123 - Partner ist Alkoholiker

  • Hallo zusammen,

    Nachdem ich seit Monaten im Forum lese, wage ich es mal, mich vorzustellen.

    Ich bin Mitte 30, mein Partner auch. Wir leben nicht zusammen. Ihm ist vor einiger Zeit klar geworden, dass er Alkoholiker ist. Nachdem er lange versucht hat, im häuslichen Rahmen zu reduzieren, steht nun die stationäre Entgiftung an. Bei der Suchtberatung sind wir schon lange. Allerdings schiebt er den Schritt zur Anmeldung immer wieder auf, dass geht mir nach und nach echt an die Substanz. Mittlerweile bin ich an einem Punkt, wo es mir immer egaler wird und manchmal kommen so Gedanken auf wie "dann sauf doch halt tot". Und bei den Leberwerten und der Menge die der trinkt (240 gr Alkohol am Tag) auch nicht unwahrscheinlich. Ich liebe ihn, gar keine Frage, aber mittlerweile resigniere ich immer mehr.

    Ich freue mich auf einen guten Austausch und bedanke mich jetzt schon für die ganzen Beiträge, die ich in den letzten Monaten hier lesen durfte.

    Liebe Grüße

  • Hallo 123,

    herzlich Willkommen bei uns. Wir beißen nicht. :) Schön, daß du jetzt geschrieben hast.


    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hallo 123,

    herzlich willkommen in unserer Selbsthilfegruppe. Schön, dass du dich jetzt angemeldet hast.

    Die Partnerschaft mit einem nassen Alkoholiker geht definitiv an die Substanz, dass weiß ich von mir. Du kannst ihm aber nicht helfen. Nur weil er zur Suchtberatung geht, heißt es noch nicht, dass er Krankheitseinsicht hat. Ist er vielleicht wegen dir zur Suchtberatung gegangen, oder war es sein eigener Antrieb. Wer hat die Termine gemacht? Nur mal als Gedankenanstoß für dich.

    Es ist schwierig zu verstehen, aber bei Sucht kann niemand helfen, außer der Betroffene sich selbst. Im Gegenteil, durch unsere gut gemeinte Hilfe, halten wir sie eher in der Sucht. Wir reden zwar, aber ändern oft nichts.

    Hast du eine Ahnung, was dir gut tun könnte? Dann mach es, denk an dich, damit es dir besser geht.

    Wenn du dich hier austauschen möchtest klicke unten auf den Link, und schreibe einen Satz dazu, dann können wir dich freischalten.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Liebe Morgenrot,


    Danke für deine freundlichen Begrüßungsworte. Der Denkanstoß ist gut, die Frage stell ich mir tatsächlich oft selber. Er sagt, dass er für sich trocken werden möchte, aber auch für uns als Paar. Die Termine bei der Suchtberatung vereinbart er selber, fragt dann, ob ich mitkomme oder nimmt auch Termine alleine wahr. Auch die Anmeldung zur Entgiftung will er selber machen, steht sich selber abe total im Weg. Da kommen auch noch Komorbiditäten dazu, welche die Situation nicht einfacher machen. Ich muss mich manchmal zusammenreißen um ihm seine Aufgabe nicht einfach abzunehmen. Aber da ich selber weiß, dass er seine Sachen alleine regeln muss und es nur dann wirklich nachhaltig werden kann, reiß ich mich da zusammen.

    Mein "Job" in dem Konstrukt ist eher, ihm bei organisatorischen Fragen zur Seite zu stehen, beruflich bedingt bin ich leider in dem Thema sehr drin.

    Aber auch wenn er sagt, dass er es für sich selber tun will, bin ich mir oft nicht sicher, ob er es nicht doch mehr für mich tun will und es deshalb nur so schleppend verläuft, da die Motivation dadurch natürlich eine andere wird. Erschwerend kommt bestimmt dazu, dass wir eine sehr harmonische und liebevolle Beziehung haben, in der sehr offen kommuniziert wird. Aber der Alkoholkonsum ist natürlich ein Thema, was immer wieder präsent ist.

