Allheilmittel sei. Es mag für den CO oder Angehörigen sinnvoll sein, aber es ist eben nicht für jeden Alkoholiker etwas.

    Es geht nicht nur darum, ob eine Therapie wirksam ist, höchstens um den Sinn der verschiedenen Therapieformen. Das ist allerdings ein anderes Thema. Die Rückfallquote deutet jedoch darauf hin, dass es möglicherweise nicht ganz sinnvoll ist.

    Dann wird dem Rückfälligen mit auf den Weg, gegeben, er habe nicht richtig mitgewirkt, und es wird eine Wiederholung der Therapie vorgeschlagen. Dass ein Rückfall tödlich enden kann, wird meines Erachtens da nicht ausreichend berücksichtigt.

    Nochmals, es sind nicht die Therapien, das Übel , sie können durchaus helfen. Das Problem ist die weitverbreitete Annahme, dass sie jedem helfen. Nach dem Motto. Schublade Therapie auf-Alkoholiker rein . Fertig. Das kann es nicht sein.

    Ich habe allerdings im geschützten Bereich etwas dazu verfasst, um diesen Thread nicht zu verwässern. Deswegen ziehe ich mich hier auch raus.


    Ich weiß nicht, lieber Hartmut, meinst du, nur trockene Alkoholiker können gute Arbeit in der Suchtberatungsstelle machen? D

    Das war nicht gemeint, obwohl sie sich eventuell hineinfühlen können. Ich war auf einer Beratungsstelle und wurde mit Prospekten wieder weggeschickt.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Abschließend...Hier habe ich noch nicht den Überblick, wer Therapie gemacht hat und wer nicht. Ich kenne nur ein paar Alkoholiker, die ohne Reha/Therapie ein zufriedenes trockenes Leben

    Auch ich habe keine Therapie gemacht, nachdem ich trocken geworden bin. Meine Unterstützung war meine Literatur, die ich mir zum Thema besorgt hatte, und meine Selbsthilfegruppe hier.

    Erst viele Jahre später habe ich eine kurze Psychotherapie wegen etwas anderem gestartet. Im Laufe des ersten Gespräches kam ich gleich darauf, dass ich trockene Alkoholikerin bin. Diese Therapie habe ich u.a. angestrebt, weil ich das Gefühl hatte, es hat auch etwas mit meiner Alkoholkrankheit zu tun.

    Meine Erfahrung auf Therapie beruht also nur auf einer Psychotherapie. Und da kann ich sagen, dass ich dank meiner einfühlsamen Psychologin einiges aufarbeiten und verarbeiten konnte.

    Damals hätte ich mich gesperrt und wäre für eine Therapie, egal in welchem Bereich, nicht offen gewesen.

    Für mich war auf jeden Fall klar, dass ein Rückfall nicht dazu gehört, wie es oft suggeriert wird. Mir war klar, dass ich noch eine weitere Chance auf ein trockenes Leben nicht mehr schaffen würde. Ein weiterer Antrieb und auch die anderen Langzeit Trockenen, hier im Forum, haben mich motiviert trocken zu bleiben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ich war stationär in einer Therapie, die ersten 4-5 Tage Entgiftung, dann 3 ½ Wochen Entwöhnung.
    Das Besondere daran war, dass die Therapie am 3. Tag mit meinem ersten Einzelgespräch startete, zu einem Zeitpunkt, als die körperlichen Entzugserscheinungen langsam schwanden, ich aber psychisch ziemlich am Boden war. Zu einem Zeitpunkt, als meine Psyche ein zusammengeknülltes Blatt Papier war. Die Therapie habe ich so empfunden, dass das Papierknäul durch den zeitigen Start der Therapie jeden Tag ein Stück mehr sorgfältig auseinandergefaltet wurde, bis ein knittriges beschriebenes Blatt da lag. Ab dem Zeitpunkt war ich psychisch nackt, wehrlos, verwundbar und verletzlich aber auch offen und ehrlich zu mir selbst. Das war so nach 1 ½ bis 2 Wochen.

    Dann hat mein Therapeut mit mir das Blatt wieder zu einem Kelch geformt, wie der Blütenkelch einer Pflanze. Die Außenhaut der Blüte war immer noch knittrig. Beim Beschriebenen wurde das notwendigste zurechtgerückt, das meiste ist erstmal unbesehen geblieben, dafür war die Zeit zu kurz.
    In diesem Zustand bin ich nach 4 Wochen entlassen worden.
    Einpaar Tage später habe ich mich hier angemeldet.