    Ich versuche meinen Alltag trotzdem so gut wie es geht normal weiter zu leben und mache die Dinge, die mir gut tun. Ich treffe mich mit Freundinnen, verbringe Zeit mit meinen Tieren, lese viel und habe außerdem einen Job den ich sehr liebe.


    Aber die Frage, ob er wirklich für sich trocken werden will oder nur denkt, er muss es für mich machen treibt mich schon sehr um im Moment. Vor allem weil ich (zumindest bewusst) nie Druck gemacht habe mit dem Thema, sondern ihn sein Ding machen lasse. Zwischendurch frage ich nach dem aktuellen Stand und dass war es dann. Ich frage mich aber auch oft, ob ich da einfach zu laissez faire mit ihm umgehe.

  • du bist jetzt für den offenen Bereich freigeschaltet und kannst dort überall schreiben.

    Bitte aber in den ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich.

    Du kannst einfach hier weitschreiben. Ich wünsche dir einen hilfreichen Austausch.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo 123,

    herzlich Willkommen bei uns. Wir beißen nicht. :) Schön, daß du jetzt geschrieben hast.


    Viele Grüße, Linde

    Liebe Linde, auch dir vielen Dank für die freundlichen Begrüngsworte . Ich hab mich lange etwas schwer getan, aktiv zu schreiben. Ich bin mehr so der stille Leser..

  • Ich frage mich aber auch oft, ob ich da einfach zu laissez faire mit ihm umgehe.

    das denke ich nicht.

    Denn gerade wenn du auch beruflich nah am Thema bist, ist die Motivation ja vielleicht noch größer. Ich weiß wovon ich schreibe, ich war auch sehr dicht dran. Es ist nur so, dass mir all mein Wissen zuhause nicht geholfen hat. Denn mit all deinem Wissen kannst du ihm nicht helfen. Bevor ich das nicht begriffen hatte, konnte ich auch nichts ändern.

    Du hast keinerlei Einfluß auf seine Trinkerei, dass ist erst einmal schwer zu begreifen, aber es ist so. Stell dich in den Mittelpunkt, und sorge dafür, dass es dir gut geht.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Guten Morgen,

    zwischendurch überkommt mich immer mal wieder so eine elendig Traurigkeit und Angst davor, dass sich mein Partner ins Krankenhaus säuft oder Schlimmeres. Ich fühle mich dann so einsam, auch wenn viele Menschen um mich herum da ist. Und dann kommt das schlechte Gewissen durch, dass ich einfach nichts tue, auch wenn ich weiß, dass es ohnehin nichts gibt, was ich tun kann, außer gut für mich zu sorgen. Der Schritt zur Veränderung muss von ihm kommen. Im Moment fühlt es sich so an, als wenn ich einfach still schweigend zugucke, wie er sich zugrunde richtet.


    Zum Glück fahre ich bald mit meinen Freundinnen in unseren jährlichen Mädchenurlaub, dass gibt mir viel Kraft, die Aussicht darauf, bald 14 Tage Abstand von der Situation zu haben.


    Kommt alle gut in den Tag 🌞

  • Liebe 123,

    Das hört sich super an:

    Zum Glück fahre ich bald mit meinen Freundinnen in unseren jährlichen Mädchenurlaub, dass gibt mir viel Kraft, die Aussicht darauf, bald 14 Tage Abstand von der Situation zu haben.

    Da wünsche ich Dir ordentlich viel Spaß!

    Und den Rest hast Du Dir ja schon selbst beantwortet. Du bist da machtlos.

    LG Momo

  • Liebe momo , danke für deine guten Wünsche!


    Das mit der Machtlosigkeit ist so eine Sache. Auf der Sachebene weiß ich es und ist mir total klar,aber es ist so schwer, es auf der Gefühlsebene zu akzeptieren. Da muss ich noch sehr an mir arbeiten.

  • Ist ja auch wirklich nicht easy das mit anzusehen. Vielleicht hilft es dem Gefühl, dass Du nochmal realisierst, dass du durch dein Verhalten etwas für ihn tust, dass es ihm langfristig besser gehen kann.

  • Ich lass mal einfach meine Gedanken da: es fuckt mich so dermaßen ab, dass er immer ab Nachmittags anfängt zu trinken, ständig erzählt er mir, er will aufhören und wie schlecht es ihm geht und dass er doch nur gesund werden will. Aber er tut nicht alles, was möglich wäre, immer nur halbe Sachen und leere Worte.

    Ich ertrage den Gedanken nicht ihn zu verlieren, aber macht er so weiter, dann bleibt uns noch wie lange? 5 Jahre mit Glück? Dann hat er sich totgesoffen.... ich habe schon mal einen Partner nach einem Unfall verloren, nochmal kann ich das nicht. Also trage ich mich mit dem Gedanken mich zu trennen, einfach nur, damit ich mir nicht weiter angucken muss, wie er sich umbringt.

    Ständig neue Hoffnung, dass er es endlich angeht und dann wieder Enttäuschung, dass er sich mit seinen Ängsten selber im Weg steht, die Sucht hat ihn so fest im Griff, dass er nichts ändert, auch wenn er es immer behauptet. Morgen, dann und dann, jetzt aber wirklich, ich kann es nicht mehr hören.

    Ich liebe ihn so sehr und es macht mich traurig und wütend, dass ich ihn loslassen muss, damit er wenigstens eine minimale Chance hat gesund zu werden. Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt in einer Beziehung wie mit ihm, aber seine Sucht überschattet alles. Er ist schon im Job auffällig geworden bzw. treten Fragen auf, warum er noch nicht in der Klinik ist, obwohl er es seinem Chef lang und breit mehrmals angekündigt hat. Unser Sexleben ist quasi nicht mehr vorhanden, mit keine Ahnung wieviel Promille passiert halt nichts mehr und will ich auch gar nicht. Ich hab früher gerne mal selber ein Bier getrunken, jetzt krieg ich das kalte Kotzen, wenn ich die leeren Dosen sehe. Ich räum sie mittlerweile nicht mehr weg, bring auch sein Leergut nicht mehr weg, soll er sich ruhig jeden Morgeb selbst ansehen, was er alles weggesoffen hat.

    Ich sorge trotzdem gut für mich, gehe meinen Interessen nach, treffe Freunde, freue mich riesig auf meinen Urlaub. Ich stelle mich selber an erste Stelle, dass bin ich mir wert und auch schuldig.

    Aber an so grauen Tagen wie heute zerreißt es mich einfach und die Gedanken müssen einmal raus. Ich finde es einfach so ungerecht. Nach zwei gescheiterten Beziehungen, davon eine psychisch missbräuchlich, lerne ich endlich einen Menschen kennen, bei dem sofort klar war "dass ist es, so soll es sich anfühlen" und dann kommt nach und nach zutage, was er für ein Paket mit sich rumschleppt. Es ist ungerecht und ich bin wütend.

  • Liebe Momo2006 , vielleicht formuliere ich es etwas anders. Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt mit einem Menschen, mit dem ich so viel Zeit verbringe. Ich bin sehr an ihm gewachsen, habe Selbstvertrauen gefasst und traue mich mittlerweile, für mich einzustehen. Ich kann mittlerweile sogar streiten, ohne Angst zu haben, dass ich damit jemanden verletze. Er hat ihm Laufe der Beziehung immer genau die Punkte angepiekt, die mir schwer gefallen sind und mich darin bestärkt, dass ich genau richtig bin wie ich bin. Ich habe bei ihm nicht das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt. Das Gefühl hatte ich in früheren Beziehungen immer, dass wollte ich damit sagen. Und ihm Grunde triggert er bei mir jetzt sehr den Punkt an, dass ich immer Hilfsbereit war und bin und oft meine Bedürfnisse hinten angestellt habe und auch immer noch tue, egal ob bei Freunden, Job, Familie.... es fühlt sich für mich so an, als ob ich grade auch an dieser schlimmen Situation wachse und grade genau das lerne, was mir immer schwer gefallen ist, nämlich Probleme von anderen nicht zu meinen Problemen werden zu lassen.

  • Willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe, 123!