    Die Entscheidung für diese Klinik und diese Therapie habe ich selbst getroffen. Ich hatte dazu keinen Kontakt mit einem Arzt. Das wiederum aus falsch verstandener Scham, wie ich heute weiß. Wenn schon Entzug, dann weit weg, wo mich keiner kennt.

    Zuvor hatte ich mich über Alkoholismus informiert, mit dem Ergebnis, dass mir klar war, dass ich das nie und nimmer alleine schaffe. Und ich wusste auch, wenn ich einen Entzug mache und dann bis zu einer Therapie alleine gelassen werde, wird das nicht erfolgreich sein. Ich musste mir jegliche Möglichkeit nehmen, den eingeschlagenen Weg wieder verlassen zu können. Am Ende kam dies zusammen mit dem körperlichen und psychischen Ende dessen, was ich aushalten konnte.

    Dann habe ich in der Klinik angerufen, ein paar Tage später war ich da. Ich habe bis dahin weitergetrunken, das wurde mir auch von der Klinik dringend angeraten.
    Dazu muss ich sagen, dass es eine Privatklinik war und meine KK ¾ der Kosten übernommen hat.
    Dadurch ging es so schnell und ich war privat in der glücklichen Lage, dass ich keinem mehr Rechenschaft über meine Abwesenheit von 4 Wochen ablegen musste, außer natürlich meiner Familie.

    Ob eine Therapie sinnvoll ist, ob sie mehr Erfolg verspricht usw. hängt aus meiner Sicht ganz von den individuellen Umständen und Bedürfnissen ab. Ich hatte bis dato in meinem Leben keinen Kontakt zu Psychotherapien, habe sie eher für nutzlos gehalten. Besser, ich konnte damit nichts anfangen.
    Heute hat sich mein Bild um 180 Grad gewandelt.
    Aber ganz entscheidend ist, dass ICH es will und dass ich bedingungslos und offen die Hilfe annehme, die mir geboten wird.

    Auch das Therapiekonzept und vor allem der Therapeut sind für einen möglichen Erfolg entscheidend. Da hatte ich auch wieder großes Glück, denn mein Therapeut ist seit 25 Jahren trockener Alkoholiker. Seinen Tiefpunkt hatte er mit 30 Jahren. Er stand Manchem aus der Behandlungskonzept seiner Klinik kritisch gegenüber und hat die Freiheitsgrade genutzt, die er hatte.

    Das Konzept von 4-wöchiger Therapie, fast mit sofortigem Beginn und schnellem Start der Psychotherapie hat natürlich auch seine wirtschaftlichen Gründe. Gerade für Berufstätige, insbesondere Selbstständige, ist der Zeitbedarf überschaubar und dadurch erschliesst sich eine zusätzliche „Kundenklientel“. Aber ich habe dort als Mitpatienten alle Altersgruppen aus allen möglichen Berufen gesehen und kennengelernt.

    Ich kenne keinen anderen Weg und würde diesen heute wieder bestreiten, was nicht notwendig sein wird. Ich habe bis jetzt keine weiterführende Therapie beansprucht, bin aber grundsätzlich offen dafür, wenn ich spüre, da läuft was aus dem Ruder, was ich selber u.U. nicht mehr eingefangen bekomme.

    Eine Therapieabsicht um sich selbst etwas einzureden und die Angehörigen ruhig zu stellen,
    das funktioniert aus meiner Sicht nicht. Da stimme ich dem schon Geschrieben absolut zu.

    Viele Grüße

    Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Und ein CO sollte sich da grundsätzlich heraushalten. Viele stehen nur vor dem Problem, dass sie nicht einmal wissen, dass sie CO sind.

    Und wiedermal hast du Recht( auch wenn ich es nicht gerne zugebe😉).

    Sich raushalten wäre gesünder gewesen, vor allem wenn es bedeutet hätte sich zu trennen.
    Zusammen leben und sich raushalten, womöglich noch mit kleinen Kindern, schwierig. Denn das Thema trifft ja nun alle in der Kernfamilie, nicht nur den Alkoholiker.

    Und über mein Co- Sein wurde ich ja erst hier im Forum aufgeklärt, als mein Ex schon in der Klinik war. Ich wusste nicht dass es einen Namen dafür gibt, oder dass es noch andere Menschen gibt denen es ebenso ergeht. Es war jahrelang mein Problem. Ganz alleine.


    Diese ist aber nicht zu vergleichen mit z. B. Krebs. Hab ich hier nämlich auch schon gelesen, ganz nach dem Motto, wenn er Krebs hätte, würde ich ihn ja auch nicht verlassen.

    Also diesen Vorwurf machte mein Mann mir tatsächlich. Obwohl er zu dem Zeitpunkt schon mehrere Jahre trocken war, und ich nun die Trennung schon ausgesprochen hatte.

    Allerdings war das der Schlussakt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich die Trennung seit drei Monaten ausgesprochen, er seine Wohnung schon fertig, weigerte sich aber auszuziehen.

    Nach diesem Satz/ Vorwurf, folgte die Androhung dass die Schlösser ausgetauscht werden, wenn er nicht bis zum Abend das Haus verlassen hat.
    Diese Aussage war einfach Zuviel.


    Ich denke nicht dass es nur den einen richtigen Weg gibt, nicht für Alkoholiker, nicht für Cos.

    Aber es muss ein konsequenter Weg sein, erst wenn man den eingeschlagen hat, passiert etwas grundlegendes, in beiden Fällen.


    LG Clärchen

    Das Leben muss nicht immer perfekt sein, um wundervoll zu sein❤️


  • PS


    Es gibt auch Cos mit und ohne Therapie.

    Ich bin einer mit. Damit ich es deutlich sehen konnte. Mir hat es geholfen, tut es noch. Aber sicher gibt es auch viele ohne.

    Aber eben weil man gar nicht weiß was es ist, wer man ist, welche Rolle man in diesem Spiel hat/hatte, finde ich persönlich es einen guten Weg. Es hat mich entlastet und mir Verantwortung genommen.

    Das Leben muss nicht immer perfekt sein, um wundervoll zu sein❤️

  • Ich denke nicht dass es nur den einen richtigen Weg gibt, nicht für Alkoholiker, nicht für Cos.

    Nein, es gibt nur den richtigen Weg für jeden selbst. ;) Die Herausforderung besteht darin, zunächst sich selbst nicht zu vertrauen und zwischen Suchtdenken und realistischem Denken zu unterscheiden.

    Hilfe ist dafür notwendig und ich ziehe eben Menschen vor, die dieses Problem bereits für sich gelöst haben und es mir ohne Umschweife auf den Kopf hauen.

    Ich bin nicht länger ein Opfer, wenn ich mich auf den Weg mache, aber ich bleibe eines, wenn ich nichts an meiner Situation ändere. Andere benötigen tiefere Hilfe, wenn sie sich in eine psychische Extremlage durch das Saufen manövriert haben oder bei Co die in diese Situation gebracht worden sind.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Andere benötigen tiefere Hilfe, wenn sie sich in eine psychische Extremlage durch das Saufen manövriert haben.

    Kommen nicht viele Alkoholiker durch die fortschreitende Sucht irgendwann in eine "psychische Extremlage" ?

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Ich gehöre zu denen, die ein zufrieden trockenes Leben führen ohne Therapie. Als ich damals den Entschluss gefasst hatte nicht mehr zu trinken, war der Gedanke an eine Therapie überhaupt nicht vorhanden.
    Im Nachhinein denke ich, der Hauptgrund war Scham - denn da wäre ich ja bei der Arbeit ausgefallen und es wären Fragen gestellt worden, etc… Das war für mich damals überhaupt keine Option.

    Eine Therapie war mir vom Arzt nicht angeboten worden (war allerdings auch ein Arzt, den ich gar nicht kannte und ich war damals, ich glaube, nur 2 x in der Praxis um mich für den Entzug durchchecken zu lassen).

    Ich hatte damals aber auch gar kein Bedürfnis nach einer Therapie. Hätte gar nicht gewusst, was ich da denn soll? 😉 Natürlich hatte ich auch überlegt, ob es einen „Grund“ für die Alkoholabhängigkeit gab und hab da vermeintliche Gründe in der Familie/Jugend/alkoholabhängige Mutter gefunden. Aber das und alles, was damit noch zusammenhängt, „aufzuarbeiten“ sah ich nicht für notwendig an. Ich wollte einfach nur aus der Alkoholsucht raus…

    Das hab ich mit Hilfe des Forums geschafft. Anfangs und immer mal wieder für kurze Zeiträume war ich noch in realen SHGs, aber für mich persönlich war das Forum die Anlaufstelle Nr. 1, die es bis heute geblieben ist.