    Der Austausch mit anderen Angehörigen ist gut, aber es ist manchmal zusätzlich gut, die Meinung der anderen Seite zu lesen, deswegen schreibe ich jetzt bei Dir.

    Aber die Frage, ob er wirklich für sich trocken werden will oder nur denkt, er muss es für mich machen treibt mich schon sehr um im Moment. Vor allem weil ich (zumindest bewusst) nie Druck gemacht habe mit dem Thema, sondern ihn sein Ding machen lasse. Zwischendurch frage ich nach dem aktuellen Stand und dass war es dann. Ich frage mich aber auch oft, ob ich da einfach zu laissez faire mit ihm umgehe.

    Genau das würde ich Deinen Partner an Deiner Stelle fragen. Und am besten, bevor er am Nachmittag den ersten Alkohol trinkt.

    Im Moment fühlt es sich so an, als wenn ich einfach still schweigend zugucke, wie er sich zugrunde richtet.

    Dann ändere das, und sprich Klartext mit ihm. Und dass Du das so nicht mehr willst und dass Dich sein Alkoholkonsum belastet. Zudem würde ich ihm sagen, dass Du ihn alkoholisiert nicht mehr sehen willst. Ihr wohnt nicht zusammen, habe ich gelesen. Das ist Dein Vorteil.

    Mein Mann hat damals viel zu wenig gesagt. Er war zu rücksichtsvoll, dieses Thema hatten wir erst vor kurzem. Ja, es ist lange her, aber trotzdem kann ich mich noch an vieles gut erinnern.

    Natürlich nützt es nichts, wenn jeden Tag darüber geredet wird, dann stumpft jeder ab. Aber einmal alles klar sagen und auch dann konsequent zu sein, das kannst Du tun!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo 123, wie wäre es wenn dein Partner sich hier im forum mal anmelden und all die Berichte hier mal lesen würde? Ich bin mir fast sicher das ich schon viel früher aufgehört hätte wenn ich schon viel früher gewusst hätte warum ich saufe. Ich denke nicht! das es Säufer gibt die mit ihrer aktuellen situation zufrieden sind. Raucher rauchen weil sie rauchen und Säufer saufen weil sie saufen und dises handeln mit irgend etwas rechtfertigen. Das man diese Krankheit nur stoppen kann, weiß dein Partner mit Sicherheit nicht. Ich wünsche dir alles Gute.

    Ich bin (M/geb. 71)glücklich abstinent seit 05./24.

  • Genau das würde ich Deinen Partner an Deiner Stelle fragen. Und am besten, bevor er am Nachmittag den ersten Alkohol trinkt.

    Liebe Elly danke dir für diesen Denkanstoß. Auf die Idee bin ich tatsächlich nie gekommen, ihn direkt zu fragen, ob ich zu laissez faire mit ihm umgehe. Das werde ich auf jeden Fall tun, dass ist ein guter Hinweis. Ich bin immer so auf dem Weg gewesen, dass er es selber wollen muss und wollte ihn deshalb nie zu sehr bedrängen mit dem Thema.

    Danke!

    Mein Mann hat damals viel zu wenig gesagt. Er war zu rücksichtsvoll, dieses Thema hatten wir erst vor kurzem. Ja, es ist lange her, aber trotzdem kann ich mich noch an vieles gut erinnern.

    Das bringt mich grade sehr zum grübeln, zu rücksichtsvoll bin ich wohl auch.

  • Hallo 123, wie wäre es wenn dein Partner sich hier im forum mal anmelden und all die Berichte hier mal lesen würde?

    Keine gute Idee, Zwieback!

    Das hier ist 123 ihre Selbsthilfegruppe!

    Es gibt noch andere Möglichkeiten für einen Alkoholiker, sich auszutauschen. Aber nicht in der gleichen SHG!

    Weise Deinen Partner nicht auf unsere SHG hin, 123!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo 123, wie wäre es wenn dein Partner sich hier im forum mal anmelden und all die Berichte hier mal lesen würde?

    Das ist eine sehr schlechte Idee.
    Das hier ist jetzt ihre SHG und das letzte was eine Frau in der Trennungsphase braucht ist ein Partner, der ihr nachspioniert.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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