    Zwischendurch, nach ein paar Jahren, hatte ich immer mal wieder darüber nachgedacht, ob eine Therapie sinnvoll wäre. Aber nicht wegen der Sucht, sondern eher wegen allgemeiner Themen aus meiner Kindheit und Jugend. Aber auch davon bin ich abgekommen. Zu viel in der Vergangenheit kramen ist für mich (!) nicht mehr zielführend.

    VG Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • ommen nicht viele Alkoholiker durch die fortschreitende Sucht irgendwann in eine "psychische Extremlage" ?

    Sicherlich nur viele wissen sich selbst wieder aus dieser Extremlage zu befreien. Vieles reguliert sich ja auch, wenn der Weg der Trockenheit eingeschlagen wird. Deshalb stehe ich dem Gießkannenprinzip "mache eine Therapie" skeptisch gegenüber.

    Gruß Hartmut

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  • Zu viel in der Vergangenheit kramen ist für mich (!) nicht mehr zielführend.

    Ja, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
    Therapie heisst für mich nicht nur, dass das ganze Leben auf mögliche Ursachen für das Saufen durchforstet wird.
    Die Festplatte muss für die notwendige Lebenseinstellung und Lebensstruktur neu beschrieben werden.
    Die Therapie hat mir geholfen, dafür offen zu sein und und mir einen Weg aufgezeigt. Ich habe gelernt, wie ein paar Sektoren und Spuren neu beschrieben werden können.
    Das hat mir für meine eigene weitere Nachsorgearbeit geholfen. Darauf konnte ich aufbauen.

    Viele Grüße

    Nayouk

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • Ja, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

    Was ich bei dir lese, scheint es bisher auch gut zu funktionieren . Drei Wochen, nicht mehrere Wochen, unter der Käseglocke, und alles ist zeitnah und strukturiert zusammenhängend.

    Dann wurde als zusätzliche Unterstützung ein direkter Austausch in unseren zielorientierten und hochwertige Online SHG gefunden.:mrgreen: Was könnte sich das Herz eines Alkoholikers noch mehr wünschen?

    Das kommt meinem "Tun muss man Tun" sehr nahe.

    Es ist hier niemand stigmatisiert, wenn er Alkoholiker ist, und auch nicht, wenn er alles dafür tut, um nicht rückfällig zu werden. Das schließt alles mit ein.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Nayouk24 Ja, das klingt bei Dir nach dem richtigen Weg für Dich. Ich muss dazu sagen, dass ich in anderen Bereichen (eher so Richtung Coaching / Persönlichkeitsentwicklung) viel gemacht hatte, nachdem ich ein paar Jahre trocken war.
    Das hat meine generelle Lebenseinstellung sehr verändert und sicher zu meiner zufriedenen Trockenheit beigetragen. Vielleicht war das einfach meine Art „Therapie“.

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Dann wurde als zusätzliche Unterstützung ein direkter Austausch in unseren zielorientierten und hochwertige Online SHG gefunden. :mrgreen: Was könnte sich das Herz eines Alkoholikers noch mehr wünschen?

    Genau so ist es :thumbup:

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    - abstinent seit 6.01.2024 -

  • es gibt nur den richtigen Weg für jeden selbst.

    Da musste ich jetzt richtig in mich gehen und nachdenken...denn es gibt ja viele Möglichkeiten, stimmt's? Viele Wege. Therapie, keine Therapie. Und so weiter...

    Aber ja, es gibt nur den richtigen Weg für jeden selbst! So ist es und nicht anders.

    Kommen nicht viele Alkoholiker durch die fortschreitende Sucht irgendwann in eine "psychische Extremlage

    Kann ja gar nicht anders sein, denn da ist ja gar nichts mehr "normal".

    Aber durch die Beiträge von Sue, Elly, Hartmut, Alex, Stromer (hab ich jemand vergessen?), die keine oder nur wenig Therapie gemacht haben, zeigt sich sehr deutlich, dass eben jede und jeder den eigenen Weg finden und gehen muss. Oder darf. Dass es nicht heßt, nur wenn du Therapie machst, und zwar schnell, dann hast du eine Chance.

    Was ich aber wirklich glaube, ist, dass eine SHG nicht nur wichtig ist, sondern eine Voraussetzung für das trockene, zufriedene Leben.

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